ALLES IST GUT

Wie unglaublich wichtig der Frieden für Gott ist, können wir aus der Schöpfungsgeschichte erkennen. Denn immer, nachdem Gott etwas erschaffen hat, empfindet Er Sein Werk als gut.

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 17.03.21

Wie unglaublich wichtig der Frieden für Gott ist, können wir aus der Schöpfungsgeschichte erkennen. Denn immer, nachdem Gott etwas erschaffen hat, empfindet Er Sein Werk als gut:

 

  • Am ersten Tag der Schöpfung heißt es: „Und Gott sah, dass das Licht gut war … Und es wurde Abend und es wurde Morgen: ein erster Tag.“ (1. Buch Moses 1, 3-5)
  • Am dritten Tag heißt es: „Und Gott sah, dass es gut war. (1. Buch Moses 1, 10) Und kurz darauf heißt es erneut: „Und Gott sah, dass es gut war … Und es wurde Abend und es wurde Morgen: ein dritter Tag.“ (1. Buch Moses 1, 12)
  • Am vierten, fünften und sechsten Tag beschreibt die Tora dieselbe Aussage: „Und Gott sah, dass es gut war …“ (1. Buch Moses 1, Vers 18,21,25,31)
  • Den siebten Tag empfand Gott sogar als überaus gut und deshalb segnete und heiligte Er ihn. (1. Buch Moses 2, 3)
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Aus dieser Auflistung geht hervor, dass Gott alle Tage der Schöpfung als gut empfunden hat. Am dritten Tag sagte er sogar zweimal, dass es gut sei. Nach Beendigung Seiner Arbeit am sechsten Tag sagte Gott zusammenfassend, dass alles nicht nur gut, sondern sehr gut ist. Dabei fällt allerdings etwas sehr Interessantes auf. Denn am zweiten Tag der Erschaffung ist nirgendwo die Rede von „gut“.

 

Jeden Tag beschreibt Gott alles als gut, bis auf den zweiten Tag! Weshalb? Was entstand an diesem Tag?

 

Zu Beginn dieses Tages war die gesamte Erde von Wasser bedeckt. Deshalb trennte Gott nun das zusammengehörige Wasser. Er teilte es also in zwei Teile. Der obere Teil des Wassers wurde zum Himmel und auf der Erde blieb das Wasser bestehen.

 

Gott provozierte dadurch also eine gewisse Scheidung, eine Art Konflikt zwischen dem oberen Wasser (Himmel) und dem Wasser auf der Erde. Diese Trennung war aber nicht nur wichtig, sie war sogar zwingend notwendig, da niemand von uns in der Lage ist, in einer Welt zu leben, die vollends aus Wasser besteht.

 

Daher stellt sich nun die Frage, weshalb Gott diesen Tag nicht als gut empfand? Hieraus lässt sich nun eine faszinierende Lehre erkennen, die jedem von uns in seinem Leben sehr viel Positives schenken kann.

 

Gott sagte: „Es stimmt, ich musste eine Trennung zwischen den Wassern herstellen, um so den Menschen ihre Existenz zu ermöglichen. Aber dennoch empfinde Ich diesen Tag nicht als „gut“, da an jeder Trennung, egal welcher Art sie ist, nichts Gutes ist!“

 

Jede Art von Trennung, wie z.B. Streit, Konflikte oder Scheidung. Was immer das Gegenteil von Frieden darstellt, ist stets nicht wirklich gut, auch wenn es erforderlich und manchmal sogar unerlässlich scheint!

 

EIN BLATT PAPIER

 

Lass dir das Gesagte bitte genauestens durch den Kopf gehen, indem du jetzt einfach weiterliest und dann darüber nachdenkst – nur fünf Minuten in aller Ruhe.

 

Eines Tages bat eine Lehrerin an einer israelischen Hochschule in Jerusalem ihre Schüler, die Namen der anderen Schüler in der Klasse untereinander auf ein Blatt Papier zu schreiben und ein wenig Platz neben den Namen zu lassen.

 

Anschließend sollten die Schüler sich überlegen, was das Netteste ist, das sie über jeden ihrer Klassenkameraden sagen können und das sollten sie hinter die jeweiligen Namen schreiben.

 

Es dauerte die ganze Stunde, bis alle fertig waren. Und bevor sie den Klassenraum verließen, gaben sie die Blätter bei der Lehrerin ab. Am Wochenende schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen auf ein einzelnes Blatt Papier und dazu die Liste der netten Bemerkungen, die ihre Mitschüler jeweils aufgeschrieben hatten. Am folgenden Montag gab sie jedem Schüler seine Liste. Schon nach kurzer Zeit lächelten alle.

 

„Wirklich?“ hörte man es flüstern. „Ich wusste gar nicht, dass ich hier jemandem etwas bedeute!“ und „Ich wusste nicht, dass mich andere so sehr mögen.“ waren die Kommentare.

 

Niemand erwähnte danach diese Listen wieder. Die Lehrerin wusste auch nicht, ob die Schüler untereinander oder vielleicht mit ihren Eltern darüber diskutiert hatten, aber das spielte auch keine Rolle. Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren glücklich mit sich und den anderen.

 

Einige Jahre später war einer der Schüler im zweiten Libanonkrieg gefallen und die Lehrerin ging natürlich zum Begräbnis des Schülers. Zur Bestattungsfeier waren sehr viele Freunde anwesend.

 

Einer nach dem anderen, der den jungen Mann geliebt oder auch nur flüchtig gekannt hatte, ging an seinem Grab vorbei und erwies ihm die letzte Ehre.

 

Die Lehrerin ging als letzte und betete am Grab. Als sie dort stand, fragte sie einer der Soldaten, die den Sarg trugen: „Waren sie Schlomis Mathe-Lehrerin?“ Sie nickte: „Ja.“

 

Dann sagte er: „Schlomi hat sehr oft von Ihnen gesprochen.“

 

Nach dem Begräbnis waren die meisten von Schlomis früheren Schulfreunden versammelt. Schlomis Eltern waren auch da und sie warteten offenbar dringend darauf, mit der Lehrerin  sprechen zu können.

 

„Wir möchten ihnen gern etwas zeigen.“ sagte der Vater und zog eine Geldbörse aus seiner Tasche. „Das hier wurde gefunden, als Schlomi im Krieg gefallen ist. Wir dachten, sie würden es vielleicht wiedererkennen.“

 

Aus der Geldbörse zog er ein stark abgenutztes Blatt, das offensichtlich viele Male gefaltet und auseinandergefaltet und wieder zusammengeklebt worden war.

 

Die Lehrerin wusste sofort ohne hinzusehen, dass dies eines der Blätter war, auf denen die netten Bemerkungen standen, die seine Klassenkameraden über Schlomi aufgeschrieben hatten.

 

„Wir möchten ihnen sehr dafür danken, dass sie das damals gemacht haben.“ sagte die Mutter. „Wie sie sehen, hat Schlomi dies sehr geschätzt.“ Alle früheren Schüler versammelten sich um die Lehrerin. Chaim lächelte ein bisschen und sagte: „Ich habe meine Liste auch noch. Sie liegt in der obersten Schublade in meinem Schreibtisch.“

 

Binjamins Frau sagte: „Binjamin bat mich, die Liste in unser Hochzeitsalbum zu kleben.“

 

„Ich habe meine auch noch.“ sagte Michal. „Sie ist in meinem Tagebuch!“

 

Dann griff Mirjam, eine andere Mitschülerin, in ihren Taschenkalender und zeigte ihre abgegriffene und ausgefranste Liste den anderen. „Ich trage sie immer bei mir.“ sagte sie und meinte dann: „Ich glaube, wir alle haben unsere Listen aufbewahrt.“

 

Die Lehrerin war so gerührt, dass sie sich setzen musste und weinte. Sie weinte aber vor allem um Schlomi und wegen all seiner Freunde, die ihn nun nie mehr wiedersehen würden.

 

Im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen – insbesondere mit dem eigenen Partner – vergessen wir oft, dass jedes Leben eines Tages enden wird und wir nicht wissen, wann dieser Tag sein wird.

 

Deshalb sollte man den Menschen, die man liebt und um die man sich in besonderer Weise sorgt, auch sagen, dass sie für einen etwas Besonderes und Wichtiges sind. Sag es ihnen, bevor es zu spät ist! Wenn du dies nicht tust, hast du wieder eine gute Gelegenheit verpasst, etwas Gutes und sehr Schönes zu tun!

 

Da du nun diese Zeilen gelesen hast, dann doch nur deshalb, weil sich jemand um dich sorgt. Also gibt es zumindest einen Menschen, dem du etwas bedeutest.

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