Rabbi Nachman aus Breslev

Rabbi Nachman aus Breslev wurde 1. Nissan 5532 (4. April 1772) in Medschybisch geboren. Er war ein großer chassidischer Zaddik.

6 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 18.03.21

Rabbi Nachman aus Breslev wurde 1. Nissan 5532 (4. April 1772) in Medschybisch geboren. Er war ein großer chassidischer Zaddik.

 

Mütterlicherseits war er der Urenkel des Baal Schem Tow, dem Begründer des Chassidismus. Väterlicherseits war er der Enkel von Rabbi Nachman von Horodenka, einem Schüler des Baal Schem Tow. Rabbi Nachman wuchs in der chassidischen Atmosphäre seines Elternhauses auf, heiratete früh und lebte im Hause seines Schwiegervaters. Später ließ er sich in Medwedewka, einem Dorf im Gouvernement Kiew nieder, wo er einen kleinen Kreis von Chassidim um sich versammelte.

 

1798 begab er sich in Begleitung eines Jüngers auf eine Reise ins Heilige Land. Im Laufe einiger Monate besuchte er unter anderem Haifa, Jaffa, Tiberias und Safed, musste aber nach dem Einmarsch 

 

Napoleons das Land überstürzt wieder verlassen. Mehr über den Grund seiner Reise nach Israel und vieles mehr, finden Sie hier.

 

1802 zog er nach Breslev, wo er bis 1810 blieb. Nachdem sein Haus in Breslev abgebrannt war, zog er nach Uman, wo er am 18. Tischri 5571 (16. Oktober 1810) während des Sukkotfestes an Tuberkulose verstarb.

 

Nach dem Tode von Rabbi Nachman wurden seine Anhänger unter der Bezeichnung „Chassidey Breslev“ Breslever Chassidim bekannt. Die chassidische Breslev Bewegung hat bis heute keinen Nachfolger für Rabbi Nachman. Innerhalb aller chassidischen Ströme ist dieser Fakt sehr ungewöhnlich, aber für alle Breslever war klar, niemand könne den großen und einzigartigen Rabbi Nachman je ersetzen. Im Buch Likutey Moharan erwähnt Rabbi Nachman allerdings, dass es nebst dem echten Zaddik, in jeder Generation auch einen Rabbiner der Stunde gäbe. Rabbi Shalom Arush ist eindeutig der Rabbi der Stunde, von dem Rabbi Nachman gesprochen hatte. Schließlich macht es uns ja Rabbi Shalom Arush erst möglich, all die lebensverändernden Weisheiten von Rabbi Nachman zu verstehen, mehr dazu hier.

 

Seine Lehren

 

Obwohl Rabbi Nachman die Bedeutung der Tradition betonte und sich als letztes Glied einer Kette sah, die von Rabbi Schimon ben Jochai über Isaak Luria bis zu seinem Urgroßvater Baal Schem Tow reichte, enthalten seine Lehren zahlreiche Neuerungen.

 

Hier eine kleine Auswahl erlesener Glaubenssätze von Rabbi Nachman aus Breslev:

 

„Du bist überall dort, wo Deine Gedanken sind. Sieh’ zu, dass Deine Gedanken da sind, wo Du sein möchtest.“

 

„Wenn du glaubst, dass du etwas kaputt machen kannst, dann glaube doch erst recht, dass du etwas heilmachen kannst.“

 

„Durch Freude kommt Frieden in die Welt.“

 

„Die ganze Welt ist eine schmale Brücke. Geh darüber und fürchte dich nicht, fürchte dich nicht.“

 

„Es gibt keine Verzweiflung auf der Welt!“

 

„Wenn ein Mensch draußen auf Wiesen und Feldern meditiert, werden alle Gräser in sein Gebet einstimmen und dessen Wirkung und Kraft verstärken.“

 

„Macht euch das Tanzen zur Gewohnheit. Der Tanz besiegt die Schwermut und vertreibt die Müdigkeit.“

 

„Für des Menschen Aufstieg ist keine Grenze, und jedem ist das Höchste offen. Hier waltet allein deine Wahl.“

 

„Durch die Freude wird der Sinn sesshaft, aber durch die Schwermut geht er ins Exil.“

 

„Geistige Erweckung beginnt mit einer Inspiration von außen. Wenn du dann unterwegs bist, beginnt die eigentliche Arbeit. Bleibe dabei, und die Inspiration wird von innen kommen.“

 

„Geistig zu wachsen, das kann wie eine wilde Fahrt über Berg  und Tal sein. Tröste dich mit dem Wissen, dass sich im Abwärts nur das Aufwärts anbahnt.“

 

„Mach nicht den Fehler all der Menschen, die vom Bemühen sich zu ändern, ablassen, weil sie sich von ihren Gewohnheiten nicht lösen zu können meinen. Wenn du es wirklich möchtest, und die Mühe nicht scheust, kannst du sie überwinden.“

 

„Alles in der Welt – was ist und was geschieht – ist Prüfung und nur dazu da, dir die Freiheit der Wahl zu lassen. Wähle klug.“

 

„Am freien Willen ist nichts gar so Geheimnisvolles. Du tust, was du tun möchtest, du unterlässt, was du nicht tun möchtest.“

 

„Das, was wir als Wahrheit erkennen, leitet unser Leben. Wenn diese Wahrheit aber keine Wahrheit ist, laufen wir in die Irre.“

 

„Die Gedanken sind die zentrale Schaltfläche des Körpers. Von den Gedanken kann körperliches Wohlbefinden ausgehen oder auch nicht, die Gefühle stehen ebenso unter der Kontrolle der Gedanken.“

 

„In jungen Jahren lernt man zu sprechen, im Alter aber zu schweigen. Dies ist der grundlegende Fehler des Menschen: Er lernt zu sprechen, bevor er noch zu schweigen weiß.“

 

„Bemühe dich, nur positive Gedanken zu haben. Das bewirkt wahre Wunder in dir.“

 

„Heilige deinen Mund durch Gebet und Studium, deine Nase durch den langen Atem der Geduld, deine Ohren durch das Lauschen auf die Worte der Weisen, deine Augen aber dadurch, dass du sie dem Bösen verschließt.“

 

„Es genügt nicht, Gott allein mit dem Verstand zu erkennen. Binde das Verstehen an dein Herz, auf dass die heilige Furcht vor der Erhabenheit des Herrn die wahre Hingabe erzeugt.“

 

„Sei wie Gott, und sieh nicht auf die Mängel und Schwächen der Menschen. Dann wirst du mit jedermann in Frieden sein.“

 

„Alles in der Welt … ist Prüfung und nur dazu da, dir die Freiheit der Wahl zu lassen .“

 

„Wenn deine eigene Welt zerbrochen ist, vertiefe deine Erkenntnis Gottes. Das zeugt inneren Frieden .“

 

„Weltliche (irdische) Wünsche sind wie Sonnenstrahlen in einem dunklen Zimmer. Sie wirken handfest, bis du sie zu greifen versuchst.“

 

„Musik und Gesang sind der direkteste Weg, uns von dieser stofflichen Welt her mit Gott zu verbinden. Auch wenn du nicht schön singst, singe …!“

 

„Sei gewiss, dass nichts von deinem Ringen um die Nähe zu Gott je verloren ist – nicht einmal dann, wenn du am Ende nicht vollbringst, wonach du trachtest .“

 

„Sei ganz damit beschäftigt, Gutes zu tun, und das Schlechte wird ganz von selbst entfallen.“

 

„Lass dich nicht entmutigen von den Hindernissen, die dir auf dem Weg des Geistes begegnen. Sie s o l l e n dort sein; sie vermehren dein Verlangen nach dem Ziel …“

 

„Gottes Wort ist der Quell alles wahren Lebens … Sein Wort kann deine Seele heilen …“

 

„Ergib dich niemals dem Gefühl, einsam zu sein. Wo du auch bist, Gott ist ganz nah. Denke daran: Gottferne … ist nur dein eigenes Gefühl, nicht die Wirklichkeit .“

 

„Wünsche dir, Gott in rechter Weise zu dienen … Tu einfach dein Bestes“

 

„Das Geben verwandelt den Drang eines Menschen, grausam zu sein, in herzliche Güte. Dies ist der wichtigste Dienst des Gebens.“

 

„Freude ist das einzige Mittel gegen Krankheiten, die von der Schwermut verursacht werden.“

 

„Nichts befreit so sehr wie die Freude. Sie erfrischt den Geist und erfüllt die Seele mit Frieden.“

 

Gemäß Rabbi Nachman wurde die Welt durch En Sof (wörtlich „kein Ende“ oder „Unendliches“), „den Urgrund“ erschaffen und wird nach dem absoluten göttlichen Willen beherrscht.

 

Göttlichkeit ist überall enthalten, auch im Bösen, und zwar in Form von Qlipot („Schalen“). Auch ein Mensch, der im Bösen versinkt, kann deshalb durch Reue zum Schöpfer zurückfinden. Die lurianische Doktrin des Tzimtzum („Rückzug“, „Selbstverschränkung“) schafft ein Paradox. Einerseits postuliert sie den Rückzug und das Verschwinden der Göttlichkeit unter Schaffung eines „leeren Raumes“ oder „großen Offenheit“, andererseits wird damit göttliche Immanenz (Anwesenheit Gottes in der Welt) angenommen. Diesen scheinbaren Widerspruch überwinden die Chassidim durch die Erkenntnis der wechselseitigen Abhängigkeit: Die Kultivierung von Offenheit und Unvoreingenommenheit schafft die Voraussetzungen, um Gottes „Wirksamkeit“ zu erfahren. Nach Ansicht von Rabbi Nachman wird der Idealzustand von Tzimtzum erst in Zukunft erreicht. Die hauptsächliche Bedeutung dieser Doktrin liegt aber darin, Zweifel an der Existenz des Schöpfers zu erwecken. Die Formulierung der Frage ist ein wichtiges Element in seiner Lehre und hängt vom ersten Willensakt des Schöpfers in seiner Beziehung zum Menschen ab. Obwohl der Mensch tief in die Fänge des Zweifels geraten kann, liegt der letzte Zweck seines Falls in seinem Aufstieg – „Und das Sinken geschieht um des Steigens willen.“ (aus dem Zohar)

 

Rabbi Nachmans Zaddik-Theorie ist einzigartig, denn darin behauptet er, es gäbe nur einen einzigen echten Zaddik, nämlich Rabbi Nachman selbst, für welchen möglicherweise die Bestimmung als Messias vorgesehen ist, wobei Rabbi Nachman selbst immer betonte nicht der Erlöser zu sein, mehr dazu hier.

 

Ähnlich wie Moses verleihe der Zaddik den Gebeten der Gemeinschaft erlösende Kraft. Gedanken des Zaddik über häretische Fragen können zum geistigen Aufstieg derjenigen führen, die zuvor dem Irrtum verfallen waren. Auch der Niggun (die chassidische Melodie) hat einen ähnlichen erlösenden Einfluss. Der Zaddik lebt sozusagen ewig, ob nun in dieser oder in der kommenden Welt. Ein Mensch ist verpflichtet, zum Zaddik zu reisen, denn das Wichtigste ist, was er aus dem Munde des Zaddik hört.

 

Rabbi Nachmans Einstellung zum Menschen und zur Welt kann oberflächlich betrachtet pessimistisch erscheinen. Er glaubt, es gäbe viele Hindernisse auf dem Weg des Menschen in dieser Welt, die ohne weiteres Gehinnom (Hölle) zu nennen sei. Trotzdem stellt sich Rabbi Nachman mit aller Kraft gegen die Verzweiflung. Die Anker, an die sich der Mensch im Leben festhalten kann, sind Glaube, Ermutigung, Freude, Gesang, Tanz, ständige Selbstkritik, Gespräche mit dem Zaddik und Sehnsucht nach einer direkten Beziehung zum Schöpfer. Eine wichtige Stellung in seinen Lehren nimmt deshalb das Gebet ein. Dies beschränkt sich jedoch nicht auf die jüdische Gebetstradition; ferner soll der Betende mit Kawwana beten und sich mit dem Inhalt identifizieren, sich selbst also in den Worten wiederfinden.

 

Wichtig für den Dialog mit dem Schöpfer des Lebens ist auch die Verpflichtung zur täglichen Absonderung von den Menschen in der Natur – hitbodedut – Isolation. Hier spricht Rabbi Nachman, von dem persönlichen Gespräch dass ein Mensch täglich 60 Minuten mit dem Schöpfer führen sollte. „Spreche mit Gott, wie mit einem guten Freund“, so sagte Rabbi Nachman aus Breslev.

 

Die Bedeutung des Niggun, des gesungenen Gebets, ist nach Rabbi Nachman nicht zu überschätzen. Es gäbe ein vollständiges System von Niggunim, das dem Aufbau des Universums entspreche. Wer sich dem musikalischen Rhythmus anpassen kann, erzielt daraus großes Vergnügen und erreicht die Auslöschung des Selbst. In diesem Moment offenbart sich der Schöpfer demjenigen, der sich nach ihm sehnt, durch die verschiedenen Stufen in der Ordnung der Natur. Eine Möglichkeit zur geistigen Erhebung bietet sich dem Menschen im verheißenen Land, in dem er Glaube und Weisheit erlangen kann. Zugang zu diesem verheißenen Land erlangt der Chassid durch die Erkenntnis des Schöpfers durch das Geschaffene und durch die Gnade Gottes. Es ist sowohl ein spirituelles als auch ein reales Land. Dies mag eine Erklärung zu Rabbi Nachmans Ansicht liefern, er sei während seines ganzen Lebens von der weisheitsfördernden Kraft des Landes Israel gestützt worden, die ihn selbst zum größten der Zaddikim machte, wie er sich selbst bezeichnete.

 

Klicken Sie hier, beten Sie das Tikkun HaKlali – die 10 ausgewählten, kraftvollen Psalmen – von Rabbi Nachman aus Breslev, die, wenn sie regelmäßig innig gebetet werden, wahre Wunder bewirken. 

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