Vom Mossad zum Rabbi

„Vom Fallschirmspringer zum spirituellen Führer“ - Exklusives Interview mit Rabbi Shalom Arush ...

12 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Die Journalisten Aaron Kliger and Yonatan Feldman baten um ein exklusives Interview mit Rabbi Shalom Arush!

Eine lange Reihe junger Männer und Studenten der Chut Schel Chesed Jeschiva (in der Schmuel HaNavi Straße in Jerusalem) warten erwartungsvoll darauf, endlich eintreten zu können in das Respekt einflößende Büro ihres Vorbilds, dem Rosh Jeschiva (Leiter des Jeschiwa-Instituts) Rabbi Shalom Arush.

 

Einige unter den Wartenden sitzen in dem Vorraum und lernen in der Zwischenzeit ein wenig Tora. Rabbi David Kraus, Rabbi Shalom Arushs loyaler Helfer und Schüler, weißt jedem einen Platz zu. Auch wir warteten auf diese Weise, und sagten sogar das Tikkun HaKlali. Nach einem Rundgang durch die neuen Räumlichkeiten der Jeschiva, beginnen wir die Größe der spirituellen Revolution zu verstehen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in Rabbi Arush katalysiert hat.
 
Hunderte von verheirateten Baal Teschuwas bzw. spirituell erweckte Juden und sogar Nichtjuden sitzen Tag und Nacht die Tora studierend in diesem Palast des Glaubens. Es ist das Gegenteil von dem Bild, das man langläufig mit vielen Breslever Baal Teschuwa verbindet. Rabbi Arushs Schüler erreichen Spitzenleistungen beim Lernen der Tora, des Talmuds und der Halacha (also dem rabbinischen Gesetz). Die Tatsache, dass mehrere seiner hervorragenden Studenten ihre Rabbiner-Ordination erhalten haben, spricht für sich.
 
Deshalb betreten wir nun die Jeschiva, umso das Erfolgsgeheimnis von Rabbi Shalom Arush zu offenbaren. 
 
Doch zuvor muss man erwähnen, dass Rabbi Shalom Arush in Marokko das Licht der Welt erblickte und es gemeinsam mit seiner Familie in Richtung Israel im Alter von 13 Jahren verließ. Nachdem er seine schulische Ausbildung am Gymnasium beendete, wurde er von den Israelischen Verteidigungsstreitkräften zu seiner dreijährigen Wehrpflicht eingezogen. Seine erstaunlichen Begabungen führten zur Aufnahme in das Aushängeschild der Israelischen Luftwaffe, der Rettungseinheit 669. Dort diente er als Hubschraubersanitäter, dessen Aufgabe es war, abgestürzte Kampfpiloten aus der Gefahrenzone zu befreien. Er war an etlichen Rettungseinsätzen beteiligt, bei denen einige davon bis heute von der israelischen Regierung geheim gehalten werden. Bereits damals ließ sich bei ihm der unerschütterliche Ehrgeiz und Drang erkennen, Menschen zu helfen und Leben zu retten. Nach Beendigung seiner dreijährigen Wehrpflicht widmete er sich einem Studium an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität in Tel-Aviv, bei dem er sich mit herausragenden Noten bewährte. 

Im Laufe dieser Zeit und vor allem in seiner Studienzeit als Student der Wirtschaftswissenschaften lebte Rabbi Shalom Arush ein völlig ungläubiges und Gott ignorierendes Leben. 
 
Wir hoffen deshalb zu erfahren, wie Rabbi Shalom Arush, der selbst völlig ungläubig und Gott ignorierend war, es geschafft hat, zu einem der spirituellen Anführer des Judentums und weltweiten Anziehungspunkt des Glaubens zu werden und dadurch ein Mann ist, der mittlerweile Tausende Anhänger hat. 
 
Alle bislang erschienen Bücher von Rabbi Shalom Arush (derzeitig 10) sind weltbekannt und in 10 Sprachen erhältlich. Das Buch Im Garten des Glaubens hat alleine bereits eine Verkaufsquote von über 600,000 Exemplaren. Die CDs von Rabbi Shalom Arush haben die 3.000.000 Marke schon längst überschritten.
 
Seine Studenten widmen der Verteilung und Verbreitung der Lehren ihres Rabbis viel Zeit.
 
Doch nun sind wir an der Reihe und betreten das Büro des Rabbis. Ein Gefühl des Respekts überkommt uns. Der Rabbi ist vertieft in die Lektüre des Likutey Moharan (einem Buch von Rabbi Nachman), aber als er uns eintreten sieht, hebt er seinen Kopf und lächelt. 
 
Sein Lächeln ist wie ein Sonnenaufgang. Seine Augen glänzen voll Emuna (=Glauben). Dieser liebevolle Blick gibt uns innerliche Wärme. Er besteht nicht auf Formalitäten. Sein Lächeln steht ihm im Gesicht, vermittelt aber das Gefühl, tief aus seinem Herzen zu kommen.
 
An der Bürowand hängt eine bronzene Tafel mit der liebe- und humorvollen Aufschrift: „Ministerbüro – dem Minister des Lächelns“. So ist Rabbi Shalom Arush. Mit einem Lächeln lehrt er uns was ein Leben mit der Tora, Chassidut, Judentum und Emuna wirklich bedeutet. Es gibt niemand in Israel, dem die Chut Schel Chessed Jeschiva nicht bekannt ist. Sie ist die Speerspitze der Jeschiva Bewegung. Aber nur wenige kennen ihren einmaligen Leiter Rabbi Shalom Arush. Das liegt vor allem daran, dass er es nicht liebt, sich selbst ins Rampenlicht zu stellen. Aufgrund dessen dauerte es in etwa einige Monate, bis wir ihn dann doch endlich davon überzeugen konnten, dass so ein Interview wie dieses hier einen Segen Gottes darstelle. 
 
Wir lernten daher die Details von ihm kennen, die selbst für einige seiner engsten Mitarbeiter unbekannt waren.
 

ALIAH (Zuzug) ins Heilige Land:
 
Der junge Shalom war – wie bereits gesagt – 13 Jahre alt, als seine Eltern, seine jüngeren Geschwister und er das Haus in Marokko hinter sich ließen, welches über Jahrhunderte der Familie als Wohnsitz gedient hatte, um nach Israel zu emigrieren.

Rabbi Shalom Arush erzählte uns: „Meine Eltern waren sehr rechtschaffende Juden. Wir kamen aus dem Ort von Bnei Mallal in Marokko. Ein Ort der Thora-Gelehrten und Recht schaffenden Leuten, sogar von Rabbi Machlouf Abu Chatzera. Wir wuchsen auf in einem im Gottesdienst tief verankertem Heim. Ich erinnere mich an alles in Marokko, denn ich lebte dort beinahe knapp bis zu meiner Bar Mitzwa. Ich ging in die Jewish Alliance Schule und am Abend lernte ich Hebräisch. In den Sommern besuchte ich die Familie in Casablanca. Wir besuchten die Gräber der Zaddikim auf. Ich erinnere mich noch an die alljährlichen Mimouna Festival, wo wir das Grab von Rabbi Shlomo Amar z.l. besuchten. Sein Grab befand sich auf einem Hügel und alle Juden der Stadt gingen dorthin. Später gingen wir zum Strand von Casablanca. Der Begriff eines einfachen und unschuldigen Glaubens ist sehr verbreitet unter den Juden Marokkos, auch die weltlichen Juden respektieren die Thora und besuchten die Gräber der Zaddikkim. Sie sehen heute, wie leicht es ist einen weltlichen marokkanischen Juden zu seinen Wurzeln zurückzuführen.
 
Die Arush Familie bleibt auch nach ihrer Ankunft in Israel weiter fromm, wird aber schnell von der nackten Realität in ihrem Glauben hart heraus gefordert.

Rabbi Shalom Arush erzählte uns weiter: „Wir kamen nach Petach Tikwa. Meine Eltern konnten keine angemessene Tora-Schule für mich finden, deshalb meldeten sie mich in einer national-religiösen Schule an. Dort lernten selbstverständlich Jungen und Mädchen zusammen, und das ist ja der Anfang des Untergangs wie es in den wahren Worten unserer Sagen steht. Als ich in die höhere Schule kam, war es dann eine völlig säkulare Schule. Mein Vater war unglücklich darüber, dass seine Kinder vom rechten Weg abkommen könnten. Meine Mutter versuchte ihn zu trösten und sagte: 'Das sind unsere Kinder; Gott wird sie beschützen und wir müssen dafür beten, dass sie zum Glauben finden werden.' Später, als ich anfing religiös zu werden, und ich meinen Vater nach Tefillin fragte, erzählte er mir, dass er jeden Tag geweint habe, mit der Hoffnung, dass einer seiner Söhne ein gottesfürchtiger Tora-Gelehrter werden würde. Er betete nicht mit Worten, er nutzte seine Tränen dafür. Es schmerzte ihn zu hören, dass wir am Strand waren anstatt beim festlichen Sabbat-Mahl. Mutter ließ es nicht zu, dass er mit uns schimpfte, so betete er für uns … Mein Vater litt im Stillen während wir fröhlich unseren Weg gingen. Mein ältester Bruder blieb religiös, er war Lehrer und schon verheiratet als er vor uns Aliah machte. Ich und meine anderen acht Geschwister lebten hindessen ein Gott ignorantes leben. Heute verstehe ich die Tränen meines Vaters! Als ich dreizehn Jahre alt war, war ich ein Zaddik, ich betete mit Leib und Seele und viel. Aber meine Religiösität ging verloren, als ich als Jugendlicher in eine national-religiöse Oberschule kam. 1970 war ich bei der IDF (der israelischen Armee). Dort bildete man mich zu einem Rettungsarzt aus, dessen Aufgabe es war abgestürzte Piloten zu retten. Ich kam in die als „Einheit 386“ bekannte Gruppe, die später in die Einheit „669“ umbenannt wurde und bis heute auch noch so heißt."
 

Die Militärzeit war die letzte Etappe im ungläubigen Säkularisierungsprozess des jungen Schaloms, der uns bestätige: „Ich aß Chametz zu Pessach und auch verbotenes kam in meinen Mund. Das einzige was ich nicht tat, war am Schabbat zu rauchen. Ansonsten war ich völlig ungläubig.“
 
Über diesen Abschnitt in seinem Leben zu sprechen ist offensichtlich schwer für Rabbi Shalom Arush, er macht häufige Pausen, nippt an seinem Glas Wasser und fährt dann fort mit seiner Geschichte. Es gibt viel zu erzählen: Als ein Rettungshubschrauber Pilot, der tief in Feindliches Gebiet eindrang, nahm Rabbi Shalom Arush an dutzenden vor haarsträubenden Aktionen teil, einige sogar während des Jom Kippur Krieges 1973.
 
Öfters war er als Arzt Teil der Hubschrauberbsatzung, die den früheren Verteidigungsminister Moshe Dayan geflogen hat. Er lernte Notfallchirurgie an toten Körpern im Institut für forensische Pathologie in Abu Kabir in der Nähe von Yaffo. „Wir praktizierten an Leichnamen. Ich lernte den Umgang mit toten Körpern in den grausamsten Kriegssituationen.“
 
Ernsthaft und mit neuer Energie kam Shalom zurück zur Universität und konzentrierte sich auf seine Karriere. „Ich träumte von einem Medizinstudium, aber meine Noten in Geisteswissenschaften waren zu schlecht. Dies konnten meine guten Noten in Naturwissenschaften nicht ausgleichen, um doch noch in Israel an einer medizinischen Hochschule angenommen zu werden. Allerdings hätte man mich in Kanada oder Italien angenommen. So hegte ich also realistische Pläne Israel in Richtung Italien oder eben Kanada zu verlassen und mir meine Traum Arzt zu werden zu erfüllen. Gott hatte aber völlig andere Pläne mit mir. Durch eine Verletzung, die ich mir während meines Militär-Dienstes als Reservist zuzog, konnte ich nunmehr auch nicht die Studienplätze im Ausland wahrnehmen. Deshalb begann ich ein Wirtschafts- und Buchhaltungsstudium an der Universität Tel-Aviv.“
 

Gespräche mit Gott:
 
Rabbi Shalom Arush beendete das erste Jahr an der Universität mit Erfolg. Aber einiges änderte sich in seinem Leben.„Fünf meiner besten Freunde starben bei einem Hubschrauber Absturz am Berg Hermon im Jahr 1973. Ich bekam ein Telegramm ins Wohnheim geschickt, in dem man mich über die Trauerfeier informierte. Ich hatte damals an der Uni viel zu tun und konnte mir nicht all zu viele Gedanken über die Bedeutung dieser Trauerfeier machen. Ich hatte ein Auto, lange lockige Haare und trug Jeans. Ich entschloss mich zur Trauerfeier zu gehen um mich mit meinen Kumpels aus der Armee zu treffen, als ob nicht passiert sei.“

 

 
Aus Respekt vor den Verstorbenen gab es eine Pause zwischen der einen Trauerfeier und der nächsten, so dass wir an allen teilnehmen konnten. In einer dieser Pausen gingen meine Kumpels und ich in ein Restaurant in Yaffo. Wir diskutierten nicht über die Verstorbenen, sondern nur über unser eigenes Leben und hatten eine schöne Zeit. Ich liebte damals moderne Kunst, so dass wir zu einer Ausstellung surrealistischer Kunst in Tel-Aviv gingen. Erst später, als alles vorbei war, begann ich über die Trauerfeiern nachzudenken. Ich bekam Gewissensbisse, denn diejenigen, die gestorben waren, waren meine Waffenbrüder, wir hatten gemeinsam in der Armee gedient. Meine Gedanken wurden ernster und ich dachte über den Tod und über den Sinn des Lebens nach. Ich war schon so oft mit dem Tod konfrontiert worden, und ich berührte mit meinen Händen eine Fülle von toten Körpern. Aber jetzt in Verbindung mit dem Tod von meinen guten Freunden war alles anders. Warum sollen wir wie die Ratten rennen, wenn wir sowieso sterben werden? Was für einen Sinn hat es? Wofür soll ich Millionär werden wollen? Ich werde auf jeden Fall irgendwann sterben … Jetzt war ich mir sicher, dass sich die Tränen meines Vaters ausgezahlt haben. Ich begann nach Antworten auf meine Fragen zu suchen und ich bat Gott mir Antworten darauf zu geben.

Ich sagte ihm: 'Schöpfer der Welt. Ich möchte an Dich glauben, aber ich kann Dich nicht sehen. Bitte zeig mir, dass Du wirklich der Schöpfer der Welt bist. Ich fragte Gott, ob er Wunder ausführen könnte, und Er tat es: Mein Bruder, David, hatte sich etwas von unserer Mutter entfernt. Ich bat Gott, den unrealistischen Wunsch meiner Mutter, dass David sich ihr wieder nähern solle zu erfüllen – und Er tat es! Ich bat Ihn auch, mir bei meiner letzten Wirtschaftsprüfung zu helfen bei der 60% scheitern. Und auch hier sah ich ein Wunder. Von 100 zu erreichenden Punkten erlangte ich 97. Langsam begann ich zu fühlen, dass Gott mir zuhört. Bis zu diesem Zeitpunkt nannte ich meine Worte noch nicht Gebete, aber ich versuchte es immer wieder. Ich dankte Gott für mein Essen nach dem Mahl. Ich bat Gott, mich am Morgen zu einer bestimmten Zeit aufwachen zu lassen und ich dankte Ihm für den neuen Tag, den er mir schenkte, so wie es unser Urvater Abraham tat. Ich fing an mich an die Gebote der Tora zu halten, noch bevor ich genau wusste was in ihr geschrieben steht, es kam als ein Wunsch aus meinem Innersten. Auch wenn ich formell gesehen noch kein Gläubiger war, sprach ich schon die ganze Zeit mit Gott. Zuletzt bat ich Ihn um ein Buch, das mir Antworten geben könnte auf die Rätsel des Lebens, oder dass Er mich zu jemanden führt, der mir die richtigen Erklärungen gibt. Ich traf einen Kanadier, der das Buch mit dem Titel „Likutey Moharan“ von Rabbi Nachman aus Breslev bei sich hatte. Dieser Kanadier leitete eine Meditationsgruppe, die sich in seinem Haus traf und zu der er mich einlud. Ich kam zu ihm prinzipiell nur, um das Buch zu sehen, das ja meine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Ich öffnete es genau an der Stelle an der Rabbi Nachman über die Tugenden des persönlichen Gebetes spricht. Er schildert das Gespräch mit Gott wie eine Unterhaltung mit einem guten Freund. Dieses Buch wurde zu meinem ersten Rabbi, denn es sprach zu meinem Herzen. Aber auch als ich regelmäßig mit Gott sprach, hatte ich immer noch nicht begriffen, was es bedeutete, ein Jude zu sein."
 

IM OBSTGARTEN:
 
„Viel ist passiert, bevor ich zu Breslev kam. Ich hörte von Rabbi Mann in Givat Shaul, der mich damals so akzeptierte wie ich war – also im Gegensatz zu der eigentlichen jüdisch-orthodoxen Kleidung, mit Jeans und ohne Kippa (Kopfbedeckung). Dadurch geschah im Grunde genommen genau das, worum ich Gott bat – Er antwortete mir also auf meine Fragen und nahm mich mit offenen Armen durch diesen Rabbi auf. In Rabbi Ginsburgs Haus traf ich den wunderbaren Baal Teshuwa Moshe Shwili. Moshe sagte mir, er sei auf der Suche, und sprach mich mitten in der Nacht an, um Rabbi Eliezer Berland zu treffen. 
 

Rabbi Berland lebte in der Rashban Straße in Bnei Brak. Er gab mir ein sehr großes Glas Wasser und erklärte dann, dass es nicht richtig sei, Gäste durstig gehen zu lassen. Bevor ich Gelegenheit hatte, ihn anzusprechen, nahm er mich mit zu einer Fahrt über die Geha Straße in Richtung Haifa, als wir die Morashakreuzung erreichten, bog er rechts in Richtung zu einem Zitrushein ab. Ich sah zum ersten Mal wirkliche Hitbodedut, also dem persönlich Gespräch mit Gott in der Einsamkeit. Nach dieser Mitternacht bei Rabbi Berland begann ich die Mitzwot einzuhalten, legte Tefillin und hielt den Sabbat ein. Als ich dann in Givataim lebte, kam ich oft zu Rabbi Berland zum Sabbat Essen. Einmal sagte er mir, es sei Zeit mit dem lernen an einer Jeschiva zu beginnen. Ich fing deswegen an der Jeschiva Dvar Jerushalajim im Geula Viertel in Jerusalem an zu lernen. Wie gesagt, ich hatte noch lange Haare und war noch nicht vollkommen praktizierender Jude. Das Erstaunliche war, dass ich zu Leuten über die Vorzüge des Gesprächs mit Gott sprach und das zu einem Zeitpunkt, als ich selbst noch nicht vollkommen überzeugt war.
 
Eines Tages ging ich auf der Straße in der Nähe der Hebron Jeschiva in Geula, als ich von einem Schamgefühl überwältigt wurde, und das, weil ich nicht die Mitzwot einhielt, da ich ja ihren Sinn noch nicht verstand. Ich schimpfte mit mir selber, weil ich ein kluger Junge seien sollte. Ich nahm eine verkürzte Form von jüdischem Kodex an, die ich nie wieder ablegen sollte. Ich fragte Rabbi Yaakow Mutzafi und betete mit ihnen an den Abenden. Ich schnitt meine langen Haare ab und ließ mir Pejots (traditionelle Schläfenlocken) wachsen. Ich wurde also Orthodox. Später wurde mir ein Schidduch (eine Art Blind-Date) angeboten – mit einer jungen Frau, die später zu meiner Ehefrau wurde. Wir heirateten und zogen in den Moschaw Chazon Yechezkel. Zu einem späteren Zeitpunkt als Rabbi Berland seine Jeschiva in Bnei Brak eröffnete, zogen wir nach Bnei Brak und letztendlich nach Jerusalem als er seine Jeschiva dorthin verlegte. Auch wenn ich immer ein Suchender gewesen bin, gab ich Unterricht.

 
Einmal sprach mich Rabbi Berland an, wegen der Möglichkeit ein Gebäude zu pachten, damit ich meine eigene Jeschiva eröffnen könnte. Ich verstand nicht, was er mir sagen wollte. Ich war damals ein jung verheirateter Mann und Rabbi Berland wollte einen Rosh Jeschiva aus mir machen! Ich hatte zwar schon einige Schüler aber dennoch schien mir dieser Vorschlag übertrieben. Einer meiner Schüler, ein ehemaliger Offizier, der auch den Glauben zu Gott fand, hörte die Unterredung mit Rabbiner Berland und auch meine Antwort und meinte dann: Hörst du denn nicht auf deinen Rabbi? Er sagt dir du sollst deine eigene Jeschiva eröffnen. Dann tu es auch!

Meine erste Jeschiva war in der Tzogoff Synagoge in der ich meine wöchentlichen und öffentlichen Vorlesungen hielt. Ich hatte damals in etwa 15 Schüler. Ein Jahr später ermöglichte man mir, mittels einiger Spenden die Nutzung eines alten Hauses in der Shmuel HaNavi Straße …
 

Suchender – hier die richtige Art:
 
Rabbi Shalom Arush. Sie haben schon einen großen Teil Ihres Lebensweges hinter sich. Welches Ziel hat Ihre Tätigkeit in dem Chut Schel Chessed?

„Ich strebe dem Tag zu, an dem die ganze Menschheit Gottes Namen ruft und an dem jeder einzelne erkennt, dass ER der Schöpfer der Welt ist. Ich habe auch nicht-jüdische Schüler, die mich über das Internet erreichen. Die Hälfte unserer Internet-Leser sind Nichtjuden, sie kommen von überall her.“
 

Rabbi Nachman wird in Ihren Büchern zitiert: „Wenn der Moshiach kommt, wird die ganze Welt zu Breslever Chassiden. Sehen Sie dies als realisierbar?
 
„Dies ist eine der Prophezeiungen, die meine Emuna gesteigert haben. Als Rabbi Nachman lebte, gab es nur eine Handvoll Breslever Chassidim. Noch Rabbi Nachman sagte, dass der Tag kommen wird, an dem die ganze Welt sich nach ihm sehnen wird. Dies geschieht jetzt gerade vor unseren Augen.“

 
Wie erklären Sie sich, dass so viele unterschiedliche Leute durch die Bücher von Rabbi Nachman neuen Lebensmut bekommen?

„Jegliche Form von Schwindel, von Meditation-Mode und Pop-Spiritualität spricht nicht so zu den Menschen wie die einfache Form der Breslever mit ihrem persönlichen Gebet in der Einsamkeit, also mit der Hitbodedut. Diese Form ist so besonders, weil sie für jeden Menschen anders ist, und durch sie jeder erkennen kann, was seine Aufgabe in der Welt ist. Hitbodedut ist der Weg auf dem wir uns selbst finden. Ich setzte mich hiermit ausführlich in meinem Buch „Im Garten des Glaubens“ auseinander. Gestern erst traf einer meiner Studenten einen Mann, der „Im Garten des Glaubens“ auf Englisch las. Der Mann erzählte ihm, dass mein Buch ihn vor dem Selbstmord bewahrt hat. Wir haben hunderte von solchen Geschichten, wirklich inspirierende und bewegende Berichte von Leuten über das was ihnen durch die Lektüre meines Buches widerfahren ist.“
 

Wie kann man damit die säkulare Welt erreichen?

„Mit Liebe, allein durch Liebe. Wir predigen oder Tadeln nicht, wir spiegeln nur die Freude und Wärme des Judentums wider. In unserer Jeschiva ist das Lächeln das, was zählt. Das Lächeln ist das Geheimnis unseres Suchens.“

 
Viele bezeichnen sich als Breslever, aber sie scheinen anderen Strömungen anzugehören. Was für Übereinkommen gibt es mit diesen Gruppen, und wie geben Sie ihren Schülern eine Solide Thora und Gebets Grundlage im Sinne von Breslev?

„Unser Schwerpunkt liegt nicht nur im Toralernen, aber ein intensives und konzentriertes lernen der Tora ist Voraussetzung. Der wahre Breslever Weg, führt in die totale Vertiefung in die Tora und die kompromisslose Einhaltung jedes Details des jüdischen Gesetzes. Die Hauptherausforderung eines jeden Baal Teschuva ist die Abwehr von Depression und Trauer. Deshalb ist für uns Freude so wichtig. Eine sich freuende Person kann besser denken. Hier beginnt die Emuna: Emuna ist der Schlüssel zur Freude, zur Tora und zum persönlichen wachsen.“
 

Wir verlassen Rabbi Shalom Aruschs Büro und sehen, dass die Reihe junger Männer, die zu ihm möchten, noch gewachsen ist. Ein junger Mann hat lockige Haare mit einer Mini-Kippa und wartet, bis er endlich an der Reihe ist. Er hält das „Likutey Moharan“ in den Händen … Wer weiß, was für eine spirituelle Revolution das Buch in ihm auslösen wird! Möglicherweise wird er vielleicht auch bald seine langen Haare abschneiden lassen, bis auf die Schläfenlocken und dann auch eine schöne große weiße Kippa aufsetzen …

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