Was Gott will …

Gott erschuf uns, damit wir Ihn kennenlernen. So heißt es im kabbalistischen Buch der Mystik, dem Zohar: „Begin De´Ischte´mod´Un Le.“ (dt.: „Damit sie von Ihm wissen.“)

4 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 04.04.21

Der Wille des Schöpfers 

 

Aber was erwartet der Schöpfer eigentlich von uns, dessen Wille ja im Grunde genommen der Sinn des Lebens ist? Gott erschuf uns einzig und allein, damit wir Ihn kennen- und schätzenlernen – so wie es im Buch Zohar, welches die Grundlage der Kabbala und der Mystik ist, ausdrücklich heißt: „Begin De´Ischte´mod´Un Le.“ (dt.: „Damit sie von Ihm wissen.“) All unsere Lebensbedingungen sind die zwingende Voraussetzung, um unseren Schöpfer kennenzulernen und Ihn zu schätzen. Unser Schöpfer weiß über jeden Menschen alles bis ins kleinste Detail. Im Bezug auf sie sah Er, dass sie IHN nur unter den von Ihm für sie bestimmten Lebensbedingungen kennenlernen können.

Aufgrund dessen gibt es in Ihrem Leben weder Fehler noch Zufälle. Alles geht stets seinen geordneten Gang. 

 

Ein Mensch, der das Wissen der letzten Zeilen begriffen hat und versucht, diese in seinem Leben umzusetzen, erlangte somit den Glauben mit voller Überzeugung sowie die Gabe, sich stets an seinem ihm vom Schöpfer gegebenen Teil zu erfreuen, d.h., dass sich in seinen Gedanken das Wissen bildet: „Ich verstehe nichts und ebenso wenig weiß ich etwas. Doch was auch kommt, ich erfreue mich stets an meinem Teil und gebe mich mit dem zufrieden, was ich habe!“

Diese Sichtweise des Lebens verkörpert also den ersten Schritt in die richtige Richtung. Nachdem wir diese Denkweise verinnerlicht haben, müssen wir nun fortan in jeder Lebenslage bei allem, was uns geschieht, und bei jedem Ereignis genau darauf achten, wie wir aus alldem schlussfolgern können, auf welchem Weg man den Schöpfer am besten kennenlernen kann!  

 

Wir müssen also beherzigen, dass alles im Leben bis ins kleinste Detail von unserem Schöpfer bestimmt wird – zu dem Zweck, einen Menschen auf den Sinn seines Lebens aufmerksam zu machen, d.h. ihn dazu zu bewegen, seinen Schöpfer kennen- und schätzenlernen zu wollen. 

 

Dabei kommt es sicher unzählige Male vor, dass wir die Hinweise Gottes einfach völlig übersehen. Dies hat zur Folge, dass der Schöpfer den bereits schon schwierigen Lebensbedingungen noch einige Erschwernisse hinzufügen wird, um so den Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass Gott sich nach ihm sehnt. Doch wenn er sich nun immer noch nicht dem Sinn seines Lebens annähert, manövriert Gott ihn in solch eine bedrängende Lage, dass diesem kein normaler Ausweg mehr aus seinen Problemen bleibt. Wohl oder übel bleibt ihm nun nichts anderes übrig, als sich an den Glauben zu halten! 

 

 

Beginn des Glaubens 

 

Im Zohar wird darüber berichtet, dass es das Fundament des Glaubens ist, dass Gedanken und die Erkenntnisse immer mehr Raum einnehmen, dass es nicht etwa nur diese Welt, sondern auch die kommende Welt gibt – so, wie Rabbi Nachman aus Breslev sagte: „Das hauptsächliche Ins-Gedächtnis-Rufen liegt darin, sich stets an die kommende Welt zu erinnern, um so dem Gedanken vorzubeugen, dass es nur diese eine Welt gäbe.“

 

Für den Einen oder Anderen mag dies etwas sonderbar erscheinen, doch die folgenden Erläuterungen werden klar machen, dass diese Erkenntnis unbedingt von jeder vernünftigen Person erreicht werden sollte! 

 

Jeder Mensch, der über einen gesunden Menschenverstand verfügt, würde sich niemals dazu bereit erklären, eine Handlung zu tätigen, ohne dass diese ein Ziel, einen Sinn oder einen Nutzen hätte.  

 

Wenn man beispielsweise versuchen würde, eine Person dazu zu bewegen, ihren Arm eine Stunde lang völlig grundlos auf und ab zu bewegen, würde man als Reaktion darauf wohl eine klare Ablehnung erhalten. An diesem Nein, würde ebenso wenig die Aussicht auf ein sattes Honorar etwas ändern, da der Verstand dieser Person ihr unmissverständlich aufzeigen würde, dass es sich dabei um etwas absolut Sinn-, Zweck- und Nutzloses handelte, d. h., dass ein Mensch sich unter keinen Umständen bereitfinden würde, etwas zu tun, das völlig sinn-, zweck- und nutzlos ist. Wenn dieses Verhalten eines Menschen als „dem erschaffenen Geschöpf“ so innewohnt, wird dies logischerweise bei seinem „Schöpfer“ erst recht so sein.  

 

Wir leben in einer Welt, in der es unzählige Einzelheiten gibt, die sich alle miteinander harmonisch abstimmen und genau aneinander anpassen. In einer Welt, in der wir beispielsweise tagtäglich Augenzeugen von der Faszination des Sonnenaufgangs und des Sonnenuntergangs werden. Es kann einfach nicht sein, dass der Schöpfer diese Welt erschuf, ohne dass es in ihrer Erschaffung ein Ziel und einen Zweck gibt! 

 

Des Weiteren kann es ebenso wenig möglich sein, dass der Schöpfer einen Menschen erschuf, ihn dabei mit einem atemberaubenden Gehirn sowie mit tiefreichenden seelischen Kräften ausstattete, ohne dass dessen Leben ein Ziel oder einen Sinn hat!

 

Folglich sollte sich jeder von uns selbst Fragen:  

 

Kann es sein, dass ein Mensch das Ziel und den Sinn des Lebens in dieser Welt bis ins Detail erfüllen kann – in einer Welt, in der alles vorübergehend ist und in der man sich ohne jegliche Ausweichmöglichkeiten stetig dem Tod nähert? Kann es wirklich sein, dass Gott den Menschen nur dafür erschuf, damit dieser gemeinsam mit seinen Gefühlen, seiner Spiritualität usw. ein mehrheitlich leid- sowie mühevolles Leben lebt, um anschließend nach etwa siebzig oder achtzig Jahren zu sterben, und das war es dann einfach? Ist es wirklich möglich, dass die seelische Tiefe eines Menschen sowie dessen Wissen, welches er sich über sein gesamtes Leben hinweg aneignete, mit seinem Tod vollends erlöschen bzw. verschwinden sollte?

 

Eine Bejahung all dieser Fragen ist unrealistisch und kann aufgrund dessen einfach nicht der Wahrheit entsprechen. Demnach ist die logische Konsequenz, dass die menschliche Seele trotz des körperlichen Todes weiterlebt. Eine Lebensfortführung, bei der sie nun den Anspruch auf ihren berechtigten sowie verdienten und unendlich andauernden Lohn geltend machen kann: In der kommenden Welt – nach dem talmudischen Motto: „Heute müssen sie es bewerkstelligen (d.h. in dieser Welt) – und morgen erhalten sie dafür ihren Lohn (d.h. in der kommenden Welt).“ 

 

Die Lohn- und Strafverteilungen finden allerdings nicht nur in der kommenden Welt, sondern bereits in dieser Welt ihren Anfangspunkt.

 

Ein Mensch, der beispielsweise den Willen seines Schöpfers erfüllt, erntet bereits auf dieser Welt seine Früchte in Form des eintretenden Erfolges.

 

Im Gegensatz dazu ereilen einem Sünder ebenso schon auf dieser Welt Probleme über Probleme, weil der Schöpfer es wahrlich gut mit ihm meint. Er will dem Sünder lediglich nur zu seinem Besten aufzeigen, dass er vom rechten Weg abkam und er sich wieder so schnell wie möglich auf diesen zurückbegeben muss. 

 

Anhand dieser Beispiele können wir nun leicht überprüfen, ob wir uns mit unserer Lebensführung auf dem rechten Weg oder eben auf einem Abweg befinden – einem Stolperweg, der geradewegs in den Abgrund führt. Des Weiteren verstehen wir jetzt auch, dass jegliche Alltagsprobleme nur eines bezwecken: Uns dazu zu bewegen, achtsam im Handeln zu sein, damit wir nicht durch ein Fehlverhalten vom rechten Weg abkommen. Dies bedeutet wiederum, dass ein Mensch seine zu erleidenden Probleme keineswegs nur als Strafe oder Rache zu verstehen hat. Im Gegenteil, sie sind anhand unserer Ausführungen zwingend notwendig und geschehen nur zu unserem Besten.

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