Das Gute fördern

Im 2. Buch Moses (8,12) erzählt die Tora, wie Gott Moses aufforderte, seinem Bruder Aaron zu sagen, er solle den Staub der Erde mit seinem Stab schlagen...

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Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Im 2. Buch Moses (8,12) erzählt die Tora, wie Gott Moses aufforderte, seinem Bruder Aaron zu sagen, er solle den Staub der Erde mit seinem Stab schlagen. Wie wir wissen, verwandelte sich dadurch jeglicher Staub Ägyptens in Ungeziefer – die berühmte dritte Plage. Doch nun ergibt sich regelrecht zwingend die Frage: „Weshalb tat Moses das nicht selbst?“ Raschi (Rabbi Schlomo ben Itzchak) gibt die Antwort. Er erklärt, dass Moses aus Dankbarkeit dem Staub gegenüber nicht in der Lage war, auf ihn einzuschlagen, weil der Staub ihm einstmals geholfen hatte. Deshalb musste Aaron diesen Schlag ausführen. (Als Moses damals sah, wie ein ägyptischer Soldat völlig grundlos und willkürlich einen betagten Juden totschlagen wollte, rettete er diesen armen, alten Mann, wobei der Ägypter bei dem Gerangel mit Moses starb. Anschließend verschlang der Staub die Leiche des Ägypters völlig. Dadurch konnte man Moses keinen Totschlag nachweisen, denn es war ja keine Leiche auffindbar.)

 

Aus dieser Geschichte können wir etwas außerordentlich Elementares über die Dankbarkeit lernen. Von dem Zeitpunkt an, als der Staub den Ägypter begraben hatte bis zu dem Augenblick, an dem Gott nicht wollte, dass Moses auf den Staub einschlägt und Gott ihn deswegen aufforderte, seinen Bruder damit zu beauftragen, verstrichen 60 Jahre! Moses musste dem willen- und verstandslosen Element, also dem Staub, Dankbarkeit erweisen, und dies 60 Jahre nach seiner Rückkehr ins Land Ägypten. Der Staub tat doch nur das, was ohnehin getan werden musste, nämlich einen Menschen zu begraben! Wie aufmerksam müssen wir dann erst in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen miteinander umgehen!?

 

Wenn wir sogar dazu verpflichtet sind, dem leblosen Staub Dankbarkeit zu erweisen, müssen wir doch insbesondere bei allem Lebenden, also auch und vor allem gegenüber dem eigenen Ehemann stets ganz besonders achtsam sein. Man darf seinen Partner möglichst niemals kränken und muss ihm immer und für alles, was er für einen tut, dankbar sein.

 

Ferner heißt es, dass ein Mensch, der seinem Gegenüber für alles, was dieser ihm gibt, keinen Dank erweist, am Ende auch Gott undankbar behandelt. Genauso wie wir für alles, was uns im Leben geschenkt wird, dankbar sein müssen, genauso müssen wir natürlich auch Gott gegenüber – der ja alles erschafft und uns alles gibt – dankbar sein. Wenn wir aber für das Geschenk eines Menschen als Lebenspartner keine Dankbarkeit empfinden, dann werden wir am Ende auch Gott als dem Geber dieses Geschenkes nicht dankbar sein.

 

Rabbi Nachman erklärt, dass man einer Person, die uns etwas Gutes erweist, selbst wenn es sich dabei nur um einen einmaligen Fall handelt, ein Leben lang dafür dankbar sein muss. Dankbar sein bedeutet, dass man so eine Person niemals bloßstellen oder missachten darf. Im Grunde genommen muss man für alles, was uns in welcher Form auch immer befriedigt, dankbar sein. Man darf beispielsweise nicht auf den Kleidungsstücken, die man den ganzen Tag hindurch getragen hat, achtlos herum trampeln. Deswegen darf man natürlich erst recht nicht auf dem Mann herum trampeln oder ihn bloßstellen. Denn sicher hat er dir schon mehr als nur einmal einen Gefallen getan und dir auch sicherlich schon öfter etwas Gutes zu deinem Wohle erwiesen. 

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