Das Große 1 x 1 zur Wahrheit

Der kleine Nachman und das Große 1 x 1 zur Wahrheit ... unausgelebte Energie ... Wenn ein Mann sich dieser Theorie entsprechend z.B. Begrenzungen in der Sexualität auferlegt ...

5 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Sehr oft höre ich, dass man nicht nur beten sollte sondern auch handeln müsse! Natürlich ist diese Aussage absolut richtig, da ein Tun unabkömmlich im Leben ist und dieses in uns auch so angelegt ist. Gott setzt das absolut voraus, so wie es heißt:

„Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte Er von all Seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, damit es weiter wirke.“ (1. Buch Moses, Kapitel 2, Satz 3)
 
Gott weist uns also in der Thora (Buch der Weisung) mit den Worten: „damit es weiter wirke“ eindeutig darauf hin, dass wir selbst auch etwas dazu tun müssen, um somit ein wahrhaftiges Weiterwirken zu bewerkstelligen!
 
Das Leben hängt vom Tun ab! Indem man tut, was Gott selbst tut! Wenn Gott am siebten Tag (dem Sabbat) ruhte, dann müssen wir auch ruhen! Wenn Gott uns dieses oder jenes befiehlt, dann müssen wir eben dieses oder jenes ausführen: „Ihr sollt tun und hören!“
 
Doch bei allem, was ein Mensch tut, muss er den Willen haben, Ihn dadurch kennen und schätzen lernen zu wollen! Und das geht ausschließlich nur durch das Gebet! Nur durch das Beten zu Gott, nur durch das einfache Reden mit Gott,kann ein Mensch eine wahre Bindung zu Gott herstellen. Und hier berühre ich den Punkt, über denich anfänglich begonnen habe zu sprechen.
 
Wie bereits gesagt, wird mir sehr oft entgegnet, dass man durch das Betennicht wirklich vorankommen wird, insbesondere dann nicht, wenn es sich um das Aneignen von Werten oder guten Charakterzügen handelt. Man müsse also selbst handeln.
 
Viele meinen auch, dass ein Gebet auf jeden Fall der richtige Weg ist, dieser jedoch nur ein kleiner Nebenweg sei, auf dem die Musik des Lebens aber in keinster Weise weder spiele noch zum Tragen komme. So hörte ich beispielsweise: „Genauso wie wir unser Geld durch ehrliche Arbeit verdienen sollen und nicht auf einen Lottogewinn hoffen sollten – genauso sollen wir nicht beten, dass eine bestimmte Sache einfach so verschwindet, sondern wir sollen beten, dass Gott uns den Weg zeigt, wie wir diese Charaktereigenschaft sinnvoll bekämpfen können.“
 
(Wer, – nebenbei erwähnt -, sein Glück dennoch durch das Lottospielen versuchen will, dann darf er dies aber nur unter folgenden Bedingungen – mehr dazu hier: 6 richtige im Lotto)
 
 
Doch nun betrachten wir das Gesagte anhand eines weiteren Beispieles, das mir zu Ohren kam: „Aggressionen seien ja bekanntlich das Produkt von zu viel unausgelebter Energie …  und: Wenn ein Mann sich dieser Theorie entsprechend z.B. Begrenzungen in der Sexualität auferlege, welche nicht seinem Hormonsystem entsprechen, dann könne dies bei ihm zu einer Nebenwirkung von schneller Gereiztheit führen. Und eben dieses nun vorhandene Wutpotential könnte er beispielsweise sinnvoll durch Sport bekämpfen, indem er sich z.B. 2 x in der Woche so richtig 'auspowert'. Und wenn er nun auch noch betet, dann werde er bestimmt merken, dass seine Gebete ihm sehr helfen werden.“
 
Diese Denkweise ist jedoch von Grund auf falsch, da ein Mensch davon überzeugt sein muss, dass ein Gebet an sich bereits hilft, auch dann schon, wenn man bislang physisch nichts zur Problembeseitigung beigetragen hat. 
 
Und nun kommen wir zum nächsten Schritt. Nachdem wir gebetet haben, wir also bereits den ersten Schritt gemacht haben, dann müssen wir auch etwas in einer Tätigkeit tun. Aber in der Wahl des Tuns sollten wir uns nicht auf 'selbsternannte' Spezialisten verlassen oder gar der Meinung sein, dass man eh nichts unternehmen kann, da man ja vom Pech verfolgt ist – schließlich fiel ja vor einem Jahr ein Spiegel auf den Boden, der daraufhin zu Bruch ging, was bedeutet, dass man deswegen nun sieben Jahre lang kein Glück haben wird …  Mit anderen Worten sollte man auf einen solchen Blödsinn keinen Wert legen, also nicht auf so etwas hereinfallen, sondern nur auf das hören, was unsere Weisen uns gelehrt haben und  ausschließlich versuchen, die Lehre unserer Weisen tatkräftig umzusetzen.
 
So erzählt beispielsweise der Talmud (Traktat Sabbat, Seite 156 b) eine hervorragend lehrreiche Geschichte über Rabbi Nachman bar Itzchak:
 
Eines Tages gingen einige Sternendeuter auf seine Mutter zu und meinten, dass sie erkennen konnten, dass ihr Sohn ein Dieb sein wird.
 
Die arme Mutter stand nun also vor einem richtig großen Problem, da ja nun zu befürchten ist, dass ihr Sohn eine kriminelle Laufbahn einschlagen wird. Sie machte sich deswegen unmittelbar auf den Weg, um dieses Unheil abzuwenden. Wenn sie damals allerdings etwas auf den Rat eingebildeter Superschlauer gegeben hätte, dann hätte sie alles getan, nur eben nicht das, was ihr wirklich helfen würde. Aber die Mutter des Rabbi Nachman bar Itzchak war natürlich eine weise und gerechte Frau, infolgedessen verließ sie sich nur auf das, was unsere Weisen sagten.
 
Unsere Weisen lehrten uns, dass ein Mensch durch eine Kopfbedeckung Gott Respekt erweist und dadurch beginnt, Ihm Ehre zu geben und somit vor dem Schöpfer der Welt also eine gewisse Ehrfurcht entwickelt. Das ist auch einer der Gründe, weshalb fromme jüdische Männer stets eine Kippa (Käppchen) auf dem Kopf tragen und fromme jüdische Frauen ihr Haar immer mit einem Kopftuch bedecken – sie wollen  spüren, wie es ist, Gott in Liebe und Ehrfurcht zu ehren.
 
 
Rabbi Nachman bar Itzchak war aber noch sehr klein und es lässt es sich praktisch nicht so leicht bewerkstelligen, einem kleinen Jungen eine Kippa aufzusetzen, da er diese ja von seinem Kopf andauernd herunterstößt oder die Kippa würde vielleicht durch sein Herumtollen vom Kopf fallen. Doch die Mutter Rabbi Nachmans wusste, dass hier der Schlüssel vergraben liegt: Ein Mann, der Gott ehrt, liebt und fürchtet, der wird niemals stehlen oder in kriminelle Machenschaften verwickelt sein.
 
Deswegen nahm sie die kleine Kippa und befestigte sie mit einer kleinen Spange auf dem Kopf ihres Sohnes Rabbi Nachman. Sie sagte ihm, dass er ab sofort niemals wieder ohne Kopfbedeckung sein darf und betete dann vor den Augen ihres Sohnes zu Gott, dass ihr Sohn aufgrund der Kopfbedeckung auch wirklich im Garten des Glaubensumhergeht, geschützt vor all dem Dreck und den Gefahren dieser Welt.
   
Der kleine Nachman konnte nicht wirklich verstehen, weshalb seine Mutter sich so verhielt, aber ihm war das eigentlich auch egal.
 
Eines Tages begab sich der kleine Nachman mit Erlaubnis des Besitzers in einen Palmengarten. Dort setzte er sich dann unter eine Palme und lernte. Plötzlich ließ ein heftiger Windstoß seine Kippa zu Boden fallen. Er hob die Kippa wieder auf, bevor er sie jedoch wieder auf seinen Kopf legte, schaute er in die Höhe und erblickte dabei eine wunderbare Frucht. Und da er ja ohne Kopfbedeckung war, war er nun also auch schutzlos seinen bösen Trieben ausgesetzt und so sprang er hoch und nahm sich – unerlaubt – eine Frucht.  
 
Als er nach Hause kam, erzählte er seiner lieben Mama, wie köstlich die Frucht war … sie wusste sofort, was geschehen war, da ihr auch aufgefallen war, dass ihr Sohn keine Kopfbedeckung trug. Deshalb bat sie ihn erneut, immer darauf zu achten, sein Haupt zu bedecken und niemals ohne Kopfbedeckung zu gehen und sie betete nun natürlich noch intensiver dafür.
 
Und siehe da, der kleine Nachman, dem die Sterne ein Leben als Dieb voraussagten, entwickelte sich durch die Gebete seiner Mutter in Verbindung zu den Taten, deren Verhaltensweisen sie aus den heiligen Schriften entnahm, zu einem der größten talmudischen rabbinischen Persönlichkeiten aller Zeiten, Rabbi Nachman bar Itzchak!
 
Halten wir also fest: Mein Tun aus dem Wissen heraus, dass alles, was ich tue und erreiche, nur aufgrund meiner Gebete erreicht werden kann,  wird einem Menschen auch wirklich dazu verhelfen, köstlichste Früchte in seinem Lebenzuspeisen …

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