Die jüdischen Feiertage

Die Feste Israels haben auch eine besondere Bedeutung für Menschen, die sich an die Gebote der Nachkommen Noahs halten.

4 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 04.04.21

Übersetzt von Rabbiner David Kraus (M.A in Psychologie und Integrativer Psychotherapie | Dipl. Paar- und Familientherapeut | Dipl. Pädagogischer Elternberater)

 

Die Feste Israels haben auch eine besondere Bedeutung für Menschen, die sich an die Gebote der Nachkommen Noahs halten. Man erkennt auch hieran, wie diese Lektüre erneut offenbart, dass der Glaube an den Schöpfer etwas Universelles darstellt. Jeder muss daran glauben, dass der Schöpfer Einer und einzigartig ist. Dass es nebst Ihm nichts gibt, dass Er Gut ist und Gutes tut. Dass Er voller Barmherzigkeit ist. Dass Er die Welt in sechs Tagen erschuf und am siebten Tag von Seinem Werk ruhte. Das ist im Grunde genommen das erste Gebot. Deshalb ist es ratsam, dass sich am siebten Tag auch die Nachkommen Noahs darauf besinnen, dem Schöpfer nahe zu sein.

 

Das Pessach-Fest ist das Fest der Befreiung aus der Sklaverei. Die Weisen Israels sagen, dass der Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten nicht nur den Israeliten zugute kam, sondern der gesamten Menschheit. Denn jede Nation wurde Zeuge davon, dass der Schöpfer der HERR über alles, also auch über die Natur ist – so, wie König David einst sagte: „Erzählt den Völkern von Seiner Herrlichkeit, allen Nationen von Seinen Wundern!“

 

Der Wille des Schöpfers ist es also, dass alle Menschen auf Erden die Geschichte vom Auszug aus Ägypten kennen. Ein jeder Mensch soll über Seine Wunder informiert sein, da ein reiner Glaube auf den Auszug aus Ägypten basiert. Das ist auch der Grund, weshalb alle Gebote stets an den Auszug aus Ägypten erinnern. Das gesamte Volk Israel und auch viele andere Völker wurden beim Auszug aus Ägypten Zeugen dieser unglaublichen Gottesoffenbarung – beginnend mit der Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei. Dabei wurden jegliche Naturgesetze mit den zehn Plagen, die der Ewige auf die Ägypter legte, völlig außer Kraft gesetzt, auch durch die Spaltung des Roten Meeres und dann noch all die anderen unbeschreiblichen Wunder in der Wüste: Der Brunnen der Mirjam, die Wolken der Ehre, das Wunderbrot (Manna), welches vom Himmel fiel u.v.m. Deshalb heißt es auch im ersten der zehn Gebote nicht: „Ich bin der Ewige, dein Gott, der die Welt erschuf.“, sondern es heißt: „Ich bin der Ewige, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten herausführte, aus dem Haus der Knechtschaft.“

 

Das Pessach-Fest, ist das Fest der Freiheit für die gesamte Menschheit. Denn genau hier wurde ein Volk befreit und erhielt dabei auch den Glauben an unseren Schöpfer. Das war der Beginn für die Freiheit der Menschen, denn bis dahin gab es noch keine göttliche Weisung, es gab noch keine Tora, es existierte kein Glaube. Jeder glaubte an das, was er von seinen Eltern oder Lehrern mit auf dem Weg bekommen hatte. Folglich müssen auch die Nachkommen Noahs am Pessach-Fest glücklich sein. Wie wir bereits aufführten, ist es die Pflicht eines jeden Menschen, die Wunder, welche damals beim Auszug aus Ägypten stattfanden, in der ganzen Welt weiterzuerzählen. Alle Völker und Nationen müssen wissen und lernen, was damals beim Auszug aus Ägypten genau geschah. Deshalb wäre es ratsam, wenn auch Sie das Fest in Form eines gemeinsamen Lernens vom Auszug der Israeliten aus Ägypten feiern, also auch ein festlichen Mahl am Seder-Abend zelebrieren, wobei darauf hingewiesen wird, dass dieses Fest das Fest der Befreiung für die ganze Welt sei.

 

Auch am Schawuot-Fest ist es eines jeden Pflicht, den Wochenabschnitt über die Übergabe der Tora aus dem Tanach zu lesen und auch eine Dankmahlzeit zu halten. Dabei bedanke man sich beim Schöpfer, dass Er uns mit der Tora beschenkte.

 

Am Sukkot-Fest war es in Zeiten des Heiligen Tempels üblich, dass die Nachkommen Noahs aus aller Welt nach Jerusalem zum Tempel pilgerten, um dort ihr Opfer darzubringen. Folglich müssen auch heute die Nachkommen Noahs dieses Fest feiern, indem sie eine festliche Mahlzeit im Zeichen des Dankes zu sich nehmen. Ratsam wäre auch, wenn ein Nachkomme Noahs aus dem Prophetenbuch Secharja das 14. Kapitel studiert, denn darin wird beschrieben, wie die Nachkommen Noahs nach Jerusalem pilgerten, um dort zu feiern und dass im Grunde alle nach Jerusalem pilgerten. 

 

Rosch HaSchana – das Neujahrsfest nach dem jüdischem Kalender – symbolisiert den Tag des Gerichts. An Rosch HaSchana richtet der Schöpfer über die gesamte Menschheit. Deshalb ist es den Nachkommen Noahs würdig, wenn sie an Rosch HaSchana einen halben Tag fasten und sich besinnen, also Teschuwa (Sündenreue) halten, was bedeutet, dass wir zu unserem wahren Selbst zurückkehren, weil ein Mensch seinem Wesen nach gut ist. Gier oder Versuchungen können ihn jedoch zeitweilig daran hindern, er selbst zu sein. Insbesondere gilt es dabei zu überprüfen, wie oder ob man überhaupt die sieben noachitischen Gebote erfüllt hat und auch, wie man sich gegenüber anderer verhielt.

 

An Jom Kippur ist es sehr gut, das Prophetenbuch Jona zu studieren. Dort wird über die Stadt Ninive erzählt, welche eine Stadt der Nachkommen Noahs war und nicht etwa eine Stadt der Israeliten. Der Schöpfer sandte einen jüdischen Propheten in diese Stadt, die Bürger dort zur reumütigen Besinnung zu führen, um sie dadurch vor Zerstörung und Vernichtung zu retten. Die Bürger Ninives taten Teschuwa und wurden somit gerettet. Hieraus lernen wir, dass die Pflicht der Teschuwa und ein Verbessern unseres Tuns eine universelle Pflicht ist. Schließlich will der Schöpfer nicht den Tod eines Menschen, sondern seine Umkehr zum Guten und zum Leben. Das ist die Botschaft von Jom Kippur. Deshalb müssen auch Nichtjuden an diesem Tag ihren Glauben stärken und ihr Herz reumütig und besinnend darauf einstimmen, ihre Handlungen zu korrigieren.  

 

Am Chanukka-Fest werden Kerzen entzündet. Dabei muss man sich beim Schöpfer für den Sieg der Gläubigen bedanken. Außerdem symbolisieren die acht zu entzündenden Kerzen am Chanukka-Fest die sieben noachitischen Gebote und das achte Gebot, welches alle logischen Gebote umfasst. Außerdem ist es ratsam, eine festliche Mahlzeit als Zeichen für den Dank an den Schöpfer zu halten.

 

Auch am Purim-Fest zelebriert man als Zeichen des Dankes eine festliche Mahlzeit, wobei man sich beim Schöpfer dafür bedankt, dass es der Grausamkeit nicht gelungen ist, das Volk Israel, welches den Glauben an den Schöpfer in der Welt verbreitet, zu vernichten. Außerdem können sich Freunde gegenseitig essbare Geschenke machen (Mischloach Manot) und auch Werke der Nächstenliebe tun: Geschenke den Armen geben (Matanot Laewjonim).

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