Die sieben Sinne

Eines der wohl mit Abstand bekanntesten Symbole auf dieser Welt, das zugleich für das Judentum steht, ist die Menora, also der 7-armige Kerzenleuchter.

3 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 06.04.21

Eines der wohl mit Abstand bekanntesten Symbole auf dieser Welt, das zugleich für das Judentum steht, ist die Menora, also der 7-armige Kerzenleuchter.

Aus der Mystik des Judentums – der Kabbala – lernen wir, dass den sieben Armen des Kerzenleuchters sieben Körperöffnungen des Gesichtes gegenüberstehen.

· Zwei Ohrenlöcher.
· Zwei Augen.
· Zwei Nasenlöcher.
· Und der Mund!

In unserer Parascha der Woche lesen wir im Zusammenhang dazu einen äußerst interessanten Satz, den Gott zu Moses sagte:

„Und sie sollen Mir ein Heiligtum machen, damit Ich in ihrer Mitte wohne!“ (2. Buch Moses, Kapitel 25, Satz 8)

Dieser Satz schreit geradezu nach der Frage, weshalb Gott sagte: „…damit Ich in ihrer Mitte wohne!“
Normalerweise hätte Er eigentlich sagen müssen: damit Ich in darin wohne; oderum darin wohnen zu können, also in dem Heiligtum, das sie mir bauen werden.

Doch Gott sagte bewusst: „ …damit Ich in ihrer Mitte wohne!“, um jeden einzelnen von uns darauf aufmerksam zu machen, dass Gott sich in einem Menschen selbst nur dann ausbreitet, wenn man aus seinem ICH ein Heiligtum formt.

Ein Mensch muss also als Erstes in seinem Leben erkennen, dass sein ICH die spirituelle Seite und somit also seine Seele verkörpert.

Um der Seele das zu geben, was sie in Wahrheit fordert und will – also Heiligkeit -, so wie es Gott uns auferlegte indem Er sagte:

„Ihr sollt heilig sein, denn Ich bin heilig“ (3. Buch Moses, Kapitel 19, Satz 2), muss ein Mensch in erster Linie auf seine heilige Menora im Gesicht achten! Ein Mensch muss also, wie am Anfang laut der Kabbala erklärt wurde, seine Sinne in den Griff bekommen, indem er sich davor hütet:

  • verbotene Sachen zu hören;
  • Dinge zu sehen die man eigentlich nicht sehen sollte;
  • Gerüche zu riechen, die einem eigentlich nichts angehen sollten;
  • Sachen von sich zu geben, die nicht der Wahrheit entsprechen,
  • und keine verbotenen Lebensmittel zu sich nehmen.

Vergessen darf man dabei allerdings nicht das Licht, das eine Menora durch ihre Kerzen ausstrahlt. Dieses Licht verkörpert unsere Gedanken. Daher ist es ebenfalls sehr wichtig, dass ein Mensch stets an gute und somit saubere Gedanken festhält, nach dem Motto: „Denk gut und es wird gut!“

Rabbi Nachman aus Breslev lehrte uns nämlich, dass ein Mensch seine Gedanken völlig unter seiner eigenen Kontrolle haben kann. Demnach kann jeder von uns bestimmen was sich in unseren Köpfen und somit in unserem Leben abspielt. Des Weiteren gab er uns mit auf den Weg: „Dort wo sich deine Gedanken befinden, dort befindet du dich wahrhaftig!“

Ein Mensch muss sich also darüber im Klaren sein, dass seine Seele den Genuss, den sie beim Anblick des allerhellenden Lichtes Gottes an ihrem ursprünglichen Ort im Himmel verspürte, also zur Zeit als Gott sie erschuf, niemals vergaß. Infolgedessen führt sie ihre Anwesenheit auf diesem Planeten dazu, sich auf unbeschreibliche Art nach Gott zu sehnen. Darüber hinaus wird diese Sehnsucht durch ihre Spiritualität verstärkt, so wie es heißt: Meine Seele dürstet es nach Gott, nach dem lebendigen Gott!“ (Psalme Davids, Psalm 42, Vers 3)

Und deshalb fragt sie sehnsüchtig: Wann werde ich vor dem Antlitze Gottes erscheinen!?“ (Dort)

Die menschliche Seele verspürt bei allen den vielen Vergnügungen die diese Welt zu bieten hat, mit Sicherheit keine Befriedigung.

Den Beweis dafür erbringen die sogenannten Erfolgsgeschichten, bei denen Menschen auf körperlicher Ebene zwar erfolgreich waren, doch auf geistiger Ebene vollends auf der Strecke blieben. Einige von ihnen konnten sich selbst nicht mehr ausstehen, die anderen fühlten sich stets miserabel und andere wiederum verloren völlig ihren Verstand, denn sie konnten nicht begreifen, weshalb sie sich trotz ihres Wohlstands und Reichtums arm und verlassen fühlten.

Die Antwort darauf ist stets dieselbe: Sie rannten nur dieser materiellen Welt hinterher, d.h. sie stellten nur die Bedürfnisse ihres Körpers in das Rampenlicht und vergaßen, dass ihre Seele dabei im Dunkeln blieb. Die Seele verspürte durch diese Dunkelheit immer mehr die Sehnsucht nach Gott. Der Mensch, der dies versteht, wird sich mit Gott verbinden und Ihn dadurch kennen und schätzen lernen.

Halten wir also fest:

Jeder muss in seinem Leben danach trachten, seine spirituelle Seite zu stärken und seine Seele mit Heiligkeit überhäufen – so wie es heißt, dass man die Thora, also Heiligkeit und somit ein schönes und gutes Leben, durch 48 Dinge erwerben kann. (Sprüche der Väter, Kapitel 6, Satz 6)
 

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