Es geht um alles – Schelach Lecha

Alle seine Wünsche sind in greifbarer Nähe und werden in Erfüllung gehen!

4 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 06.04.21

Im 4. Buch Moses (Kapitel 13, Satz 22) steht im Bezug auf die von Moses in Auftrag gegebene Aussendung der zwölf namentlich erwähnten Kundschafter wörtlich aus dem Hebräischen übersetzt: „Sie zogen hinauf und kam bis Hebron…“ Die sinngemäße Übersetzung lautet: „Sie kamen hinauf und kamen bis Hebron“, da sie alle gemeinsam von der Negev-Wüste ins Heilige Land einmarschierten und sich so auf den geografischen Weg nach Oben und somit nach Hebron marschierten. Doch in der Tora steht ausdrücklich zunächst die Mehrzahlform: „Sie zogen hinauf“, und dann im selben Satz und deshalb auf den Anfang basierend, demzufolge ist das Singular aus grammatischer Sicht auch im Hebräischen völlig falsch: „…und kam bis Hebron…“

 

Auf diesen grammatikalischen Schreibfehler in der ja unfehlbaren Tora machten uns selbstverständlich bereits unsere Weisen im Babylonischen Talmud (der Gemara, Traktat Sota) aufmerksam. Dort fragen sie exakt danach, was eben moniert wurde. Also wie es sein kann, dass am Anfang des Satzes „Sie zogen hinauf“ (also die Mehrzahl) und dann plötzlich „…und kam bis Hebron…“ (also die Einzahl) steht. Sie gaben selbstverständlich auch die Antwort auf diese von ihnen gestellte Frage. Mit dem Satzanfang „Sie zogen hinauf“, bezieht sich die Tora auf alle zwölf namentlich erwähnten und von Moses beauftragten Kundschafter, die das Heilige Land ausspähen sollten. Zehn von ihnen versagten dabei kläglich und erschreckten nach ihrer sogenannten Erkundung das Volk Israel mit dem Gerücht, das Heilige Land sei uneinnehmbar, weil es von unheimlichen Riesen bewohnt sei, usw. Kaleb, der Sohn Jephunnes, sah dieses Übel bei ihrem gemeinsamen Einmarsch kommen und entfernte sich aufgrund dessen von ihnen. Er begab sich alleine und auf dem schnellsten Wege nach Hebron, in die Höhle Machpela. (Höhle Machpela: hebräisch Me'arat Ha´Machpela, auch Höhle der Patriarchen oder Grab der Patriarchen genannt, da sich in ihr die Ruhestätten von Adam und Eva sowie die der drei Erzväter Abraham, Itzchak, Jakob und ihrer Frauen der Stammesmütter Israels Sara, Rebekka und Lea befinden). Dort also in der Höhle Machpela angekommen bat Kaleb, der Sohn Jephunnes, seine Stammesväter und -mütter sofort um ihre Hilfe, damit sie ihm zum einen helfen und zum anderen Gott bitten sollten, Seine Barmherzigkeit über ihn zu legen, damit er ja nicht auf den falschen und verlogenen Weg der anderen zehn Kundschafter gerät.

Kurz gesagt machte sich Kaleb, der Sohn Jephunnes, auf eigene Faust auf den Weg nach Hebron, um dort an den “Kiwrey Zaddikim“ (in dem Fall also in der Höhle Machpela) die Zaddikim um ihren helfenden Beistand und um guten Schutz für ihn bei Gott zu bitten! Demzufolge ist nun klar, weshalb die Tora plötzlich von der Mehrzahlform auf die Einzahlform umschlug. Mit dem weiterführenden Satzteil: „…und kam bis Hebron…“ bezog sich das 4. Buch Moses also nur auf ihn!

Um diese Handlung zu verstehen führen wir nun auf, was Rabbi Nachman in seinem Buch Sefer Hamidot schreibt: „Aufgrund des Besuches von Kiwrey Zaddikim (Ruhestätten von Zaddikim oder einem Zaddik) erweist Gott ihm (also der Person, die den Zaddik aufsucht) einen großen Dienst, obwohl er dies gar nicht verdient hätte!“

Etliche unserer Weisen äußerten sich in Bezug auf den Besuch der Kiwrey Zaddikim ähnlich, indem sie beispielsweise sagten, ein Mensch gelangt dadurch zum vollendeten Glauben, also zum Glauben mit voller Überzeugung! Und dies führt wiederum zur Erlösung und zum Schutz von Problemen und Schwierigkeiten auf körperlicher, spiritueller und materieller Ebene.

Das Tora-Genie, der Gaon von Wilna (Rabbi Elijahu Karmer), schrieb in einem seiner Bücher, dass man in unserem Zeitalter – aufgrund der Zerstörung des Tempels in Jerusalem – die damals dort befindliche Heiligkeit und Spiritualität an den Kiwrey Zaddikim finden und spüren kann.

Nach all diesen Ausführungen müssen wir allerdings nun eine Sache deutlich hervorheben. Nachdem die zehn Kundschafter – nach ihrer sogenannten Erkundung – das Volk Israel mit dem Gerücht, das Heilige Land sei uneinnehmbar, weil es von unheimlichen Riesen bewohnt sei usw. erschreckt hatten, begann das gesamte Volk daraufhin zu weinen. Völlig grundlos! Da Ihnen durch den Auszug aus Ägypten bisweilen ein Wunder größer als das andere widerfuhr. Unsere Weisen lehrten uns, dass der Grund ihrer unberechtigten Tränen die Undankbarkeit war. Dies macht allerdings immer noch nicht wirklich verständlich, weshalb Gott als Antwort auf die Undankbarkeit die wohl mit Abstand schwerwiegendste Strafe verhängte. Gott sagte nämlich: Ihr weint völlig grundlos – daher werde Ich euch nun über alle Generationen hindurch einen Grund zum Weinen geben!

Wenn man die 5 Bücher Moses genau liest, stellt man fest, dass Gott bei keiner Sache so hart und streng reagierte.

Nur weil die Generation des Auszugs von Ägypten völlig grundlos weinte, erlebten wir über alle späteren Jahre hindurch unbeschreibliche Verfolgungen, Ermordungen und Qualen! So z.B. die Zerstörungen der zwei Tempel, Ermordungen, Kriege, Terror. Überall wo man hinblickt hört man von Scheidungen. Unheilbare Krankheiten verbreiten sich innerhalb der Menschheit wie im Nu. Drogenprobleme. Auch die Börse erlebte einen Crash. Kurz gesagt, es brennt an allen Ecken und Enden! Überall gibt es Leid und Elend. Überall wird gejammert und geweint. Und all das nur, weil sich das Volk beim Auszug aus Ägypten als undankbar erwies!

Im Nachhinein stellt sich die Frage, ob Gottes Strafmaß hier nicht etwas übertrieben ist. Zugegeben, das gesamte Volk weinte und jammerte ständig völlig grundlos. Aber deswegen gleich eine Strafe verhängen, die über Jahrhunderte Leid und Elend auf die Menschheit legt?!

Die Antwort auf diese Frage ist, Gott hat keinen von uns bestraft! Er sagte lediglich: Du weinst? In Ordnung! Weine ruhig, doch solange du weinst, werde ich dir einen Grund zum Weinen geben!

Das heißt aber auch für alle anderen, die mit ihrer Jammerei aufhören und beginnen, sich ausschließlich auf das Gute in ihrem Leben zu konzentrieren, sodass Gott sie mit Glück überhäuft!

Gott ist barmherzig! Er bestraft keinen von uns! Er ist keineswegs daran interessiert, dass jemand weint oder leidet. Im Gegenteil! Er will stets nur, dass wir vor Freude lachen und glücklich sind!

Das Gesagte entnehmen wir eindeutig aus dem Buch Likutey Halachot von Rabbi Nathan aus Breslev. Dort heißt es nämlich: „Wenn ein Mensch glaubt, dass alles, was ihm in seinem Leben widerfährt, zu seinem Guten ist und er sich deshalb auch für etwas zunächst schrecklich Erscheinendes bei Gott bedankt, für den verschwinden alle Probleme und Schwierigkeiten wie niemals dagewesen!“

Gott hat also kein Interesse daran, einen Menschen zu bestrafen! Doch unsere Weisen sagten: „Auf den Weg, auf dem ein Mensch gehen will, wird er geführt!“

Wenn ein Mensch sich also entscheidet, traurig oder verzweifelt zu sein, dann sagt Gott: „Kein Problem – wenn das der Weg ist, auf den du schreiten möchtest, dann nur zu! Aber weshalb solltest du völlig grundlos traurig oder verzweifelt deinen Alltag verbringen? Ich werde dir helfen, indem Ich dir deinen Wunsch, traurig zu sein, erfüllen werde …“

Mit anderen Worten: sobald ein Mensch versteht, dass er sich gegenüber Gott und seiner Umwelt dankbar verhalten und erweisen muss, dann erlebt er sofort eine gewünschte Erlösung! Alle seine Wünsche sind in greifbarer Nähe und werden in Erfüllung gehen!

 

 

Der Autor ist Gründer und Leiter des Lehrinstituts „Chut Schel Chesed“ in Jerusalem. Mehr über Rabbiner Shalom Arush erfahren Sie hier.

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