Notruf

Der Hass kann einen Menschen nach einiger Zeit zu einem fatalen Entschluss führen! …

3 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 06.04.21

Dieser Artikel beinhaltet einen Auszug aus dem Buch von Rabbi Schalom Arusch: “Began Ha´Emuna“ (Dieses Buch ist auch auf Deutsch unter dem Titel “Im Garten des Glaubens“ erhältlich)

In unserer Parascha lesen wir die Geschichte des gerechten Josefs, der von seinen Brüdern gehasst wurde. Dieser Hass führte unter seinen Brüdern nach einiger Zeit zu ihrem Entschluss, Josefs Leben ein Ende zu setzen. Als Ruben, der älteste seiner Brüder, erkannte, dass sie reale Mordabsichten hegten, entschloss er sich alles in seiner Macht stehende zu tun, um das Leben seines kleinen Bruders zu bewahren. Folglich unterbreitete er seinen Brüdern den Vorschlag, Josef in eine leere Grube zu stürzen, d.h. in eine ausgetrocknete Wassergrube, in der es nur so von Skorpionen und Giftschlangen wimmelte.  
 
Dieser “Rettungsvorschlag“ von Seiten Rubens wirft im Nachhinein äußerstes Erstaunen auf!
  • Was hat er sich dabei wohl nur gedacht?
  • Um welche Art der Lebensrettung handelt es sich hierbei seines Erachtens?
  • Welchen Nutzen versprach er sich davon, seinen kleinen Bruder in eine Grube zu werfen, in dem das eine Getier giftiger ist als das andere?
  • Normalerweise hätte er sogar ohne genaueres Überlegen zu dem Schluss kommen müssen, dass sein Vorschlag den sicheren Tod zur Folge hat!?
  • Also weshalb zog er diese Variante vor?
  • Wenn er seinen Mund gehalten hätte, wäre seinem Bruder vielleicht tatsächlich eine reale Überlebenschance geblieben, da es ihm vielleicht durch sein Gewinsel gelungen wäre, die Herzen seiner Brüder zu erweichen!
  • …  
Doch Ruben war zum einen kein dummer Mensch und zum anderen wusste er, dass sein kleiner Bruder, der gerechte Josef, den Glauben an Gott besaß.
 
Demnach machte er gedanklich folgende Rechnung:
 
„Sobald Josef die ihm auflauernde Gefahr durch die Skorpione und Giftschlangen bemerken wird, wird er sich – ohne einen Augenblick zu zögern – an Gott wenden! Er wird sofort mit Leib und Seele zu Gott rufen und Ihn dabei um Seine ihn errettende Hilfe bitten! Demnach kann ihm nichts und niemand etwas anhaben, da Gott ihn mit hundertprozentiger Sicherheit beschützen und retten wird!“  
 
Ruben beachtete bei seinem Gedankengang das ins Auge springende Detail! Nämlich dass Gott der Natur in der von Ihm erschaffenen Welt eine unausweichliche Bedingung stellte. Diese Bedingung besagt, dass sich die Naturgegebenheiten von dem Moment an, wo sich ein Mensch mit Leib und Seele an Gott wendet, zu seinem Positiven verändern müssen!  
 
Nunmehr ist klar, weshalb Ruben diesen Vorschlag machte. Er war aufgrund dieser Tatsache, sowie dem Fakt, dass sein kleiner Bruder den Glauben an Gott besitzt, davon überzeugt, er wird sich mit Leib und Seele an Gott wenden und somit hat er weder von den Schlangen noch von den Skorpionen etwas zu befürchten.
 
Kurz gesagt wusste er, welch immensen Nutzen ein Mensch aus dem Gebet schöpfen kann. 
 
Aus dem Verhalten Rubens sticht allerdings noch ein Detail deutlich heraus! Er war auf der einen Seite davon überzeugt, dass Josef den Glauben an Gott besitzt, und deshalb machte er – wie bereits erläutert – den Vorschlag, ihn in eine ausgetrocknete Wassergrube zu werfen. Doch auf der anderen Seite traute er es seinem kleinen Bruder nicht zu, eine Glaubensprüfung erfolgreich überstehen zu können, in der er anderen Menschen gegenüber steht (in diesem Fall seinen Brüdern). Er befürchtete, dass Josef in dieser – zugegeben schweren – Situation völlig außer Kontrolle geraten könnte, indem er sich orientierungslos mit folgenden – oder ähnlichen – Worten an seine Brüder wendet: „Ich bin euer Bruder“, „Verschont mich – unserem Vater zuliebe“, und nicht etwa an Gott.
 
Aus den Sündenbekenntnissen seiner Brüder lässt sich zweifellos entnehmen, dass sich Josef tatsächlich bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie ihn in die Grube warfen, so verhielt:
 
 „Seht ihr, jetzt müssen wir es büßen, was wir an unserem Bruder getan, da wir seine Seelenqual mit ansahen und nicht auf sein Flehen hörten…“ (Erstes Buch Moses, Kapitel 42, Satz 21)
 
Demnach hat Ruben durch seinen Vorschlag das Leben seines kleinen Bruders gerettet, denn er erreichte dadurch, dass Josef sich einzig und allein an Gott wandte und nicht etwa begann, die Schlangen oder die Skorpione anzuflehen. Doch wenn Ruben seinen Mund gehalten hätte, dann wäre dies der sichere Tod für Josef geworden, da dieser sich ohne dessen Vorschlag und die dadurch veränderte Sachlage, nicht ausschließlich an Gott gewandt hätte! Die logische Konsequenz daraus wäre gewesen, dass Gott ihm Seine schützende Obhut entzogen hätte, und dies bedeutet wiederum, seine Brüder hätten ihn ohne zu zögern ermordet. 
 

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