Weshalb wurde ich geboren?

Wenn dir gegenüber eine wunderbare Person stehen würde, die Schönheit und Liebe ausstrahlt, würde es dich sicher brennend interessieren, wer diese außergewöhnliche Person ist ...

4 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 06.04.21

Die menschliche Seele ist – im übertragenen Sinne – ein Teil Gottes. Als die Seele an ihrem ursprünglichen Ort war, genoss sie dabei den Anblick des allerhellenden Lichtes Gottes. Allerdings war sie Ihm nicht wirklich nahe, da es ihr nicht gelang, Ihn zu erkennen. Die Seele nahm lediglich dieses atemberaubende Licht wahr und fand daran ihren Genuss, ohne zu wissen, wer dieses faszinierende Licht ausstrahlt, was Dessen Eigenschaften sind, was Seine Tugenden und Aktionen sind, was Seine Kräfte und was Sein Wille ist.

Jeder kann das eben Gesagte anhand des folgenden Beispiels spielend nachvollziehen:
 
Wenn dir gegenüber eine wunderbare Person stehen würde, die Vernunft, Schönheit, Liebe und Herrlichkeit ausstrahlt, würde es dich sicher brennend interessieren, wer diese außergewöhnliche Person ist. Du würdest sie auf jeden Fall gerne kennen lernen und dich mit ihr unterhalten wollen. Du hättest dich mit Sicherheit nicht alleine von der Freude, die diese Person dir bereitet hatte, abspeisen lassen, ohne erfahren zu wollen, wer sie ist.
 
Doch da es im Himmel – außer dem atemberaubenden Licht, das alles wunderbar erhellt und allem sofortigen Genuss vermittelt – nichts anderes gibt, es dort also weder einen bösen Trieb, noch Schwierigkeiten oder Probleme gibt, war die Seele nicht auf die Hilfe und Barmherzigkeit Gottes angewiesen. Ebenso wenig war sie darauf angewiesen, dass Er ihr verzeiht oder ihre Entschuldigungen annimmt, da all dies nur in einem Leben auf dieser abenteuerlichen Welt in Betracht kommt. Infolgedessen war es der Seele an ihrem ursprünglichen Ort nicht möglich, ihren Schöpfer zu erkennen.
 
Der Sinn, Zweck und Grund der gesamten Erschaffung der Erde liegt also darin, die Barmherzigkeit Gottes zu entdecken. Und wenn Er diese Welt nicht erschaffen hätte, wem hätte Er seine Barmherzigkeit erfahren lassen können? Demnach erschuf Gott diesen Planeten mit Seiner Barmherzigkeit nur aus dem Grund, diese zu offenbaren.
 
Aufgrund der Tatsache, dass der einzige Grund der Welterschaffung einzig und alleine darin liegt, die Barmherzigkeit Gottes zu entdecken sowie Ihn dadurch kennen zu lernen, wird klar, weshalb dies ausschließlich auf dieser Erde möglich ist, da man hier jeden Augenblick auf die Barmherzigkeit Gottes angewiesen ist. Infolgedessen blieb der Seele keine andere Wahl, außer ihren ursprünglichen Ort in Richtung körperlicher Erde zu verlassen, um so ihren barmherzigen Schöpfer kennenzulernen, Dessen Barmherzigkeit keine Grenzen kennt.
 
 

Welch angenehme Freude!
 
Um diese Sache zu verdeutlichen, erzählen wir an dieser Stelle eine Geschichte, die sich in der Ukraine abspielte:
 
Eines Tages stand vor dem weisen Nathan ein Schüler, der ihm sein Leid vortrug: „Ach, wie schade, dass es mir nicht bestimmt war, den gerechten Nachman kennen gelernt zu haben!“
 
Der weise Nathan erwiderte seinem Schüler daraufhin: „Gibt es denn überhaupt jemanden, der unseren Mentor tatsächlich kennen lernte?“
 
Nach einigen Momenten fügte er hinzu: „Josef Peronick lernte unseren Mentor kennen.“
 
An dieser Stelle muss man erklärend hinzufügen, dass Josef Peronick seinen Lebensunterhalt damit verdiente, Schifffahrtsgäste aus der Hafenstadt Rarid in die nahe gelegene Stadt Breslev zu transportieren. Dabei transportierte er einige Male u.a. auch den gerechten Nachman und prahlte damit herum: „Ich habe den gerechten Nachman hautnah kennen gelernt!“
 
Der weise Nathan versuchte seinem Schüler zu erklären, dass das wirkliche Kennenlernen des gerechten Nachmans nicht etwa darin besteht, ihn mit eigenen Augen gesehen oder sich mit ihm unterhalten zu haben, sondern ausschließlich darauf basiert, wie sehr man seinen Verstand und seine Ratschläge ins eigene Leben überträgt. Infolgedessen ermunterte er seinen Schüler, indem er ihm sagte, dass er erst nach intensiven Lernens aus den Büchern des gerechten Nachmans und der Bemühung, dessen Ratschläge zu befolgen, ihn wohl mit Sicherheit wirklich kennen lernen wird, obwohl er ihm tatsächlich noch nie über den Weg lief.
 
Er fügte hinzu, es ist wahr, dass der Fährenbesitzer den gerechten Nachman mit eigenen Augen sah und ihn sogar berührte und ihm aufgrund dessen hautnah war. Dies gilt allerdings nur für die physische Annäherung. Folglich war er in Wirklichkeit himmelweit vom ihm entfernt, da er in Wirklichkeit den ihm gegenüberstehenden Menschen nicht in seinem Wesen kennen lernte. Um einen Menschen wirklich und genau kennen zu lernen, bedarf es seiner geistigen Verbindung, in der man seine Gefühle, seinen Verstand und seine Kräfte kennen lernt!
 
Das Gleiche gilt für die Annäherung an Gott. Die Seele, die ihren Genuss aus dem wohltuenden Licht Gottes entnahm, ohne Ihn dabei weder erkannt noch kennen gelernt zu haben, gleicht diesem Fährenbesitzer, der damit prahlte, den gerechten Nachman kennen gelernt zu haben, allerdings in Wirklichkeit nicht wusste, mit wem er es zu tun hatte. Die hauptsächliche Annäherung an Gott besteht also in der Erkenntnis, was der Sinn, Zweck und Grund der Erschaffung ist. Durch dieses sowie jedes andere Wissen, das die Gottesherrschaft offenbart, koppelt man sich sozusagen bei Ihm an. Dieser Ankoppelungsvorgang fehlte der Seele im Himmel, und deshalb war sie Gott im Grunde genommen überhaupt nicht nah, denn wenn sie gewusst hätte, vor wem sie steht, hätte sie sich an Ihn gebunden und nie wieder losgelassen!
 
Doch nachdem die Seele auf diese Welt gesendet wurde und sie nun als Mensch jede Sekunde ihres Lebens – bis an ihr Lebensende – auf die Hilfe, Unterstützung und Barmherzigkeit Gottes angewiesen ist, beginnt sie sich tatsächlich ihrem Schöpfer zu nähern, also Ihn kennen und schätzen zu lernen.
 

Verflucht
 
Einen weiteren Grund für die Herabsendung der Seele auf diese Welt bildet die Tatsache, dass sie ihren Genuss aus dem Brot der schändlichen Schmach bezog. Das bedeutet, dass sie ihren Genuss, ohne selbst etwas dafür getan zu haben, bezog. Die Seele schämte sich dafür und konnte sich daher nicht wirklich an dem Genuss erfreuen.
 
Womit kann man dies vergleichen? Es gleicht einer Situation, in der ein angesehener Mann dazu gezwungen wurde, sich an einem Festmahl zu beteiligen, zu dem er nicht eingeladen war. Mit jedem seiner Bisse nahm seine schändliche Schmach zu und verspürte aufgrund dessen unbeschreibliche Qualen, sodass ihm das Essen regelrecht im Hals stecken blieb. Demnach versteht es sich von selbst, dass er sich an dem Festmahl alles andere als erfreut.
 
Und da Gott der Seele so etwas ersparen wollte, sendete Er sie auf diese Welt, damit sie sich hier bewährt, und sich deshalb im Himmel an dem Genuss vollends erfreuen kann, da sie dafür gearbeitet hat und ihn nicht etwa nur als gefällige Geste entgegennehmen muss.

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1. Batsheva

9/05/2010

Weshalb wurde ich geboren?! B”H zum Thema vielleicht passend anbei ein Poem aus meiner Feder (ist zweizeilig verfaßt-läßt sich hier aber irgendwie nicht so eintippen(;-)) GESCHENK Wir schenken um zu empfangen Wir schenken uns zu geben Wann schenken wir IHM Wie können wir uns nähern dem Nächsten zu geben nicht nur uns selbst Er schenkt uns bedingungslos Er schenkt uns zu wählen ob wir schenken um zu empfangen ob wir schenken um zu geben Welch ein GESCHENK! batsheva

2. Batsheva

9/05/2010

B”H zum Thema vielleicht passend anbei ein Poem aus meiner Feder (ist zweizeilig verfaßt-läßt sich hier aber irgendwie nicht so eintippen(;-)) GESCHENK Wir schenken um zu empfangen Wir schenken uns zu geben Wann schenken wir IHM Wie können wir uns nähern dem Nächsten zu geben nicht nur uns selbst Er schenkt uns bedingungslos Er schenkt uns zu wählen ob wir schenken um zu empfangen ob wir schenken um zu geben Welch ein GESCHENK! batsheva

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