Haskama – Zeugnis

Beim Lesen einer Haskama, die in der Regel ein angesehener Gelehrter verfasst hat, erfährt man, warum das vorliegende Werk beachtenswert ist.

3 Min.

Prof. Dr. Yizhak Ahren

gepostet auf 04.04.21

In unseren Tagen kommen laufend neue halachische Bücher auf den Markt. In fast jeder dieser Veröffentlichungen findet man gleich nach der Titelseite eine Bescheinigung, genannt "Haskama"; meistens sind es sogar mehrere Haskamot. Den Rekord soll ein Werk mit 43 Zeugnissen halten. Auch Werke, die weltanschauliche Themen behandeln, werden manchmal mit einem Zeugnis versehen. So sind in Avinoam Fraenkels englischsprachigen Studie "Nefesh HaTzimtzum" acht Haskamot abgedruckt.

Beim Lesen einer Haskama, die in der Regel ein angesehener Gelehrter verfasst hat, erfährt man, warum das vorliegende Werk beachtenswert ist; nicht selten wird der Autor der Neuerscheinung überschwänglich gelobt. Daher kann man die Haskama als ein Empfehlungsschreiben bezeichnen, das der Verkaufsförderung dienen soll.

Käufer, die ein Haskama sehen, können sicher sein, dass sie ein Buch in den Händen halten, das nicht gegen das Religionsgesetz gerichtet ist. Der Verfasser einer Haskama bezeugt, dass wir ein Tora-Werk vor uns haben, das man ohne Bedenken studieren darf. Antihalachisch orientierte Autoren werden nie eine Haskama bekommen, und sie sind überhaupt nicht an einer solchen interessiert.

Der Brauch, eine Haskama in das Buch aufzunehmen, ist erst Ende des 15. Jahrhunderts aufgekommen. Dieser Brauch ist seinerzeit von der Katholischen Kirche übernommen worden, die von Autoren theologischer Werke verlangte, eine Genehmigung der Drucklegung ("Imprimatur") bei der Zensurbehörde einzuholen.

In früheren Zeiten diente eine Haskama nicht nur als Absicherung gegen ketzerische Publikationen, sondern auch als Hinweis auf Autorenrechte (Copyright). So hat eine Versammlung der Vertreter deutsch-jüdischer Gemeinden in Frankfurt im Jahre 1603 den Beschluss gefasst, dass kein hebräisches Buch ohne Haskama gedruckt werden darf; diese Verordnung richtete sich gegen "Piratendrucke", die damals in der Stadt Basel hergestellt wurden.

Nicht alle Rabbiner, an die Autoren eine Anfrage richten, sind bereit, eine Haskama zu schreiben. So ist bekannt, dass der letzte Lubawitscher Rebbe, Rabbiner M. M. Schneerson, einer Bitte um eine Haskama nicht entsprochen hat. Auch der Sanz-Klausenburger Rebbe, Rabbiner J.J. Halberstamm, pflegte keine Haskamot zu geben. Was mag der Grund für eine solche Weigerung sein? Man hat die Vermutung geäussert, dass Gelehrte, die aus Prinzip keine Haskamot geben, sich scheuen, die üblichen Lobesworte niederzuschreiben; denn diese könnten vielleicht nicht ganz zutreffend sein.

Hingegen waren manche Rabbiner dafür bekannt, dass sie sich bei der Haskama-Erteilung sehr großzügig verhielten. So soll der israelische Oberrabbiner Ovadia Yossef mehr als 1000 Haskamot verfasst haben. Demnächst soll ein Band mit 480 Haskamot erscheinen, die Oberrabbiner Abraham Yizhak HaKohen Kook verfasste.

Mehrfach ist es vorgekommen, dass ein Gelehrter seine Haskama später zurückzog. Ein seinerzeit Aufsehen erregendes Beispiel: der berühmte Chatam Sofer aus Pressburg/Bratislawa gab im Jahre 1834 Dr. E. M. Pinner, der den Talmud ins Deutsche übersetzen wollte, eine Haskama. Schon am nächsten Tag bereute der Chatam Sofer seine Befürwortung des Projektes und bat Pinner um Rückgabe der Haskama, wozu dieser jedoch nicht bereit war.

Auch sind Fälle bekannt geworden, in denen der Autor einer Haskama von eifernden Kollegen unter Druck gesetzt wurde, sein Zeugnis zurückzunehmen, weil bestimmte Entscheidungen oder Ansichten im betreffenden Werk sehr umstritten waren. So schrieb Rabbiner Yizhak Hutner für ein Buch seines Schülers Yehuda Leo Levi einen Empfehlungsbrief, den er später widerrief.

Eine Haskama kann Unruhe schaffen, mitunter aber auch die Gemüter besänftigen. Amnon Schapira hat einmal erzählt, dass er genötigt wurde, für eine Broschüre, die er über ein heikles Thema verfasst hatte, eine Haskama zu erbitten. Schapira bekam das erwünschte Zeugnis vom damaligen Oberrabbiner Schlomo Goren, und dadurch wurden die Wogen des Streites geglättet.

Eine Haskama ist eine Angelegenheit, die offensichtlich in gesetzestreuen Kreisen ernst genommen wird. Ein gewissenhafter Umgang mit diesen Zeugnissen dient den Interessen aller Parteien. Leser halachischer und weltanschaulicher Werke sind gut beraten, die abgedruckten Haskamot sorgfältig zu studieren.

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1. Bernadette

9/29/2016

Haskama

Shalom liebe Rabbiner! Danke für Ihren ausführlichen Artikel über das Thema "Haskama". Grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass das Judentum schon bei ihren Anfängen ein "Copyright" gebraucht hätte. Es gäbe keine Ersatztheologien!! Der Weg und der Lebensbaum ist die Heilige Tora. HaShem wusste, welchem Volk ER sein Wort anvertrauen musste. Mose hätte ein "Copyright" gebraucht!

2. Anonym

9/29/2016

Shalom liebe Rabbiner! Danke für Ihren ausführlichen Artikel über das Thema "Haskama". Grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass das Judentum schon bei ihren Anfängen ein "Copyright" gebraucht hätte. Es gäbe keine Ersatztheologien!! Der Weg und der Lebensbaum ist die Heilige Tora. HaShem wusste, welchem Volk ER sein Wort anvertrauen musste. Mose hätte ein "Copyright" gebraucht!

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