Aber HALLO

Wenn im Gespräch mit Gott, tatsächlich eine solch immense Stärke liegt, weshalb sucht dann die absolute Mehrheit der Menschen, dieses Gespräch, so gut wie gar nicht?

4 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Für nichts auf der Welt 
 
Wenn in der Einsamkeitssuche zwischen einem Menschen und Gott, tatsächlich eine solch immense Stärke steckt, stellt sich die Frage  weshalb die große Mehrheit  der Menschen diese bisher so selten sucht? Des Weiteren stellt sich die Frage, weshalb es einem gläubigen Menschen so schwer fällt, das für ihn Selbstverständlichste auf der Welt zu tun – mit seinem Schöpfer zu sprechen? 
 
Die Antwort auf Fragen ist, dass der Jezer Hara (der böse Trieb in uns, der danach strebt, uns selbst und alles Gute in der Welt zu zerstören) sich dessen bewusst ist, welche Stärke in der Einsamkeitssuche zwischen einen Menschen und Gott steckt. Er weiß ganz genau, dass dies der Sinn und Zweck der Erschaffung des Menschen ist! Er weiß, dass der Mensch durch die täglich Praxis dieser Einsamkeitssuche alle Hindernisse und Glaubensprüfungen in seinem Leben spielend bewältigen kann, und deshalb legt er dem Menschen Steine in den Weg, beispielsweise überfällt ihn mit Müdigkeit, nur um ihn so von der Ausführung der Hitbodedut abzuhalten! 
 
Ein kluger Mensch, der diese Zeilen liest, müsste jetzt zu dem Schluss kommen, dass er für nichts auf der Welt auf die tägliche Hitbodedut verzichten kann , um so  ein neues Blatt in seinem Leben aufzuschlagen, das äußerst süß wird! Ein Mensch, der sich jeden Tag an Gott wendet, jeden Tag Rechenschaft bei Ihm ablegt, jeden Tag sich mit Ihm über alles Wesentliche unterhält, sich jeden Tag mit Ihm berät und sich bei Ihm jeden Tag  reuigmütig entschuldigt, erhält dafür als Lohn Wärme und Liebe von Gott zurück.

Die schlechten Charakterzüge bzw. schlechten Verhaltensweisen, die ein Mensch trotz seiner Hitbodedut mit Gott nicht immer an sich erkennt, werden ihm niemals zum Verhängnis, da Gott ihm nur auf eine ultrasanfte Art und Weise auf diese aufmerksam macht, und nicht etwa mit einem Schlag, einer Krankheit oder dergleichen. Gott weiß, dass ein Mensch, der die  tägliche Hitbodedut praktiziert, sich an die drei Grundregeln des Glaubens hält, und deswegen genügt bei ihm eine ultrasanfte Andeutung, damit  versteht , dass er sein Verhalten verändern muss, da dieses nicht dem Willen Gottes entspricht. Bei jedem Mangel oder Fehler, den er an sich entdeckt, betet er unzählige Gebete, bis er diesen endgültig aus seinem Leben verbannt hat. Und so lebt er ein Leben im Glauben  und der ständigen  Annäherung an Gott, was  der tiefere Sinn und Zweck  der Erschaffung des  Menschen ist. 
 
Es ist äußerst wichtig, dass ein Mensch sich bei all seinen Hitbodeduts (Einsamkeitssuchen mit Gott) eine gewisse Zeit dafür einräumt, in der er Gott ausschließlich um das Geschenk des Glaubens bittet, und zwar so: 
 
„Bitte, Gott, schenke mir, dass ich den Glauben aus voller Überzeugung haben werde. Damit ich voller Überzeugung daran glauben kann, dass es nichts von sich aus Böses auf dieser Welt gibt, dass alles ausschließlich in Deinen Händen liegt und das alles letztlich nur zum Guten ist. Schenke mir den Glauben daran, das Du mich liebst so wie ich bin, und das ich Dir Freude und Seelenfrieden bereite.       
 
Schenke mir den Glauben daran, dass es nichts anderes auf dieser Welt gibt außer Dir. Das heißt, dass jede Niederlage oder alles andere, was ich durch einen anderen Menschen erlebe und erleide, mir in Wirklichkeit nicht von einem Menschen zugefügt wurde, da es in dieser Realität keine anderen Menschen gibt. Alle diese Menschen sind Stöcke, die in Deiner Hand liegen, mit denen Du mich ab und zu schlägst oder antippst, um mich Dir zu nähern und mich auf den rechten Weg zu führen. Schenke mir die Kraft daran zu glauben, dass es nicht meine Frau war die mich in diese furchtbare Situation brachte, und auch nicht meine Schwiegereltern oder mein Boss oder sonst jemand. Du tatest es einzig und alleine, um mich daran zu erinnern, dass ich mich an Dich wenden und zu Dir beten soll.
 
Schenke mir, dass ich aus voller Überzeugung glauben kann, dass es nicht Deinem Willen entspricht, wenn ich mich selber fertig mache oder mir ständig selbst die Schuld für alles gebe , weil es kein „ich“ gibt, es gibt nur Dich, gelobt sei Dein Name. Lass mich daran glauben, dass es nichts auf der Welt gibt, dass sich nicht mit einem Gebet verändern ließe. Und lass mich daran glauben, dass der Grund für alle meine  Mängel das fehlende Gebet ist und nur beten beseitigt diese  Mängel. Und bitte schenke mir den Willen, die Ausdauer und die Kraft ab sofort öfter, intensiver und länger zu Dir zu beten, sodass ich dadurch ein gutes und schönes Leben auf geistiger und körperlicher Art erleben werde. 
 
Schenke mir den Glauben, dass alles in Deinen Händen liegt und dass ich in meinem Leben nichts aus  eigener  Kraft und  Stärke erreichen kann. Lass mich daran glauben, dass ich zur Erreichung meines Zieles all meine Bemühungen in das Gebet zu  Dir  investieren  muss, …“          

Mein weiser Lehrer und Mentor, Rabbi Bender, sagte mir – auf den heiligen Schriften der Thora basierend – einmal , dass der Mensch nach seinem Tod vor das Himmelsgericht gestellt wird. Dort wird einem Menschen   ein dickes Buch vorgelegt, in dem die Seitenanzahl den  Tagen seines Lebens entspricht. Auf jeder Seite (die jeweils einem Tag seines Lebens entspricht) steht jeder Gedanke, jedes gesprochene Wort und jedes Tun, den  er an diesem Tag gedacht, gesprochen oder getan hat.  Jede Seite auf der steht, dass er die Einsamkeit zwischen sich und Gott suchte wird überblättert, ohne ihn für etwas zur Rechenschaft zu ziehen. Allerdings wird auf der Seite eines Tages die  Hitbodedut nicht erwähnt , wird man ihn dann gnadenlos für jeden Gedanken, jedes gesprochene Wort und jedes Tun, das nicht dem Willen Gottes entsprach, zur Rechenschaft ziehen und darüber ein Urteil sprechen. 
 
Nunmehr ist klar, weshalb der böse Trieb alles in seiner Macht Stehende versucht, um einen Menschen von dieser Stunde der Einsamkeit mit Gott abzubringen. Eben dies ist der Grund dafür, dass es dem Menschen schwer fällt, jeden Tag der Hitbodedut nachzukommen. Der Mensch steht jeden Tag erneut auf dem Prüfstand, da er sich überwinden muss, eine Stunde am Tag die Einsamkeit zwischen sich und Gott zu suchen. Dies gilt auch dafür, dass ein Mensch jahrelang darauf acht gab, keinen Tag ohne die Hitbodedut verstreichen zu lassen.
 
Nicht umsonst sagte Rabbi Nachman: „Die Hitbodedut (Einsamkeitssuche eines Menschen mit Gott) ist das Höchste und Größte, das es auf dieser Welt gibt!“ Denn dadurch kann sich ein Mensch auf die wunderschönste und effektivste Art und Weise aller seiner Probleme entledigen und sich Gott nähern!

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