Den Glauben entdecken

Mein Leben ist eine Geschichte, die vom Abenteuer „Den Glauben an Gott entdecken“ berichtet. Sie werden darüber staunen, dass wir so einiges gemeinsam haben.

6 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Mein Leben ist eine Geschichte, die vom Abenteuer „Den Glauben an Gott entdecken“ berichtet. Auch wenn meine Biografie – wie natürlich jede Biografie – sehr persönlich ist, so werden Sie doch sehr bald feststellen, dass wir erstaunlicherweise so einiges gemeinsam haben.

 

Wie ich zu dieser Überzeugung komme? Ganz einfach: Wir alle sind eine Familie. Es bedarf keinen Doktortitel in Genealogie, um zu verstehen, dass Menschen mit einem gemeinsamen Vater schließlich Geschwister sind. Sie und ich, wir haben einen gemeinsamen Vater: Unseren geliebten Vater im Himmel.

 

Sobald wir diese entscheidende Tatsache für unser Leben annehmen, können wir alle in Frieden leben. Dafür benötigen wir nur den tiefen und einfachen Glauben an unseren Schöpfer, was auch bedeutet, erkennen zu wollen, was der Wille unseres Vaters im Himmel ist, sodass wir nach Seinem Wort leben können. Je intensiver wir an Ihn glauben desto mehr offenbart Er sich uns.

 

Sicherlich mag dies für Sie zunächst sehr seltsam klingen und Sie würden vielleicht fordern: „Beweisen Sie mir erst einmal das Gesagte und vor allem auch, wo Gott existiert. Erst dann werde ich von Ihm überzeugt sein.“

 

Ich selbst habe Gott auf diese Weise vor gut 40 Jahren herausgefordert. Dabei war ich ernsthaft auf der Suche nach Antworten auf Fragen, die mir das Leben stellte und die mir niemand beantworten konnte. Ich fragte mich, was der Sinn und das Ziel meines Lebens auf dieser Welt sein sollte und wer überhaupt diese Welt erschaffen hat. Ich stellte dabei folgende Überlegung an: „Wenn es tatsächlich einen Schöpfer dieser Welt gibt, der allmächtig und allwissend ist, dann muss Er auch in der Lage sein, mich zu erhören.“ Und folglich bat ich den Allmächtigen, mir ein Zeichen als Bestätigung der Erhörung meiner Gebete zu schicken. Der Schöpfer wusste, dass ich ernsthaft auf der Suche nach der Wahrheit war, und Er zögerte nicht lange, mir eine Antwort darauf zu geben. Hier nun also meine Lebensgeschichte:

 

 

Meine Kindheit

 

Die Grundschule absolvierte ich in der „Alliance Francaise“. Als meine Eltern gläubig wurden, zog religiöse Tradition in unser Haus und in unsere Familie ein. Später, während meiner Zeit an der Hochschule, verabschiedete ich mich wieder von der Religion, denn ich meinte, dass es Wichtigeres gäbe und ich Wichtigeres zu tun hätte.

 

1970 ging ich zur israelischen Armee, dort avancierte ich schnell in einer Spezialeinheit und wurde Flugrettungssanitäter. Dabei nahm ich an vielen gefährlichen Missionen teil, wie z.B. an der Bergung von abgeschossenen Piloten hinter den feindlichen Linien. Ich tat meine Arbeit gewissenhaft sowie mit vollem Einsatz und lernte zusätzlich am Institut für Pathologie, wie man Notfalloperationen durchzuführen hat.

 

 

Universität

 

Als ich die ehrenhafte Entlassung aus der Armee erhielt, bewarb ich mich an der Universität und hoffte, dort an der medizinischen Fakultät angenommen zu werden. Allerdings waren hierfür meine Noten in den Geisteswissenschaften nicht so sonderlich gut. In der heutigen Zeit hat man kaum eine Chance, an einer Uni angenommen zu werden, wenn nicht alle Noten sehr gut sind. Da ich aber in Naturwissenschaften und vor allem in Mathematik sehr gute Noten vorzuweisen hatte, wurde ich von einer kanadischen Universität angenommen, aber Gott hatte etwas anderes mit mir vor. Eine Verletzung als Reservist verhinderte meine Abreise nach Kanada. Damals war ich darüber zutiefst betrübt. Heute ist mir klar, dass meine Verletzung von Gott herbeigeführt worden war, damit ich in meinem Heimatland bliebe, in welchem Er für mich etwas ganz anderes geplant hatte. Ich schrieb mich also an einer Uni vor Ort ein, begann ein Studium der Volkswirtschaft und des Rechnungswesens. Als das erste Jahr vorüber war, fühlte ich mich als Sieger. Ich besaß ein Auto. Ein eigenes Auto war für einen jungen Mann in den 70er Jahren ein ungeheures Statussymbol. Ich stand auch auf der Liste der guten Studenten des Dekans, war gut aussehend und auf dem Campus beliebt. Das Leben erschien mir nur rosig zu sein.

 

 

Das Telegramm

 

Eines Tages erhielt ich im Studentenwohnheim ein Telegramm auf mein Zimmer: Fünf meiner besten Freunde waren bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Zu diesem Zeitpunkt war ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um mein Studium besonders gut zu absolvieren. Die Trauerfeier war für mich daher eher eine willkommene Gelegenheit, alte Freunde wiederzusehen als um die Verstorbenen zu trauern.

 

Im Rückblick kann ich mein damaliges Leben nur als surreal bezeichnen. Zwischen den einzelnen Trauerfeiern gab es jeweils eine kurze Pause, sodass ich mich mit den anwesenden Freunden unterhalten konnte. Während einer dieser Pausen, in der wir in ein Restaurant gingen, sprachen wir über alles andere, nur nicht über die Verstorbenen. Wir redeten über unser Leben hier und jetzt. Damals interessierte ich mich besonders für Kunst, und so gingen wir nach dem Essen in eine Ausstellung. Nach den Beerdigungen gingen wir dann alle wieder getrennte Wege. Als ich wieder allein war und zur Ruhe kam, begann ich über die Beerdigungen nachzudenken. Ich dachte an meine verstorbenen Freunde, mit denen ich so viel erlebt hatte.

 

 

Auf der Suche nach dem Sinn

 

In mir fühlte ich die bohrende Frage: „Was bedeutet dies alles?“ Meine Gedanken drehten sich zwischen Fragen nach dem Sinn des Lebens und der Bedeutung des Todes. Auch war ich einige Male bei gefährlichen Einsätzen dabei und sah dabei viele Tote. Aber nach dem Tod meiner fünf engsten Freunde sah ich die Dinge auf einmal anders. Ich legte langsam meine alten Abwehrmechanismen ab und stellte mich einigen wirklich entscheidenden Fragen, wie beispielsweise: Warum in Oberflächlichkeiten verharren? Kann Geld mehr als nur einen augenblicklichen Nervenkitzel befriedigen? Was nützen unsere Mühen und Anstrengungen, wenn wir sowieso sterben müssen? Welchen Sinn hat dies hier alles? Was bringt es mir, leckere Steaks zu essen und Brandy zu trinken, außer flüchtigen Genuss? Welchen Sinn hat es, einen Doktortitel zu erlangen? Welchen Unterschied macht es, ob man viel Geld hat oder wenig, wenn man letztendlich nach dem Tod nichts von dem mitnehmen und sich noch nicht einmal darüber wie eine Maus über ein gutes Stück Käse freuen kann?

 

Das Leben ergab für mich auf diese Weise keinen Sinn, denn am Ende steht ja der Tod. Alles erschien mir sinnlos. Wir Menschen haben andererseits bestimmte Eigenschaften: Wir können eigentlich nichts Sinnloses tun. Mein damaliges Leben ergab aber keinen Sinn mehr. Die Träume, Auszeichnungen zu erhalten, gutes Geld zu verdienen, einen bestimmten Status zu besitzen und beruflichen Erfolg zu haben, bedeuteten mir auf einmal nichts mehr. Auch hübsche Freundinnen und wilde Partys erschienen mir ebenfalls belanglos. Ich suchte nur nach Antworten auf meine vielen Fragen. Da Mathematik immer meine Stärke gewesen ist, wurde das Leben für mich zu einer Gleichung mit vielen Unbekannten. Auf meine Frage, was dies alles zu bedeuten habe, fand ich noch keine schlüssige Antwort.

 

Ich nahm mir einen langen Spaziergang vor und ließ meine Gedanken schweifen. Dann stellte ich meine Fragen an Den, an Dessen Existenz ich eigentlich noch zweifelte. Ich wusste es wirklich nicht, an wen ich diese Fragen stellen sollte. Aber eines wusste ich: Dass ich meine Fragen an etwas Höheres richten musste. Der Himmel und die lauen Winde vom Meer brachten mich auf den Gedanken, dass die mir bis dahin fehlende Variable der Schöpfer der Welt sein könnte. Allerdings kam mir daraufhin wieder die zweifelnde Frage in den Sinn: Gibt es überhaupt einen Schöpfer?

 

 

Ich sprach mit Gott

 

Ich begann meine Frage in Richtung Sonnenuntergang zu richten: „Gott, gibt es Dich? Bist Du wirklich da? Hörst Du mich? Liebst Du mich?“

 

Die Frage „Liebst Du mich?“ ließ mich nicht mehr los. Meine Eltern waren religiös und lehrten uns als Kinder den Unterschied zwischen richtigem und falschem Verhalten. Mein Leben lang hatte ich getan, was ich wollte, wodurch ich meine Eltern oft verletzt  hatte und es gelegentlich für sie peinlich wurde. Damals wusste ich noch nicht, wie viel Liebe ich meinen eigenen Kindern geben würde.

 

Ich dachte darüber nach, wieso Vögel und andere Tiere einen angeborenen Instinkt haben, ihre Jungen zu lieben und zu beschützen. Wäre Gott tatsächlich Gott, wenn er mir weniger Mitgefühl gäbe als Er es einer Kuh gab für ihr Kälbchen? Hierdurch gelangte ich zu der Überzeugung, Gott müsse besonders nachsichtig mit mir sein: „Gott, wenn Du wirklich Gott bist, dann liebst Du mich, auch wenn ich es gerade nicht fühle. Bist Du dazu bereit, auch wenn ich nicht immer das tue, was ich eigentlich tun sollte? Ist Deine Liebe wirklich bedingungslos? Hast Du mich wirklich geschaffen? Bist Du da? Oder bin ich nur zu dumm, um es zu spüren?“

 

Ich war immer ein Realist, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand und hart arbeitete, um über die Runden zu kommen. Diesbezüglich will ich sagen, dass ich kein Träumer bin, der Luftschlösser baut. Dennoch fühlte ich etwas, das mir völlig unerklärlich war. Es war, als ob ich nicht allein war, auch wenn ich niemanden sehen konnte.

 

Plötzlich durchdrang mich etwas wie eine Offenbarung. Ich legte eine Hand auf die Brust und spürte meinen Herzschlag. Dabei sah ich mich um und fühlte mich wie unter Strom stehend. Trotz allem, was ich bis dahin in meinem Leben falsch gemacht hatte, schlug mein Herz immer noch weiter. Es traf mich wie ein Blitz. Und so fragte ich mich: „Würde ich jemandem helfen, der mich ständig kränkte? Niemals! Wenn es Gott also wirklich gibt, dann muss Er mich wirklich lieben.

 

Ich fühlte, wie mein Oberkörper von Wärme durchströmt wurde und es in meinen Armen und Beinen zu kribbeln begann. Es war, als ob eine geistige Kraft mir sagen würde: „Ja, Ich liebe dich! Kannst du es denn nicht fühlen?“ Daraufhin rief ich Ihm zu: „Ja. Wenn Du mich liebst, dann zeige es mir deutlich.“

 

Ich dachte, wenn ein mir entfremdeter Sohn, der hinter Gittern gesessen hatte, wieder zu mir nach Hause käme, wie würde ich mich wohl darüber freuen?! Bei diesen Gedanken ertappte ich mich und fragte mich, woher diese wohl kommen mögen. Es war wie ein Ritt auf einer hohen emotionalen Welle. Als es vorbei war, kam ich wieder langsam zu mir. Diese Gedanken kamen vom Schöpfer, der mich sehr liebt. Ich überlegte weiter, war aber sehr verwirrt, suchte nach Antworten und versuchte, Gott weiter zu prüfen. Ich wollte eindeutigere Antworten, um alle Zweifel aus meinen Gedanken zu beseitigen, und ich wollte die Wahrheit wissen. Denn mit diesem ewigen Hin und Her an Fragen und Zweifel konnte es so nicht weitergehen. 

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