Der finale Countdown

Letztes Jahr war es das zweite Jahr in dem das Omer vollständig durchgezählt habe. Aber hatte gar keine Ahnung, was die innere Bedeutung vom Omerzählen trifft

4 Min.

Breslev Israel Redaktion

gepostet auf 27.04.20

Als ich in Großbritannien lebte, ging ich davon aus, daß das „Omerzählen“ nur ein Witz war. Jedes Jahr habe ich es versucht. Allerdings habe ich es nie geschafft, mehr als den dritten Tag von dem Omer zu erreichen. Selbst als wir nach Israel gezogen sind, habe ich den ganzen Sinn und Zweck vom Omerzählen niemals wirklich begriffen. Deswegen war ich nie besonders aufgeregt, das Omer jeden Tag zwischen Pessach und Schawuot zu zählen.

Das änderte sich nachdem ich zum ersten Mal kurz vor Purim im Jahr 2010 nach Uman reiste. Während dieser Reise nahm ich eine Ausgabe vom „Likutey Tefilot“ Buch von Rabbiner Nathan von Breslev in die Hand und las zufälligerweise einen Abschnitt zum Thema Omer. In diesem Abschnitt erklärte Rabbi Nathan, wie wichtig das Omerzählen ist und daß es uns viel glücklicher machen kann.

 
Das war das erste Jahr, in dem ich das Omer überhaupt gezählt hatte. Letztes Jahr war es das zweite Jahr, in dem ich während der ganzen Zeit des Omers von Pessach bis zum Schawuot-Fest jeden Tag vollständig durchgezählt habe. Aber ich hatte immer noch gar keine Ahnung, was die „innere Bedeutung“ vom Omerzählen trifft oder aus welchem Sinn und Zweck jeder Tag gezählt werden mußte.

 
In diesem Jahr hat sich Haschem dafür entschieden, mich aufzuklären. Es begann mit der ersten Woche von dem „Omers-Zählen“, die der „Sefira“ (kabbalistische Sphären, Kanäle von Eigenschaften) von „CHESSED“ (Liebe, Freundlichkeit) entspricht. In dieser Woche beschloß ich, jemandem eine E-Mail zu schicken, mit dem ich damals einen massiven Kampf hatte, um zu checken, ob wir überhaupt wieder miteinander kommunizieren können. Ich konnte es fast nicht glauben aber wir haben nach ein paar Tagen endlich Frieden schließen können.

 

Die nächste Woche war die „Sefira“ von „GEWURA“ (Stärke, Selbst-Disziplin). Das war die Woche, in der ich mich mit allen heftig gestritten habe, sogar auch mit einem verrückten Christen auf dem Ölberg in Jerusalem sowie mit der Dame, die hinter der Käsetheke in meinem Supermarkt arbeitet. Normalerweise verliere ich nicht meine Nerven. Daher hat mich meine „Woche der Wut“ völlig überrascht.

Die 3. Woche war die Woche von „TIFERET“ (unterschiedlich übersetzt als: Mitgefühl, Pracht, Herrlichkeit oder Harmonie). Am ersten Tag der Woche der "Harmonie" hatte ich bereits zwei absolut massive "Auseinandersetzungen" mit ein paar Leuten, mit denen ich normalerweise sehr gut zurechtkomme. Es war so unfaßbar, daß ich nicht bezweifeln konnte, daß etwas "Seltsames" vor sich ging. Ich hatte das Gefühl, daß es irgendwie mit dem Omerzählen zusammenhängt. Deswegen  versuchte ich herauszufinden, was los war. So fing ich an, etwas über die innere „Bedeutung“ jeder Woche in der Zeit des Omers zu lernen.

 
Jede Woche von dem Omerzählen (d.h. von Pessach bis zu Schawuot) sollen wir daran arbeiten, eine bestimmte Charaktereigenschaft zu verbessern. Ich überprüfte meine Leistung anhand der „Eigenschaft der Woche“ und stellte schnell fest, daß es mir wirklich sehr, sehr schlecht ging.

 
Ich schaute nach vorne, um zu sehen, was als nächstes kommen würde: „NETZACH“ (übersetzt als Ewigkeit, Ausdauer oder Siegesstreben), gefolgt von „HOD“ (Dankbarkeit). Hmmm…

 
Wie er zu erwarten war, wurde ich in der Woche von „Netzach“ in meinem Alltagsleben oft zum Thema von „Ausdauer“ und „Siegesstreben“ getestet. Ich habe keine Ahnung, ob ich diese verschiedenen Prüfungen erfolgreich bestanden habe. Aber eine Sache war mir klar: ich hätte ein paar Mal meine Nerven mit einer Menge von Menschen verlieren können aber ich entschied mich, gar nicht darauf zu reagieren oder mindestens nicht darauf zu reagieren, wie ich es damals üblicherweise gemacht hätte. Ganz im Gegenteil: ich entschied mich sogar dafür, viele Dinge loszulassen.

 
In der nächsten Woche hatte ich eine Offenbarung, nachdem ich das Buch von Rabbi Simon Jacobson „Spiritual Guide to the Counting of the Omer“ (Spirituelle Anleitung zum Omerzählen) gelesen hatte. Es war der 32. Tag vom Omer, der der Sefira von „Netzach Shebe Hod“ – „Ausdauer in Demut“ entsprach. Das schrieb er:
 
 
"Demut und Bescheidenheit sollten nicht dazu führen, daß man sich schwach und unsicher fühlt. Die Sefira „Netzach Shebe Hod“ hebt die Tatsache hervor, daß wahre Demut dich nicht zu einer „Fußmatte“ macht, auf die andere treten. Im Gegenteil sollte Demut dir dauerhafte Stärke geben."

Hmm. Seit Jahren hatten wir es mit jemandem zu tun, der uns und „unsere“ Religion schlecht mundete. Die Dinge spitzten sich sowieso zu – aber wir scheuten uns immer wieder davor zurück, den letzten Schritt zu tun und zu sagen, was gesagt werden mußte. Nachdem wir Rabbi Jacobsons Eintrag für Tag 32 gelesen hatten, wußten wir, daß es endlich mal Zeit war, nicht mehr so „demütig“ zu sein und zu sagen, „genug ist genug“. Erstaunlicherweise haben wir endlich mal entschlossen, darauf zu reagieren. 

Die nächste Woche war die „Sefira“ von „YESSOD“, die von manchen Menschen als eine mit Bescheidenheit verbundener Woche bezeichnen, während andere es als eine Zeit zum Verknüpfen von Verbindungen beschreiben. Mitte der Woche erhielten wir einen Brief von der Schule meiner Kinder, der uns Eltern aufforderte, eine bescheidenere und strengerer Kleiderordnung für unsere Kinder auszuwählen sowie mehr über die Art von Medien, die wir in unser Haus reinlassen, nachzudenken. Ich habe mich sehr über diese Initiative gefreut. Aber einige Eltern waren nicht so zufrieden…
 

Der Rest der Woche verlief verschwommen. Ich hatte keine Ahnung, was los war. Es fühlte sich alles sehr „tief“ und „yessodisch“ an. In meinem Leben gingen viele Dinge in Millionen verschiedener Richtungen. Am Ende der Woche war ich völlig erschöpft.

 
Diese Woche ist die „Sefira“ von „MALCHUT“ (Königtum, Leadership). Rabbi Jacobson beschreibt diese Eigenschaft als: „ein Gefühl der Zugehörigkeit und sich bewußt zu sein, daß wir sowie unsere Taten wichtig sind“. Dieses Thema ist im Moment mir und meiner Familie so wichtig, daß ich in diesem Augenblick mit angehaltenem Atem sitze und gespannt massive Bewegungen, Weiterentwicklungen und Auflösungen genau in dieser Woche erwarte.

Wir sind am 2. Tag von der „Malchut-Woche“ und ich hatte bereits ein sehr interessantes, „schweres“ und völlig unerwartetes Gespräch mit jemandem. Ich bin jetzt gespannt, was Haschem in dieser Woche noch vor hat…

Ich bin positiv erschöpft von dieser ganzen Reihe von Änderungen, die ich in meinem Leben beobachtet habe. In diesem Jahr war mir das Omerzählen so intensiv… Ich würde es fast bedauern, daß es bald vorbei ist. Es war so authentisch. Es hat mein Leben so stark eingeprägt, daß ich halbwegs erwarte, daß Moses nach dem kommenden Schabbat mit ein paar Steintafeln auftaucht.

 
Dieses Jahr habe ich nicht nur das Omer gezählt, ich es ihn jeden Tag tief  erlebt. Ich denke das ist eine gute Sache. Aber manchmal fühlt es sich immer noch so an, als ob es möglich wäre, zu viel Gutes zu haben.
 
 
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Rivka Levy hat ein Buch geschrieben, das sich auf die Lehren von Rabbi Shalom Arush beruht. Mehr Details zu ihrem Buch kannst du unter diesem Link finden:  The Happy Workshop

 

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