Für nichts auf der Welt

Die Einsamkeitssuche mit Gott ist das Höchste und Größte, das es auf dieser Welt gibt!

4 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 06.04.21

Sicher kennst du Situation, wo jemand zu dir sagt: „Tja, jetzt hilft wohl nur noch mehr beten!“ Ein Gebet hat also auf eine gewisse Art und Weise durchaus eine vielleicht magische Kraft. Tatsächlich sprechen allerdings nur sehr wenig Menschen mit Gott, ja sogar einer gläubigen Person fällt es schwer, das vielleicht Selbstverständlichste auf der Welt zu tun: mit seinem Schöpfer zu sprechen.
 
Der Satan ist sich dessen bewusst ist, welche Stärke in der einem persönlichen Gespräch mit Gott steckt. Er weiß ganz genau, dass dies der Sinn, Zweck und Grund der Erschaffung eines Menschen ist! Er weiß, dass ein Mensch durch das tägliche Gespräch und dem damit verbundenen "mit Gott alleine sein" alle Hindernisse und Glaubensprüfungen in seinem Leben spielend bewältigen wird, und deshalb legt er dem Menschen Steine in den Weg oder überfällt ihn mit der Müdigkeit, nur um ihn von der Ausführung des persönlichen Gespräches mit Gott abzuhalten!

Rabbi Nachman aus Breslev verspricht, wer mit Gott wie mit einem guten Freund redet, dass er sich dadurch selbst eine neue Seite in seinem Leben aufschlägt. "Rede mit Gott und dein Leben wird süß", so heißt es auf vielen israelischen Stickern. Dieses Gespräch mit Gott gilt als eine Art „Solo-Date“ – nur ich und Gott alleine, deshalb wird es Einsamkeitssuche genannt.
 
Aus einem Vater-Kind-Verhältnis wird klar, weshalb das Leben durchaus sehr schnell süß werden kann. Ein Mensch, der sich jeden Tag an Gott wendet, jeden Tag Rechenschaft bei Ihm ablegt, sich jeden Tag mit Ihm über dieses und jenes unterhält, sich jeden Tag mit Ihm berät und sich bei Ihm jeden Tag sündenreuig entschuldigt, erhält als Lohn dafür Wärme und Liebe von Gott zurück.

 

Die schlechten Charakterzüge bzw. schlechten Verhaltensweisen, die man trotz seiner Einsamkeitssuche mit Gott nicht an sich erkennt, werden ihm niemals zum Verhängnis, da Gott ihm nur auf eine ultrasanfte Art und Weise auf diese aufmerksam macht, und nicht etwa mit einem Schlag, einer Krankheit oder dergleichen. Gott weiß, dass ein Mensch, der der täglichen Einsamkeitssuche nachgeht, sich an die drei Grundregeln des Glaubens hält, und deswegen genügt ihm eine ultrasanfte Andeutung, um zu verstehen, dass er sein Verhalten ändern muss, da dieses nicht dem Willen Gottes entspricht. Bei jedem Mangel oder Fehler, den er an sich entdeckt, betet er unzählige Gebete – solange, bis er sie endgültig aus seinem Leben verbannt hat, und so lebt er ein Leben in ständiger Annäherung an Gott und den Glauben. Das – und nur das – ist der Sinn, Zweck und Grund der Erschaffung eines Menschen. 
 
Es ist äußerst wichtig, dass man sich bei all seinen Einsamkeitssuchen eine gewisse Zeit einräumt, bei der man Gott ausschließlich um das Geschenk des Glaubens bittet, und zwar so: 
 
„Bitte, Gott, schenke mir den Glauben aus voller Überzeugung, damit ich mit voller Überzeugung daran glauben werde, dass es nichts Böses auf dieser Welt gibt, dass alles ausschließlich in Deinen Händen liegt und dass alles zum Guten ist. Schenke mir den Glauben, dass Du mich liebst, so wie ich bin, und dass ich Dir Freude und Seelenfrieden bereite. Schenke mir den Glauben, dass es nichts anderes auf dieser Welt gibt außer Dir; d.h., dass jede Niederlage oder alles andere, was ich durch einen anderen Menschen erlebe und erleide, mir in Wirklichkeit nicht von einem Menschen zugeführt wurde, da es in der Realität keine Menschen gibt. Alle Menschen sind Stöcke, die in Deiner Hand liegen, mit denen Du mich ab und zu schlägst oder antippst, um mich Dir zu nähern und mich auf den rechten Weg zu führen. Schenke mir die Kraft, daran zu glauben, dass es nicht meine Frau war, die mich in die furchtbare Situation brachte, und auch nicht meine Schwiegereltern oder mein Boss oder sonst jemand. Du warst es einzig und alleine, um mich daran zu erinnern, dass ich mich an Dich wenden und zu Dir beten soll. Schenke mir den Glauben aus voller Überzeugung, dass es nicht Deinem Willen entspricht, wenn ich mich selber fertig mache oder mir ständig selbst die Schuld in die Schuhe schiebe, da es kein Ich gibt, es gibt nur Dich; gelobt sei Dein Name. Lass mich daran glauben, dass es nichts auf der Welt gibt, das sich nicht mit einem Gebet verändern lässt. Und lass mich daran glauben, dass der Grund für jeden meiner Mängel das fehlende Gebet um die Beseitigung dieses Mangels ist. Und bitte schenke mir den Willen, die Lust und die Laune ab sofort oft, viel und lange zu Dir zu beten, sodass ich dadurch ein gutes und schönes Leben in geistiger und körperlicher Hinsicht leben werde. Schenke mir den Glauben, dass alles in Deinen Händen liegt und dass ich in meinem Leben nichts aus meiner eigenen Kraft oder aus der Stärke meiner Hand erreichen kann. Lass mich daran glauben, dass ich zur Erreichung eines Zieles meine Bemühungen in das Gebet an Dich investieren muss,…“
 
Aus den heiligen Schriften entnehmen wir, dass jeder Mensch nach seinem Tod vor das Himmelsgericht gestellt wird. Dort wird einem Menschen sein dickes Buch vorgelegt, in dem die Seitenanzahl jeden Tag des Lebens entspricht. Auf jeder dieser Seiten steht jeder Gedanke, jedes gesprochene Wort und jedes Tun, das man an jenem Tag gedacht, von sich gegeben oder gesprochen hat. Jede Seite auf der steht, dass man die Einsamkeit mit Gott suchte, wird überblättert, ohne für etwas zur Rechenschaft gezogen zu werden. Allerdings aufgrund der Angaben auf der Seite eines Tages, auf der sich das persönliche Gespräch mit Gott in der Einsamkeit nicht nachweisen lässt, wird man für jeden Gedanken, jedes gesprochene Wort und jedes Tun – das nicht dem Willen Gottes entsprach – zur Rechenschaft gezogen und anschließend ein Urteil gefällt. 
 
Eben dies bildet den Grund dafür, dass es einem Menschen schwer fällt, jeden Tag der Einsamkeitssuche nachzukommen. Ein Mensch steht jeden Tag aufs Neue auf dem Prüfstand, bei dem er sich überwinden muss, eine Stunde am Tag die Einsamkeit mit Gott zu suchen. Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass man bereits jahrelang darauf achtgab, keinen Tag ohne sie verstreichen zu lassen. Nunmehr ist klar, weshalb der böse Trieb alles in seiner Macht Stehende tut, um einen Menschen von dieser einen Stunde der Einsamkeit mit Gott abzubringen.
 

Nicht umsonst heißt es, wie bereits gesagt: „Die Einsamkeitssuche mit Gott ist das Höchste und Größte, das es auf dieser Welt gibt!“ Denn dadurch kann man sich auf die wunderschönste und effektivste Art und Weise aller seiner Probleme entledigen und sich Gott nähern!

 

 

Der Autor ist Gründer und Leiter des Lehrinstituts „Chut Schel Chesed“ in Jerusalem. Mehr über Rabbiner Shalom Arush erfahren Sie hier.

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