Himmel oder Hölle

Die Ungläubigkeit ist die Basis für alles Schlechte und Schreckliche! Und alles Gute und Schöne, das ein Mensch auf dieser Welt erfahren kann, ist das Produkt vom Glauben an Gott!

5 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 17.03.21

Rabbi Nachman aus Breslev erzählt in seinem Buch Die Geschichten Rabbi Nachmans eine atemberaubende Geschichte über den Cleveren und den Simplen (einem einfachen Durchschnittsmenschen). Aus dem Titel lässt sich der inhaltliche Erzählungskern bereits erkennen: Es dreht sich darin – wie so oft im Leben – um zwei völlig unterschiedliche Charaktere. Der eine ist überaus klug und gewitzt und der andere ist zwar nicht dumm, allerdings auch nicht besonders klug, eben schlichtweg etwas einfältig.
 
Aber der Simple bewies dem Cleveren, dass all seine Weisheiten nichts Wert sind, da sie ihm weder Freude noch Glück bereiteten. Und außerdem zeigte er auf, dass das wahre Glücks- und Zufriedenheitsgefühl eines Menschen ausschließlich von seinem Glauben an Gott abhängt. Ein wirklich gläubiger Mensch weiß mit absoluter Sicherheit, dass alles in seinem Leben von Gottes Hand zu seinem Guten herbeigeführt wird. Infolgedessen kann man einen gläubigen Menschen auch grundsätzlich als glücklichen und zufriedenen Menschen bezeichnen. Ganz anders ist es bei einem ungläubigen Menschen. Der ist im Grunde genommen ganz arm dran, denn er versteht nicht, weshalb er in seinem Leben so erfolglos ist; und zum anderen macht er andauernd alles und jeden – sich eingeschlossen – für sein Scheitern usw. verantwortlich. Mit anderen Worten lebt er in einer Scheinwelt, die ihn mit seinen dummen und sinnlosen Begierden, Sexgelüsten und Leidenschaften fesselt. Zu diesem Dilemma kommt erschwerend hinzu, dass sich solch ein Mensch von allen diesen negativen Eigenschaften solange nicht lösen wird, bis er schlicht und ergreifend den Glauben an Gott gefunden hat.
 
Demzufolge verkörpert alles Gute und Schöne, das ein Mensch auf dieser Welt erfahren kann, der Glaube an Gott! Und im Gegensatz dazu bildet die Ungläubigkeit – oder sogar die Ketzerei – die Basis für alles Schlechte und Schreckliche!
 
Die wohl mit Abstand schwerwiegendste Strafe, mit der sich ein ungläubiger Mensch Tag für Tag herumplagen muss, sind seine dummen und sinnlosen Begierden, Sexgelüste und Leidenschaften! Denn all diese Dinge verkörpern zweifellos die Hölle auf Erden.
 
Beispiel:
 
Ein aggressiver, aber auch schon ein nur leicht erregbarer Mensch, lebt aufgrund dieser negativen Charaktereigenschaft – definitiv – in der Hölle auf Erden! Unsere Weisen wiesen uns diesbezüglich darauf hin, dass es mit dieser Aussage alleine nicht getan ist, da in ihm aufgrund seiner Wut – im übertragenen Sinne – die Hölle brodelt. Infolgedessen ist ein zornerfüllter Mensch andauernd – wie es im Slang der Straße heißt – „schlecht drauf“! Und somit ist er der Sklave seiner selbst bzw. der Sklave seiner dummen und sinnlosen Sexgelüste, Begierden, Leidenschaften und katastrophalen Charaktereigenschaften!
 
Nun stellt sich aber die Frage, weshalb er ständig seine Nerven verliert.
 
Die Antwort ist für einen Menschen mit klarem und gesunden Menschenverstand leicht zu finden! – Seine Wut und Aggression ist das Produkt seines fehlenden oder mangelnden Glaubens! Folglich ist er immer der Erste, der darunter leiden muss. Hier wird mir wohl jeder zustimmen, dass es keinen großen Spaß macht, ständig von der Wut besessen zu sein, ständig die Nerven zu verlieren, ständig unter Strom zu stehen. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für alle weiteren Arten der dummen und sinnlosen Sexgelüste, Begierden, Leidenschaften und katastrophalen Charaktereigenschaften wie z.B.: Hochmut, Ego, Traurigkeit, Geiz, usw.
 
Ein weiterer Beweis für die Tatsache, dass ein Mensch aufgrund seiner Ungläubigkeit – im wahrsten Sinne des Wortes – zum Sklaven seiner selbst wird, ist folgendes Beispiel:
 
Wenn im Leben eines Menschen sich alles nur um das Geld dreht, er also nur noch an den Mammon denkt, bestraft er sich sozusagen selbst mit einem Höllenleben! Den gesamten Tag hindurch ist solch ein Mensch gedanklich ausschließlich damit beschäftigt Geld zu verdienen. Die logische Konsequenz: Er unternimmt alles, nur um an Geld zu kommen! Über kurz oder lang kann ihm dies den Eintritt in die Kriminalität verschaffen! Wie dem auch sei, jeder Cent erlangt in seinen Augen den Wert eines Juwels. Deshalb ist er rund um die Uhr angespannt, gereizt und voller Sorgen. Und das wiederum führt dazu, dass er fast 24 Stunden am Tag auf seinen Beinen steht – also von einer Arbeit in den nächsten Stress rennt! 
 
Das gleiche gilt – wie bereits erwähnt – auch für alle weiteren Arten der dummen und sinnlosen Sexgelüste, Begierden, Leidenschaften und katastrophalen Charaktereigenschaften!
 
Und all dies nur, weil ein Mensch nicht an Gott glaubt! Deshalb sind die Ursache aller Leiden und Sorgen eines Menschen seine schlechten Neigungen (Yezer Hara), die in ihm stecken und ihn zu beherrschen versuchen.
 
Im Gegensatz zu all diesen bemitleidenswerten Personen gibt es Menschen, die aufgrund ihres Glaubens an den einen und einzigen Gott von alldem nichts wissen wollen, und somit im himmlischen Paradies auf Erden leben. Sie sind andauernd glücklich und zufrieden. Sie empfinden weder Zorn noch haben sie Sorgen; und darüber hinaus blicken sie auf Nichts und Niemanden mit neidischen oder begehrenden Augen, da sie sich mit dem, was sie haben, zufrieden geben bzw. sich immer an ihrem Teil erfreuen!
 
Noch eine wirklich verheerende Charaktereigenschaft bei sehr vielen Menschen ist der Hochmut, das im Lebensmittelpunkt stehende Ego und der falsche Eindruck, sie könnten damit – bei wem auch immer – Respekt erhaschen! Es gibt heutzutage Menschen, die ihre Lebenskraft aus der Einbildung schöpfen, sie würden in den Augen anderer etwas darstellen, also respektiert werden … usw.  
  
In der Ukraine spielte sich einst eine Geschichte ab, die diese absurden Auffassungen verdeutlichen.
 
In Mesibusch, der Heimatstadt des Baal Schem Tov lebte, waren fast alle Bewohner davon überzeugt, bei einem der Einwohner – sie nannten ihn „Fastenmann“ -, handele es sich um einen wahren Zaddik, also einen gerechten Mann. Damals war es üblich, dass ein Zaddik zur Sündenvergebung aller Menschen sehr viel fastete, und da sie beobachteten, dass er 6-Tage in der Woche fastete, waren sie sich sicher, er wäre ein echter Zaddik!
 
Eines Tages machten sich einige Schüler vom wahren Zaddik, dem Urvater und Gründer des Chassidismus, den Baal Schem Tov, auf dem Weg zu ihm und berichteten ihm vom berüchtigten „Fastenmann“. Der Baal Schem Tov wusste selbstverständlich schon von ihm, hielt ihn allerdings keineswegs für einen Zaddik.
 
Er beauftragte daher seine Schüler, die Zufahrtsstraße zum Haus des „Fastenmannes“ so zu blockieren, dass keiner an dessen abgelegenen Haus vorbeigehen konnte.
 
So gesagt, so getan! Einen Tag später war dieser Mann nicht mehr am Leben!
 
Die Schüler des Baal Schem Tov waren aufgrund dieses Ereignissen schockiert und fragten ihn, was denn geschehen sei!
 
Der Baal Schem Tov erwiderte seinen Schülern:
 
„Dieser Mann war ein sehr armer Mann! Er war nämlich sehr schwer krank! Er litt an der schweren Krankheit des Egos und des Hochmuts! Als er sah, dass man wahre Zaddikim aufgrund der Tatsache ihres vielen Fastens respektierte und ehrte, kam er zu dem Entschluss, sechs Tage in der Woche zu fasten! Auf diese Weise bekam er tatsächlich, was er wollte: Anerkennung, Respekt und Ehre. In der gesamten Stadt war er immer das Thema Nummer Eins! Seine Sucht und Gier nach Anerkennung, Respekt und Ehre ging sogar soweit, dass er seine gesamte Lebenskraft daraus schöpfte. An dem Tag aber, als ihr die Zufahrt zu seinem Haus versperrt hattet, fühlte er sich von der Außenwelt abgeschnitten, denn es gab ja nun niemanden mehr, der ihn beim Vorbeigehen anhimmeln und somit Ehre erbieten konnte. Und da er aufgrund seiner schweren Krankheit seine Lebenskraft ausschließlich aus der Anerkennung, Respekt und Ehre schöpfte, verstarb er!“  

 

Traurig – aber wahr! Denn auch heutzutage gibt es – leider Gottes – Menschen, die für Anerkennung, Respekt und Ehre bereit sind, über Leichen zu gehen. Und es gibt Menschen, die sogar bereit sind, sich ihr Leben zu nehmen, sobald sie feststellen, dass sie in den Augen anderer keinen Wert haben!

 

 

(Auszug aus dem Buch Began Hachochma (Im Garten der Weisheit) von Rabbiner Shalom Arush.)

 

Der Autor ist Gründer und Leiter des Lehrinstituts „Chut Schel Chesed“ in Jerusalem. Mehr über Rabbiner Shalom Arush erfahren Sie hier.

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