Selbstgespräche

Es war ein schöner sonniger Tag, Jürgen und Steffi saßen am Rhein und schauten den Schiffen zu, die vorüber fuhren...

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Es war ein schöner sonniger Tag, Jürgen und Steffi saßen am Rhein und schauten den Schiffen zu, die vorüber fuhren. Steffi dankte in Gedanken unserem Schöpfer für den herrlichen Tag und fragte Jürgen: „Glaubst du an Gott?“

Er sagte: „Nein“ – fing an zu lachen und meinte: „du doch auch nicht oder?“

Sie antwortete darauf: „Doch ich schon, sehr sogar.“ 

Jürgen war erstaunt und sagte: „So eine Frau wie du wirkt auf mich gar nicht sehr gläubig.“

Sie: „Aha und wieso?“

Er: „Du bist so smart, weltoffen und sehr witzig.“

Sie: „Ja und? Gerade das habe ich dem Ewigen zu verdanken, jeder Atemzug ist ein Geschenk von Ihm und darüber bin ich glücklich.“

Manche Menschen sagen, dass sie eine Beziehung zu Gott haben, so auch Steffi. Für Jürgen und auch für viele andere klingt das ungewohnt, ja auch für meine Ohren war das sogar mal sehr merkwürdig.

Aber eines ist klar, Gott offenbart sich uns in der reallen Welt, an ganz gewöhnlichen Tagen und in völlig alltäglichen Situationen, also wie eben bei Jürgen und Steffi, die sich am Rhein sitzend ansahen, wie die Schiffe ihre Runden drehen. Auch Gott saß da mit dabei und sprach„Siehe, ich stehe vor deiner Tür und klopfe an. Wenn jemand Meine Stimme hört und die Tür auftut, zu dem werde Ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit Mir.”

Gott wird dir nicht unbedingt die Tür einrennen, aber er klopft an und macht sich bemerkbar…

Wie wirst du dich entscheiden? Willst du mit Gott sprechen? Vielleicht fragst du dich jetzt: „Wie bitte – mit Gott sprechen? Soll ich Selbstgespräche führen?? Ich bin doch nicht verrückt!“

Ich frage dann immer, sind Menschen, die mit sich selbst sprechen, wirklich verrückt? Keinesfalls: Einsame Monologe können sogar leistungssteigernd wirken, sagen Sportpsychologen.

Morgens unter der Dusche, im Stau auf der Autobahn, beim Joggen durch den Park: Jeder Mensch führt ab und an Selbstgespräche – in seinem Kopf oder auch laut. Was manchmal irre wirkt, ist dabei in den meisten Fällen völlig normal und kerngesund.

Schon Kinder sprechen den ganzen Tag zu sich selbst, sortieren Gedanken und reflektieren Geschehnisse. Nach und nach hören sie dann auf, ihre Gedanken laut zu artikulieren, aber das eigentliche Gespräch mit sich selbst geben sie nie auf. Erwachsene führen meist innere Monologe; und auch das ist eine Form des Selbstgesprächs.

Singles und auch Einzelkinder greifen am ehesten auf diese „stille Unterhaltung“ zurück, die eben auch oft Lücken füllt.

„Andere Menschen sprechen mit ihren Haustieren, wenn sie sich allein fühlen, wieder andere gehen innere Bindungen mit fiktiven Fernsehcharakteren ein und wieder andere sprechen eben mit sich selbst“.

Jeder führt auf irgend eine Weise Selbstgespräche! Und wie ich eben sagte, das wirkt unter umständen sogar  leistungssteigernd!

Außerdem sind im Gehirn während eines Selbstgesprächs die gleichen Regionen aktiv, wie etwa bei einem tatsächlichen Dialog. Dies gibt uns ein vorübergehendes Gefühl, in eine soziale Interaktion eingebunden zu sein.

Wir sehen also Selbstgespräche sind in einem angemessenen Rahmen ganz und gar nicht schlecht. Sie dienen auch dazu, sich selbst zu organisieren. Denn mit den inneren Monologen simulieren wir soziale Interaktionen, im Kopf spielen wir also Situationen durch, wie ich mich etwa für einen Vortrag vorzubereiten habe, für ein Treffen, oder wie ein anstehendes Gespräch verlaufen könnte oder versuche mich daran zu erinnern, was in einer vergangenen Unterhaltung gesagt und gedacht wurde.

Forscher aus den USA nennen diese Form von Selbstgesprächen "Soziale Einschätzung". In die Kategorie Selbstgespräche gehören auch:
 

  • Die Kritik an der eigenen Person.
  • Oder auch wenn man sich selbst Anweisungen gibt, was man sagen oder tun sollte, ebenso Selbstbestärkung, wenn etwas gelungen ist, ist eine Form von Selbstgesprächen.

Halten wir also fest! Während eines Selbstgesprächs sind im Gehirn die gleichen Regionen aktiv, wie  bei einem tatsächlichen Dialog!! Und jetzt aufgepasst, Rabbi Nachman hat einmal gesagt, dass Gott in Form von Gedanken mit einem Menschen spricht, wenn wir also mit Gott reden, also wie in einem Selbstgespräch versuchen einen Dialog aufzubauen, dann findet dieser Dialog auch wirklich statt! Ich muss ihn nur zulassen ..

Gespräche mit Gott  wirken motivierend..

Das Gespräch mit Gott fördert unsere Konzentration und macht uns selbstsicherer. Wir erlernen durch das Gespräch mit Gott neue Fertigkeiten, berichtigen Fehler oder handeln effektiver als zuvor. Durch das Gespräch  mit Gott regulieren wir unsere Gefühle und Gedanken, lernen mit stressreichen Situationen und Unerwartetem besser umzugehen.

Gezielte Gesprächsthemen mit Gott fördern gesundes Verhalten, z.B.: („Mehr Bier trinke ich heute nicht“) ebenso helfen gezielte Gesprächsthemen mit Gott beim Lernen. Eine israelische Studie zeigte vor einigen Jahren beispielsweise, dass Kinder viel besser eine Aufgabe lösten, wenn es ihnen erlaubt war, währenddessen mit Gott zu sprechen.

Aber auch in der Psychotherapie ist der Dialog mit Gott hilfreich, etwa bei Patienten mit niedrigem Selbstwertgefühl. „Diese Menschen haben wie alle ein Bedürfnis nach sozialen Beziehungen, jedoch Probleme, diese befriedigend zu realisieren.“ In Gesprächen mit Gott können sie sich motivieren, ihre Hemmung wirklich abzubauen und für sie schwierige Situationen im Voraus gezielt im Kopf durchzuspielen. Möglicherweise wird das künftig ein sinnvoller Therapieansatz werden.

Der Weg zum effektiven Gespräch mit Gott

Dialogoptimierung ist z.B.:
 

  • Mach dir bewusst, was du in einer bestimmten Situation mit dem Gespräch mit Gott erreichen willst: willst du schneller werden, keine Schulden haben, einen Partner haben, Kinder bekommen, einen tollen Job oder mehr Kraft?

Eine Möglichkeit ist, so mit Gott zu reden, also zu beten: Gott, wenn es dich gibt, dann will ich mit dir zusammen leben. Ich habe keine Ahnung, wie das aussehen soll. Ich habe so wenig Vertrauen. Es ist mir alles sehr merkwürdig. Aber ich verlasse mich auf dein Wirken, für so unwahrscheinlich ich es auch halte.
 

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