Sieben

Sowohl aus der Thora als auch aus allen Erscheinungen der materiellen Welt lässt sich erkennen, dass die Zahl Sieben das Fundament von allem und jeder Sache bildet.

5 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

So wie alles auf dieser Welt ein Schöpfungswerk Gottes ist, so ist auch der Mensch und sein Glaube an IHN Seine Schöpfung. Rabbi Nachman formulierte dies so:
 
„Die Seele und der Glaube eines Menschen an Gott sind so etwas wie ein und dasselbe …“
 
Ein Auszug aus dem Buch von Rabbiner Shalom Arush: “beGan haGagu'im“ (Im Garten der Sehnsucht):
 
Es war einmal ein König, der sechs Söhne und eine Tochter hatte. Die Tochter hatte in seinen Augen einen besonderen Wert, und deshalb empfand er nicht nur eine außergewöhnliche Liebe für sie, er hatte auch stets ein großes Entzücken an ihr … (Hier – die ganze Geschichte)
 
Rabbi Nachman erzählt uns hier die Geschichte über einen König, der sieben Kinder hatte: Sechs Söhne und eine Tochter.
 
Mit Sicherheit liebt doch jedes Elternteil seine Kinder aus ganzem Herzen, und demnach empfand dieser König natürlicherweise auch unbeschreiblich große Liebe zu seinen Söhnen. Doch liebte er seine Tochter besonders über alles! Denn diese Tochter verkörpert den Glauben an Gott! Darüber sagte Rabbi Nachman: „Das Wichtigste ist der Glaube!“ Denn so wie bei jedem Elternteil gibt es ebenso bei Gott viele Dinge, die Ihm wichtig sind und die Er liebt. Doch der Glaube an Ihn ist Ihm das Wichtigste.
 
Deshalb müssen wir erkennen und lernen, dass der Glaube, genauso wie jeder einzelne Mensch und einfach alles, was in dieser Welt existiert, die Schöpfung Gottes ist. Die Wahrheit dieser Erkenntnis bekommt durch den weisen Satz von Rabbi Nachman: „Die Seele und der Glaube eines Menschen an Gott sind so etwas wie ein und dasselbe“ ihren zu beherzigenden Sinn. Des Weiteren gibt es eine spirituelle Welt, aus der das Bedürfnis des Menschen, an Gott zu glauben, entspringt. (Likutej Moharan, Band 1, Kapitel 163)
 
Sowohl aus der Thora als auch aus allen Manifestierungen der materiellen Welt lässt sich erkennen, dass die Zahl Sieben das Fundament von jeder Sache bildet. Immer wieder lässt sich erkennen, dass das Rechenexempel „6 plus 1“, also Sieben – als eine gewisse Anspielung auf die Vollkommenheit hindeutet. Wenn man dem bisher Gesagten noch den Glauben an Gott hinzufügt, für den wiederum die Zahl Sieben steht, dann ist nunmehr klar, dass die Zahl Sieben auf die Vollkommenheit eines jeden Details innerhalb unserer Welt und Seiner gesamten Schöpfung deutet.
 
Zur besseren Veranschaulichung führen wir nun einige Beispiele auf:
 
Aus der Weisheit der Kabbala lässt sich entnehmen, dass die Welt durch sieben räumlich vorgestellte Bereiche geregelt wird. Der siebte dieser Bereiche lautet im hebräischen Malchut (Königreich). Zu jedem dieser Bereiche gehört eine bestimmte Eigenschaft. Die Eigenschaft, die zu dem Bereich Malchut gehört, ist der Glaube.
 
Aus dem 2. Buch Moses (Kapitel 31, Vers 17) lernen wir, dass Gott die Welt in sechs Tagen erschuf und Er am siebenten Tag ruhte. Unsere Weisen lehrten uns diesbezüglich, dass die Welt, so wie wir sie kennen, ihre Vollkommenheit nur aufgrund des Ruhetages am siebenten Tag der Schöpfung, dem Schabbat, erfuhr. Infolgedessen wird eine Woche in sechs Tage der kreativen Tätigkeit und einen Tag (dem siebenten einer Woche) der Ruhe eingeteilt. Demnach ist die Königin aller Wochentage der siebente Tag, der Schabbat. Der Schabbat ist die Vollkommenheit einer Woche, ist Zweck und Grund für die restlichen sechs Wochentage, da es ja die gesamte Woche über nur gilt, die Königin Schabbat zu empfangen. Der Schabbat verkörpert den Glauben, da der Mensch, so wie Gott selbst, an diesem Tag ruht.
 
Aus dem 2. Buch Moses (Kapitel 23, Vers 10 -11) und dem 3. Buch Moses (Kapitel 25, Vers 1 – 7) lernen wir eine landwirtschaftliche Verordnung, in der Gott festsetzte, dass jeder jüdische Landeigentümer im Land Israel dazu verpflichtet ist, ein alle sieben Jahre wiederkehrendes landwirtschaftliches Ruhejahr einzulegen, das Sch'mita-Jahr. Das bedeutet, dass ein jüdischer Landeigentümer in Israel zum einen alle sieben Jahre, also das ganze siebente Jahr hindurch, keine landwirtschaftlichen Arbeiten auf seinen Feldern tätigen darf. Und zum anderen muss er den Besitzanspruch auf seine Felder das gesamte siebente Jahr hindurch zugunsten aller Bevölkerungsschichten aussetzen. Auch aus dieser kurzen Anleitung des immer wiederkehrenden siebenten Sch'mita-Jahres lässt sich der Glaube wohl zweifellos – ohne weitere Erläuterungen – entnehmen.
 
Nach einem siebenmaligen Kreislauf des alle sieben Jahre wiederkehrenden landwirtschaftlichen Ruhejahres (7 x 7 = 49 Jahre) kommt noch ein ähnliches Gebot hinzu. Aus dem Jowel – zu deutsch Jubeljahr – ist aufgrund seiner Kongruenz zum Sch'mita-Jahr ebenfalls der Glaube, für den die Zahl Sieben steht, deutlich zu erkennen.
 
Die Tierkreiszeichen – auch als Sternzeichen benannt – teilen den Jahreslauf der Sonne in zwölf Abschnitte zu jeweils 30 Grad. Ihre Namen beruhen auf den zwölf Sternbildern des Zodiaks (Tierkreis). Sieben Sonnenplaneten zeigen sich dabei für die ordnungsgemäßen Konstellationen dieser Tierkreise verantwortlich, daher erlangen sie nur mittels des Glaubens ihre Vollkommenheit, so wie einst Rabbi Nachman sagte: „Es gibt keine Vollkommenheit des Tierkreises ohne die Einbeziehung des Glaubens.“ (Likutej Moharan Band 1, Kapitel 31).
 
Die sieben Tage, an denen ein enger Verwandter eines verstorbenen Juden zu dessen Gedenken Trauer sitzt, dienen der Sündensühne für den fehlenden oder mangelnden Glauben des Verstorbenen. Die in der Thora erwähnten sieben Tage, an denen ein Leprakranker außerhalb des Lagers bleiben muss; oder die sieben Tage der Reinigung für denjenigen, der mit einer Leiche in Berührung kommt; oder die siebentägige Reinheitskontrolle einer Frau nach ihren Tagen der Menstruation; oder die sieben Tage, an denen man die Sieben Lobpreisungs – Segenssprüche für das jüdische Brautpaar rezitiert: Sie alle haben den Zweck, den fehlenden Glauben zu korrigieren oder zu erfüllen.
 
Ein Verbrecher bekommt für sein Verbrechen an einem Menschen die in der Thora festgeschriebene Strafe, dessen Sklave zu sein. Er muss dann seinem Meister vorübergehend sechs Jahre lang dienen, im siebenten Jahr erhält er aber, unabhängig davon, welchen Verbrechens er sich schuldig gemacht hat, seine Freiheit zurück, da er, durch fehlenden Glauben in die Sklaverei gekommen, sich wieder korrigierte. Das bedeutet, dass er sein Verfehlen mit dem sicheren Glauben an Gott ausgefüllt hat.
 
Im Gesicht eines Menschen befinden sich sieben Öffnungen, die jeder einzelne Mensch heiligen muss: zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, und der Mund; diese entsprechen den sieben Armen der heiligen Menora, des siebenarmigen Leuchters, der im heiligen Tempel von Jerusalem stand. Auf diesen siebenarmigen Leuchter steckt man logischerweise sieben Kerzen, die man nur mittels des Glaubens entzündet und deren Tiefgründigkeit nur mittels des Glaubens zur wahren Entfaltung kommen können.
 
Innerhalb der drei jüdischen Wallfahrtsfeste zirkuliert die Sieben: Sukkot (das Laubhüttenfest) dauert sieben Tage; Pessach (das Fest, das an den Auszug aus Ägypten erinnert) dauert sieben Tage und Schawuot (das Wochenfest der Gabe der Thora), welches man zwar nur an einem Tag feiert, zu dem allerdings jeder Jude zu der Zeit, als der zweite Tempel in Jerusalem noch stand, sieben Tage Zeit dafür hatte, seiner Verpflichtung der rituellen Opfergabe nachzukommen. Mittels jüdisch-esoterischer Gedanken, die uns unsere Weisen bereits lehrten, wissen wir, dass die Vollkommenheit dieser Feste vom Glauben eines jeden einzelnen abhängt.
 
Die mündliche Überlieferung der Thora beruht auf der Zahl Sieben! Denn sie setzen sich aus den sechs Mischna-Reihenfolgen und dann dem Gebet als dem siebenten zusammen.
 
Die drei jüdischen Stammväter Avraham, Yizchak und Jaakov sowie Moses und sein älterer Bruder Aharon, der gerechte Josef und König David wertet die Thora als die sieben Hirten. Jeder von ihnen verkörpert dabei zum einen die Essenz und zum anderen die Wurzel des Glaubens und die Glaubensverbreitung in jeder Generation. Denn in ihrem Leben taten sie alles dafür, dass sich der Glaube in der Welt verbreitet und in den Herzen aller Menschen verfestigen wird.
 
Auf unserem Planten gibt es sieben Weltkontinente, sieben klimatische Zonen, sieben Quellmetalle, sieben Typen des weisheitlichen Verstandes, sieben Kern-Charakterzüge und sieben Bauarten des absolut negativen Götzenkultes.
 
Das menschliche Auge besteht aus sieben Hauptbestandteilen. Spirituell gesehen gibt es sieben wohltuende Töne bzw. Klänge, sieben Typen der logisch konsistenten Widerlegung, die heilige Thora besteht – im positiven Sinne – aus siebzig (= 10 x 7) Gesichtern, dadurch kommt ihre Tiefgründigkeit deutlich zum Ausdruck.
 
Auch wenn wir an dieser Stelle jetzt noch weitere Beispiele spiritueller oder materieller Art nennen können, wo die Zahl Sieben sich um den Kern des Glaubens dreht, lässt sich aus den bisherigen Ausführungen zweifellos erkennen, dass man nur über den Glauben zur Vollkommenheit gelangen kann.
 
Im Großen und Ganzen verkörpert die Zahl Sieben den in der Kabbala verwendeten Begriff Malchut (Königreich) oder mit anderen Worten den Glauben. Der Glaube an Gott bildet die Vollkommenheit von – schlicht und ergreifend – allem! So wie es einst Rabbi Nachman ausdrücklich betonte:
 
„Die Vollkommenheit von allem ist der Glaube; und ohne den Glauben ist alles unzulänglich bzw. unvollständig. Die Vollkommenheit der gesamten Thora erlangt man nur mittels des Glaubens, da die Thora vollends auf dem Glauben basiert, daher bildet der Glauben also das Fundament der Thora. Der Glauben ist schlichtweg das Wichtigste!“ (Kitzur Likutej Moharan 31).
 
Des Weiteren heißt es dort, dass der Glaube die Wurzel aller Segen darstellt und dass die Kraft aller Segen sich aufgrund des Glaubens vollends entfalten kann. Rabbi Nathan aus Breslev schreibt diesbezüglich, dass der Glaube an Gott einem Gefäß gleicht, in welchem der Mensch alles Positive und Gute zu seinem Besten erhalten kann.
 
So konnten wir also erneut aufzeigen, dass alle der oben erwähnten Erläuterungen im Bezug auf die Zahl Sieben ihre Vollkommenheit ausschließlich über den Glauben erlangen.

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