Allzweckwaffe

Das Gebet ist eine wesentliche Voraussetzung zum Erhalt eines schönen Ehelebens. Daher kann man ohne zu beten auch niemals in Erfahrung bringen, wie schön es sein kann...

5 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Ein Gebet bereinigt alles

Das Gebet ist eine wesentliche Voraussetzung zum Erhalt eines schönen Ehelebens. Daher kann man ohne zu beten auch niemals in Erfahrung bringen, wie schön es sein kann, wenn die Ehe vom Haussegen geprägt ist. Ein Mann kann jedes erdenkliche Buch mit dem Thema „Partnerschaft“ analysieren und studieren und sogar alle dort erlernten Praktiken genauestens anwenden – und wird dennoch ohne Gebete keinen Hausfrieden erfahren können.
 
Dafür gibt es mehrere Gründe:
 
Zunächst darf man nicht außer Acht lassen: Ein Leben in Liebe ist etwas absolut Übernatürliches! So wie es im Talmud heißt: „Eine Paarung ist genau so schwer zu realisierenwie die Spaltung des Schilfmeeres.“
 
Das heißt, so wie es sich bei der Spaltung des Meeres, also durch das in Stücke reißen des Meeres, wodurch plötzlich inmitten des Meeres wasserfrei begehbare Stellen waren, zweifellos um etwas Übernatürliches handelte, so ist auch das Finden einer Partnerin und dann ein eheliches Leben in Liebeein über der Natur stehendes Wunder. Denn Mann und Frau sind zwei völlig gegensätzliche Wesen, so wie beispielsweise die Plus-und Minus-Pole einer Batterie. Diese zwei gegensätzlichen Pole miteinander zu verbinden – und dann auch noch in Harmonie und Einklang über einen jahrelangen Zeitraum hinweg miteinander verweilen zu lassen – ist ein Wunder! Anders gesagt, es handelt sich um etwas Überirdisches und um etwas Übernatürliches zu verändern, benötigt man das Gebet, so wie Rabbi Nachman einst sagte: „Das Gebet ist der Natur übergeordnet, da die Natur zwingend ist – aber das Gebet verändern eine natürliche Gebung.“ (Likutey Moharan, Band 1, Lektion 7)
 
Ferner heißt es in den Schriften Rabbi Nachmans: „Wer um und für seinen Nächsten betet, wird von ihm geliebt werden.“ Infolgedessen ist das ein Tipp, den man auf keinen Fall missen sollte, da man dadurch die Liebe herstellen oder vertiefen kann. Ein Mann muss also um und für seine Frau beten – und sie wird ihn dann lieben. Auch die Frau sollte für und um ihren Mann beten, denn dadurch wird auch er sie lieben.
 
Ein weiterer Punkt, weshalb man zur Erfüllung einer gelungenen Ehe beten muss, ist die Tatsache, dass der Satan rund um die Uhr damit beschäftigt ist, einem Paar ihre Liebe zu zerstören! (Sichot Haran [Gespräche des Rabbi Nachman], 263)
 
Und da wir ja bereits wissen, dass wir ohne die Hilfe Gottes aufgeschmissen wären, müssen wir insbesondere Gott im Bezug auf unsere Ehe um Hilfe bitten, denn nur so können wir es schaffen, unseren bösen Trieb völlig zu eliminieren. Wenn wir uns aber nicht an Gott wenden, dann wird der böse Trieb unseren Willen bestimmen und so unsere Ehe zerstören – Gott behüte!
 
Ferner musst du dir darüber im Klaren sein, dass eine vom Verstand erlangte Erkenntnis nicht genügt, um dich wirklich dazu zu bewegen, etwas im Leben voranzutreiben. Es bedarf dafür den Schritt der Verschiebung einer vom Verstand erlangten Erkenntnis ins Herz, wie es ausdrücklich im 5. Buch Moses (Kapitel 4, Satz 39) steht: „Erkenne es heute und nimm es dir zu Herzen…“ – wobei „Erkenne es heute“ einer erlangten Erkenntnis entspricht. Und dann heißt es weiter: „… nimm es dir zu Herzen…“, d.h., man muss die erlangte Erkenntnis nun ins Herz transferieren.
 
Solange man nur mit Verständnis für etwas Bestimmtes herumläuft, wird man es nicht schaffen, diesem zu folgen bzw. es in die Tat umzusetzen, da diesem Einfühlungsvermögen ein wichtiger Mosaikstein fehlt. Die fehlende Komponente ist die Beherzigung einer bereits erlangten Feststellung. Das heißt, dass man nur nach der Beherzigung einer Erkenntnis imstande sein wird, diese weiter auszuleben. Dann kann man beispielsweise eine negative Eigenschaft in seinem Herzen in eine positive Erkenntnis des Glaubens verwandeln.
 
Das Herz bildet als eine Art Maler des Charakters den Mittelpunkt aller Charaktereigenschaften, daher kann man sich nur mittels der Einsicht und der Erkenntnis seines Herzens zum Positiven verändern.
 
Der Beweis für die Richtigkeit all dieser Aufführungen ist in der Tatsache zu finden, dass es etliche Menschen gibt, die zwar auf der einen Seite hochintelligent sind, allerdings auf der anderen Seite über schlechte, ja geradezu über katastrophale Charaktereigenschaften verfügen. Der Grund dafür ist die Unreinheit ihres Herzens. Einen weiteren Beweis für die Richtigkeit dieser Dinge erbringen völlig durchschnittliche Menschen, die weder hochintelligent noch superschlau sind, allerdings aufgrund ihres sauberen und reinen Herzens über hervorragende Eigenschaften verfügen.
 
Die Transferierung einer erlangten Erkenntnis aus dem Verstand in das Herz erreicht man vor allem durch das Gebet. Aber es bedarf dabei einer Unterteilung:

a)Man muss die zu beseitigende Eigenschaft kennenlernen, damit man auch weiß, worum man beten muss. Und dann kommen wir 
b)zum Gebet. Man muss sehr viele Gebete beten, um etwas zu verändern! Unser Herz ist mit dem Gebet gleichzusetzen, da alles, was unser Herz betrifft, auch direkten Bezug zum Gebet hat, so wie es ausdrücklich im Talmud heißt: „Was verkörpert die Arbeit im Herzen? Das Gebet!“
 
Um besser zu veranschaulichen wie solch eine Verschiebung – bzw. Arbeit – auszusehen hat, hier ein Beispiel:
 
Ab sofort willst du deine Frau nicht mehr kritisieren, also musst du wissen, dass jede Kritik an deiner Frau zu etlichen Problemen für dich – wie von einem Magnet angezogen – führen. Dies musst du dir sorgfältig einprägen, bis sie in dein Blut und somit ins Herz übergehen. Dann muss ein Gebet folgen, da der wahre Erfolg von den Gebeten abhängig ist. Außerdem transferiert man bei seinem Gebet das Gelernte in sein Herz. Man erreicht dadurch also die vollständige Erkenntnis. Mit anderen Worten ist man dann im Besitz einer guten Eigenschaft, denn man wurde ja die Unsitte, seine Frau zu kritisieren, endgültig los.  
 
Rabbi Nachman aus Breslev lehrte uns, dass unsere Pflicht ist, über jedes Detail im Leben zu beten, auch über sehr geringfügige Dinge, wie z.B. einen fehlenden Knopf am Hemd, so wie es sein Schüler Rabbi Nathan erzählte: „Eines Tages trat ich mit einem Hemd, an dem ein Knopf fehlte, vor Rabbi Nachman. Als er das Fehlen des Knopfes wahrnahm sagte er zu mir, dass ich mich mit einem Gebet um den Erhalt dieses Knopfes an Gott wenden muss, indem ich Ihn zur Beseitigung dieses Problems bitte. Ich war äußerst erstaunt über diese Aussage, da ich es als Übertreibung empfand, Gott um etwas so Geringfügiges zu bitten. Der Rabbi erkannte natürlich sofort an meinem Gesichtsausdruck meinen Gedankengang und fragte mich daraufhin, ob ich etwa zu stolz sei, Gott um etwas Geringfügiges zu bitten!? …“
 
Rabbi Nathan war zweifellos kein dummer Mensch, daher zog er aus den Worten Rabbi Nachmans die notwendige Konsequenz, indem er sich umgehend an seinen Vater im Himmel wandte!  
 
In der Regel erscheint es uns so, als ob man Gott nicht um etwas Geringfügiges bitten muss, da man sich einbildet, es aus eigener Kraft erlangen zu können. Diese Denkweise ist selbstverständlich von Grund auf falsch, denn sobald man meint, aus eigener Kraft etwas Geringfügiges bewerkstelligen zu können, muss man sich im selben Augenblick darüber im Klaren sein, dass die Kraft zur Tatumsetzung ebenso von Gott gegeben ist. 
 
Folglich befindet man sich, sogar wenn man für die einfachsten Dinge betet, auf dem goldrichtigen Weg, da somit – langsam aber sicher – das Wissen, dass alles ausnahmslos von Gott herbeigeführt wird, ins Blut übergeht. Des Weiteren darf man nicht außer Acht lassen, dass der Satan einem immer auflauert. Wenn man davon ausgeht, dass man Gott nicht bei geringfügigen Dingen braucht, dann wird es auch nicht sehr lange dauern, bis man Gott völlig vergisst und somit hat man sich sozusagen selbst ins Abseits gestellt.
 
Ein Mensch, der nie oder nur selten betet, beschreitet sein Leben im Grunde genommen alleine – also ohne Gott! Ein Mensch, der etwas tut, ohne dafür zu beten, demonstriert damit auf provokativste Art und Weise, dass er Gott nicht braucht und hier müsste sich jetzt jeder an den Kopf fassen und fragen: „Wie kann ein Mensch ohne die Hilfe Gottes in seinem Leben Erfolg haben!?“
 
Ohne die Hilfe Gottes geht gar nichts im Leben! Daher muss man nun einmal für alles – d.h. auch für jegliche Kleinigkeiten – beten, wenn man tatsächlich Glück und Freude mit einer Sache erleben möchte.
 
Gott sei Dank wurde ich bereits mehrmals Zeuge, als es innerhalb einer Ehe gewaltig kriselte, aber einer der beiden sich dennoch die Kontrolle behielt und auf meinen Rat hörte, mindestens zehn Minuten am Tag für seine Frau zu beten. Damit konnte er sein Haus retten und zeigte durch diese Aktion, dass er seine Frau tatsächlich liebte, denn wenn man einen Menschen liebt, dann betet man um und für ihn.
 
Halten wir also fest: Wenn du wirklich in Liebe mit deiner Frau zusammenleben möchtest, dann lege dieses Buch nie wieder aus deiner Hand. Studiere es stets sorgfältig und bete zu Gott, jede erlernte Erkenntnis auch wirklich real zu leben.

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