Der wahre Segen

Wenn ein Mensch wissen möchte, wie man sein Charakterbild einstufen kann, muss man dafür lediglich auf seine eheliche Beziehung schauen ...

3 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Wenn ein Mensch wissen möchte, wie man sein Charakterbild einstufen kann, muss man dafür lediglich auf seine eheliche Beziehung schauen. Wenn es in der Ehe gut läuft, dann ist dies auch ein klares Indiz dafür, dass die Ehepartner selbst über hervorragende Eigenschaften verfügen.
 
Um Gebote wie: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ korrekt einzuhalten, die ja solche Verhaltensweisen beinhalten: das Schöne in dem anderen zu erkennen, Verständnis für den anderen zu haben, Mitgefühl zu zeigen, zuhören zu können, Freude zu bereiten, nicht bloßzustellen und so weiter, muss man diese – ohne jegliche „Show-Einlagen“ – zunächst einmal zu Hause ausführen.
 
Voraussetzung für die Erlangung des Gefäßes: „Frieden“ ist zunächst der Hausfrieden, der sich auch auf den übrigen Alltag auswirkt. Ohne einen Hausfrieden hat ein Mann auch nicht das „Gefäß des Friedens“, und deshalb braucht man sich im Nachhinein auch nicht zu wundern, wenn ständig alles verloren geht. Ohne den Frieden kann doch nichts Bestand haben.
 
Wisse: Wenn es bei dir zu Hause nicht gut läuft, dann hast du auch bei allem anderen, was du tust, kein Glück! Wenn zu Hause nicht die wahre Liebe den Ton angibt, dann ist man überall vom Pech verfolgt.
 
Während des Verfassens dieses Kapitels suchte mich ein verzweifeltes Paar auf. Bei beiden handelte es sich um Führungskräfte aus der Wirtschaft, die deshalb auch mit viel Ehre und vor allem sehr guten Gehältern ihr Leben bestreiten. Jeder, der ihre Stellungen nur von außen betrachtet – und insbesondere ihr Einkommen – würde sie beneiden.
 
Als wir dann alleinwaren, ließ die Frau ihren Gefühlen freien Lauf und erklärte mir, wie ihr überall angesehener Mann, von dem alle doch nur so schwärmen, sie wie den letzten Dreck behandele. Zu Hause ist er das exakte Gegenteil von dem, was er nach draußen darstellt. Zu Hause spielt er sich immer nur wie ein unerträglicher Pascha auf. Sie könne es nicht mehr länger aushalten, sich auf diese Weise von ihm erniedrigen zu lassen.
 
Auch ihr „Sie schwimmen ja im Geld“-Image ist leider nur eine Illusion, meinte sie. Ihr Minus auf dem Bankkonto ist so gewaltig, dass sie Kopfschmerzen bekommt, wenn sie nur daran denkt. Ihre außerordentlich hohen Gehälter reichen deshalb auch nicht, weil ihre verschwenderischen Ausgaben immer höher sind als ihre Einnahmen.
 
Mit Tränen in den Augen flehte sie mich an: „Bitte helfen sie mir, bitte …! Ich habe niemanden, dem ich mich anvertrauen kann. Egal wem ich die Wahrheit über meinen Mann erzähle, niemand glaubt es mir! Sie erklären mich dann einfach für verrückt. Aber ich halte es so einfach nicht mehr länger aus. Es ist die Hölle und alles, was wir beginnen, endet in einem Drama. Andauernd geht immer etwas entzwei. Einmal das Auto, dann der Kühlschrank … ich weiß schon gar nicht mehr wo ich hinschauen soll, das Geld löst sich wie von selbst auf.“   
 
Hier haben wir es also mit einem als Topverdiener einzustufenden Paar zu tun, das in Wahrheit hoch verschuldet ist. Sie beschweren sich, jammern herum und finden ihr Leben einfach nur „zum Kotzen“. Und all dies kommt davon, weil der Mann seine Frau nicht achtet. Folglich sind sie auch nicht im Besitz des so wichtigen „Gefäßes des Friedens“. Deshalb verfolgt sie auch das Pech auf Schritt und Tritt.
 
Ihnen entgegengesetzt gibt es sehr viele Paare, die nicht einmal einen Prozentanteil von dem verdienen, was die beiden jeden Monat auf ihr Konto überwiesen bekommen. Aber dennoch fehlt es ihnen an nichts, da die Ehemänner ihre Frauen achten und ehren. Deswegen haftet an ihnen der Segen! Sie haben keine Schulden, nichts geht bei ihnen kaputt und sie sind immer nur glücklich.
 
Aber dennoch bleibt etwas ungeklärt, denn einst sagten unsere Weisen: „Auf ewig sei ein Mann davor gewarnt, seine Frau zu ehren, da der Segen eines Mannes sich nur wegen seiner Frau im Leben befindet!“ (Midrasch, Jalkut Schimoni über den Wochenabschnitt 12 des 1. Buch Moses)
 
Aber hier haben wir soeben gelernt, dass es nichts gibt:worin der Segen bestand hat, außer durch den Frieden. So wie es heißt: Gott gibt seinem Volk Kraft, Gott segnet Sein Volk mit Frieden!
 
Also wovon hängt nun der Segen ab, von der Ehrerbietung der Frau gegenüber oder vom Hausfrieden?
 
Durch unsere bisherigen Ausarbeitungen können wir problemlos verstehen, dass unsere Weisen mit der Aussage, dass der Frieden eine Art Gefäß des Segens ist, geradewegs den Hausfrieden andeuteten.   

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

Danke fuer Ihre Antwort!

Ihr Kommentar wird nach der Genehmigung veroeffentlicht.

Fuegen Sie einen Kommentar hinzu.