Liebe oder Gelüste?

Was bedeutet verliebt zu sein? Kann man einen Menschen wirklich lieben, wenn man von ihm immer nur dass eine möchte? Und wie wichtig ist die Liebe für eine Beziehung?

3 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Was bedeutet verliebt zu sein? Kann man einen Menschen wirklich lieben, wenn man von ihm immer nur dass eine möchte? Und wie wichtig ist der Sex für eine Beziehung?

Ein Mann hat die Pflicht, seine Frau über alles zu lieben, damit sie dann auch wirklich glücklich sein kann. Doch sind da noch die unkontrollierten Sexgelüste eines Mannes, die einer Frau das Gefühl geben, nicht wirklich geliebt und begehrt zu werden. 
 
Solange ein Mann nur auf das perfekte Sexleben zwischen ihm und seiner Frau aus ist, wird er seine Frau niemals wirklich lieben können, da er ja dann nur auf ihren Körper „scharf“ wäre. Dies wäre also keine Liebe zu seiner Frau, sondern in Wahrheit nur Egoismus im höchsten Grade. Er meint vielleicht, seine Frau zu lieben, doch in Wahrheit benutzt er sie nur für seine Triebe. Er kann ihre Ansichten und ihren Charakter eigentlich nicht ausstehen, aber er findet nun mal den Sex mit ihr so wahnsinnig aufregend, dass er sich einredet sie – und nicht nur die Bettgeschichten mit ihr – zu lieben. 
 
Das sieht man deutlich am Sex an sich, denn unmittelbar nach dem Orgasmus verfliegt auf einmal die „große Liebe“, die der Mann angeblich für seine Frau empfand. Nachdem er nun bekommen hat was er wollte, hat er keine Lust mehr sich mit ihr auch noch zu unterhalten, ihr seine Liebe zu zeigen, und das Nachspiel entwickelt sich für ihn zu einer richtig schweren Geduldsprobe. In der Regel schläft er deswegen auch kurz darauf ein. 
 
Mit anderen Worten war alles, was er vorgeblich für seine Frau getan hatte, nur ein Bluff, denn er hatte von Beginn an nur die Absicht, seine Gelüste zu befriedigen. Mit seiner gespielten Zuneigung, wollte er seiner Frau nicht seine Liebe zu ihr zeigen, sondern nur zum Sex mit ihr kommen, weil eben nur das der Höhepunkt ihrer gemeinsamen Bindung für ihn ist. Er will ausschließlich auf seine lüsternen Kosten kommen und seine Frau ist dabei eine Art Gegenstand ohne Herz und Seele, die ihm nur hilft, seine phantasiereichen Begierden zu erfüllen. Die arme Frau erkennt früher oder später natürlich, dass ihr Mann sie nicht als seine Geliebte, sondern als eine Art Schlampe sieht und deshalb fühlt sie sich wie tot.

Ein Mann, der demnach mit seiner Frau schlafen will, muss dabei vor allem auch an seine Frau denken! Er muss ihr zeigen wollen, wie sehr er sie liebt und wie wichtig es ihm ist, dass auch sie daran Freude hat.    
  
Wenn ein Mann hingegen nur einen Drang nach orgastischer Befriedigung verspürt, wenn er meint mit seiner Frau schlafen zu müssen, verwandelt er sich auf diesem Wege vom Geber zum wolllüstigen Empfänger. Infolgedessen erfüllt er auch nicht seine Aufgabe als Mann, da er, nur geben und auszustrahlen hat. Da er aber nun von seiner Frau fordert, dass sie für seinen Orgasmus mit ihm schläft, verliert er sein Gesicht, und dies bedeutet, seine Frau wird ihn missachten.
  
Ein Mann sollte danach streben, dass seine Frau ein starkes Verlangen nach ihm verspürt – so wie heißt:  nach deinem Mann sei dein Verlangen“. Wenn aber die Gedanken eines Mannes nur noch von seinem Geschlechtsteil beherrscht werden, dann hat seine Frau die Macht über ihn. Sie merkt doch, wie geil er ständig auf sie ist, und dies führt letztendlich zum Zusammenbruch dieser Ehe. Das Ende ist unter solchen Voraussetzungen nur noch eine Frage der Zeit, weil eine Frau es nicht ertragen kann, von ihrem Mann nur als Sexobjekt reduziert zu werden. Keine anständige Frau kann es akzeptieren, für ihren Mann eine Art Sexpuppe oder Prostituierte zu sein, deswegen beginnt sie sich vor ihm zu ekeln, da sie in ihm den perversen Unhold erkennt. 
 
Diese abweisenden Gefühle, die solch eine Frau zu ihrem Mann entwickelt, nehmen extreme Formen an, sodass es mit der Zeit zu einer richtigen Qual für sie wird, mit ihm zu schlafen. Sie hasst es, von ihm auch nur berührt zu werden. Und wenn der Tag kommt, an dem sie in die Mikwe (dem rituellen Tauchbad) gehen muss, fühlt sie sich wie eine zum Tode Verurteilte, da sie weiß, sie muss ja anschließend wieder mit ihm schlafen. Das Eintauchen in der Mikwe gleicht aus ihrer Sicht dann einer Enthauptung … 
 
Und der Mann? Er ist nichts weiter als ein richtiger Trottel! Er denkt er könne seine Frau auf seine Weise umwerben und zeigen, wie er sie liebt. Doch er erhält nur eines: Die schwarze Hölle. Er erscheint ihr wie der menschgewordene Todesengel, wie ein Biest oder Hexer, und daher fühlt sie sich auch richtig angewidert. Aus diesem Grund sehen wir in unserer Gesellschaft auch immer öfter selbstbewusste Frauen, die es ihren Männern nicht einmal mehr erlauben, sie auch nur mit dem kleinen Finger zu berühren. Sie befürchten, er wäre ja doch nur auf Sex aus. Eine Frau fühlt sich dann so erniedrigt, dass sie einfach nur noch kotzen möchte.
 
Nach einem Mann, der dagegen die Gefühle kennt und auf sie Rücksicht nimmt, verspürt seine Frau ein unbeschreibliches Verlangen. Wenn er ihr also nur etwas Aufmerksamkeit und Liebe schenkt, dann fühlen sich beide wie im ehelichen Paradies. 

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1. Shonah Schneider

7/27/2011

mit dem kleinen Finger berühren der Text weckt Erinnerungen an meine geschiedene Ehe hervor. Genau das hatte ich auch. Ich konnte es nicht mehr ertragen auch nur mit dem kleinen Finger berührt zu werden. Jedoch war die Sachlage eine andere. Mein Exmann war Impotent, da ich ihm jedoch beigebracht hatte mich trotzdem zufriedenzustellen, dachte ich ich würde eine ganz gute Ehe führen, bis er mir sagte, er sei nur bei mir impotent. Irgendwie hat sich in mir dann ein Schalter umgelegt und ich hatte plötzlich gemerkt, dass ich ja doch auf viel verzichtet hatte, was eine normale Ehe ausmacht, und daran sollte ich auch noch die Schuld tragen. Ausserdem hiess es mit anderen Worten du bist nicht attraktiv genug um mich zu erregen, andere können das. Ich hoffe ich konnte ein wenig zur Aufklärung beitragen, wie eine Frauenseele funktioniert. Herzliches Schalom Shonah Schneider

2. Shonah Schneider

7/27/2011

der Text weckt Erinnerungen an meine geschiedene Ehe hervor. Genau das hatte ich auch. Ich konnte es nicht mehr ertragen auch nur mit dem kleinen Finger berührt zu werden. Jedoch war die Sachlage eine andere. Mein Exmann war Impotent, da ich ihm jedoch beigebracht hatte mich trotzdem zufriedenzustellen, dachte ich ich würde eine ganz gute Ehe führen, bis er mir sagte, er sei nur bei mir impotent. Irgendwie hat sich in mir dann ein Schalter umgelegt und ich hatte plötzlich gemerkt, dass ich ja doch auf viel verzichtet hatte, was eine normale Ehe ausmacht, und daran sollte ich auch noch die Schuld tragen. Ausserdem hiess es mit anderen Worten du bist nicht attraktiv genug um mich zu erregen, andere können das. Ich hoffe ich konnte ein wenig zur Aufklärung beitragen, wie eine Frauenseele funktioniert. Herzliches Schalom Shonah Schneider

3. Batsheva

5/08/2011

Liebe oder Gelüste? .. jedenfalls haben 'wissenschaftliche' Studien ergeben, dass für eine Frau das soganannte 'Vorspiel' bereits 24 Stunden vorher anfängt, und wenn in dieser Zeit ihr Mann auch nur eine kleinste Kritik an ihr übt, hat sie schon keine Lust mehr auf Sex mit ihm! Rabbi Shalom's Artikel ist klasse! Danke!

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