Meins und eures ist ihres

Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau. Als Rabbi Akiva mit seinen 24 000 Schülern zu seiner Frau zurückkehrte, sagte er ihnen: „Meins und eures ist ihres!“

2 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

 Im Volksmund heißt es: „Hinter jedem starken Mann steht eine starke (bzw. noch stärkere) Frau.“ Als der berühmte talmudische Weise Rabbi Akiva – nach jahrelanger Abwesenheit und von seinen 24 000 Schülern begleitet – zu seiner Frau nach Hause zurückkehrte, sagte er ihnen: „Meins und eures ist ihres!“

Rabbi Akiva führte also seinen gewaltigen Erfolg ausschließlich auf seine Frau zurück. Im Nachhinein ist es schwer, den Worten Rabbi Akivas zu folgen, denn wie kann es sein, dass alles ausschließlich ihr zu verdanken ist? Ok, sie war es, die ihren Mann für mehrere Jahre entbehrte, damit er sich Wissen und Erfolg aneignet, aber im Endeffekt war es Rabbi Akiva, der sich mit großem Einsatz diesen Status erarbeitete. Wie kann es also sein, dass all seine Errungenschaften – sowie die seiner 24 000 Schüler – ausschließlich auf ihrem Willen gewachsen sind?    
 
Rabbi Akiva hat sich selbstverständlich nichts vorgemacht. Er hat ebenso wenig einfach mal so einen tollen Spruch von sich gegeben. Er wusste genau, dass er seinen Erfolg der Seele seiner Frau zuzuschreiben hat. Durch seine wahre menschliche Größe überblickte er die Tatsache, dass in der Seele seiner Frau beispiellose verborgene Kräfte liegen, und deshalb schreibt er seinen großartigen Erfolg nicht sich selbst zu. 
 
Der Urvater und Gründer des Chassidismus, der Baal Schem Tov, sagte einst, dass, wenn seine erste Frau nicht gestorben wäre, er faszinierende spirituelle Level erreicht hätte. Dies hätte dazu geführt, dass er am helllichten Tag mitten auf dem Markt der ukrainischen Stadt Mesibusch mit einer Feuerflamme in den Himmel gefahren wäre. Mit anderen Worten: Er spielte auf den Aufstieg des Propheten Elijahu an, der ja bekanntlich in der Wüste – also nicht vor aller Augen – in den Himmel aufstieg.
 
Doch nun stellt sich die Frage, was dem Baal Schem Tov fehlte? Was hinderte ihn daran, nach dem Tod seiner Frau Gott so zu dienen, dass er dennoch diesen spirituellen Level hätte erreichen können?
 
Wir müssen daraus schließen, dass, wenn ein Mann in Liebe und Harmonie mit seiner Frau zusammenlebt, mit ihr verbunden ist, sich dann mit ihm auch alle in ihrer Seele verborgenen Kräfte und Eigenschaften verbinden; diese geben dem Mann dann den nötigen Rückenwind zum Aufstieg. So wie sich ein Mensch, der nur noch eine Hand oder einen Fuß hat, sich mit dem Alltag recht schwer tut, so muss sich auch ein Mann durchs Leben kämpfen, der in keiner direkten Verbindung mit seiner Frau steht. Ein Mann, der keinen Hausfrieden hat oder ledig ist, der gilt als unvollständig; er ist nur ein halber Mensch, denn zu seiner Vollständigkeit fehlt der seelische Teil seiner Frau.
 
Nunmehr ist klar, weshalb der Baal Schem Tov den Tod seiner Frau so sehr bedauerte, da er damit seine Vollständigkeit verlor und daher auch nicht mehr in der Lage war, sein maximales Potential zu entwickeln.
 
Halten wir also fest: Ein Mann, der seiner Frau das Gefühl gibt, für ihn die Nummer eins zu sein, der kann dadurch alles in seinem Leben erreichen. Wenn er hingegen denkt es gäbe Dinge die wichtiger wären als seine Frau, der wird sein Ziel nicht erreichen. Darüber hinaus wird er sogar auch noch alles bisher Erreichte verlieren und immer mehr drauf zahlen.

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