Mit allen Mitteln

Es gibt Scheidungsfälle, bei denen die verletzten Herzen des ehemaligen Ehepaares voll gefüllt vom Schmerz sind.

3 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Verbanne den Zorn aus deinem Herzen 
 
Es gibt Scheidungsfälle, bei denen die verletzten Herzen des ehemaligen Ehepaares voll gefüllt vom Schmerz sind. Aufgrund dessen kommt es für keinen der beiden hasserfüllten und ehemaligen Partner in Frage, dem anderen zu verzeihen.
 
Doch genau hier liegt das bekannte Problem. Solange ein Mensch auf einen anderen Menschen wütend ist oder er Kummer aufgrund seines ihm entgegengebrachten Verhaltens empfindet, wird keiner der beiden ein schönes Leben führen können. Gedanken wie: „man sieht sich im Leben immer ein zweites Mal“ prägen ihr Leben. Deshalb haben sie auch keine stille Minute mehr in ihrem Leben. Und das trotz der Scheidung, da in ihnen nun Wut, Hass und Rache ihr Unwesen treiben. Und die Person, die der Grund für das Leid der anderen ist, wird ebenso wenig in Ruhe ein schönes Leben führen können, da sie aufgrund ihres egoistischen Verhaltens auf der Anklagebank des Himmelsgerichts sitzen wird. Folglich werden beide leiden, solange sie sich nicht wieder vertragen. Demzufolge stellt sich die Frage, welchen Nutzen brachte ihnen ihre Scheidung? Die Hauptaufgabe beider Ehepartner liegt im gegenseitigen Verzeihen. Mit anderen Worten: Als Ehepaar hätte einer dem anderen verzeihen müssen, allerdings taten sie dies nicht; doch wie man sieht, haben die beiden Streithähne keine bessere Alternative.  
 
Als Ehepaar hatten sie mit dem gemeinsamen Zusammenleben einen hervorragenden Grund zur Versöhnung. Außerdem ergaben sich zur Beilegung des Streites für jeden der beiden die besten Voraussetzungen, z.B. durch die Gabe von Liebe oder Geschenken. Doch nun – nach ihrer Scheidung – bleibt ihnen keine andere Wahl, außer sich zu vertragen, da keiner der beiden daran interessiert ist, auf der Anklagebank des Himmelsgerichts zu sitzen, denn dies führt bekanntlich zu schrecklichen Folgen. Allerdings kann man sich nur unter sehr unangenehmen Bedingungen wieder vertragen und in den meisten Fällen bleiben leider offene Wunden zurück – zerschlagenes Porzellan kann man zwar kitten, aber … !
 
Beginn oder Ende eines Konfliktes? 
 
Jeder Mensch muss sich darüber im Klaren sein, dass eine Scheidung keine gute Lösung ist und nicht das erhoffte Ende aller Probleme bedeutet. Im Gegenteil, Scheidung ist der Startschuss für immer neue Brennpunkte. Das gilt vor allem für ein Scheidungspaar mit Kindern. Durch eine Scheidung – inklusive der gemeinsamen Kinder – kann man sich vor Problemen nicht mehr retten. 
 
Jede Familienfeier entwickelt sich zu einem Horrorszenarium! Vor jedem Geburtstag und vor jeder Hochzeit usw. fliegen die Fetzen, da jeder die Rolle des Gastgebers übernehmen möchte, bzw. alleine entscheiden möchte, wer eingeladen wird und wer nicht. Die jeweiligen Differenzen kommen durch verbale Drohungen o. dgl. zum Ausdruck, z.B.: „Wenn der oder die kommen sollte, dann werde ich auf keinen Fall kommen!“ oder „Wage es ja nicht, mit ihr dort aufzutauchen!“ … Kurz gesagt, jede mögliche Zusammenkunft entwickelt sich zu einem hochexplosiven Gemisch. Dieses wird von Drohungen, Weinanfällen, Verfluchungen, Beschimpfungen und der Wut bestimmt, da sich jede der Parteien einbildet, sein Gegenüber wolle eine Falle stellen oder sich absichtlich querstellen. Und dies führt wiederum dazu, dass jeder der Beteiligten hartnäckig versucht, seinen jeweiligen Standpunkt durchzusetzen. 
 
Jede regel- oder auch unregelmäßige Zusammenkunft eines geschiedenen Ehepaares hat einen bitteren Beigeschmack. Alle ihre gemeinsamen Erinnerungen kommen ihnen blitzartig zurück in den Kopf und reißen damit längst verheilte Wunden wieder auf. Das gilt insbesondere für die Situation, in der dem geschiedenen Mann seine Ex-Frau zusammen mit ihrer neuen Familie auf dem Präsentierteller serviert bekommt oder umgekehrt. Dies weckt logischerweise bei den Betroffenen Wut, Eifersucht, Hass und Rachegefühle.
 
Ein gesunder Umgang mit den Kindern lässt sich nur äußerst kompliziert bewerkstelligen und führt darüber hinaus zu etlichen Konflikten und gegenseitigen Sticheleien, wie z.B.:
 

  • Warum zum Kuckuck kommt er nicht seine Kinder besuchen?
  • Allem Anschein nach interessiert er sich nicht sonderlich für seine Kinder!
  • Was soll das! Was er denkt sich dabei, meine Kinder so oft zu besuchen!
  • Seine andauernden Besuche haben nur einen einzigen Zweck, er will meine Kinder gegen mich aufhetzen und so weiter.

 
In den meisten Fällen werden die Kinder als Waffe zur Verwirklichung eines Racheplans eingesetzt. So wird beispielsweise einem Elternteil gerichtlich das Besuchsrecht entzogen oder man beschränkt die Besuchszeiten extrem ein – und dazu auch nur in Anwesenheit einer Sozialpädagogin. Des Weiteren darf man nicht die Alimentzahlungen, die Gerichtstermine und die Anzeigen (vielleicht sogar wegen angeblicher Kindesmisshandlung oder Kindesmissbrauchs) vergessen. Anders gesagt: Probleme über Probleme, Gott behüte.
 
Sobald bei einem ihrer gemeinsamen Kinder Probleme auftreten, wie z.B.: Lernstörungen, seelische Probleme, körperliche Behinderungen oder wenn eines ihrer Kinder von seinen Freunden oder in der Schule gehänselt wird, dann kommen sie mit dieser Situation überhaupt nicht klar. Sie finden keine Lösung, die ihrem Kind wirklich weiterhelfen kann. Das geschiedene Paar macht sich gegenseitig für das Problem ihres gemeinsamen Kindes verantwortlich und dies führt wiederum zu einem äußerst angespannten Verhältnis, das ihrem Kind nur noch mehr schadet. Anstatt sich um eine schnelle und gute Lösung des Problems zu bemühen, beschäftigen sie sich mit der Frage, wessen Aufgabe es sei, sich um die Problemlösung zu kümmern. Wenn beide der Elternteile an einem Strang ziehen würden, dann wäre dem Kind geholfen; alle Probleme ließen sich im Nu in den Griff bekommen! Die Scheidung ist demnach unübersehbar nicht die ach so ersehnte Lösung aller Probleme. Im Gegenteil: Sie ist sogar eine Garantie dafür, dass alle Probleme noch schwieriger, umständlicher und komplizierter werden.

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

Danke fuer Ihre Antwort!

Ihr Kommentar wird nach der Genehmigung veroeffentlicht.

Fuegen Sie einen Kommentar hinzu.