Sichtbar gewordene Liebe

Wieso werden Kinder auch aus von HaShem in der Tora verbotenen Beziehungen geboren? Wie kann HaShem etwas schaffen, das Er selbst verboten hat?

3 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 04.04.21

Um ein Kind zu empfangen, nehmen Vater, Mutter und HaShem teil.

 

FRAGE: Wieso werden Kinder auch aus von HaShem in der Tora verbotenen Beziehungen geboren? Wie kann HaShem etwas schaffen, das Er selbst verboten hat?

 

Ich erwiderte: Wirklich tolle Frage. Vorab ist es wichtig, zu erklären, dass unsere Weisen uns darauf hingewiesen haben, dass immer da, wo etwas nicht vernünftig aussieht, es absichtlich so von HaShem gemacht ist, damit wir uns wie Schatzsucher auf die Suche machen, den tiefgründigen Sinn zu erforschen.

 

Hier nun also die Antwort der Entdeckungsreise: Der Talmud in Kedushin 30a erklärt tatsächlich, dass zur Entstehung eines Kindes, Vater, Mutter und HaShem verbündete sind. Weiter heißt es dort aber auch, dass ein jeder Mensch seine Eltern zu ehren hat. Auch in Nida 31a berichtet der Talmud von den drei Verbündeten, zur Entstehung eines Kindes. Hier listet der Talmud auf, was das Kind von jedem der drei Verbündeten bekommt. Wir sehen hier also, dass HaShem uns klar aufzeigen wollte, dass wir unsere Eltern zu ehren haben, da sie, im übertragenen Sinn wie HaShem sind, sie also aktiv bei der Schöpfung eines Menschen teilhaben.

 

Das Gebot der Elternehre ist HaShem so wichtig, dass Er es bewusst darauf ankommen lässt. Er weiß, dass Menschen ihren freien Willen auch dazu missbrauchen könnten, indem sie also ihrem unmoralischen Sexualtrieben freien Lauf lassen und so dann uneheliche Kinder entstehen – und das dann tatsächlich mit Seiner Mitwirkung.

Der Talmud in Avoda Zara 54b erklärt, dass HaShem sich sozusagen von diesen unvernünftigen Menschen dazu nötigen lässt, ein uneheliches Kind auf die Welt zu bringen. HaShem handelt auf diese Weise, nur um den Wahrheitssuchenden die subtile Offenbarung der Elternehre ans Herz zu legen, als das absolute Gebot für ein Kind: „Ehre deine Eltern, sie befinden sich in meinem Level.“

 

Raschi geht an dieser Stelle noch einen Schritt weiter. Von seinen Worten kann man schließen, dass jedes uneheliche Kind ein Aufruf HaShems ist, sich an Seine Gebote zu halten, denn was passiert, wenn man das nicht tut, sind fatale Folgen, wie z.B. ein uneheliches Kind.

 

Hier lädt uns HaShem also ein, zu verinnerlichen, was ein Kind ist und wie es entsteht. Es soll nicht aus Heißlust entstehen, sondern aus der Liebe, da ein Kind sichtbar gewordene Liebe ist! Für diese wahrhaftige Wahrheit (also gemäß dem Midrasch Plia), dass HaShem den Willen hat – egal was ist –, dass sich ein Mensch Ihm nähert und sie so eine echte lebendige emotionale Beziehung haben.

 

Für einen Menschen, der Seine Wahrheit sucht, läuft HaShem gerne Gefahr, sich infrage stellen zu lassen. Er verzichtet also der Liebe zu uns wegen gerne auf Seine Ehre. Ein Mensch, der die Wahrheit sucht, der wird sie finden. Ein Mensch aber, der nur Fragen stellt, um sein schlechtes Gewissen zu stillen oder seinen Trieb zu befriedigen, dem hilft alle Wahrheit nicht. Deshalb kommt es in der Tora hier und da zu solchen „Konflikten“

 

Zum Schutz des Kindes will der Talmud einen Aufruf an die Eltern formulieren: Ihr habt einen Fehler gemacht, jetzt ist das Kind unterwegs, versucht den Fehler zu bereinigen, nehmt euch also ganz fest vor, tolle Eltern zu sein. Ein Aufruf nach dem Muster: ein Kind ist schnell gezeugt; es zu erziehen, das ist die Herausforderung. Bei besonderen Sachlagen ist es auch keine Schande, sich professionelle Hilfe zu holen um die persönlichen Gegebenheiten zu besprechen. Kommt das Kind auf die Welt, Mazal Tov, kann es nichts dafür. Und wenn es groß wird, wird es sicher verstehen, dass alles einen Grund hat, so auch seine Entstehung. HaShem hat mit jedem Menschen hier sehr große Pläne – unabhängig der Startbedingungen.

 

Voller Zuversicht darfst du auf HaShem vertrauen, denn Er sagt zu dir: „Schon vor Grundlegung der Welt habe Ich an dich gedacht, mein geliebtes Kind. Lebe das wunderbare Leben, das Ich für dich geplant habe. Du weißt vielleicht nicht, wo du anfangen sollst oder wie du die Berufung, die Ich in dich hineingelegt habe, erfüllen kannst – darum erlaube Mir, dich Tag für Tag zu lehren.“

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