Die Tür ins Leben

Die einen betrachten es als Sieg für die Frauenrechte, die anderen sehen die Gesundheit von jungen Mädchen aufs Spiel gesetzt: die „Pille danach“.

3 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Die einen betrachten es als Sieg für die Frauenrechte, die anderen sehen die Gesundheit von jungen Mädchen aufs Spiel gesetzt: Ein Gerichtsurteil hat in den USA die Diskussion über die „Pille danach“ neu entfacht. Die „Pille danach“ wird in dem USA unter dem Namen "Plan B" verkauft. Der Bundesrichter Edward Korman hatte entschieden, dass auch Mädchen unter 17 Jahren das Verhütungsmittel frei ohne Rezept kaufen dürfen.

Was sagt die Thora eigentlich zum Thema Abtreibung?

Eines Tages kam ein Paar auf mich zu, die beide meine Schüler gewesen sind. Die also beide jeden Tag der einstündigen Hitbodedut nachgehen, meine Bücher lesen, meine Vorträge besuchen usw. Zunächst hörte es sich  so an, als ob bei ihnen alles eigentlich in Ordnung sein müsste …
 
Doch nach ihren folgenden Aussagen verschwand dieser erste Eindruck ganz schnell!!! Sie erzählten mir nämlich, dass sie bereits seit einigen Jahren richtige Qualen in ihrem Leben erleiden müssten. So z.B. in ihrem Finanzbereich, der in der Vergangenheit immer glänzend war und nun von einem Schuldenberg bestimmt würde. Oder im Bereich ihrer Kinder, wo sie leider mit ansehen müssten, wie ihre bereits „Großen“ immer noch nicht verheiratet seien und es derzeitig auch nicht danach aussehe, als ob da mit einer positiven Veränderung in absehbarer Zeit zu rechnen sei. Usw., usf.! Mit anderen Worten: Alles erscheint bei ihnen pechschwarz zu sein.

Infolgedessen saß ich ihnen mit ganzer Hingabe und voller Aufmerksamkeit gegenüber und versuchte gemeinsam mit ihnen zu verstehen, was denn genau geschehen war. Im Prinzip wusste ich aber im Augenblick nicht was ich ihnen sagen sollte, da ich zunächst selbst zu keinem schlüssigen Urteil kam. Ich verstand zunächst erst einmal nicht was ihr Leben so zur Hölle hatte werden lassen. Doch wie dem auch sei, ich wusste, es musste einen Grund dafür geben, dass ihr Leben so für  aus der Bahn geworfen wurde, nur konnte ich ihn  bisher noch nicht herausfinden  …
 
Nach einer Weile kam mir plötzlich ein Gedanke in den Sinn und ich fragte die beiden:

„Habt ihr vielleicht eine Schwangerschaft verhindert oder sogar eine Abtreibung vollzogen?!“
 
Sie blickten erst sich erschrocken an, dann mich und nach einer längeren beklemmenden Pause gestanden sie mir, dass sie den Eintritt einer Schwangerschaft schon längere Zeit verhindern würden.
 
Darauf hin erklärte ich ihnen Folgendes: „Jetzt wird mir alles sonnenklar! Ihr habt die Tür ins Lebens zugeschlagen, und deshalb ist nun der Weg für euch zu einem erfüllten Leben  ebenfalls versperrt! So wie ihr euch ohne triftigen Grund dazu entschlossen habt, kein Leben mehr auf diese Welt zu bringen, so hat Gott sich entschlossen euch euer Leben – im übertragenen Sinne – wieder zu nehmen, nach dem Motto: Du erntest nur das, was du gesät hast.“
 
Ich erklärte ihnen, dass das Verhindern einer Schwangerschaft bedeute, sie würden sich sozusagen eigenhändig die Tore der Barmherzigkeit Gottes verschließen. Denn durch die Verhinderung einer Schwangerschaft verschließt man bildlich gesprochen den Eingang zur Gebärmutter. Und deshalb verschließt man sich – wie bereits gesagt – auf dies Art und Weise eigenhändig die Tore der Barmherzigkeit, was auch vom Wort her schnell deutlich wird,  denn der Wortstamm des hebräischen Wortes Gebärmutter und Barmherzigkeit sind gleich: (GebärmutterRechem/Barmherzigkeit-Rachamim)!
 
Der Großteil der Menschen rund um den Globus ist sich offensichtlich einfach nicht  bewusst, das Gott bei dieser Sache keinen Spaß versteht!
 
ER duldet keine Form einer Schwangerschaftsverhinderung, geschweige denn eine Abtreibung, es sei denn, es gibt medizinische bzw. lebensbedrohliche Gründe. Und dies hat  einen ganz plausiblen  Grund: Gott der das Leben schuf, liebt  das Leben! Wenn es etwas gibt, das alle positiven Leitungen eines Lebens blockiert, und insbesondere den Geldfluss, dann ist dies zweifellos der Versuch, eine Schwangerschaft zu verhindern oder eine erfolgte Abtreibung selbst. 
 
Ausserdem verkörpert das Leben den eigentlichen Sinn und Zweck  der Welterschaffung durch Gott! – So wie es ausdrücklich im 1. Buch Moses (Kapitel 1, Vers 28) als erstes verbindliches Gebot für alle Menschen auf dieser Welt steht: „… seit fruchtbar und vermehret euch …“
 

Demzufolge ist nun klar, man stellt sich im Grunde genommen völlig gegen den Willen Gottes, sobald man einen Schwangerschaftseintritt verhindert oder sogar eine Abtreibung durchführt. Eben dies erkannten selbstverständlich auch unsere Weisen, und deshalb schrieben sie im Babylonischen Talmud (der Gemara, Traktat Chagiga, Seite 2), dass die Welt nur für die menschliche Vermehrung, also für das Leben geschaffen wurde, so wie es im Buch des Propheten Jesaja (Kapitel 45, Vers 18) heißt: „…nicht umsonst hat ER (Gott) sie (die Erde) geschaffen! – (Nein), zum Bewohnen hat ER sie gebildet …“

 

 

David Kraus (M.A in Psychologie und Integrativer Psychotherapie | Dipl. Paar- und Familientherapeut | Dipl. Pädagogischer Elternberater) ist Oberrabbiner der Jüdisch-Chassidischen Kultusgemeinde Breslev Deutschland / Israel mit Sitz in Hanau. David Kraus finden Sie bei Facebook.

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