Nicht jugendfrei?

Was guter Wein und richtige Kindererziehung gemeinsam haben ...

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Was guter Wein und richtige Kindererziehung gemeinsam haben

Es gibt Eltern, die sich ständig um ihre Kinder sorgen. Sie bilden sich ständig ein, dass ihre Kinder in Gefahr sind, dass sie stürzen könnten, dass sie jemand überfahren könnte, oder dass sie entführt werden könnten und so weiter. Diese ständigen Horrorvisionen führen dazu, dass sie ihre Kinder keine Sekunde aus den Augen lassen möchten. Das Leben solcher Eltern ist alles andere als lebenswert; darüber hinaus führt diese übertriebene Fürsorge zu Beeinträchtigungen bei den Kindern. Sie reden ihnen förmlich ein, ihr gesamter Schutz hänge ausschließlich von ihnen ab, nicht etwa von Gott. Diese Haltung stellt eine deutliche Gottesleugnung dar und beeinträchtigt das Selbstvertrauen der Kinder auf das Empfindlichste. Sie lernen nicht mehr, dass sie sich jede Sekunde in Gottes schützender Obhut Gottes befinden. Des Weiteren darf man auch nicht außer Acht lassen, dass ihre Sorgen und Befürchtungen alles andere als gut sind für eine Erziehung zu Freiheit und Selbstständigkeit.
 
Diesen verängstigten Eltern muss man deutlich machen, dass sie im Glauben anzunähern den nötigen Rückhalt finden werden. In dem Glauben, dass sie sich stets in der schützenden Obhut Gottes befinden und dass jede Situation in ihrem Leben einzig von Gottes Hand herbeigeführt wird, und  alles stets zu ihrem Besten ist. Es ist nur zu natürlich, dass Eltern sich um ihre Kinder sorgen,  allerdings sollten sie dies ohne große Übertreibung tun. Alle Sorgen die den normalen Rahmen sprengen, sollten sie im Gebet vor Gott bringen und sich ganz auf Ihn verlassen. 
 
Sicherheit 
 
Gott führt jeden Menschen mittels seines Glaubens durch diese Welt. Wenn ein Mensch daran glaubt, dass Gott heilt, pflegt, versorgt, ernährt, finanziert, Partner vermittelt und alles nur von Ihm abhängt , dann legt Gott in seiner Vollkommenheit auch auf diesen Menschen seine   schützende Hand. Allerdings, wenn ein Mensch – Gott behüte – davon überzeugt ist, alles sei nur von ihm selbst abhängig, dann entzieht Gott diesem Menschen Seine schützende Hand. So wie uns unsere Weisen schon lehrten: „Auf den Weg, den ein Mensch gehen will, wird er geführt.“ 
 
Das Scheitern eines Menschen liegt also oft in einer falschen Lebensphilosophie.  Sobald ein Mensch sich nur auf sich selbst (sein Können, Wissen usw.) verlässt, entlässt ihn Gott aus seiner Obhut und dies ist die Wurzel seines künftigen Scheiterns.
 
Eine wahre Gegebenheit kann das eben Gesagte sehr anschaulich verdeutlichen:
 
Eines Tages bat Rabbi Israel, der Baal Schem Tov seine Schüler um die Herstellung eines besonderen Weines, den man nur in  einem weit entfernten Weinbaugebiet erzeugen konnte. Einer seiner Schüler folgte der Bitte seines Lehrers umgehend und machte sich sofort auf den Weg. Dort angekommen vertraute der strebsame Schüler bei der Herstellung des Weines ausschließlich nur sich selbst, und verfolgte mit Aufmerksamkeit die Wahl der Trauben, deren Ernte und Verarbeitung bis hin zur Fertigstellung des Weines. Jedes  Detail beachtete er sehr genau und  überließ nichts dem Zufall und deshalb legte er stets – bei jeder Stufe der Weinherstellung – selbst mit Hand an. Nach einigen Monaten war der Wein fertig zum Transport. Der Schüler füllte den hochwertigen Wein in Fässer ab und lud diese gut getarnt auf seinen Wagen. (Getarnt deshalb, weil damals die Herstellung des Weines zum Privatgebrauch verboten war). Der Schüler machte sich mit seinem vollgeladenen Wagen auf den Weg nach Hause. Die Fahrt glich allerdings aufgrund der katastrophalen Straßenverhältnisse einem richtigen Hindernislauf, bei dem es äußerst schwierige Strapazen und extreme Situationen zu überwinden galt. Der strebsame Schüler bestritt jeden Meter voll geistiger Hingabe und mit ganzen Körpereinsatz. Nichts hielt ihn auf, weder schüttender Regen, noch orkanartige Stürme  oder dichter Schneefall. Kurz vor der Stadt seines weisen Lehrers versackte er mit seines Wagens tief im Matsch . Mit  letzter Kraft schaffte er es, den Wagen aus dem Dreck zu ziehen und ihn vor das Haus seines Lehrers zu bringen. Überglücklich und am Ende seiner Kräfte lief er ins Haus, um dem Baal Schem Tov den besonderen Wein zu übergeben. In den wenigen Minuten in denen der Wagen unbeaufsichtigt vor dem Haus seines Lehrers stand, ging ein Polizist  vorbei und bemerkte den Wagen. Als der neugierig die Abdeckung des Wagens hochhob, sah er darunter merkwürdige Strohballen. Der hartnäckige Polizist wurde das Gefühl nicht los, dass mit dem Wagen etwas nicht stimmt und begann daraufhin die Fuhre genauer zu untersuchen.
 
Natürlich stieß er dabei auf  die gefüllten Weinfässer! Der Polizist überlegte nicht lange und beschlagnahmte den  Wagen, samt der Fuhre  und machte sich auf den Weg zur Polizeistation. Der brave Schüler war den Tränen nahe als er sah, dass der Polizist den Wein beschlagnahmt hatte. Ihn bedrückte die Tatsache, dass nun seine ganze Arbeit und all seine Anstrengungen „für die Katz“ waren. Nach wenigen Momenten konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Er lief erneut in das Zimmer seines weisen Lehrers und fragte ihn: „Wissen sie vielleicht, was der Grund für diese schwere Strafe ist!? Ich gab alles was ich hatte, um ihnen den hochwertigsten Wein herzustellen und zu liefern, doch nun war das alles umsonst!“  
 
Der Baal Schem Tov erwiderte ihm: „Diese Strafe geschieht dir gerade Recht, weil du davon ausgegangen bist, dass nur du allein  auf den Wein acht gibst, und dass er nur allein unter deiner Aufsicht und Kontrolle stand! Du kannst aus deinem gerade Erlebten nur den einen Schluss ziehen: Es liegt nicht in der Macht eines Menschen, etwas zu schützen oder auf etwas zu achten, da es zu viele Dinge gibt, von denen ein Mensch nichts ahnt. Du hast dich so sehr auf die Herstellung und den Schutz des Weines versteift, so als ob es einzig von dir abhängen würde, was in der nächsten Minute geschieht. Dabei hast du völlig vergessen, dass es Gott der einzig ist der auf alles acht geben und alles beschützen kann, denn nur für Ihn allein ist nichts unmöglich! Es versteht sich von selbst, dass du dich im normalen Rahmen um die sichere Übergabe des Weines bemühen musstest, allerdings hättest du deine Hauptaugenmerk auf das Gebet richten sollen. Du hingegen vertrautest ausschließlich auf dich selbst, anstatt dich aus tiefsten Herzen mit diesen Worten an Gott zu wenden:

– Lieber Gott, ich möchte meinem weisen Mentor und Lehrer einen der hochwertigsten Weine übergeben, allerdings bin ich nur ein ganz gewöhnlicher Mensch, der nicht alles übersehen kann. Das Meinige habe ich getan, daher bitte ich Dich jetzt, tu Du das Deinige, damit ich  den Wein zur Freude an meinen weisen Lehrer übergeben kann. Wenn Du dich nicht um die Herstellung und den sicheren Transport des Weines kümmerst, dann brauch ich gar nicht erst zu beginnen mich zu bemühen , denn ohne Deine Hilfe ist alles nichtig und jede Mühe vergeblich. – “ 
 
Jeder Mensch kann aus dieser Geschichte entnehmen, dass man allein auf das Gebet und Gott vertrauen sollte, anstatt auf die eigenen Sorgen und Ängste zu hören und das ganz besonders im Hinblick auf die richtige Erziehung unserer Kinder.

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