Was wird aus den Kindern

Eines der größten Probleme einer Scheidung sind die Kinder, die ja nur bei einem Teil des geschiedenen Ehepaares untergebracht werden können.

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Eines der größten Probleme einer Scheidung sind die Kinder, die ja nur bei einem Teil des geschiedenen Ehepaares untergebracht werden können. Dabei kommt es leider öfter vor, dass die Kinder dann völlig vernachlässigt oder sogar geschlagen werden! …

Häufig kommt es auch vor, dass der Erziehungsberechtigte vom geraden Weg abkommt. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Kinder eine kriminelle Entwicklung durchlaufen werden! …

Im Nachhinein ist es für jeden von uns leicht nachvollziehbar, dass der nicht erziehungsberechtigte Teil des geschiedenen Ehepaares an dieser Situation zerbricht, weil er mit „gefesselten Händen“ ansehen muss, welchem Umgang die Kinder ausgesetzt werden. Allerdings ist diese Reaktion zum einen nicht die Lösung des Problems und zum anderen ist den Kindern damit ebenso wenig geholfen.

Ein Mensch darf an keiner Situation zerbrechen, die er in seinem Leben durchlaufen muss. Und dabei spielt es keine Rolle, wie schlimm oder tragisch das zu durchlebende Ereignis ist, da ihm sein Zusammenbruch doch keinen Millimeter weiterbringt.

Zur Stärkung der richtigen Lebensführung erzählen wir an dieser Stelle von einer Begebenheit, die in einer Kleinstadt der Ukraine stattfand. Damals herrschte dort das zaristische Regime, das mit seiner grausamen Führungspolitik das gesamte Volk unterdrückte. Einer seiner grausamen Erlässe war die 25-jährige Einziehung jüdischer Kleinkinder in die militärische Streitmacht. Zur Umsetzung dieses grausamen Erlasses ging die Soldateska äußerst brutal vor. Sie entrissen den armen Müttern ihre gerade einmal fünf Jahre alten Kinder und steckten sie in ein menschenunwürdiges Militärlager. In den meisten Fällen haben die Mütter keinen ihrer Söhne jemals wiedergesehen, da diese entweder ums Leben kamen oder einfach – ohne Spuren zu hinterlassen – verschwanden.

Es versteht sich von selbst, dass die Eltern alles in ihrer Macht Stehende unternahmen, um ihre Kinder nicht in die Hände der Soldaten des Zaren fallen zu lassen, allerdings halfen ihnen alle ihre einfallsreichen und ausgetüftelten Tricks nichts. Die Soldaten des Zaren schafften es ein ums andere Mal, etliche unschuldige und völlig verängstigte Kinder aus den Händen ihrer um Gnade flehenden Eltern zu entreißen. Einem Menschen, der Augenzeuge der grausamen und brutalen Vorgehensweise der Soldaten des Zaren wurde, blieb vom Schmerz dieses Anblicks die Luft weg.

Bei einem dieser grausamen Kindesentführungen machte sich eine Mutter unmittelbar nach der Entführung ihres Kindes auf den Weg in ein jüdisches Gotteshaus, also in eine Synagoge. Dort angekommen öffnete sie den Thoraschrein und brüllte mit unaufhaltbaren Tränen auf die Thorarollen ein. Ihr weinendes Gebrüll und ihr verzweifelnder Schmerz waren so intensiv, dass sie zusammenbrach und verstarb – Gott behüte!

Dieser Vorfall sorgte selbstverständlich für eine sehr große Aufruhr. Einige Menschen machten sich auf den Weg in die nahe gelegene Stadt Nemirov, um dem weisen und gerechten Rabbi Nathan von diesem tragischen Ereignis zu berichten, da er bekanntlich unzählige Gebete an Gott sendete mit der Bitte, diesem grausamen Erlass ein Ende zu setzen.

Rabbi Nathan aus Breslev kommentierte diese Familientragödie wie folgt: „Wenn diese Frau mich nach der Entführung ihres Sohnes um Rat gebeten hätte, hätte ich ihr geraten, dass sie sich jeden Tag eine gewisse Zeit einräumen muss, in der sie Gott anfleht, ihr ihren Sohn heil und gesund zurückzugeben. Ihr gefühlsbetontes Gebet wäre äußerst nutzbringend gewesen. Sie hätte neben ihrem Sohn noch unzähligen Kindern die ersehnte Heimkehr ermöglicht…!“

Die Botschaft ist eindeutig! Welche schmerzliche Lebenskrise ein Mensch auch immer durchlebt, man muss immer einen klaren Kopf bewahren und mit voller Überzeugung daran glauben, dass sich mit einem Gebet jede Situation erfolgreich meistern lässt. Mittels der konsequenten Verrichtung von tagtäglichen Gebeten kann ein Mensch alles in seinem Leben ins Positive verändern und sogar anderen Menschen die erhoffte Erlösung zuteilwerden lassen.

Das Leben geht weiter

Merke! Eine Regel bestimmt ausnahmslos: „JEDE Not, JEDE Bedrängnis und JEDE Sorge – zerstöre ihretwegen nicht dein Leben!“ Denn was würde es dir bringen? Nichts! So wie es die eben erzählte Geschichte zeigt. Welchen Nutzen brachte es der Frau, indem sie ihre Schmerzen hysterisch und mit Todesfolge kundtat? Nichts – und darüber hinaus kann sie ihren Kindern jetzt mit Sicherheit nicht mehr weiterhelfen. Sogar wenn ihr Sohn eines Tages wieder zu Hause auftauchen würde, stünde er vor einem riesigen Problem, da es ja keine Mutter mehr gibt, die sich um ihn kümmern könnte… Man sieht ganz deutlich, dass dies nicht der richtige Weg sein kann! Im Gegenteil, ein Mensch muss sich jeden Tag mindestens eine halbe Stunde lang mit Gott über seine Probleme unterhalten. Den Rest des Tages muss er ausschließlich glücklich sein. Nur so kann man sich eine schöne und sorgenfreie Zukunft sichern und die gewünschte Erlösung erleben.

Folglich müssen Elternteile, deren Kinder nicht in ihrer Obhut sind, trotz ihrer berechtigten Sorgen einen klaren Kopf bewahren und alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihren Kindern zu helfen! Des Weiteren müssen sie so gut wie möglich versuchen, in einem geregelten Kontakt mit ihren Kindern zu bleiben. Doch am Wichtigsten ist es, dass sie jede ihrer Handlungen ohne Wut, Zorn oder Verzweiflung ausführen. Ihr Ziel muss es sein, nichts Unbedachtes zu unternehmen. Doch das Wichtigste ist, sich jeden Tag mindestens zehn Minuten einzuräumen, in denen sie um den Erfolg ihrer Kinder beten. Den Rest des Tages müssen sie sich darüber dann keine Gedanken mehr machen. Sie dürfen auf keinen Fall anfangen, „Kriege“ anzuzetteln oder Rechtsanwälte einzuschalten, da ihnen dies nur zusätzliche und völlig unnötige Probleme verschaffen würde.

Ich kenne eine Reihe von Menschen, die aufgrund der Scheidung ihrer Eltern in zerrütteten Familien aufwuchsen, allerdings trotzdem etwas aus sich machten! Trotz ihrer schlechten Voraussetzungen entwickelten sie sich – aufgrund des tagtäglichen Gebetes einer ihrer Elternteile – zu erfolgreichen und wichtigen Persönlichkeiten.

Der Grundsatz ist: „Mit einem Gebet kann ein Mensch alles erreichen! Mit einem Gebet lässt sich alles verändern!“

Folglich muss jeder Vater und jede Mutter ihre Kinder in die Hände Gottes legen und sich an Ihn mit diesen Worten wenden: „Schöpfer der Welt! Auch wenn ich meine Kinder unter meinen Fittichen hätte, müsste ich mich mit unzähligen Gebeten an Dich wenden! Ich müsste – wie jetzt – Deine Barmherzigkeit beschwören und Dich darum anflehen, dass meine Kinder eine gute Erziehung genießen werden.

Allerdings jetzt, wo meine Kinder nicht unter meiner Erziehungsgewalt liegen, lege ich sie in Deine Hände! Ich bin davon überzeugt, dass Du – völlig unabhängig von Zeit und Ort – auf meine Kinder Acht geben kannst. Bitte, mein Gott, habe Erbarmen mit meinen Kindern und führe sie auf die gerade Lebensbahn. Halte sie bitte von schlechtem Umgang fern und lasse sie auf keinen Fall schlechte Menschen kennenlernen. Schenke ihnen gute, anständige und wohlerzogene Freunde. Bitte öffne ihnen ihre Augen, damit sie Deine Herrlichkeit erkennen und sich Dir nähern und lasse sie von jedem Menschen nur Gunst, Liebe und Barmherzigkeit erfahren. Und fülle ihre Herzen mit dem reinen Glauben an Dich, sodass ihre Charakterzüge nur vom Guten und Schönen bestückt sein werden…“

Und auch hier beweist sich der Glaube wieder einmal als ein allheilendes Mittel für jede Not, Bedrängnis und Sorge!

Wessen Leben vom Glauben mit voller Überzeugung an Gott geprägt ist, der kann sich glücklich schätzen!

 

 

Rabbiner David Kraus (M.A in Psychologie und Integrativer Psychotherapie | Dipl. Paar- und Familientherapeut | Dipl. Pädagogischer Elternberater) finden Sie bei Facebook.

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