Mutterliebe

Channa und ihre sieben Söhne, die das Martyrium einer Unterwerfung vor den Griechen und jüdischen Hellenisten vorzogen.

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 18.03.21

Channa und ihre sieben Söhne

 

Während Chanukka erinnerten wir uns an den Sieg der Makkabäer über das syro-griechische Imperium, das angeführt vom König Antiochus unseren Heiligen Tempel besudelten und uns unter Androhung schwerster Strafen verboten, unseren Glauben zu leben. Die Gemara, also der Talmud, erzählt diese bewegende Geschichte:
 
Channa und ihre sieben Söhne, die das Martyrium einer Unterwerfung vor den Griechen und jüdischen Hellenisten vorzogen. Diese Geschichte wird in vielen Familien während der Chanukka-Feiertage erzählt.
 
Antiochus war entschlossen, seine bösartigen Verordnungen gegen die Juden durchzusetzen, um ihre Verbundenheit zur Thora zu zerstören. Er verbat die Befolgung aller religiösen Gesetze, die in der Thora beschrieben werden, wie beispielsweise die Beschneidung, koscheres Essen, die Beachtung der Schabbat-Regeln, um die spirituelle Seite des Judentums zu vernichten.

Phillip wurde zum Statthalter von Judäa und setzte alle Edikte des Königs rücksichtslos durch. Er beschloss, den Hohepriester und die Weisen festzunehmen. Er begann mit der Festnahme  von Elazar, der sich nicht unterwerfen wollte. Bald darauf wurden auch Channa und ihre Söhne festgenommen.

Als der König nach Antiochia zurückkehrte und von den Ereignissen in Jerusalem erfuhr, handelte er im Sinne seiner Edikte und ließ Channa und ihre Söhne zu sich kommen. Antiochus versuchte den ältesten Sohn zu überzeugen auf die Thora zu verzichteten. Die Söhne weigerten sich und reagierten mutig. Sie fragten den König: „Warum versuchen Sie mit Ihrer langen Rede uns Ihre abscheuliche Religion überzustülpen? Wir sind bereit, für unsere heilige Thora zu sterben. Sie können uns ruhig töten.“

Der König war wütend und befahl dem ältesten der Jungen die Zunge, Hände und Füße abzutrennen und ihn ins Feuer zu werfen. Die Soldaten ergriffen den Jungen vor den Augen seiner Mutter und Brüder. Antiochus war überzeugt, dass sie nach diesem Anblick bedingungslos zur Unterwerfung bereit seien werden.

Stattdessen rief das Martyrium des ältesten Sohnes große Opferbereitschaft in der Familie hervor, sie waren noch mehr bereit, ihr Schicksal zu akzeptieren. Als der zweite Bruder zum König gebracht wurde, baten ihn die Mitglieder des königlichen Gefolges, er möge sich doch dem Willen des Königs unterwerfen. Der Junge aber sagte: „Ihr könnt alles mit mir machen. Ich bin Gott genauso treu wie mein Bruder.“ Er wurde daraufhin genauso gefoltert, wie zuvor sein Bruder. Kurz bevor er starb, sagte er zu dem König: „Wehe euch erbarmungslosen Tyrannen! Unsere Seele wird zu Gott gehen, und wenn Gott dann alle seine Märtyrer und Diener erwecken wird, werden wir leben. Du aber und deine Seele werden auf ewig an einem Ort der Abscheu vegetieren.“

Zum Erstaunen aller erlitt dann auch der dritte Bruder das gleiche Schicksal. Der vierte Bruder ging auch – trotz aller Ermahnungen des Königs und seiner Vasallen – mit fester Entschlossenheit in den Tod. Bevor er getötet wurde, wandte sich der fünfte Bruder an Antiochus und sagte: „Glauben Sie nicht, dass Gott uns euch überlassen hat, um euch über uns zu erheben oder weil Er uns hasst. Er gibt uns diese Ehre, weil Er uns liebt, seine Rache wird Er an Ihnen und Ihrer Nachkommenschaft nehmen.“

Der Durst des Königs nach Blut war noch immer nicht gestillt und er befahl, dass der sechste Bruder zu ihm gebracht wurde mit dem gleichen Ziel. Dieser ging, gefestigt in seinem Glauben daran, dass Gott letztendlich das Seinen Dienern zugefügte Leid vergelten würde.

Während der ganzen Zeit stand Channa bei ihren Söhnen, ermutigte sie und gab ihnen Kraft. Jetzt blieb ihr nur noch der jüngste der Brüder. Als er vor den König gebracht wurde, bot dieser ihm Gold und Silber an, wenn er sich seinem Willen unterwerfen würde. Der siebenjährige Junge zeigte den gleichen Mut wie seine Brüder und forderte den König zur Erfüllung seiner Drohungen heraus. Der Tyrann konnte es einfach nicht glauben, was er hörte und forderte, man möge ihm die Mutter des Kindes bringen. Channa stand nun vor dem Mörder ihrer Kinder und hörte, was er sagte: „Frau. Habe Erbarmen und überzeuge deinen letzten Sohn, sich meinem Willen zu beugen. Dann wird wenigstens eines deiner Kinder am Leben bleiben und auch du wirst weiter leben können.“ Channa tat so als wäre sie einverstanden und bat darum, ihr Kind sehen zu dürfen. Als sie zu ihrem Sohn kam, küsste sie den Jungen und sagte sie zu ihm: „Mein Sohn, ich habe dich in meinem Körper neun Monate lang getragen, dich zwei Jahre gestillt und dich bis heute – mit Gottes Hilfe – ernährt. Ich habe dir beigebracht, Gott zu fürchten, Ihn zu lieben und Seine Thora zu befolgen und sie auch zu verteidigen. Schau auf den Himmel und die Erde, das Meer und das Land, Feuer, Wasser, Wind und jede andere Schöpfung. Wisse, dass dies alles von Gott geschaffen wurde. Er schuf den Menschen, damit er Ihm diene und Er wird ihn für seine Taten belohnen. Gott wird den König verurteilen und bestrafen, sein Atem und alles liegt in den Händen Gottes, wann immer Er will, kann Er dem König das Leben nehmen. Wenn wir hierdurch die Größe Gottes erkennen, dann wird Er sein Licht auf uns senden und wir werden vor Freude gemeinsam tanzen.“

Channa wandte sich dem König zu und sprach zu ihm: „Ich konnte meinen Sohn nicht überzeugen.“

Der verärgerte König wandte sich an das Kind: „Du Knirps, was denkst du eigentlich, wer du bist?! Du versuchst es also tatsächlich, mich trotz der Exekutionen deiner Brüder mit deinem Kinderlachen zu schwächen. Ich lache über deine Verrücktheiten. Ich glaube nicht an deine Thora und an deinen Gott, über den ich lästere.“ Darauf sagte der Junge: „Du bist ein Gräuel für die ganze Menschheit, abscheulich und lebst weit entfernt von Gott.“

Der König war wütend. Wie der Talmud berichtet, gab Antiochus dem Jungen die Chance, seinen Kopf zu retten, indem er sich verbeugt um des Königs Siegelring zu küssen, aber der Junge weigerte sich und blieb Gott treu.

Als Channa ihn daraufhin küsste, sprach sie zu ihm, als würde sie zu allen ihren Kindern sprechen: „Meine Kinder, berichtet unserem Vorvater Abraham, er habe nur einen Sohn opfern sollen auf dem Altar. Ich aber habe alle sieben Söhne opfern müssen.“ Daraufhin befahl Antiochus diesem Jungen sogar noch viel mehr Leid und Qualen zuzufügen als seinen Brüdern.

Channa war schließlich umgeben von den verstümmelten Leichen ihrer Söhne. Sie sprach ein Gebet, stieg auf ein Dach und sprang hinab, so dass sie leblos neben ihren Söhnen zu liegen kam.

 

 

Rabbiner David Kraus (M.A in Psychologie und Integrativer Psychotherapie | Dipl. Paar- und Familientherapeut | Dipl. Pädagogischer Elternberater) finden Sie bei Facebook.

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