Elul – warten auf HaShem

Wie geht man an den Monat Elul heran, um ihn optimal nutzen zu können?

5 Min.

Breslev Israel Redaktion

gepostet auf 15.03.21

Im Buch "Um den Tisch des Magid" findet sich folgende Geschichte, die beschreibt, was unsere Aufgabe im Monat Elul ist:

Am Strand stand ein einsamer Junge, in der Hand eine Fahne, die Augen auf das Meer gerichtet. In einiger Entfernung spielten seine Freunde, aber er beachtete sie nicht weiter, er blickte ununterbrochen auf die Wellen. Ein Mann sprach ihn an und fragte: "Junge, warum spielst du denn nicht mit deinen Freunden?" Der Junge antwortete: "Ich habe keine Zeit zum Spielen, ich warte auf ein Schiff, das hier vorbei kommen wird. Dann werde ich die Fahne schwingen, und der Kapitän wird mir zur Antwort auch mit seiner Fahne winken."

Der Mann lächelte und sagte: "Aber die Schiffe, die hier vorbei kommen, sind viel zu weit weg, der Kapitän wird dich nicht sehen, und schon gar nicht auf dein Fahnenschwingen antworten. Geh lieber und spiele mit deinen Freunden."

"Nein, nein", antowrtete der Junge, "Ich warte schon ganz ungeduldig auf das Schiff, damit ich mit meiner Fahne den Kapitän grüßen kann, und ich bin mir sicher, dass es mich sehen wird und antworten."

"Aber das ist verrückt", sagte der Mann, "Der Kapitän müsste mit einem Fernglas genau hierher schauen, um dich zu sehen. Warum sollte er das tun? Er ist ein wichter Mann, für so etwas hat er keine Zeit."

"Ich bin mir ganz sicher, dass er mit einem Fernglas hierher schauen und den Strand absuchen wird, bis er mich findet. Und wenn er sehen wird, dass ich die Fahne schwenke, um ihn zu grüßen, wird er sich riesig freuen. Er wird verstehen, dass ich hier auf ihn gewartet habe, weil ich ihn vermisse. Und dann wird er voller Freude seine Fahne schwenken, um mir seine Liebe zu zeigen."

"Wie kannst du dir denn so sicher sein, dass das so sein wird?", wunderte sich der Mann. Der Junge sah dem Mann in die Augen und lachte: "Ganz einfach. Der Kapitän ist mein Vater!"

 

Der Monat Elul

In der Mishna Brura heißt es, der Name des Monats ELUL steht für die Anfangsbuchstaben des Verses Ani Ledodi Vedodi Li – ich bin meines Geliebten und mein Geliebter ist mir. Und die Endbuchstaben dieses Verses, vier mal i, ergeben den Zahlenwert 40, wie die 40 Tage zwischen dem Beginn des Monats Elul bis Jom Kipur. In diesen vierzig Tagen ist der Geliebte besonders nahe und akzeptiert unsere Tshuva.

Wir alle sind Söhne des Heiligen – Söhne des Kapitäns aus der Geschichte. Der Heilige, gepriesen sei er, blickt von seinem Thron in den Höhen und sucht uns. Er erwartet uns das ganze Jahr, aber besonders im Monat Elul, in diesen Tagen von besonderer Gnade. Was will er dann bei uns sehen? Einen Ausdruck von Sehnsucht, und von unserem Willen, ihm näher zu kommen, einen Ausdruck von "ich bin meines Geliebten". Je mehr wir IHM näher kommen wollen, desto mehr wird der Schöpfer sich uns nähern.

Und tatsächlich ist keine Zeit so geeignet wie der Monat Elul, um sich zu heiligen, und unser Verhalten gegenüber G-tt und und unseren Mitmenschen zu verbessern. In diesen Tagen bekommen wir besondere Siata deSchmaia, Hilfe vom Himmel. Diese Tage heißen nicht umsonst "Tage der Barmherzigkeit". Am Beginn des Monats Elul stieg Moshe Rabeinu ein weiteres Mal gen Himmel, und nach vierzig Tagen Gebet erhielt er die Antwort "salachti k'Dvareicha" ich habe vergeben, wie du gebeten hast. Die vierzig Tage zwichen dem Beginn des Monats Elul und Jom Kipur machen den Weg frei für die Vergebung. Jeder dieser Tage ist kostbar, um sich auf Jom Kipur vorzubereiten.

Der Monat Elul ist ein besonderes Geschen, das as jüdische Volk aussondert von den anderen Völkern. Ohne diesen Monat gehen die anderen Völker dahin. Auch dazu hier eine anschauliche Geschichte:

 

Der TÜV

Danny und Josi waren gute Freunde. Eines Tages kauften sie sich jeder ein neues Auto. Beide kauften das gleiche Auto, gleiche Marke, gleicher Typ, gleiche Fabrik, gleiche Farbe, gleiche Ausstattung. Kurze Zeit später trennten sich ihre Wege, sie sahen sich viele Jahre lang nicht. Dann, eines Tages sah Danny wie neben ihm auf dem Parkplatz ein Auto hielt, das seinem ähnlich sah. Gleiche Marke, gleiche Farbe etc. Nur das dieses Auto im Gegensatz zu Dannys sehr alt aussah und quietschte und sich mit Mühe bewegte. Da erkannte Danny zu seiner Überraschung, dass am Steuer des Wagens Josi saß! Er lief sofort zu ihm und die beiden Freunde freuten sich sehr über dieses unverhoffte Treffen nach vielen Jahren.

Sie redeten über alles, was so passiert war, und schließlich sagte Josi mit Blick auf Dannys Auto: "Wie ich sehe hast du dir ein neues Auto gekauft, aber wieder das gleiche, wie das, das wir damals beide gekauft haben. Ich kann mir das nicht leisten, deswegen fahre ich immer noch mit dem alten Auto hier, das wir vor Jahren gekauft haben." Danny erwiderte: "Du irrst dich, das hier ist dasselbe Auto, das wir vor Jahren gekauft haben." Josi war sehr überrascht: "Wie kann das sein, schau doch mal, wie mein Auto aussieht nach all den Jahren. Deins sieht aus wie neu!"

"Ja, das ist wirklich seltsam", antwortete Danny, "Ich wollte dich sowieso fragen, wie du mit dem Auto durch den TÜV kommst?!" Josi lachte: "Ich habe Kontakte beim TÜV, die erneuern mir die Lizenz jedes Jahr, ohne das Auto anzugucken…"

"Ich verstehe", antwortete Danny, "Da liegt wohl der Unterschied. Ich gebe das Auto jeder Jahr vor dem TÜV in eine sehr gute Werkstatt und lasse auch die kleinsten Fehler reparieren, und auch vorsorglich Dinge austauschen, bevor irgendwo ein irreperabler Schaden entsteht. Ich lasse auch den Lack erneuern, überhaupt alles, was auch nur ein kleines bisschen nicht in Ordnung ist. So komme ich ohne Probleme auch durch den strengsten TÜV und außerdem sieht das Auto aus wie neu und fährt auch wie neu und ohne jegliche Probleme."

Josi entgegnete nachdenklich: "Ja, du hast wohl Recht. Ich habe mich nicht gut um das Auto gekümmert und jetzt ist es so kaputt, dass es sehr schwer und aufwendig ist, es wirklich zu reparieren. Und in jedem Fall wird es nie wieder fahren oder aussehen wie neu. Du hast jedes Jahr in das Auto investiert, und deswegen hält es schon seit Jahren und wird noch lange gut fahren."

 

Und die Moral von der Geschicht

Die Tage des Elul sind die Tage, in denen wir uns vorbereiten auf den TÜV im Monat Tishrei, Rosh HaShana und Jom Kipur, um eine Lizenz für das neue Jahr zu erhalten. "An Rosh HaShana wird geschrieben, und an Jom Kipur wird versiegelt: wer lebt und wer stirbt, wer reich sein wird und wer arm, wer krank und wer gesund". Um die Lizenz für ein neues Jahr zu bekommen, und ein neues Jahr voller Segen, müssen wir auf den Tag des Gerichts gut vorbereitet sein. Wie bereiten wir uns vor? Genauso wie das Auto den TÜV. Der Heilige, gepriesen sei er, "prüft am Tag des Gerichts die Herzen", und er "kennt die Gedanken am Tag des Gerichts", er "sieht das Verborgene am Tag des Gerichts" – so beten wir an den hohen Feiertagen.

Also müssen auch wir in der Vorbereitung Cheshbon Nefesh betreiben, unsere Seele, unser Herz, unsere Verborgenen Gedanken prüfen und korrigieren, was wir können: Streit mit anderen klären, uns andere Denkmuster angewöhnen, Themen, die wir gegenüber HaShem nicht verstehen erforschen und uns Rat holen. Wenigstens einmal im Jahr müssen wir das tun, damit unsere Midot, unsere Charaktereigenschaften und unser moralisches Verhalten nicht abrutschen. Und wenn wir uns so vorbereiten, dann können wir am Tag des Gerichts ruhig sein und uns auf HaShems Gnade und Liebe verlassen. Und durch diese Arbeit im Monat Elul, uns auf die Tage des Gerichts vorzubereiten, bewahrt auch Am Israel im Ganzen seine Reinheit und seine Nähe zu HaShem.

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

Danke fuer Ihre Antwort!

Ihr Kommentar wird nach der Genehmigung veroeffentlicht.

Fuegen Sie einen Kommentar hinzu.