Harte Strafe

Zum Sterben verurteilt - Wie passen Hinrichtungen ins Konzept der Tora, die doch stets die Bedeutung des Lebens betont?

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

ZUM STERBEN VERURTEILT – WIE PASSEN HINRICHTUNGEN INS KONZEPT DER THORA, DIE DOCH STETS DIE BEDEUTUNG DES LEBENS BETONT?

Thora und Todesstrafe? Für viele stellt dies ein Dilemma dar. Die Thora achtet die Rechte des Menschen und das Leben jedes Einzelnen ist  das Allerwichtigste, aber wie kann dann dieselbe Thora uns vorschreiben, Menschen zu töten!?

Einer meiner Schüler war sehr erschrocken und erzürnt, als er gelernt hatte, das es in der Thora eine Todesstrafe gibt, er meinte: „Ich denke wir sollten uns alle bereits auf so einem zivilisatorischen Level befinden und deshalb emanzipiert genug sein um der Todesstrafe endgültig zu entsagen! Die einzigen Vorschriften, die heute in rechtlicher Hinsicht zu gelten haben, sind die Gesetzbücher die demokratische Rechtsstaaten verfasst haben, die Thora lässt sich wegen ihrer erlaubten Todesstrafe sicher nicht in die Kategorie demokratischer Rechtsstaaten zu ordnen.“
 
Der junge Mann vergaß dabei zu berücksichtigen, dass die demokratische Weltmacht USA beispielsweise in vielen ihrer Bundesstaaten bis heute die Todesstrafe verhängt. Und überall wo es in den demokratischen Ländern die Todesstrafe gab und gibt, wurde sie niemals so vollstreckt wie es in der Thora vorgeschrieben ist.
 
Die Thora schreibt vor, dass man einen Menschen nur dann zum Tode verurteilen kann, wenn zwei Augenzeugen den Mord gesehen haben und den Mörder vor seiner Tat auch noch gewarnt haben, dass wenn er den Mord begehen sollte, dafür mit seiner eigenen Hinrichtung bestraft werden wird! 
 
Wenn diese Sachlage nicht gegeben ist, kann ein Mörder nicht zum Tode verurteilt werden! Doch aus Sicht der „Demokratien“, kann man einen Menschen bereits durch einen Fingerabdruck oder den beeindruckenderen Auftritt des Staatsanwaltes zum Tode verurteilen. 
 
Und weshalb es in der Bibel die Todesstrafe gibt ist auch klar, so wie es heißt: „Bete für das wohl der Regierung. Denn wenn man sich nicht vor ihr fürchten würde, dann würde einer den anderen bei lebendigem Leibe verschlingen.“ (Sprüche der Väter, Kapitel 3, Lektion 2)
 
Man braucht also eine gewisse Abschreckung. Man darf es Terroristen nicht gestatten Busse mit unschuldigen Menschen in die Luft zu jagen und die Gesellschaft kann nicht einfach wegschauen, wenn fanatische Islamisten eine gesamte Familie abschlachten, darunter ein drei Monate altes Baby! Man macht sich durch so ein Verhalten mitschuldig! Und genau das geschah auch im 2. Weltkrieg.
Die meisten haben über Jahre hinweg immer nur weggeschaut!
 
Ein Terrorist hat die rote Linie definitiv überschritten! Was heute mit dem islamistischen Terror weltweit los ist, ist nicht nur unakzeptabel sondern bereits völlig außer Kontrolle, daher ist es auch verständlich, dass es für manche nun auch aller höchste Zeit ist, auf die Abschreckung der Todesstrafe zu setzen. 
 
Den terroristischen Unmenschen sollte man deutlich klar machen, was in der Thora steht: „Auf drei Dingen besteht die Welt: Auf der Wahrheit, auf dem Recht und auf dem Frieden, wie es heißt: Wahrheit und Recht des Friedens richtet in euren Toren [Secharja, Kapitel 8, Satz 16]. (Sprüche der Väter, Kapitel 1, Lektion 18)
 
In den USA wurden letztes Jahr beispielsweise 46 Menschen exekutiert. Den Höhepunkt in ihre Geschichte, erreichte die USA im Jahr 1999 mit 98 Exekutionen.
 
Im Gegensatz zu diesen Zahlen, heißt es in der Thora: „Das Gericht der Sanhedrin die einen Menschen einmal in 70 Jahren hinrichten lässt, gilt als Terroristisch.“ (Mischna, Traktat Makot, Kapitel 1, Lektion 10)
 
Außerdem steht in der Thora, dass man zuerst immer den Frieden suchen sollte! (Siehe 5. Buch Moses, Kapitel 20, Vers 10)
 
Wenn ein Feind allerdings trotz der Tatsache, dass man ihm Frieden anbietet, dennoch lieber den Krieg bevorzugt, dann darf man aus Sicht Gottes, nicht einfach „nach Lust und Laune“ losschlagen – mal einfach so in den Krieg ziehen! 
 
Gott hat Kriegsrechte erlassen, die vorschreiben, dass man im Krieg nur einen Feind der deinen Tod sucht, töten darf. Frauen und Kinder dürfen auf keinen Fall getötet werden! Sogar die Bäume des Landes, in dem der Krieg stattfindet, darf man nicht grundlos Fällen oder verletzen! (Siehe 5. Buch Moses, Kapitel 20, Satz 14,19)

Wie wir sehen können, ist dieses Thema sehr kompliziert. Todesstrafe, die Thora erlaubt sie, aber praktisch wurde sie von der Thora oder von Juden so gut wie nie praktiziert – im Gegensatz zu denen, die doch immer predigen, dass man sogar einen Feind lieben sollten, siehe: Kreuzzüge, Pogrome, Hexenverbrennungen, Inquisition, Zwangskonvertierungen, Holocaust – die Zeit reicht gar nicht, um alles aufzuzählen! Und mit den todesliebenden islamistischen Terroristen („Ihr liebt das Leben – wir lieben den Tod“ = Motto der sogen. Selbstmordattentäter) haben wir ja leider bis in unsere heutige Zeit Probleme.

Das Judentum und auch der Staat Israel steht für die Heiligkeit des Lebens! Damit wir diese Welt zu einer Heimstätte für HaShem (Gott) machen. Die Juden haben kein Blut an ihren Händen und „keine Leichen im Keller“ – im Gegensatz zu all ihren Feinden, die die Thora, Israel und uns vielleicht auch gerade deswegen so hassen! Auch der Staat Israel hat zwar die Todesstrafe für Ausnahmefälle – aber in seiner Geschichte hat man sie nur ein einziges Mal im Falle Eichmann (einem besonders monströsen Sonderfall) angewendet. Für Israel ist diese Tatsache ein Ruhmesblatt und lässt alle seine Nachbarn eher als, blutrünstige Despoten erscheinen.

Für viele ist die Vorstellung von der abschreckenden Wirkung der Todesstrafe widerlegt, weil Staaten mit Todesstrafe, nachweislich mit die höchsten Kriminalitätsraten haben und zwar gerade für die Straftatbestände, auf die die Todesstrafe steht. Und für Terroristen und „Selbstmordattentäter“ gilt dies insbesondere, da sie ja sowieso zur Ermordung anderer ihren eigenen Tod mit einkalkulieren.

Wirksam ist etwas ganz anderes: Die feigen Hintermänner (Hamas-Führer und alle Auftraggeber und die geistigen sowie auch die geistlichen Mordorganisatoren) bei jedem Attentat und Mordanschlag mit allen Mittel und auf jedem nur denkbaren Weg – wo auch immer auf der Welt sie agieren – auszuschalten. Dies ist aber keine klassische Todesstrafe, sondern eine reine Selbstverteidigungsmaßnahme, die jedoch auch in die Kategorie Todesstrafe gehört und zu der jeder Staat der Welt, also auch Israel, das selbstverständliche Recht hat. Damit hat Ariel Scharon ja 2005 erfolgreich die Serie der grauenhaften Anschläge unterbrechen können und die Hamas hat jetzt nur noch viertklassige Führer!

In der Nahostpolitik war der Fehler doch jedes Nachgeben gegenüber der arabischen Seite – und der Welt! Es fing an mit der Aufgabe des Sinai, dann Oslo (wo man den Erzterroristen Arafat mit seiner Fatah-Bande überhaupt erst ins Land gelassen hat!), dann das Verlassen der zur Sicherheit Galiläas besetzten Teile des Libanons, dann das unselige Geschachere Baraks im Jahre 2000, wo er bereit war, sogar Jerusalem zu teilen – bis hin zu der Aufgabe des Gazastreifens und der Vertreibung der jüdischen Bewohner aus diesem Gebiet. Dadurch wurden die Terroristen erst frech und fühlten sich stark, weil sie glauben konnten, Israel sei auf dem Rückzug. Gott vergilt Gleiches mit Gleichem, – auch Israel muss das berücksichtigen! Wenn ein Mord an Juden in Samaria oder Judäa geschieht, dann sollten in der Umgebung des Mordes so viele Häuser und Wohnungen von Juden gebaut werden wie es irgendwie nur geht, das ist viel, viel wirksamer als jede Todesstrafe an einem einzelnen Attentäter, der ja ohnehin seinen eigenen Tot einkalkuliert hat …

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