Independence Day (1)

Und es geschah in den Tagen des Königs Achaschverosch. Damals regierte er von Hodu bis nach Kusch über 127 Provinzen. Seine königliche Residenzburg lag in der Stadt Schuschan.

7 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 06.04.21

Und es geschah in den Tagen des Königs Achaschverosch. Damals regierte er von Hodu bis nach Kusch über 127 Provinzen. Seine königliche Residenzburg war in der Stadt Schuschan.

Im dritten Jahr seiner Regierungszeit veranstaltete er ein Gastmahl für all seine Fürsten und Knechte, das über 180 Tage lang dauerte, da er jedem innerhalb dieser Zeit den Reichtum und die Herrlichkeit seines Königreiches sowie die glänzende Pracht seiner majestätischen Größe zur Schau stellte.

Nach diesen 180 Tagen veranstaltete der König erneut ein riesiges siebentägiges Festmahl im Hof des königlichen Palastgartens. Dieses Mal waren allerdings nicht nur wohlhabende Fürsten geladen, sondern das gesamte Volk.
 
Zu diesem Anlass ließ der König seine Burg mit sagenhaften Dingen schmücken. So glänzte die Burg durch weiße Leinen und feinsten Baumwollstoffen, sowie violettem Purpur, die allesamt mit Schnüren aus Byssus und rotem Purpur in silbernen Ringen an Marmorsäulen aufgehängt wurden. Des Weiteren richtete der König goldene und silberne Ruhezimmer ein, deren Böden durch den Anblick des Mosaiks und Marmors dazu verleiteten, sich auf dem Boden zu legen.
 
Wein gab es bei diesem königlichen Festakt Omas. Ausgeschenkt wurde aus goldenen Krügen, wobei keines dem anderen glich!
 
Die wunderschöne Königin – also die Gemahlin des Königs – mit dem Namen Wasti, veranstaltete zur selben Zeit ebenfalls ein ähnliches Festmahl für die Frauen.
 
Am siebenten und letzten Tag der Feierlichkeiten befahl der König seinen sieben persönlichen Dienern, sie sollen die Königin Wasti mit ihrem Diadem zu ihm kommen zu lassen. Er beabsichtigte nämlich, jedem die Schönheit seiner Frau zu präsentieren.
 
Doch die Königin erwies dem König eine klare Absage.
 
Der Zorn des Königs kannte daher keine Grenzen mehr. Sofort berief er das königliche Kabinett zusammen und beriet sich dabei mit seinen engsten Vertrauten und Ministern. Er wollte dabei ermitteln, welche Strafe seiner Frau für ihre Ungehorsamkeit gebühre. Einer seiner engsten Vertrauten und Diener sagte daraufhin:
 
„Sehr geehrte Majestät! Die Königin Wasti hat sich mit ihrem Verhalten nicht nur gegenüber dem König rechtlich gesehen vergangen, sondern auch gegenüber allen Fürsten und im Grunde genommen gegenüber jedem Bürger der 127 Provinzen des Königs! Denn zum einen stellte sie den König vor allen Augen bloß! Und zum anderen lieferte sie mit diesem völlig unakzeptablen Verhalten jedem eine Aufforderung, den König sowie alle Ehemänner ebenfalls so zu missachten!
 
Aufgrund dessen müssen sie jetzt und hier – der Königswürde wegen – ein Urteil fällen, das Geschichte schreiben wird!
 
Zunächst muss man der Königin Wasti ihren königlichen Titel vollends aberkennen und ihr verbieten, sich jemals wieder vor den Augen des Königs in der Öffentlichkeit blicken zu lassen! Des Weiteren müssen sie sich daher eine andere Königin auswählen! Eine die es verdient an der Seite des Königs zu stehen; also eine, die besser ist als Wasti!
                                             
Solch ein Urteil würde die Ehre des Königs nicht nur wiederherstellen, sie wäre dadurch zusätzlich noch gestärkt! Und darüber hinaus wird es dann keine Frau mehr wagen, ihren Mann zu missachten!“
 
Dem König gefiel was er hörte und verkündete wortgetreu das Urteil!!!
 
Zur effektiven und schnellen Umsetzung bzw. Urteilsverbreitung erließ der König ebenfalls den Befehl, das Urteil per Post an jede private, königliche oder geschäftliche Einrichtung aller seiner 127 Provinzen in der jeweiligen Amtssprache zu versenden!
 
Nachdem der König diese Lawine unaufhaltsam ins Rollen gebracht hatte legte sich sein Zorn nach einiger Zeit. Dabei überkamen ihm dann aber auch die Gedanken an seine Königin Wasti und an ihre Taten!
 
Daraufhin sagten die Vertrauten des Königs:
 
 „Eure Majestät! Nun ist die Zeit gekommen. Mit dem Erlass des Königs werden wir ihnen umgehend die hübschesten der unberührten Mädchen ihrer 127 Provinzen herbeischaffen! Diejenige, die dem König am besten gefällt soll die neue Königin sein!“
 
So gesagt – getan!
 
Man stellte für dieses Vorhaben natürlich auch zwei riesige Gebäude im königlichen Hof zur Verfügung. Das eine nannte man Frauenhaus, in dem alle Kandidatinnen zunächst versammelt werden sollten. Und das andere war das Neben-Frauenhaus, indem alle Jungfrauen die vom König zunächst aussortiert wurden, Unterkunft finden sollten, bis der König endgültig kein Interesse mehr an ihnen zeigt.
 
Eines dieser wunderschönen jungfräulichen Mädchen war das jüdische Waisenkind Esther! Als ihr Vater und ihre Mutter gestorben waren, hatte Mordechai sie als seine Tochter angenommen.
 
Mordechai erzog Esther voller Liebe zu einer stolzen Jüdin! Doch als er von dem königlichen Erlass erfuhr, sagte er zu Esther, sie solle ihre Abstammung vorerst nicht preisgeben.
 
Jeden Tag beobachtete Mordechai, wie es Esther im königlichen Frauenhaus geht, und zwar solange bis sie an der Reihe war, sich dem König Achaschverosch zu präsentieren.
 
Aufgrund ihrer Schönheit und ihrem bescheidenen Auftreten erlangte Esther die Gunst aller.
 
So führte man Esther also in den prächtigen Palast vor den König. Als dieser sie sah, verspürte er ihr gegenüber sofort ein Gefühl, das er bei allen anderen Jungfrauen vermisst hatte!
 
Ohne lange zu zögern setzte er ihr das königliche Diadem auf ihr Haupt und krönte sie somit an Wastis Stelle zur Königin!
 
Danach lud der König erneut zu einem Festakt ein! Des Weiteren gewährte er allen seinen 127 Provinzen einen Steuererlass und einige Vorteile mehr! Er wollte dass sich jeder an seiner Freude mitbeteiligen konnte.
 
Trotz der Tatsache, dass Esther nun die offizielle Königin war, besuchte Mordechai sie nach wie vor, ohne dass jemand von ihrer jüdischen Herkunft etwas wusste.
 
Bei einem seiner täglichen Besuche am Königshof beobachtete Mordechai, wie zwei Königswachen voller Hass auf den König einen Mordversuch gegen diesen planten!
 
Mordechai berichtete über das was er sah und hörte natürlich sofort seiner adoptierten Tochter Esther, die als Königin diese Tatsachen dann dem König in seinem Namen weitergab.
 
Der König erteilte seinem Geheimdienst daraufhin umgehend den Befehl herauszufinden, wer und weshalb man gegen ihn einen Mord plant.
 
Nach relativ kurzer Zeit befand der Geheimdienst die Worte Mordechais für richtig, und deshalb wurden die zwei ehemaligen Königswachen aufgrund ihrer Mordpläne an den Galgen gehängt.
 
Nach allen diesen Begebenheiten ernannte der König Achaschverosch einen Mann Namens Haman zum zweitmächtigsten Mann der 127 Provinzen des Reiches! Darüber hinaus ließ er ihn über alles Recht und Geschehen walten. Er war mit anderen Worten mächtig wie ein König.
 
Haman war unter den Völkern aufgrund seiner Macht ein sehr gefürchteter und/aber auch respektierter Mann. Überall wo er auftauchte wurde er königlich empfangen. Jeder Mensch der in sah verbeuge sich vor ihm, ja manche warfen sich sogar nieder! – Alle bis auf einen, nämlich Mordechai!
 
Als die Menschen und königlichen Knechte um ihn herum sahen, dass er sich nicht verbeugte geschweige denn niederwarf, sagten sie zu ihm empört:
 
„Weshalb vergisst du dich andauernd an den Befehl des Königs! Der König befahl es uns Haman zu respektieren, sich vor ihm zu verbeugen und sich vor ihm niederzuwerfen! Alle befolgen diesen Befehl – bis auf dich!“
 
Mordechai erklärte den Fragenden daraufhin, dass er Jude sei und sein Glaube es ihm verbietet, sich vor einem Menschen zu verbeugen geschweige denn sich vor ihm niederzuwerfen!
 
Seinen Kritikern interessierte der Glaube recht wenig und deshalb machten sich einige von ihnen auf den Weg zu Haman und berichteten ihm von der respektlosen Ungehorsamkeit Mordechais.
 
Der machtbesessene Egozentriker Haman machte sich daraufhin höchstpersönlich auf den Weg, um selbst zu sehen, ob er (Mordechai) es denn wirklich wagt sich nicht vor ihm niederzuwerfen, wenn er neben ihm auf dem Pferd sitzt.
 
Haman begab sich also auf die Straße wo sich Mordechai befand, und zu seinem unbeschreiblichen Entsetzen stellte er fest, dass sich zwar die ganze Straße zu seinen Ehren auf den Boden warf, allerdings bis auf einen, nämlich Mordechai! Der Zorn Hamans war nun – gelinde gesagt – grenzenlos …
 
Der überhebliche Haman, bestrafte Mordechai vorerst nicht, da er alleine seine Hände an solch etwas Geringfügiges wie Mordechai – den Juden – nicht beschmutzen wollte.
 
Als Haman dann zu Hause war, entschloss er sich alle Juden auf der Welt an nur einem einzigen Tag zu vernichten!
 
Haman ging daher zum König Achaschverosch und meinte:
 
„Eure Majestät. Innerhalb ihrer 127 Provinzen gibt es ein verstreutes Volk, das sich von allen anderen Völkern absondert! Darüber hinaus leben sie nach ihren eigenen Gesetzen und Maßstäben! Das Wort ihrer Majestät hat für einen Juden gelinde gesagt keinen Wert!!! Solch eine Rasse hat es nicht verdient in der Mitte des Königs zu weilen! Ich schlage deshalb vor, dieses törichte Volk vollständig zu vernichten! Des Weiteren werde ich veranlassen, meine eigenen Goldvorräte in die königliche Schatzkammer als Schadenersatz für die dann ausfallenden Steuerzahlungen der Juden zu stellen.“
 
Der König – der Haman vertraute – erteilte diesem die Erlaubnis, mit den Juden zu tun und zu lassen, was immer er für richtig befand! Dazu überreichte er ihm sogar sein königliches Siegel, damit er nun nach Belieben Urteile und Beschlüsse besiegeln könne. 
 
Der hasserfüllte Haman machte sich daraufhin umgehend ans Werk. Er erließ einen mit dem Köngissiegel versehenen Erlass, in dem er die totale Vernichtung aller Juden befahl! Männer, Frauen und Kinder! All dies sollte laut seinem Beschluss am 13. (des jüdischen Monats) Adar geschehen. Sogar für das Gut und Eigentum der Juden fand er eine Regelung, die vorsah, dass das Gut der Juden unter den hamantreuen Befehlsausführern verteilt werden sollte.
 
Zur effektiven und schnellen Umsetzung bzw. Urteilsverbreitung ließ er den Beschluss mit Eilboten an jeden Stadthalter, Bürgermeister und Stadtrat aller 127 Provinzen des Königs in der jeweiligen Amtssprache versenden!
 
Nach kurzer Zeit war dann in allen 127 Provinzen des Königs nur noch die Rede vom 13. Adar, dem Tag, an dem alle Juden vernichtet werden sollten. Überall wurde dieses Horrorszenario als eine Tat zum Wohle für die Welt verkündet.
 
In der königlichen Hauptstadt aller Provinzen Schuschan formte der größenwahnsinnige Haman den Erlass zu einem für alle verbindlichen Gesetz! 
 
Haman verkaufte dem König den Feldzug gegen die Juden als etwas Hervorragendes, mit dem er in die Geschichte eingehen würde. Mit Wein und Gesang feierten sie dann dieses neue Gesetz Schuschans …
 
Als Mordechai von all dem erfuhr, zerriss er voller Kummer und Leid alles was er an sich trug und kleidete sich mit einem Sack und streute Asche auf sein Haupt. Dieses sogenannte Gesetz sorgte bei allen Juden der Provinzen für unbeschreibliches Entsetzen und Trauer!
 
Die Königin Esther, die ja selbst eine Jüdin war, dies aber bis dahin verheimlichen konnte, wusste bis dahin von alledem nichts.
 
Doch nach dem Saufgelage des Haman mit dem König wurde sie stutzig, und ihre Dienerinnen erzählten ihr dann von dem unbeschreiblich grausamen Vorhaben.
 
Esther war gelinde gesagt schockiert und völlig verwirrt. Verständlicherweise bekam sie es selbst auch mit der Angst zu tun.  
 
Mordechai kam wie gewöhnlich seine Tochter Esther am Königshof besuchen. Doch aufgrund seiner Kleidung und Aschebedeckung gewährten ihm die Wachen keinen Eintritt. Esther erfuhr davon und ließ ihm neue Kleidung bringen, doch Mordechai weigerte sich diese anzuziehen. Infolgedessen befahl sie einem ihrer Diener, sich auf den Weg zu Mordechai zu begeben und alle erforderlichen Informationen mit ihm auszutauschen …
 

Fortsetzung folgt

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