Independence Day (2)

... Daher befahl er seinen Dienern, ihm die Chronik seines Reiches herbeizubringen, um ihm daraus etwas vorzulesen ...

7 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 06.04.21

Eine Geschichte zum verlieben – Mordechai und Esther #2

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Wie von Esther befohlen machte sich ihr Diener auf dem Weg zu Mordechai. Als Mordechai ihn sah begann er ihm alles was er wusste mitzuteilen. Er berichtete über den exakten Wert der Gold- und Silberreserven, die Haman dem König als Gegenleistung für die Ermordung aller Juden versprach, übereichte ihm eine Kopie des erlassenen Gesetzes und noch weitere Einzelheiten.
 
Aufgrund all dieser Tatsachen sagte Mordechai:
 
„Geh nun mit all diesen Dingen zu meiner Tochter Esther und sage ihr, dass sie sich umgehend auf den Weg zum König begeben muss! Sie muss ihn und Gnade bitten und anflehen, dieses Gesetz wieder rückgängig zu machen!“
 
Der Diener Esthers rannte also zu seiner Königin und überbrachte ihr die Botschaft.
 
Diese blickte ihn an und meinte:
 
„Jeder Mensch des Reiches weiß, das sich niemand – auch ich als Königin – dem König ohne eine ausdrückliche Erlaubnis von ihm nähern darf! Wer dieses Gesetz missachtet wird sofort zum Tode verurteilt, es sei denn der König begnadigt ihm. Nach all diesen Dingen, die Du mir bis jetzt erzählt hast, glaube ich nicht, dass der König mein Flehen erhören wird! Im Gegenteil, er wird mich am Galgen aufhängen. Geh zu Mordechai und sage ihm, es wäre unmöglich für mich, den König derzeitig und deswegen zu kontaktieren, denn es bedeutet eine Lebensgefahr für mich!“
 
So übermittelte der Diener Esthers ihre Worte. Der sehr empfindsame Mordechai konnte seinen Ohren nicht trauen und sagte:
 
„Richte ihr von mir schöne Grüße aus und sage ihr wortwörtlich: Wenn du dir tatsächlich einbildest im Haus des Königs in Sicherheit zu sein, dann täuschst du dich aber gewaltig! Denn anscheinend bist du der Meinung, dass alle Juden bis auf dich in Lebensgefahr seien! Gott wird diesem Plan mit Sicherheit nicht zustimmen, daher hast du jetzt die einmalige Chance, deinen Mund zu öffnen und dich umgehend zum König zu begeben. Du hast den Rang als Königin nur wegen dieses einen Augenblicks in deinem Leben errungen, daher nutzte die Gunst der Stunde! Habe doch keine Angst vor dem König! Er wird dich mit Sicherheit deswegen nicht an den Galgen hängen lassen! Daher laufe jetzt zum König und offenbare dich vor ihm! Bitte um Gnade für dich und dein Volk! Du darfst keine Zeit mehr verlieren!“
 
Als Esther diese Worte in Empfang nahm, befahl sie ihrem Diener erneut Mordechai aufzusuchen und ihm Folgendes mitzuteilen:
 
„Mordechai! Versammle alle Juden Schuschans an einem Ort! Öffne dabei jedem die Augen, so wie du sie mir geöffnet hast! Anschließend fordere sie alle dazu auf, um meinetwillen drei Tage lang zu fasten! Auch ich selbst werde gemeinsam mit meinen Dienerinnen ebenso fasten. Nach diesen drei Tagen werde ich mich dann auf den Weg zum König begeben und – mit Gottes Hilfe – versuchen, diesen Spuk endgültig zu beenden!!! Wenn ich dabei allerdings umkommen sollte, dann verliert deswegen nicht die Hoffnung! Im Gegenteil, vertraue auf das Gute und es wird gut.“
 
Mordechai befolgte die Worte Esthers und führte alle Juden Schuschans zusammen. Drei Tage und Nächte lang fasteten sie ununterbrochen.
 
Nach diesen drei Tagen war es dann soweit! Esther schminkte und kleidete sich traumhaft schön und ging so – unerlaubt – zum König!
 
Als dieser die Königin Esther sah, verliebte er sich erneut in sie, so als hätte er sie nie zuvor gesehen. Er reichte ihr sein Zepter und bat sie zu sich. Der König blickte ihr tief in die Augen und fragte sie:
 
„Esther! Wunderschöne Esther! Was hat dich zu mir geführt! Nach was hat dein Herz verlangen? Die Hälfte meines Königreiches bin ich bereit dir zu schenken …“
 
Da antwortete Esther:
 
„Mein geliebter König! Wenn sie es erlauben, würde ich sie und Haman zusammen gern zu einem von mir zu bereiteten Festmahl einladen!“
 
Der König erwiderte ihr daraufhin:
 
„Wie nett von dir! Natürlich kommen wir zu deinem Festmahl, meine Schönheit!“
 
Anschließend ließ der König nach Haman rufen. Als er dann im Königshaus eintraf gingen sie gemeinsam in den Saal, in dem Esther das königliche Mahl vorbereitet hatte.
 
Nachdem der König dann ausgiebig gespeist und Wein getrunken hatte, fragte er die Königin Esther:
 
„Esther, bitte sage mir doch endlich: Was ist deine Bitte?! Öffne deinen bezaubernden Mund, und nach deinem Wort soll getan werden! Offenbare mir dein Begehren und bis zur Hälfte meines Königreiches soll dein sein!“
 
Da antwortete Esther:
 
„Wenn ich in den Augen des Königs Gunst gefunden habe und es dem König recht ist, mir meine Bitte zu gewähren und mein Begehren zu erfüllen, so möge der König doch bitte auch morgen gemeinsam mit Haman zu dem Mahl kommen, das ich euch bereiten möchte. Morgen würde ich dann gern dem König mein Herzanliegen offenbaren.“
 
Der König stimmte der Bitte Esthers zu und freute sich auf den morgigen Tag!
 
Haman ging nach dem Festmahl fröhlich und guten Mutes nach Hause.
 
Doch als er dann den Königshof verließ und sah, dass Mordechai, der am Eingangstor des Königshof stand, nach all den Verkündigungen es immer noch wagt, sich vor ihm nicht niederzuwerfen, rastete er völlig aus!
 
Haman kochte vor Wut! Doch am Königshof wollte er keine Szene machen und so ging er weiter, als ob nichts geschehen wäre.
 
Als er dann zu Hause ankam, weinte er sich sowohl bei seinen Freunden und auch bei seiner Frau Seresch aus.
 
Haman erzählte ihnen von seiner sagenhaften Macht und dem Respekt, das ihm jeder entgegenbringt. Des Weiteren erwähnte er, dass er 208 Kinder hätte, überaus reich und außerdem die mächtigste Person im Imperium sei!
 
Er war im Grunde genommen der wirkliche Herrscher, denn der Monarch Achaschwerosch hatte ihm sogar sein Zepter übergeben. Haman konnte also tun und lassen was er wollte. Infolgedessen verbeugte sich die gesamte Welt voller Respekt und Ehrerbietung vor ihm.
 
Auch zum königlichen Festmahl, bei dem eigentlich nur der König mit seiner Königin speisten, war er geladen!
 
Doch der Bösewicht Haman sagte zu alldem:
 
„Alles das ist in meinen Augen nichts wert, solange sich Mordechai – der Jude – sich auch nicht meiner unterwirft!“
 
Die Freunde Hamans und dessen Frau litten allerdings ebenfalls an derselben Hochmütigkeit und Selbstüberschätzung und deshalb rieten sie ihm:
 
„Der Jude Mordechai hat es nicht verdient zu leben! Daher musst du heute noch einen 50 Ellen hohen Holzpfahl im Königshof errichten lassen! Morgen in der Früh musst du dann dem König davon berichten, das Mordechai daran aufgehängt wird! Und anschließend kannst du entspannt und gutgelaunt zum Festmahl gehen, das die Königin Esther für euch vorbereitet haben wird …!“
 
Haman gefielen diese Worte sehr gut. Endlich sprach jemand das aus, was er sich die gesamte Zeit hinweg dachte.
 
Also ließ Haman den Galgen erbauen und wartete voller Rachlust auf den morgigen Tag.
 
In jener Nacht ging es dem König nicht sonderlich gut und konnte deshalb nicht einschlafen. Daher befahl er seinen Dienern, ihm die Chronik seines Reiches herbeizubringen, um ihm daraus etwas vorzulesen. Der König hatte also ein Buch, in dem er jedes Geschehnis unmittelbar eintragen ließ.
 
Der Diener schlug also wie befohlen das Buch auf und begann vorzulesen. Er begann mit der Stelle, wie Mordechai das Leben des Königs rettete, als er damals auf die Verschwörung jener Verbrecher gegen den König hinwies!
 
Der König war von der Geschichte sehr angetan und sagte:
 
„Mordechai! Ich habe ihm ja damals überhaupt keine Gegenleistung für seinen Heldenmut erfahren lassen! Welche Ehre und Auszeichnung sollte man ihm für diese unbeschreibliche Tat erweisen!?
 
Die Diener des Königs unterstrichen dabei erneut, dass man sich bei Mordechai tatsächlich nicht einmal dafür bedankte! Der König wollte sich dafür eines seiner engeren Berater bedienen und fragte daher seine Diener, wer denn gerade im königlichen Hof anwesend sei.
 
Der Diener blickte aus dem Fenster und sah, wie Haman gerade am Palast vorbeigeht. Als er dem König dies mitteilte befahl dieser, dass man Haman umgehend zu ihm bringen sollte!
 
Haman war nicht zufällig vor dem königlichen Palast! Er wollte nämlich gerade selbst zum König gehen und ihm berichten, er würde gleich in der Früh mit der Zeremonie der Galgenerhängung Mordechais beginnen.
 
Als einer der königlichen Wachen auf Haman zuging und ihm mitteilte, dass der König nach ihm rufe, war sein Hochmut nicht mehr zu übertreffen. Nun war er endgültig davon überzeugt, alles wird nach seinem Plan gehen!
 
Als Haman dann vor dem König stand wurde er von diesem befragt:
 
„Haman! Was soll man mit dem Mann tun, an dessen Ehrung der König einen so großen Gefallen hat?“
 
Der selbstverliebte Haman dachte sich in seinem Herzen natürlich sofort:
 
„Wem könnte der König wohl mehr Ehrung erweisen wollen als mir?“
 
Daher antwortete er dem König:
 
„Was den Mann betrifft, an dessen Ehrung der König Gefallen hat, so sollte man ihm meines Erachtens solch ein königliches Gewand bringen, mit dem sich der König bereits selbst bekleidet hat. Außerdem sollte man ihm ein Pferd, auf dem der König selbst schon geritten ist, schenken. Des Weiteren sollte man ihm feierlich vor den Augen des Volkes eine Art Krone aufsetzten, die dem König selbst als Kopfschmuck diente. Darüber hinaus sollten all diese Dinge von einem der bedeutendsten Minister oder Vertrauten des Königs überreicht werden. Anschließend muss man dem Mann, an dessen Ehrung der König so übergroßen Gefallen hat, wie ein König über den Platz der Stadt reiten lassen, damit jeder Bürger des Königs rufen wird:
 
„So wird dem Mann getan, dessen Ehrung dem König gefällt!“
 
Der König sagte daraufhin zu Haman:
 
„Nach deinem Wort soll gehandelt werden! Daher beeile dich nun und nimm dir das Gewand, das Pferd und die Krone, die ich dir geben werde. Anschließend musst du sie dann nur noch feierlich dem Juden Mordechai überreichen!“
 
Haman stand fassungslos – wie ein begossener Pudel – vor dem König! Da sprach der König zu Haman:
 
„Na nun aber los, worauf wartest du denn noch! Brauchst du etwa eine Extraeinladung!“
 
Der völlig am Boden zerstörte Haman berief also die gesamte Stadt zum Königshof und überreichte Mordechai all die bezaubernden und überaus hochwertig teuren Dinge. Anschließend ließ er Mordechai mit Begleitung und vorbereiteten Straßensperren durch die Stadt reiten! Und schließlich war er es dann auch, der den neuen Schlachtruf ertönen ließ:
 
„So wird dem Mann getan, an dessen Ehrung der König Gefallen hat!“
 
Die gesamte Hauptstadt Schuschan schrie also in Richtung Mordechai das, was Haman eigentlich über sich selbst hören wollte… !
 
Nachdem sich der Trubel legte, ging Haman wie ein am bodenzerstörter Mensch nach Hause. Dort wartete bereits seine Familie auf ihn, die wirklich nicht verstand, weshalb es so gekommen war, schließlich sollte er doch Mordechai an den Galgen hängen lassen. Stattdessen hob er ihn – wie noch nie vorher jemanden in der Geschichte – empor!
 
Haman konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten und erzählte ihnen hasserfüllt, was in der besagten Nacht, als der König nicht einschlafen konnte, passierte …
 
Die Ratgeber Hamans meinten daraufhin:
 
„Nach dem neuesten Stand der Dinge wirst du wohl nichts mehr gegen Mordechai ausrichten können! Im Gegenteil, weil Mordechai ein Jude ist scheint es uns derzeit so, dass du aufgrund des von dir ins Leben geweckte Gesetzes zur totalen Judenvernichtung als Einziger daran zugrunde gehen wirst! Allem Anschein nach wird dir das über kurz oder lang zum Verhängnis werden!“
 
Fortsetzung folgt

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