Volksdroge Nr. 1

Die Thora erlaubt Alkohol zu trinken. Gegen ein Gals Wein am Abend oder ein kühles Bier am Tag ist wirklich nichts einzuwenden.

7 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Die Thora erlaubt Alkohol zu trinken, allerdings nicht bis zu einem Maße, wo man beginnt völlig betrunken zu werden. Gegen ein Gals Wein am Abend, ein kühles Bier am Tag oder eben grade mal soviel, dass man nicht in die Nähe einer Trunkenheit kommt, ist wirklich nichts einzuwenden.

In einem meiner Vorträge habe ich ausführlich über den Konsum der „Volksdroge Nr. 1“: Alkohol – gesprochen. Als Reaktion darauf erhielt ich viele fragende Rückmeldungen:
 
„Sie sagten, Alkohol ist eine unverzeihliche Droge? Warum ist es dann eine MITZWA (ein Gebot für Juden), an Purim Alkohol zu trinken? Und wenn jemand Drogen genommen hat, ist er dann deshalb „lebenslänglich“ von Dämonen geplagt. Kann man den Fehler eines Drogenkonsums etwa nicht bereuen bzw. versuchen es wieder gutzumachen?? Hat ein Mensch der Drogen genommen hat keine 2. Chance, was bedeutet, dass er es nicht einmal zu probieren braucht, wieder auf den richtigen Weg zu kommen, nachdem man Drogen genommen hat??
 
Nun will ich etwas Licht ins Dunkle führen. Zur Frage: Alkohol ist eine unverzeihliche Droge? Warum ist es dann eine MITZWA, an Purim Alkohol zu trinken?“
 
Die Antwort auf deine Frage befindet sich im Buch: Likutey Moharan (Band 2, Lektion 26) von Rabbi Nachman aus Breslev. Alkohol wird heute auch als eine „legale Droge“ bezeichnet. Hieraus lässt sich bereits die große Gefahr, welche sich im Alkohol verbirgt erkennen. Deswegen sollten wir uns zunächst einmal die Fakten rund um die Volksdroge Nummer eins ansehen:
 
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat anlässlich des Weltdrogentages im vergangenen Jahr berichtet, dass in Deutschland jedes Jahr 74 000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums sterben, das entspricht gut neun Prozent aller Todesfälle! Der eine oder andere wird jetzt sagen, dass es sich bei seinem Konsumverhalten niemals in Lebensgefahr bringt, aber leider liegt man mit solch einer Prognose völlig falsch, denn wenn ein Mensch in ein Stadium gerät, wo er nicht einmal mehr in der Lage ist sich ohne Alkohol richtig zu erfreuen, oder sich einfach nur so gehen zu lassen, dann läuft er sehr schnell Gefahr, ein weiteres Opfer dieser legalen Droge zu werden. Die Risiken, die ein zu hoher Alkoholkonsum mit sich bringt, werden massiv unterschätzt. Zu den häufigsten durch Alkoholkonsum hervorgerufenen Leiden zählen Leberzirrhose, Schäden des Gehirns sowie Herzmuskel- und Krebserkrankungen, wie Leber-, Mund- und Speiseröhrenkrebs. Laut BZgA haben 9,5 Millionen Deutsche zwischen 18 und 64 Jahren Alkoholprobleme, und 1,3 Millionen unter ihnen sind abhängig und doppelt so viele Menschen werden zwar durch den Alkoholkonsum nicht süchtig, aber dennoch schaden sie sich durch überhöhtem Alkoholkonsum extrem.Jede sechste Kündigung hat mit Alkohol zu tun. Mindestens ein Viertel aller Unfälle kommen unter Alkoholeinwirkung zustande, und zwar am Arbeitsplatz wie auf der Straße. Eine der Hauptursachen für Verkehrsunfälle ist also Alkohol. Rund 238 000 aller Straftaten in Deutschland werden unter Alkoholeinfluss begangen. Bei 60 % der 150 000 Verurteilungen wegen Straftaten im Straßenverkehr spielt Trunkenheit eine Rolle. Etwa 1 500 Menschen wurden bei Unfällen mit Alkoholeinfluss getötet.
 
Ich denke die Zahlen sprechen für sich. Und jeder der bereits einen Vollrausch in einem Leben erlebt hat und dann den restlichen Tag einfach nur riesige Kopfschmerzen hatte, muss an einer schweren geistigen Störung leiden, wenn er in seinem Leben erneut völlig die Kontrolle über sich verliert, indem er sich erneut betrinkt.
 
Die Thora erlaubt Alkohol zu trinken, allerdings nicht bis zu einem Maße, wo man beginnt betrunken zu werden. Gegen ein Gals Wein am Abend, ein kühles Bier am Tag oder eben grade mal soviel, dass man nicht in die Nähe einer Trunkenheit kommt, ist wirklich nichts einzuwenden. Wer aber den Alkohol nur um ein Rauschgefühl zu erfahren konsumiert, der vergeht sich an der Thora!
 
Die gesamte Thora basiert darauf, einen Menschen zu Weisheit, Einsicht und Verstand zu führen, also immer mit dem Kopf bei der Sache zu sein. Wer dann unkontrolliert Alkohol trinkt, verliert die Herrschaft über seinen Kopf und damit auch die Kontrolle über sich selbst. Dies entspricht dem exakten Gegenbild der Thora.
 
Gott beschenkte die Menschen mit dem Licht der Thora nur, damit wir lernen, mit unserem Leben optimal umzugehen, also wie man bestimmte Situationen erfolgreich bewältigt. Den sogenannten springenden Gedanken, also den „Klick“ im Kopf, welcher uns motiviert dieses oder jenes zutun, findet ihren Ursprung im Licht der Thora. Wenn ein Mensch sich der Thora aber abneigt, indem er z.B. nur Alkohol trinkt um einen Rausch zu erfahren, dann schaltet sein Kopf sozusagen ab. Aber alle von uns wissen, dass trotz dieses Abschaltens dennoch der Kopf weiterdenkt und uns deswegen auch verleitet Aktionen auszuführen.

Hier stellt sich nun die Frage, wenn mein Kopf sich von der Thora aufgrund einer Trunkenheit abgeschaltet hat, aber dennoch weiterarbeitet, wer ist nun für die Zufuhr und die Gedankenanregung in meinem Verstand verantwortlich?
 
So wie bei jedem Drogenkonsum wird unserer Organismus durch Missbrauch von Alkoholkonsum mit einer Art Dämonen befallen, die einen Menschen verleiten Dinge zu tun, die er in nüchternem Zustand niemals machen würde!
 
Beispiel: Du bist nüchtern und musst nun nach einer Feier von einem Mann, der einen Vollrausch hat, nach Hause gefahren werden. Ich wette, dass du lieber zu Fuß nach Hause gehst oder dir eine andere Art nach Hause zu kommen suchst. Du würdest dich nicht in Lebensgefahr bringen, indem du dich in das Auto mit einem betrunkenen Fahrer setzt. Was einen Menschen hier zu dieser vernünftigen Wahl führt, war das Licht der Thora, also Gott selbst.
 
Wenn du allerdings selbst einen Vollrausch hast, dann ist es dir auf einmal völlig egal wie viel oder was auch immer der Fahrer intus hat! Du bist sogar bereit, das Steuer selbst in die Hand zu nehmen und voll betrunken zu fahren! Woher also dieser Sinneswandel!?
 
Aus den Lehren des Talmuds (Traktat Makot, Seite 23 b) wissen wir, dass die Struktur eines Menschen aus 248 Gliedmaßen und Körperteilen besteht. Mit anderen Worten liegt auf jedem unserer Gliedmaßen das Licht Gottes welches jedes Körperteil immer daran erinnert, die Gebote Gottes zu erfüllen. Durch einen übertrieben Konsum von Alkohol verstößt ein Mensch das Licht Gottes von seinen Gliedmaßen und wird stattdessen vom Schatten des Teufels belegt, der in Form von Dämonen einen Menschen verleitet Dinge zu tun, die er eben im nüchternen Zustand niemals getan hätte. (Hier muss man aber darauf aufmerksam machen, dass es sich bei dem Teufel oder den Dämonen nicht um eine Gegenkraft zu Gott handelt! Der Teufel ist ein Engel, dessen Aufgabe – gemeinsam mit seinen Dämonen – es ist, einen Menschen in die Quere zu kommen, indem er uns verleitet schlechte Dinge zu tun..)
 
Alles zusammen ist das auch der Grund, weshalb man an Purim, trotz der Mitzwa Wein zu trinken (Achtung: die Mitzwa ist ausschließlich Wein zu trinken und nicht etwa Wodka oder andere alkoholische Getränke!!), diesen auch nur bis zum persönlichen Level zur Trunkenheit trinken darf! Von völlig betrunken zu sein ist auch an Purim keineswegs die Rede! Und wer an Purim Wodka Red Bull ohne Ende trinkt und meint, die Mitzwa zu erfüllen, der hat weder eine Ahnung von der Thora noch von dem, was Purim eigentlich bedeutet.
 
Jedes Fest legt auf die Welt ein spirituelles Licht, so wie es damals beim ersten Purimfest war. Wer also das Licht von Purim erfahren möchte, muss auch verstehen, was es eigentlich bedeutet: dass es an diesem Tag eine Mitzwa ist, Wein zu trinken, bis man nicht mehr unterscheiden kann zwischen "Verflucht sei Haman" und "Gesegnet sei Mordechai" (Talmud, Traktat Megilla, Seite 7 b; Schulchan Aruch, Orach Chajim Lektion 695:2). Die Freude des Purimfestes soll uns helfen, die üblichen Beschränkungen und Grenzen zu überwinden und auf einer höheren spirituellen Ebene zu feiern. Es geht also nur darum,  eine höhere spirituelle Ebene zu erreichen und das gelingt einem wohl schlecht in volltrunkendem Zustand. Im Talmud (Traktat Megilla, Seite 7) wird auch berichtet über zwei unserer Weisen bei einer Purimfeier, bei der einer der beiden über seine Verhältnisse hinaus getrunken hatte und deswegen dem anderen den Kopf abschlug. Am nächsten Morgen hat der Täter dann das Desaster erkannt. Da es ihm aber möglich war, Tote wieder zum Leben zu erwecken, hat er ihn wieder schnell zum Leben erweckt. Der Talmud schließt daraus, dass man an Purim unbedingt verantwortungsvoll zu trinken hat, also nicht über die eigenen Grenzen hinaus. 
 
Und was dort im Talmud (Talmud, Traktat Megilla, Seite 7 b) gemeint wird mit der Aussage: Man soll trinken bis man nicht unterscheiden kann zwischen: "Verflucht sei Haman" und "Gesegnet sei Mordechai", bedeutet also auch, dass man sich auf keinen Fall betrinken darf!
 
Das Trinken ist ein heiliges Trinken, man muss also vor jedem Glas Wein, das man trinkt, die notwendige Besinnung in Form eines Gebets einholen, damit man alle schlechten Gedanken aus seinem Kopf löschen kann, und somit erkennt: Es gibt nichts Schlechtes oder Böses auf der Welt, alles was Gott tut ist gut, da alles auf dieser Welt von Gottes Hand herbeigeführt wird, ist alles einfach nur gut! Und genau das bedeutet, nicht mehr unterscheiden zu können zwischen, „Verflucht sei Haman“ – also zu denken eine Situation wäre schlecht – und „Gesegnet sei Mordechai“, also dass alles gut ist! Für mich gibt es keinen Unterschied mehr, egal was passiert, ich kann nicht mehr unterscheiden von gut oder schlecht, alles ist immer einfach nur gut! Das ist Purim …
 
Und nun zum letztes Teil der Frage: „Und wenn jemand Drogen genommen hat, ist er dann deshalb „lebenslänglich“ von Dämonen geplagt. Kann man den Fehler eines Drogenkonsums etwa nicht bereuen bzw. versuchen es wieder gutzumachen?? Hat ein Mensch der Drogen genommen hat keine 2. Chance, was bedeutet, dass er es nicht einmal zu probieren braucht, wieder auf den richtigen Weg zu kommen, nachdem man Drogen genommen hat??
 
Hier lautet die Antwort, was Rabbi Nachman aus Breslev immer herausschrie: „Verzweiflung hat auf der Welt nichts verloren! Es gibt keine Verzweiflung! Wenn du daran glaubst, dass man etwas zerstören kann, dann musst du erst recht daran glauben, dass man das Zerstörte auch wieder reparieren kann!“
 
Egal was ein Mensch in seinem Leben auch getan hat, es ist immer ein sehr außerordentlich wichtiges Gebot, glücklich zu sein! Was war, das war. Das Leben geht weiter, man darf nicht in der Vergangenheit leben und seinen Fehlern hinterherjammern. Du hast deinen Fehler erkannt, bereust es, willst von nun an einen anderen Kurs einschlagen und entschuldigst dich bei Gott für deine Verfehlung und bittest Ihn dir zu helfen – dann war es dann! Was du getan hast ist aus deiner Lebensakte gestrichen! Und die Dämonen sind deshalb natürlich auch sofort verschwunden, denn wenn ein Mensch beginnt sich mit Gott zu verbinden, also auf Ihn zu hören, dann legt sich auf einen Menschen das Licht der Thora und somit verschwinden die Dämonen genau so schnell wie sie kamen!

Möge Hashem uns helfen!

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