Das jüdische Jahr

Das jüdische Jahr findet sein Ende. Jahr für Jahr versammeln sich Menschen aller Nationalitäten in der ukrainischen Stadt Uman, um dort Rosch Haschana mit Rabbi Nachman zu feiern.

2 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Das jüdische Jahr findet diese Woche sein Ende. Jahr für Jahr versammeln sich Menschen aller Nationalitäten in der ukrainischen Stadt Uman, um dort Rosch Haschana (das jüdische Neujahrsfest) mit Rabbi Nachman zu feiern, der einst unmissverständlich sagte: „Jeder, der etwas von mir hält, darf niemals außer Acht lassen, dass an Rosch Haschana kein Einziger fehlen darf! An Rosch Haschana muss jeder bei mir sein!“ – Folglich lassen immer wieder aufs Neue, zigtausende Menschen alles stehen und liegen und begeben sich geradewegs nach Uman, zum Rabbi!

Auch ich fliege zu Rabbi Nachman aus Breslev und möchte natürlich nicht mit leeren Händen kommen, daher hier mein „Geschenk“ für den großen Rabbi Nachman:

Bei einem meiner Vorträge an der Uni in Jerusalem ging ich mit einem Glas Wasser ins Klassenzimmer und stellte es auf mein Lehrerpodium. Einer der Studenten kicherte und sagte: „Heute geht es in der Lektion von Rabbi David sicher über die Frage: Ist das Glas halb voll – oder halb leer?“

Und alle anderen Studenten lachten. Auch ich amüsierte mich und sagte: „Tolle Idee, vielleicht werden wir ein ander mal über diesen Lektionsvorschlag sprechen. Heute möchte ich aber nur wissen, ob dieses Glas „leicht“ oder „schwer“ ist …“

Das Lachen verstummte und die Studenten waren nun doch sehr neugierig geworden: „Super leicht“, schrie eine Studentin. Und ein anderer Student sagte: „Logo, super leicht!“ – Ich sagte dann: „Okay, wenn das für dich so `na logo´-logisch ist, dann hol dir mal bitte dieses Glas …“

Der Student holte sich das Glas, lächelte und ging zurück an seinen Tisch. Als er das Glas abstellen wollte sagte ich: „Halte das Glas bitte ein Weilchen in deiner Hand, siehe zu, dass deine Hand das Glas nicht verlässt…“

Ich begann nun mit meinem Unterricht …

Einige Minuten vergingen und der Student begann unangenehm herumzuzappeln. 15 Minuten später beklagte er sich darüber, dass sein Armmuskel beginnen würde zu schmerzen und seine Hand ihm sicher einschlafen wird, wenn er so weiter macht.

Ich sagte dazu: „Wenn das so ist, stell das Glas bitte sofort ab!“

Der Student: „Das war gar nicht so einfach …“

Ich: „Aha, und weshalb nicht? Ich dachte, das Gals ist super leicht?!“

Der Student: „Ja, das ist es in der Tat, aber nur für eine kurze Zeit. Das Glas eine halbe Stunde in der Hand zu halten, macht es natürlich schwer.“

Ich: „Habt ihr gehört!? Was sagte er zu Beginn? Ach, was ist da schon dabei, alles easy … Und jetzt sind wir alle Augenzeugen dafür geworden, dass aus diesem Alles-easy sich etwas richtig Schweres entwickelt hat … Es gibt richtig besorgniserregende Gedanken, sie beginnen in der Regel mit: "Was wäre wenn?" … Wenn wir uns ein oder zwei Minuten damit beschäftigen, dann ist das normal und harmlos, aber wenn wir beginnen, uns intensiv damit zu beschäftigen, also jeden Gedanken zu drehen und zu wenden, dann fangen wir über kurz oder lang an, uns zu sorgen oder wir werden erfüllt mit Hass, Eifersucht , Kritik, Bitterkeit und so weiter … Aus einem anfänglich harmlosen Gedanken kann also sehr schnell etwas sehr Störendes und sehr Anstrengendes für unsere Seele werden, genau so wie mit dem Glas Wasser, das der Student in seiner Hand hielt …“

Zusammenfassend warnt dazu Rabbi Nachman aus Breslev: „Du bist über all dort, wo deine Gedanken sind. Stelle sicher, dass deine Gedanken überall dort sind, wo du gerne sein möchtest.“
 

Ich wünsche euch ein gutes und süßes neues jüdisches Jahr !!

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