Tora vom Sinai

Warum heißt es, Mosche habe die Tora vom Sinai erhalten, und nicht: „Mosche erhielt die Tora von Gott“?

2 Min.

Rabbiner Menachem Mendel Schneerson

gepostet auf 05.04.21

Mosche erhielt die Tora vom Sinai (Pirke Avot 1:1)
 

Warum heißt es, Mosche habe die Tora vom Sinai erhalten, und nicht: „Mosche erhielt die Tora von G-tt“?

Dies ist nach dem Midrasch zu erklären: Als G‑tt die Tora Israel geben wollte, versammelten sich die Berge und jeder rühmte sich der eigenen Vorzüge, auf dass auf ihm die Tora gegeben werde. Sagte G‑tt zu ihnen: „,Was erhebt ihr euch, höckerige Berge, diesen Berg (d.h. Sinai) hat sich G-tt ersehen zu Seinem Niederlassen.‘ (Ps. 68:17) Euer Stolz macht euch zu ,höckerigen Bergen‘ und entzieht euch das Anrecht, dass die Tora auf euch gegeben werde. Der Berg Sinai aber, er ist der niedrigste aller Berge und auf ihm werde Ich die Tora geben.“

Daraus lernen wir, dass Selbstaufgabe und Demut unverzichtbare Bedingung für das Empfangen der Tora und ihr Studium sind. Das zeigt die Mischna mit ihrer Wortwahl: Der Empfang der Tora findet ausgerechnet am Berg Sinai statt – unter Selbstaufgabe und Demut.

Laut dem aber kann andersherum gefragt werden: Wenn Demut eine Vorbedingung ist, wozu überhaupt ein Berg, so niedrig er auch sein möge, und nicht ein Tal, wenigstens eine Ebene?

Die Antwort ist, dass der niedrige Berg einen Idealzustand darstellt: Grundsätzlich ist dem Menschen Demut geboten. Gleichzeitig sind Entschlossenheit, Standfestigkeit und Mut geboten, sobald es Hindernisse beim Erfüllen der Gebote gibt, wie zu Beginn des Schulchan Aruch festgehalten wird: „Und man schäme sich nicht der Spötter“ (Orach Chajim 1:1).

 

Das ganze Volk sah die Stimmen Ex. 20:15
 
Sie sahen das Hörbare und hörten das Sehbare.

Midrasch Lekach Tov, Raschi

Als physische Wesen sehen wir nur die physische Realität. G-ttlichkeit und Spiritualität dagegen können wir bloß „hören“ – man kann darüber diskutieren, etwas davon vielleicht verstehen, aber nur mit großer Anstrengung kann man diese Sphären erfahren, und das nur flüchtig. Bei der Offenbarung am Sinai jedoch sah das jüdische Volk, was gewöhnlich gehört wird – es erfuhr das G-ttliche als unmittelbare, greifbare Realität. Was dagegen für gewöhnlich gesehen wird – das Materielle – wurde bloß „gehört“ und konnte nach Belieben akzeptiert oder zurückgewiesen werden.

Mehr über die Chabad-Bewegung und den Chabad-Rebbe finden Sie hier.

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