Die Sukka und das Geheimnis

Zu häufig begegnen wir Prüfungen, die uns sinnlos erscheinen. Manchmal bekommt der Mensch eine Halsentzündung, und manchmal platzt ein Scheck...

2 Min.

Dr. Michael Abulafia

gepostet auf 05.04.21

Die Sukka und Geheimnis der Bindung Jizchaks

Zu häufig begegnen wir Prüfungen, die uns sinnlos erscheinen. Manchmal bekommt der Mensch eine Halsentzündung, und manchmal platzt ein Scheck. Das sieht vollkommen willkürlich aus. In Wirklichkeit verfügen wir über keinerlei klare Information über die Bedeutung der Prüfungen, doch gibt es eine Auffassung, die zu unserem Verständnis beiträgt, und zwar die Geschichte von der Bindung Jizchaks. Jeden Morgen beginnt das Gebet mit der Geschichte vom Vater, der seinen Sohn auf dem Berg Moriah bindet, bis G~tt ihm Einhalt gebietet. Das Prinzip dieser Bindung scheint also ein wichtiges Prinzip im Leben zu sein. Wir beschäftigen uns intensiv mit dem entgegengesetzten Prinzip, auf dem wir unser ganzes Leben aufbauen. G~tt teilt Awraham mit, dass er mit Jizchak eine große Nation gründen wird, und dann bittet er ihn, ihn zu opfern. Der Rabbiner, die große halachische Autorität, soll manchmal eine Sünde um G~ttes Willen absegnen, der Künstler von genialer Kreativität soll manchmal ein überzogenes Konto ausgleichen, der große Theoretiker ist manchmal angehalten, in seinem Eheleben seine bildnerischen Fähigkeiten freizusetzen… denn G~tt will, dass wir zu einer Vereinigung unserer Charaktereigenschaften gelangen, damit unsere mildtätigen Werke nicht verstreut sind, sondern sich gesetzmäßig auf den rechten Punkt konzentrieren. Ohne Kontakt mit dem Schmerz leidet der Mensch an einem Mangel an Kreativität. Dieser Zustand ähnelt der Erlösung, die absurde Stationen durchlaufen muss, die sich zu einem großartigen und eindrucksvollen Prozess verbinden, wie z.B. die Übergabe von Gebieten an den Feind. Häufig sieht es danach aus, als käme die Prüfung uns zu lehren, uns intensiver mit der Begabung oder der Charaktereigenschaft zu verbinden, gerade von einem Ort aus, der ihnen entgegengesetzt scheint.

Manchmal sehen Eltern, die ihre Kinder zu Tora und Geboten erziehen wollen, wie sich ihre Religiosität in einer Gruppe Gleichgesinnter stärkt, nachdem sie ihren Wohnsitz an einen Ort verlegten, der ihrer Religiosität zu widersprechen scheint, wo sie sich für die Nation aufopfern. Und manchmal lässt die Mutter, die sich mit den Schabbatvorbereitungen so viel Mühe gegeben hat, die Zügel am Schabbattisch schleifen, da sie versteht, dass jeder Niedergang die Vorstufe für einen Aufstieg darstellt. Gerade der Wille, dass Alles genau nach meinem Plan abläuft, kann verhindern, dass G~ttes Wille erscheint. Der Perfektionismus, der jede Abweichung zu unterdrücken versucht, verhindert das Gebet. Manchmal muss ein Mensch, der gewohnt ist, alles unter seiner Kontrolle zu halten, eine Krise durchlaufen, deren einziger Zweck darin besteht, ihn den Verzicht auf die Herrschaft zu lehren.

Die Sukka symbolisiert die Bereitschaft des Juden, auf die Bürgerlichkeit und seine Bequemlichkeit zu verzichten, um der Quelle der Freude zu begegnen, denn durch den Verzicht auf die gewohnte Umgebung ermöglichen wir endlich die Begegnung mit dem Wesen des Lebens. Wir freuen uns über diese "Prüfung", dem Urtyp aller Schwierigkeiten, weil sie ein Toragebot ist, weil wir durch sie versuchen zu verstehen, wie die Schwierigkeiten einen umfassenderen und tieferen Blick auf die Wirklichkeit ermöglichen.

Der Barmherzige, er richte uns auf die gesunkene Hütte Davids…
 
Der Autor ist Kinder- und Jugendpsychiater, gefragter Dozent an Machon Meir, Rosch Jehudi und vielen anderen jüdischen Bildungsinstitutionen. Er verfasste den Artikel für Kimizion.
 

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