Es widert mich an

Ein Mensch, der sich jedem gegenüber dankbar erweist, wird geliebt. Doch jene, die sich einbilden man müsse sie bedienen, die werden gehasst und verachtet!

3 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 17.03.21

Ein Mensch, der sich jedem gegenüber dankbar erweist, wird geliebt. Doch jene, die sich einbilden man müsse sie bedienen, die werden gehasst und verachtet!
 
Wohl wahr, denn es gibt wohl kaum etwas Widerlicheres als ein undankbarer Mensch. Deswegen lehrten uns unsere Weisen, dass es verboten ist einem Menschen zu helfen, der sich nicht dankbar erweist. Sie sagten nicht, das man keinem Menschen helfen darf der undankbar ist – nein! Schon wenn er nicht dankbar ist, sollte man ihm nicht helfen, da solch eine Art von Mensch mit einem Götzendiener gleichzusetzen ist. Wer also von sich selbst weiß, dass er nicht in der Lage ist, sich für etwas ihm Entgegengebrachtes zu bedanken, dann darf er auch von niemanden etwas annehmen. Denn da er demjenigen, der ihm die Hilfe zukommen lässt, dadurch in die Falle des Götzendienstes tappen lässt. Jeder, der einem Götzendiener hilft, akzeptiert ja indirekt dessen idiotischen Handlungen und deswegen ist es so, als ob er selbst diese Handlungen tat.
 
Der eine oder andere fragt sich nun bestimmt, weshalb unsere Weisen dies in dieser Deutlichkeit sagten? Dazu muss man wissen, dass sich ein undankbarer Mensch voller Ego einbildet, man muss ihn bedienen, denn ihm gehöre ja sowieso alles. Und jene die ihm helfen, müssten überhaupt dafür dankbar sein, solch einem großartigen Menschen wie ihm einen Gefallen erweisen zu dürfen.
 
Wenn man nun auf solch einen Mann trifft und ihm sagt, er solle sich doch mal bei seiner Frau für all das Gute, das sie ständig für ihn tut, bedanken, dann antwortet er: „Was!? Ich soll mich bei ihr bedanken!? Sie muss sich gefälligst dafür bedanken, mit so einem Mann wie mir verheiratet sein zu dürfen! Sie sollte sich auch lieber einmal bei mir dafür bedanken, dass ich überhaupt bereit bin, mit so einer Ziege wie sie zusammenzuleben! Mit jedem Atemzug muss sie Danke sagen – Danke, dass ich so einen großartigen Ehemann haben darf! Und jetzt willst du auch noch von mir, dass ich mich bei ihr bedanken soll!? Sie hat sich bei mir zu bedanken! Denn alles, was sie für mich tut, das steht mir doch zu und eigentlich noch viel mehr! Außerdem hat sie alles, was sie ist, besitzt und kann, nur mir zu verdanken …“
 
Mit anderen Worten handelt es sich hierbei um einen Haustyrannen, den bösen Haman als Miniausgabe.
 
Viele kennen die Geschichte vom jüdischen Purim-Fest! In ihr spielt der Bösewicht Haman eine große Rolle, er verkörpert das Schlechte in Person! Er war von Kopf bis Fuß hochmütig, ein Tyrann, Egozentriker, Sadist, Rassist, hasserfüllt. Und die Krönung waren seine zwei Teufelsaugen – und dadurch sein unbeschreiblich böser Blick.

Wie dem auch sei, er hatte 208 Kinder! Und Kinder verkörpern das Licht der Welt! Darüber hinaus war er überaus reich und außerdem war er – neben dem König – die mächtigste Person im Reich! Er war im Grunde genommen der wahre König, da der Monarch Acheschwerosch ihm sein Zepter übergab. Haman konnte also tun und lassen was er wollte. Infolgedessen verbeugte sich die gesamte Welt voller Respekt und Ehrerbietung vor Haman – mit Ausnahme von Mordechai, dem jüdischen Berater des Königs.
 

Was denkt ihr, welches Leben Haman unter diesen Voraussetzungen lebte?
 
Normalerweise hätte er den ganzen Tag voller Freude nur herumspringen müssen! Andauernd hätte er schreien müssen: Hurra, Hurra! …
 
Was anderes kommt doch für einen normalen Sterblichen wirklich nicht in Betracht! Weshalb auch! Er hat 208 Kinder; ist der reichste und mächtigste Mann der Welt; …!
 
Doch der Bösewicht Haman sagte zu sich selbst: „All das ist in meinen Augen nichts wert!“

 

Und warum nicht!?
 
Da ein einziger Mensch auf der Welt sich vor ihm nicht verbeugte!
 
Und genau von dieser katastrophalen Eigenschaft sprechen wir heute. Von der Eigenschaft der Undankbarkeit, die dazu führt, dass ein Mensch zu einem absolut unerträglichen Charakterschwein wird – so wie Haman!
 
Wegen jeder Kleinigkeit in deinem Leben fängst du sofort an zu jammern und alles schlecht zu reden etc.
 
Unsere Weisen suchten in der Thora nach Textstellen, die kodiert auf Haman hindeuten. Bei ihrer Suche entdeckten sie zwei Textstellen. 
 
Eine Stelle verbirgt sich im 1. Buch Moses, 3. Kapitel, Satz 11 und 12. Dort fragt Gott Adam:
 
„Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem zu essen Ich dir verboten habe!?“

 

Wie jeder weiß erwiderte Adam mit „Ja“. Doch was hat diese Textstelle mit Haman zu tun?
 
Zunächst bedeuten die deutschen Worte „von dem Baum“
  auf Hebräisch: Hamin Haetz.  Wenn man nun die Buchstaben dieser hebräischen Worte umstellt, erhält man das Wort bzw. den Namen: Haman, denn Adam verhielt sich genau wie Haman! Ihm gehörte alles – bis auf eines. Doch ausgerechnet dieses musste er unbedingt auch haben, so wie Haman, der sagte: „All das ist in meinen Augen nichts wert!“
 

Die zweite Stelle, in der uns die Thora kodiert auf Haman hinweist, ist die bekannte Paraschat HaMan (auf Deutsch: Der Wochenabschnitt des Brotes [2. Buch Moses, Kapitel 16, Satz 4-36])! Dieses Kapitel der Thora behandelt nicht etwa die Person Haman sondern das Man (auf Hebräisch: HaMan), also das Brot, das Gott uns nach dem Auszug aus Ägypten vom Himmel herunter regnen ließ! 

Und auch hier verhielt sich das gesamte Volk wie Haman. Sie hatten so gut wie alles! Doch dies war für sie nicht genug. 
 
Halten wir also fest: Undankbarkeit ist das Letzte! Und deshalb wirft es sogar einen sehr unschönen Schatten auf Adam und die damalige Generation vom Volk Israel, die ja eigentlich vollends makellos waren.   

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