Handicap

Gibt es Gott!?! Wenn ja, warum gibt es dann Behinderte!?! Schwerbehinderte Kleinkinder!?! Wo bitte, ist hier Gott!?!?

5 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Gibt es Gott!? Wenn ja, warum gibt es dann behinderte Menschen!?
 
Diese Frage hat Kobi keine Ruhe gelassen: "Warum ist mein Sohn Schwerbehindert!? Wieso wird er niemals zur israelischen Armee gehen!? Weshalb wird er nie heiraten und Kinder bekommen können!?" Aber dann im Fußballstadion neben Zachi und Ben, als es um die Ehre ging, erhielt ich plötzlich die goldene Antwort auf alle diese Fragen.

 
Heute möchte ich euch die Geschichte über Kobi und seinen Sohn Amit erzählen. Amit ist ein süßer kleiner Junge, Kobi liebt ihn über alles. Doch das Traurige an der Geschichte ist der Fakt, dass Amit schwer behindert ist. Verständlicherweise ist das für die Familie natürlich unerträglich schwer. Kobi, der Vater von Amit reiste vor kurzen aus Petach Tikva zu mir in mein Büro nach Jerusalem. Er war sehr aufgewühlt und konfrontierte mich mit seinem Problem so: „Der Gedanke das mein Sohn nicht so wie alle anderen Israelis zur Armee gehen wird, macht mich fertig! Ich kann es nicht ertragen daran zu denken, dass mein Sohn niemals heiraten wird, niemals Kinder haben wird, niemals ein normales Leben führen wird.

Ich frage mich deshalb, warum Gott das meinem Sohn nur angetan hat!? Warum nur, warum hat er meinen Sohn als Krüppel auf die Welt gebracht!? Manchmal denke ich, vielleicht ist genau das der Beweis dafür, dass es keinen Gott gibt, schließlich habe ich einen geistig schwerbehinderten Jungen!
Sei mir nicht böse Rabbiner Kraus, aber diese Fragen beschäftigen mich ununterbrochen! Aber weist du was am schlimmsten ist? Es ist die Tatsache, dass ich darauf keine Antworten finde …“

Ich habe Kobi mit sehr viel Empathie umarmt und versucht im Halt zu sein. Ich wollte vor allem auch Amit kennenlernen. So lud ich Kobi und Amit nach Jerusalem ein um mit mir in einem wundervollen Stadtpark in Jerusalem spazieren zu gehen und eine Pizza zu genießen.

So war es dann auch, Kobi, Amit und ich machten einen großartigen Spaziergang in Gilo, Jerusalem. Im Park war auch eine wundervolle Spielanlage, in der wir viel diskutierten. Während wir herumspazierten gingen wir auch an einem kleinen Fußballfeld vorbei. Auf dem Spielfeld spielten viele Kinder und wie bei einer echten Weltmeisterschaft war eine richtige Endspielspannung in der Luft. Es stellte sich heraus, dass die zwei Mannschaften eine Abmachung getroffen hatten: Das Gewinner Team bekommt vom Verlierer Team leckere Pizzas spendiert … neben Pizza war natürlich Ruhm und Ehre auch von ausschlaggebender Bedeutung!

Das eine Team führte 6:2 und es waren nur noch 10 Minuten Spielzeit bis zum Schlusspfiff übrig.

Der Fußball rollte zu uns an den Spielfeldrand und Amit, stoppte ihn gekonnt mit seinem Fuß. Er hatte in seinem Leben bisher kein einziges Mal Fußball gespielt, aber dennoch war in seinen Augen ein unbeschreibliches Leuchten zu sehen.

„Hey du, wirf mir den Ball her!“ Schrie eines der Kinder zu Amit herüber.

Ich zögerte nicht lange und fragte den Jungen: „Du sag mal, kann Amit vielleicht auch mitspielen!?“

Währenddessen ich diese Frage stellte, hatte ich es bereits bereut, da ich ja weiß, dass Kinder gemein und herzlos sein können.

Aber der Junge reagierte ganz cool auf meinen Vorschlag, er schaute Amit an und verstand sofort, dass Amit geistig behindert war. Er sah auch, dass er mit Amit nicht wirklich eine Bereicherung für sein Team bekäme. So blickte er erst zu Boden, holte dabei tief Luft und sagte dann plötzlich: „Ich bin Ben, willst mit uns spielen!?“

Ben hatte also realisiert das sein Team weit zurück lag und deshalb ohnehin verlieren würde, wieso also dann nicht auch Amit eine Freude bereiten!?

Amit lächelte und nickte sein Ja dazu! Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er ein Fußballfeld betrat.

Ein Junge aus dem gegnerischen Team fragte, wie es sein könne das sie einfach noch einen zusätzlichen Spieler mit aufs Feld stellten und dann auch noch ohne Sportkleidung. Ein Junge, der neben ihm stand sagte zu ihm: „Mann, sei still du Dummkopf! Siehst du nicht das er behindert ist!? Und außerdem werden wir sowieso gewinnen …“

Und so spielten sie weiter.

Doch dann geschah etwas wunderbares. Das Team von Amit begann richtig guten Fußball zu spielen, und so schossen sie ein Tor nach dem anderen. 2 Minuten vor dem Schlusspfiff stand es völlig unerwartet 6:6. Amit hatte bislang noch keinen einzigen Ballkontakt, aber allein die Tatsache auf dem Feld mit der Mannschaft zu stehen berührte ihn sehr.

Und dann, im 16 Meter Raum stürzt der Stürmer aus dem Team von Amit durch ein Foul zu Boden – Elfmeter für sein Team!

Eine sicherere Gelegenheit um einen Treffer zu landen.

Zachi, der Spielführer der Mannschaft stand bereit um durch den spielentscheidenden Elfmeter das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden.

Doch dann ging Ben auf Zachi zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Zachi schaute dann Amit an und rief: „Hey Junge, komm her, du schießt!“

Amit, – ihr erinnert euch -, spielte niemals Fußball.

Jetziger Spielstand unentschieden. Wenn jetzt ein Tor fiele, dann bekäme das Team von Amit die leckeren Pizza-Schnitten.

Ein Schicksalsmoment, wo es um die Ehre und Pizza geht, warum also jetzt einen Jungen an den Elfmeterpunkt stellen, der nicht mal weiß wie man einen Ball schießt!

Zachi und Ben erklärten Amit was er zu tun hätte.

Amit stand vor dem Punkt, blickte auf den Ball und schaute dem Torhüter in die Augen. Auch Ben suchte den Augenkontakt mit dem Torhüter. Der Torwart schaute Ben tief in die Augen, in seinem Blick hatte sich verändert, er schaute nicht mehr so verbissen ernst, sondern weich, irgendwie herzlich.

Amit nahm Anlauf und Schoss … es war ein schwacher Schuss, der Ball rollte in die Mitte des Tores.

Der Torhüter hätte diesen Ball eigentlich leicht halten können, aber er sprang auf die Seite und der Ball kullerte ins Netz – TOR ! TOR ! TOR !

7:6 für das Team von Amit! Amit war der Matchwinner, er schoss das entscheidende Tor!

Alle Spieler auf dem Feld, ja sogar die Mannschaft die verloren hatte, rannten Amit voller Freude entgegen und schrien: „Er ist groß, er ist groß, er ist groß … Amit der Hero, Amit der Hero …“

Auf einmal spielte es keine Rolle mehr, zu gewinnen oder zu verlieren. Alle rannten zu Amit um ihn zu beglückwünschen, sich mit ihm zu freuen, nach seinem ersten Fußballspiel.

Kobi der Vater von Amit und ich muss zugeben, auch ich, mussten vor Freude weinen. Es war einer der herzergreifendsten Momente für mich im Leben. Ich schaute Kobi an und sagte ihm: Weißt du noch was du mich, bevor Amit den Ball stoppte, gefragt hast: „Warum erschafft Gott auch behinderte Kinder!?“ Warum!? – Weil sie das Gute aus den Menschen, die um sie herum sind herausholen.

Ben, Zachi, der Torhüter und alle anderen Kinder haben ihren „Kampf“ vergessen, für ein paar Minuten wurden sie bessere Menschen. Plötzlich wurde ihnen bewusst, dass es noch etwas anders gab als wie sich selbst, als einen Sieg, als Pizza oder Ruhm und Ehre.

In dem Augenblick, an dem du das bei dir selbst bemerkst, deinen Geist darauf einstimmst, – deinem Gegenüber etwas geben zu wollen, ihm Gutes teil werden zu lassen -, genau dann wirst du nicht mehr der sein, der du zuvor warst.  

Es gibt Gott. Gott war an diesem Tag bei den Kindern auf dem Fußballfeld. Wenn wir für einen Augenblick aufhören würden uns nur mit uns selbst zu beschäftigen, mit den Dingen die wir wollen und erreichen möchten, Sachen die wir verloren haben oder dabei sind sie zu verlieren, und stattdessen beginnen uns darauf zu konzentrieren wie wir unserem Gegenüber Gutes tun können – auch dann wenn für uns kein Profit daraus entsteht –  es also einfach nur so tun ohne in der Erwartung  einer Gegenleistung , dann werden wir die Wahrheit entdecken können!  

Gott befindet sich in jedem einzelnen von uns. Wir müssen Ihn lediglich aus uns herauskommen lassen. 

Klicken Sie hier und sehen Sie den Video-Vortrag dazu!!

 

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