Seelenkorrektur

Das Wissen, dass es eine kommende Welt gibt, bildet das Fundament des wahren Glaubens.

11 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 17.03.21

Das Wissen, dass es eine kommende Welt gibt, bildet das Fundament des wahren Glaubens. Alle Fragen und Rätsel eines Lebens bekommen eine von Grund auf andere Bedeutung, sobald man versteht, dass die Realität des menschlichen Lebens auf dieser Welt nur einen Teilabschnitt seines gesamten Weges verkörpert – eines Weges, dessen Entwicklung bereits lange vor der Geburt begann und noch unendlich lange nach dem Tod anhalten wird.

 

Um das Gesagte besser zu veranschaulichen, erzählen wir an dieser Stelle eine Geschichte, die aus den Schriften des Kabbalisten Chaim Vital, dem Studenten und Herausgeber aller mystischen Werke seines großen Lehrers Rabbi und Kabbalist Isaac Luri aus Safed, stammt. Diese Geschichte ereignete sich in einer Kleinstadt und erschütterte damals die gesamte Bürgerschaft der Stadt und sorgte zugleich bei Jung und Alt für Verwunderung über die wundersame Gottesführung.

 

Eine junge Frau, welche die Tochter einer der führenden Familien der Kleinstadt war, heiratete einen gottesfürchtigen Händler, der stets mit Leib und Seele Wohltätigkeiten und andere Gefälligkeiten ausführte. Darüber hinaus bildete er mit seinem Handel eine der sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen dieser Kleinstadt.

 

Sowohl der Hausfrieden dieses jungen Paares als auch ihr anfängliches Eheleben – indem sie bereits Vater und Mutter von einigen Kindern wurden – glichen dem Himmel auf Erden. Die Ehefrau zeigte sich ihrem Mann gegenüber äußerst treu, da sie nach außen stets auf ihre Sittlichkeit achtete. Des Weiteren war sie in allen Lebensbereichen sehr fleißig und engagierte sich mit außergewöhnlicher Hingabe bei der Erziehung ihrer gemeinsamen Kinder. Darüber hinaus beschäftigte sie sich aus vollem Herzen im Beten der Psalmen Davids sowie bei Hilfsmaßnahmen zur Rettung von mittellosen und obdachlosen Menschen usw.

 

Ihr Gatte war täglich landesweit auf allen Märkten aktiv und nahm sich dabei mindestens eine Stunde am Tag eine Auszeit, um mit Gott über sein Leben zu sprechen. Des Weiteren genossen tausende obdachlose und mittellose Menschen die Gaben seiner reichlich gebenden Hand, die sich über einige Städte hinweg erstreckte.  

 

Doch wie aus dem Nichts fiel ein schreckliches Unglück auf diese Familie, die sowohl sie als auch die gesamte Kleinstadt erstarren ließ. Das schreckliche Unglück fiel ausgerechnet auf ein Paar, in dessen Haus die Sittlichkeit regierte und aus dessen Haus ausschließlich Hilfe, Spenden, Wohltätigkeit und Gefälligkeiten kamen.

 

Die junge Familie musste die Schreckensnachricht entgegennehmen, in der sie erfuhren, dass ihr dreijähriger Sohn von einem betrunkenen Mann auf brutalste Weise ermordet wurde, Gott behüte. 

 

Bei der Bestattung ihres dreijährigen Sohnes waren tausende Menschen anwesend. Darüber hinaus gingen die trostspendenden Menschen in der darauf liegenden Woche im Haus der um ihren Sohn beraubten Familie ebenso zahlreich ein und aus.  

 

Das schreckliche Ereignis sorgte bei vielen Bürgern für unzählige Missverständnisse, die einige von ihnen sogar laut zum Ausdruck brachten: „Das ist also der Lohn für diese vorbildlich sittliche Familie?! Der Lohn für alle ihre Spenden, Wohltaten und Gefälligkeiten?! Mir geht es einfach nicht in den Kopf, wie Gott dem zustimmen konnte! Wie konnte Er es nur zulassen, dass ausgerechnet ihr unschuldiger Junge einem Mörder in die Hände fällt?!“  

 

Keiner der Kleinstadtbürger konnte Verständnis für den Führungsstil Gottes in diesem Fall aufbringen. In ihre Herzen stauten sich der Groll und die Verbitterung, was sie wiederum verwirrte und schwächte, sodass einige von ihnen sogar vollends ihren Glauben verloren. 

 

Die Hauptbetroffenen in diesem Drama zeigten sich hingegen in gläubiger Demut. Das Ehepaar nahm das von Gott äußerst hart gefällte Urteil mit Liebe an, indem sie ihr Leben auf die gewohnte Weise weiterführten.  

 

Allerdings hielt die Ruhe nicht sehr lange an. Nach nur kurzer Zeit traf ein weiterer Schicksalsschlag diese außergewöhnliche Familie. 

 

Diese Schreckensmeldung machte innerhalb von sehr kurzer Zeit die Runde: „Der allseits geliebte und gerechte Händler liegt nach Aussagen der Ärzte aufgrund einer schweren Erkrankung im Sterben!“ Die gesamte Kleinstadt und sogar deren Umgebung waren daraufhin auf den Beinen. Alle beteten um die schnelle Genesung des so sehr in ihr Herz geschlossenen Händlers. Sie beteten aus tiefstem Herzen und durchstießen somit das Himmelsgewölbe. Außerdem fühlten sich alle dazu verpflichtet, um dessen Wohl zu beten, weil etliche Menschen zum einen von der großzügigen Spenderhand des Händlers lebten und zum anderen er einer der hauptverantwortlichen Führungskräfte ihrer Gemeinde war.

 

Nach Bekanntgabe der Ärzte, dass die Lebenszeit des beliebten Händlers wohl nur noch eine Woche betragen würde, gab es wirklich keinen Einzigen mehr, der tatenlos herumsaß. Ihren Glauben, das Ruder noch einmal herumreißen zu können, stärkte die Aussage des gläubigsten und gerechtesten Mannes dieser Kleinstadt: „Unserem geliebten Händler wird kein Unrecht widerfahren! Er wird nicht sterben! Und seine Krankheit wird er besiegen!“

 

Die Enttäuschung und der Schmerz über die traurige Todesnachricht des allseits geliebten Händlers war grenzenlos. Der aufrichtige Händler, in dessen Leben kein Tag ohne die Ausführung einer Wohltat o. dgl. verging, verstarb gerademal im Alter von nur fünfunddreißig Jahren! Er hinterließ dabei seine Frau und seine Kinder. Die junge Witwe verlor durch den Tod ihres Mannes weit mehr: Ihren gesamten Lebensinhalt und Lebensrückhalt, ihr Glück und ihre Lebensquelle, aus dem sie alles Positive schöpfte. Mit anderen Worten brach für sie eine Welt zusammen und sie kam damit einfach nicht zurecht.  

 

Alle Kleinstadtbürger überwältigte ebenso unbeschreiblicher Kummer über den Verlust solch eines Juwels von Mitbürger. Auch sie kamen mit dem Tod des Händlers nicht klar, sodass sie – wie nach der Ermordung ihres Sohnes – fragten: „Weshalb traf es ausgerechnet diesen vorbildlichen Menschen?! Weshalb trugen all die Gebete keine Früchte? Weshalb trat das vom gläubigen Oberhaupt der Kleinstadt gefällte Überlebensurteil nicht ein?“ Fragen über Fragen sammelten sich in deren Herzen und Köpfen. 

 

Der jungen Witwe fiel sogar noch zwei Jahre nach dem Tod ihres geliebten Mannes das Lächeln schwer.

 

An einem Freitagabend bekam sie Besuch von ihrem ältesten Sohn, der seine Mutter herzlich begrüßte und umarmte. Die Witwe versuchte ihrem Sohn ein Lächeln zu schenken, allerdings überwältigte sie – wie so oft – der tiefe Schmerz über den Verlust ihres Ehemannes. Ihr Sohn sprach ihr daraufhin Mut machend zu: „Mutter, es reicht! Setze deiner Trauer endlich ein für alle Mal ein Ende! Vater ist bereits vor zwei Jahren verstorben. Deine Trauer ist nach zwei Jahren nur noch unangemessen, weil sich eine normale Trauerzeit maximal auf ein Jahr beschränkt. Ein Jahr und keinen Tag mehr, daher musst du ihr endlich ein Ende setzen. Denn derjenige, der seiner schmerzlichen Trauer folgt, den zerfrisst sie am Ende. Mutter, wir sind und waren von jeher gläubige Menschen, daher halte dich an den Glauben! Lass ihn nicht los. Mach deinen Kopf frei und sieh der Tatsache ins Gesicht. Alles, was Gott tut, ist mit Sicherheit nur zum Besten! Und darüber hinaus wissen wir rein gar nichts über die offenen Rechnungen, die wir auf dieser Welt zu begleichen haben. Daher bitte ich dich nochmals: Setze deiner Trauer endlich ein Ende. Du bereitest nicht nur uns allen großen Kummer, sondern auch Vaters Seele. Ohne Zweifel blickt er mit einem enttäuschten Gesicht vom Himmel herab, da es sicher seinem Willen entspricht, dass du dein Leben normal weiterlebst. Schon seit Wochen versucht dir die Ehevermittlerin einen wirklich ausgezeichneten Ehepartner zu vermitteln, allerdings stellst du dich andauernd quer. Meine teure Mutter, du musst deinen Glauben stärken. Lebe dein Leben und erfreue dich an dem, was du hast!“   

 

Die junge Witwe nahm sich die Worte ihres Sohnes zu Herzen und holte tief Luft: „Du hast recht. Es reicht! Schluss mit diesem Getue – so, als ob ich barmherziger als Gott wäre. Schluss mit dieser ewigen Ketzerei. Alles, was Gott tut, ist mit Sicherheit nur zum Besten! Von nun ab werde ich nur noch fröhlich und glücklich sein!“ 

 

Aufgrund dieses Entschlusses verzauberte sie alle ihre Kinder mit ihrem Lächeln. Darüber hinaus konnten ihre kleinen Kinder ihr Glück kaum fassen, weil sie im Gesicht ihrer Mutter das ach so lang ersehnte Lachen wiedersahen – das Lachen aus ganzem Herzen, ohne dass aus ihren Augenwickeln eine Träne der Trauer kullerte. Sie schrien voller Begeisterung: „Mutter ist endlich wieder die, die sie einst war! Mutter stärkt endlich wieder uns allen den Rücken! Mutter ermutigt uns endlich wieder!“ Der Sinneswandel ihrer Mutter war für sie so wichtig wie die Luft zum Atmen. Weiterhin waren sich alle darüber einig, dass nur noch eine Nacht der Trauer und der Verzweiflung den körperlichen und seelischen Zusammenbruch bei ihr zur Folge gehabt hätte. 

 

In dieser Nacht ging die Witwe das erste Mal seit zwei Jahren wieder glücklich und zufrieden ins Bett. Das erste Mal seit zwei Jahren schlief sie mit einem Lächeln ein. Darüber hinaus war dies die erste Nacht seit zwei Jahren, in der sie mit Selbstsicherheit und Sorglosigkeit in ihrem Bett lag, ohne sich alle paar Minuten von einer Seite auf die andere zu wälzen, weil sie weder an das Lächeln ihres verstorbenen Mannes dachte noch an die schönen Worte, die er ihr stets zu sagen pflegte.

 

In dieser Nacht – das erste Mal seit zwei Jahren – kehrte „etwas“, das gänzlich aus ihrem Herzen und ihrer Seele verschwunden war, wieder zu ihr zurück: Die Emuna – der Glaube an unseren Schöpfer.

 

Sowohl ihre traumlosen als auch ihre albtraumreichen Nächte nahmen ein Ende. In dieser Nacht – das erste Mal seit zwei Jahren – träumte sie einen wunderschönen Traum, in dem sie sich in einem unbeschreiblich bezauberten Garten stehen sah, der von einem warmen und zugleich funkelnden Licht erhellt wurde. Sie genoss die aromatischen und atemberaubenden Düfte und Wohlgerüche. Ein Hauch des Paradieses – dem Garten Eden – lag in der Luft. Sie verstand, dass ihr Traum sie virtuell in die kommende Welt geschickt hatte.  

 

Sie begann den faszinierenden Ort zu begutachten, indem sie um sich herumblickte. Dabei sah sie einen zwischen Gartenbäumen stehenden alten Mann, der im hellen Licht erstrahlte und ein äußerst würdiges Aussehen besaß. Dieser alte Mann nahm sie ebenfalls wahr und trat zu ihr mit der Frage, ob sie denn daran interessiert sei, ihren verstorbenen Ehemann zu sehen. Daraufhin nickte sie schockiert und bejahte seine Frage. Der alte Mann bat sie daraufhin, ihm zu folgen und führte sie in einen riesigen Palast, in dem sie einen jungen Mann an einem Rednerpult stehen sah. Dieser junge Mann hielt vor lauter gerechten Männern einen Vortrag über den Glauben an Gott. Als er seinen Lehrvortrag beendet hatte, ging er auf die am Haupttor stehende Witwe zu und siehe da, die Witwe konnte ihren Augen kaum trauen! Sie stand plötzlich wie aus dem Nichts vor ihrem Ehemann. Sie konnte ihre Freude darüber nicht verbergen und schrie gefühlserregt in dessen Richtung: „Mein über alles geliebter Schatz! Warum hast du mich nur in der Blüte meiner Jahre verlassen? Wie kommt es, dass du im Himmel Vorträge über den Glauben hältst? Du warst zwar ein gläubiger Mensch, dennoch warst du kein Schriftgelehrter, und darüber hinaus sahen deine Zuhörer um einiges weiser und gerechter aus als du. Wie kommst du dazu?“ 

 

Schmunzelnd und lächelnd erwiderte er ihr: „Mein Engel, in meinem vorherigen Leben war ich ein gewaltiges Genie, dessen Glaube sich durch nichts und niemanden erschüttern ließ. Allerdings hatte ich einen großen Mangel. Ich verstarb als lediger Mann und deshalb erhob das himmlische Gericht Einspruch gegen meine Platzeinnahme im Paradies, weil ich dem ersten biblischen Gebot „Mehret euch und füllet die Erde.“ nicht Folge geleistet hatte. Folglich kam ich wieder auf diese Welt, um diesen Fehler auszugleichen, d.h. zu heiraten, Kinder zu zeugen, diese zu ernähren, zu versorgen und zu erziehen. Und genau so war es. Ich kam also wieder auf die Welt, und sobald ich das heiratsfähige Alter erreichte, heirateten wir und anschließend zogen wir gemeinsam unsere bezaubernden Kinder auf. Somit habe ich sozusagen meine Seele repariert, was es an ihr zu reparieren galt, und deshalb gab es keinen Grund mehr, mich noch länger auf der Erde zu lassen. Infolgedessen verstarb ich. Und heute genieße ich jeden Augenblick meines wohlverdienten Lohnes in einer Welt des Glücks.“ 

 

Verblüfft von seinen Aussagen fragte sie ihn neugierig: „Aber weshalb blieben all die Gebete, die wir um dein Leben beteten, unerhört? Und weshalb trat dein vom gläubigen Oberhaupt unserer Kleinstadt gefälltes Überlebensurteil nicht in Kraft?“ 

 

Er erwiderte ihr: „Jedes einzelne Gebet wurde von Gott erhört und angenommen. Ein Teil der Gebete halfen mir, den hohen Platz, den ich heute im Paradies besitze, einzunehmen. Den anderen Teil nutzte Gott zur Behütung der Bürger unserer Kleinstadt, weil auf sie ein tragisches Unglück lauerte. Das Überlebensurteil war gegenstandslos, da es für mich nichts mehr auf dieser Welt zu tun gab – so, wie ich es dir bereits erläuterte, mein Schatz. All dies gilt allerdings ausschließlich für mich! Du hast in deinem noch jungen Leben noch sehr viel zu erledigen. Als aller erstes musst du noch einmal eine Ehe schließen und weitere Kinder gebären. Als nächstes darfst du nicht vergessen, dass du dich nach wie vor um unsere gemeinsamen Kinder kümmern musst, die auf deine Liebe und Wärme angewiesen sind. Kurz gesagt, du hast deinen Auftrag noch nicht erfüllt! Daher musst du dich jetzt zusammenreißen und dein Leben wieder in den Griff bekommen.“ 

 

Sie zeigte sich dem Gesagten gegenüber aufgrund einer ungeklärten Frage noch skeptisch und fragte ihn: „Das ist ja alles schön und gut, aber weshalb wurde dann unser dreijähriger Sohn ermordet?“  

 

Er sagte daraufhin: „Unser kleiner Sohn hatte eine herausragende Seele – die Seele eines Propheten. Allerdings wurde er in seinem vorherigen Leben unmittelbar nach seiner Geburt entführt und von einer entsetzlich grausamen Frau gestillt. Nach einiger Zeit fand seine damalige Familie heraus, wo diese grausamen Vagabunden den Kleinen versteckt hielten und machten sich daraufhin sofort los, um ihn aus der Herrschaft seiner Entführer zu befreien. Nach seiner wiedergewonnenen Freiheit wuchs er in Ruhe auf und entwickelte sich zu einem außergewöhnlichen Menschen voller Weisheit und Gerechtigkeit. Als seine Zeit ablief und er daraufhin verstarb, wollte er seinen ihm gebührenden Platz im Garten Eden einnehmen. Doch die Zeit, in der er von dieser entsetzlich grausamen Frau gestillt wurde, befleckte seine reine Seele, und daher entschloss sich das von Gott geführte himmlische Gericht, ihn wieder auf die Welt kommen zu lassen, um ihn nun von einer äußerst sittlichen Frau stillen zu lassen. Du warst die Auserwählte! Aufgrund deiner wahrlich unübersehbaren Sittlichkeit und deinem außergewöhnlichen Gerechtigkeitssinn wählte Gott dich dazu aus.“ 

 

Die Worte ihres verstorbenen Mannes weckten in ihr die Erinnerungen an die Szenen, in denen ihr kleiner Sohn vom betrunkenen Mörder auf brutalste Weise ermordet wurde, und deshalb schrie sie wutentbrannt: „Aber warum zum Teufel wurde er Opfer eines solch entsetzlichen Mordes?!“ 

 

Mit beruhigender Stimme erwiderte er ihr: „Der Tag, an dem unser kleiner Sohn verstarb, ist unabhängig von seiner Ermordung ohnehin sein letzter Tag auf der Erde gewesen. Allerdings gewährte man seiner Seele aufgrund ihres hohen Potentials einen Einblick auf das, was den Kleinstadtbürgern in Kürze bevorstehen sollte. Er sah dabei, dass ein Großteil der Bürger an schweren Krankheiten oder an anderen grausamen Todesarten leidvoll sterben würde, weil ihre Sünden untereinander das Fass zum Überlaufen gebracht hatten, d.h., dass sie sich häufig gegenseitig beschimpft, verflucht, beleidigt hatten usw. Als er all dies sah und sich dessen bewusst wurde, dass seine Zeit unabänderlich gekommen war, entschloss er sich, mithilfe seiner Ermordung das Sühneopfer für all diese Sünden der Bürger zu sein und sie so auf diesem Weg von all dem Leid, das ihnen bevorstehen würde, zu verschonen. Unser Sohn hat damit einen sehr großen Verdienst erworben. Den Platz, den er dafür im Himmel erhielt, ist so etwas wie ein VIP-Bereich auf der Erde. Nur ganz bestimmte Seelen haben die uneingeschränkte Befugnis, sich dort frei bewegen zu können. Mir ist dieser Eintritt aufgrund der Tatsache, dass ich sein Vater bin, selbstverständlich gewährt. Und ebenso wirst auch du, sobald deine Zeit reif ist, diesen Ort nach Lust und Laune aufsuchen können, weil du als seine Mutter Höllenqualen durch seine Ermordung ertragen musstest.

 

Doch nun zu dir: Du musst dir vergegenwärtigen, dass man mir nur erlaubte, mich dir in Form eines Traumes zu offenbaren, weil du wieder fröhlich und glücklich wurdest. Ich wollte dich schon viel früher aufsuchen und dir all diese Zusammenhänge erklären, allerdings erteilte Gott mir dafür aufgrund deiner ständigen Traurigkeit keine Erlaubnis. Des Weiteren hast du dich im wahrsten Sinne des Wortes eigenhändig auf die Anklagebank des himmlischen Gerichts gebracht, weil du dich ständig selbst bemitleidet hast und ständig mit dem Kummer in den Tag hineingelebt hast. Wenn du so weitergemacht hättest, hättest du beinahe auch noch deinen zweiten Sohn verloren, weil du dich in deiner Traurigkeit und Verzweiflung nicht richtig um ihn gekümmert hast. Je mehr du der Trübsal verfielst desto heftiger hat man meine Bitten, dich aufzusuchen, abgelehnt.“ 

 

Er besann sich einige Momente und fuhr dann fort: „Ich habe meine Mission erfüllt. Du hingegen hast allerdings noch etliche Aufgaben vor dir! Daher heirate den Mann, den dir die Ehevermittlerin angeboten hat, und führe dein Leben in Freude fort. Schade sonst um die so kostbare Zeit. Gehe freudig deinem Lebenszweck entgegen! Lebe in Frieden! Geh'!“

 

Sie verlor ihren Mann daraufhin aus ihren Augen und wachte erschrocken auf. Doch nun erschien ihr die Welt völlig neu und schön, weil sie sich dessen bewusst wurde, welche Aufgaben sie noch erfüllen musste. Auch wurde ihr klar, dass alle Fragen und Zweifel, die sowohl sie als auch die gesamte Kleinstadtbevölkerung plagten, absolut belanglos waren. Aufgrund dessen akzeptierte sie die Tatsache, dass der Schöpfer gerecht und aufrichtig ist, und dass alles, was Er tut, mit Sicherheit nur zum Besten ist! 

 

Diese Tatsachen lassen sich nicht mehr wegwischen! Daher muss jeder Mensch mit aller Kraft versuchen, seinen Glauben an den Schöpfer zu stärken, d.h. zu wissen, dass alles, was auf dieser Welt geschieht, unter Seiner alleinigen Kontrolle steht. Alles wird ausschließlich von Ihm allein herbeigeführt, und alles, was Er tut, ist mit Sicherheit nur zum Besten! Demnach ist es auch völlig absurd, anzunehmen, dass sich in den nächtlichen Träumen die Antworten auf alle Fragen finden lassen.

 

Alle Antworten liegen im Glauben an unseren Schöpfer. Daher wird nur ein Mensch seinen Lebensweg – den Lebensweg des Glücks und der Freude – finden, der sich stets an dem, was er hat, erfreut und fest daran glaubt, dass der Schöpfer Seine schützende Hand über ihn hält.

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

Danke fuer Ihre Antwort!

Ihr Kommentar wird nach der Genehmigung veroeffentlicht.

Fuegen Sie einen Kommentar hinzu.