Sternschnuppen im Judentum

Unser Universum ist so etwas wie eine riesige Uhr, von der man ablesen kann, wie sehr Gott uns liebt ...

3 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 17.03.21

Vom großen chassidischen Meister, dem Baal Shem Tov, wissen wir, dass alles, was wir in dieser Welt sehen und hören, eine tiefe Bedeutung für uns hat. Beim Anblick von Sternschnuppen, Kometen, Erdbeben, Vulkanen, bei einem Wirbelsturm, Hurrikan, Blitz, Ozean, ja auch bei einem majestätischen Berg sprechen wir – beim erstmaligen Erscheinen innerhalb von 30 Tagen – den Segen: „Gesegnet seist Du, Hashem, unser G-tt, König des Universums, der den Akt der Schöpfung wieder in Kraft setzt.“ Demnach haben Sternschnuppen die bedeutende Aufgabe, zu verhelfen, uns die Wahrheit ins Gedächtnis zu rufen.

 

Gott erschuf uns einzig und allein, damit wir Ihn kennen und wissen lernen! So wie es im Zohar ausdrücklich heißt: „Begin De´Ischte´mod´Un Le“ (= „damit sie ihn wissen“).

Der Talmud offenbart uns in Traktat Berachot, Seite 32 b, was Hashem uns u.a. wissen lassen möchte: „Gott sprach: Ich schuf zwölf Konstellationen im Firmament (Gruppierungen von Sternen, welche Objekte ergeben, wie z.B. Waage, Skorpion, Fische, usw.). Für jede Konstellation schuf Ich eine Masse von dreißig (zu jeder der zwölf bereits existenten Konstellationen fügte Gott demnach dreißig Sternengalaxien hinzu). Für jede Masse schuf Ich hinzukommend dreißig Legionen (was bedeutet, dass Gott der bereits vorhandenen Masse – die ja aus dreißig Sternengalaxien besteht – weitere dreißig Sternengebilde [Legionen] anhing). Jeder Legion schuf Ich dreißig Divisionen; und für jede Division schuf Ich dreißig Bataillone. Und für jedes Bataillon schuf Ich dreißig Lager. Entsprechend den Tagen des Sonnenjahres hängte Ich an jedes Lager 365 Sternplaneten und tausend und zehntausend Sterngalaxien. Und all das habe Ich nur für dich geschaffen.“

 

Was für eine nicht zu übertreffende Liebeserklärung: „Und all das habe Ich nur für dich geschaffen“! Wenn wir uns mit der gesamt Betrachtung des großen weiten Alls, das Konzept der Unendlichkeit ans Herz legen, wird einem Jeden schnell klar, wie unbeschreiblich unser Schöpfer – und Schöpfer von allem, was existiert – ist. Sobald wir uns der Tatsache bewusst sind, dass unser Universum absolut beispiellos und unbegreiflich ist, nehmen wir plötzlich eine demütige Haltung ein. Und deshalb lassen wir die Liebeserklärung Gottes nicht einfach so im Raum stehen, sondern auch wir sagen unserem Schöpfer, das wir Ihn lieben und dankbar für Seine Liebe sind: „… sehe ich Deine Himmel, das einheitliche Werk Deiner Finger, Mond und Sterne, die Du in ihre Bahn eingesetzt hast, dann frage ich mich: Was ist der Mensch …, dass Du Dich seiner erinnerst …, dass Du ihm auf dieser Welt eine Aufgabe erteilst …?“ (Psalm 8) 

 

„Du, mein Gott, bist meine Leidenschaft, nach Dir sehne ich mich, Du bist meine Liebe. Ich gehöre ganz Dir.“ (Poesie von Rabbi Abraham Iben Ezra)

 

Unser Universum ist also so etwas wie eine riesige Uhr, von der man ablesen kann, wie sehr Gott uns liebt, da ohne die Einbeziehung kleinster Details auch auf unserem Planeten kein Leben möglich wäre. Jesaja hat uns offenbart, wie man von dieser „Himmelsuhr“ ablesen kann: „Hebt eure Augen zur Höhe und seht [im selben Augenblick fragt euch]: Wer hat diese erschaffen? Er [Gott], der ihr Heer abgezählt hat [und anschließend so] herausführt; Er ruft sie alle mit Namen – so groß ist Seine Macht und so stark ist Er, dass nicht eines vermisst wird.“ (Jesaja 40, Vers 26)

 

In diesem Zusammenhang sollten wir uns nun auch die Aussagen unserer Weisen ansehen (Midrasch Raba zum 1. Buch Moses): „Bevor unsere Welt erschaffen wurde, erschuf Gott Welten und zerstörte sie.“ (Midrasch Rabba zum 1. Buch Moses 3, Vers 6; und 1. Buch Moses 9, Vers 2. Siehe dazu auch Kohelet Rabba 3+11 sowie Midrasch Zocher Tov 34)

 

Unsere Weisen haben hier nicht ausführlich erklärt, weshalb diese Vorgehensweise Gottes notwendig war, allerdings findet sich eine rätselhafte und äußerst tiefgehende Antwort darauf in den Schriften der Kabbala. Dort wird der beschriebene Vorgang als: Tod der Könige beschrieben. Die Andeutung daraus ergeht aus dem 1. Buch Moses 36, Vers 31-39; sowie aus dem kabbalistischen Buch Ez Chaim (Baum des Lebens), Vol. 2, Sha´ar – Schwirat Hakelim (Tor – Zerbrechen der Gefäße) von Rabbiner Itzchak Luria Aschkenasi.

 

Da uns die kabbalistischen Grundkenntnisse fehlen, macht es keinen Sinn, hier tiefer einzusteigen. Unsere Weisen wollten uns aber mit dem Hinweis auf die Zerstörung jener riesigen Sterne eine Art Muster für die Entwicklung unserer eigenen Welt aufzeigen.

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