Verflucht

In unserem Zeitalter gibt es sehr viele Menschen, die denken auf ihnen würde ein Fluch liegen oder sie würden durch die neidischen Augen...

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

In unserem Zeitalter gibt es sehr viele Menschen, die denken, auf ihnen würde ein Fluch liegen oder sie würden durch die neidischen Augen und bösen Blicke ihrer Umgebung immer mit Schlechtem überhäuft. 

So schilderte mir beispielsweise neulich eine Frau in einem Brief ihr Leid: Ihre Großmutter hätte ihren Vater verflucht und deshalb sei sein Leben schrecklich verlaufen. Doch hinzukommt, dass dieser Fluch auch auf seine Kinder – und somit also auch auf sie selbst – überging. Zu allem Überfluss, so berichtete die Frau, hatte ihr Vater sie sogar ebenfalls mit einem Fluch belegt, als sie fünf Jahre alt war …

Und am Ende ihres Briefes hat sie mich gefragt, ob Rabbi Schalom Arusch diesen Fluch annullieren könnte.  

Unsere Weisen lehrten uns im Talmud:„Außer IHM (also Gott) gibt es auf der Welt nichts und Niemanden, sowie Zauberei (bzw. Hexerei).“

Infolgedessen – erklärten sie weiter – muss ein Mensch verstehen, dass der Glaube an Gott über alles und jedem steht! Denn wie bereits gesagt, gibt es außer IHM nichts und Niemanden, folglich ist der Ursprung aller Flüche oder Hexereien Gott selbst, da ja alles von Ihm herbeigeführt wird.

Wenn man nun also glaubt, dass man sich in der Obhut Gottes befindet und jemand anderer mir deshalb nichts anhaben kann, außer es ist Gottes Wille, solange wird kein Fluch oder sonstiger Schnick-Schnack mir etwas anhaben können. 

Dazu steht beispielsweise im Talmud die Geschichte über einen unserer Weisen, der eines Tages eine Wüstengegend durchzog, in der sehr viele Hexen ihr Unheil trieben. Der Fluch, den diese Hexen damals praktizierten, bestanden darin, einem Menschen aufzulauern und dann den Sand, auf dem er getreten ist, zu stehlen. Anschließend belegten sie jenen Menschen, der auf dem Sand gegangen war, mit einem Fluch.
Als unser Gerechter also diese Wüste durchzog, bemerkte eine dieser Hexen ihn. Da sie aber wusste, dass es sich um einen sehr weisen und gerechten Mann handelte, wollte sie den Sand, auf dem er ging, ohne dass er es bemerkt, an sich nehmen. 

Der gerechte Mann hatte aber sofort gemerkt, dass eine Hexe versucht, den Sand, auf dem er trat, zu nehmen. So blieb er stehen, blickte die Hexe an und sagte: „Weshalb machst du es dir denn so schwer?“ Er ging ein paar Schritte hin und her und meinte weiter: „Hier hast du jetzt wohl genügend Sand, auf dem ich gegangen bin, daher kannst du ihn gerne nehmen!“

Aus dieser Geschichte geht eindeutig hervor, dass ein Fluch seine Wirkung verliert, wenn man ihm keine Bedeutung beimisst. 

Der weise Mann wusste, dass es sich bei dieser Frau um eine Hexe handelte, die sich auf diese Hexerei mit dem Sand spezialisiert hatte, weil es ja in der besagten Wüste so üblich war. Deshalb hatten die meisten Menschen damals vermieden, diese Wüste zu durchqueren, sie wollten einfach nicht verhext werden. Doch bei unserem Weisen war das genaue Gegenteil der Fall! Ihn interessierte es überhaupt nicht, was diese Hexe plante. Denn er sah nur Ihn: Gott! „Und deshalb kann kein Fluch auf der Welt mir etwas anhaben …“.

Für den einen oder anderen mag das Verhalten des weisen und gerechten Mannes sehr fahrlässig gewesen sein, da es zweifellos Flüche und dergleichen gibt. Aber ein Fluch verliert seine Kraft, wenn man ihm keinen Einfluss zuspricht. 

Und wenn man – aus welchen Gründen auch immer – dennoch der Meinung ist, ein Fluch würde einen verfolgen und treffen, dann muss man sich vor Augen halten, dass Gott jedes Ereignis im Leben des Menschen führt.

Beispiel: Ein Meister schlägt mit seinem Stock auf seinen Knecht ein. Dieser Knecht macht sicher nicht den Stock für die Schläge verantwortlich und ist auf ihn böse bzw. versucht ihn zu beschwichtigen!

Auch dieses Beispiel zeigt deutlich, alles, was wir als Ursache unserer Probleme sehen, spiegelt in Wirklichkeit einen Stock wider, der in den Händen Gottes liegt. 

Wenn man also versucht, ohne diese Erkenntnis ein Problem zu lösen, entspricht es einem Gespräch mit einem Stock, hinter dem Gott steht und nicht etwa die augenscheinlich ermittelte Problemursache.

Wenn man sich also in einer Situation wiederfindet, die einem nicht gefällt, man z. B. meint vom Pech verfolgt zu sein, dann muss der erste Gedanke sein: „Ich befinde mich gerade in einer Glaubensprüfung!“

Des Weiteren ist es überaus wichtig, dass du dich danach mit aller Kraft von der vorgeblich vernünftigen Einstellung verabschiedest, die versucht, dir die Erkenntnis, alles wird von Gottes Hand herbeigeführt, zu nehmen.

Dasselbe gilt für die Gedankengänge die versuchen, dir den Sachverhalt anders als mit Hilfe des Glaubens zu erläutern, da diese Erläuterungsversuche dich geradewegs in die Sackgasse des Kummers, der Sorgen und der Wut führen.

Ebenso wichtig ist es, dass du mit aller Kraft gegen die Gedanken der Verzweiflung angehst, da diese dir dein augenscheinlich unlösbares Dilemma extrem verschärft. Dies hätte wiederum zur Folge, dass du beginnen würdest, dich selbst mit Selbstschuldzuweisungen und Selbstvorwürfen regelrecht zu zerfleischen.

Ein weiterer Punkt, den du aus deinem Kopf streichen musst, ist die Schuldzuweisung an andere oder die Suche nach einem Schuldigen, da diese Gedanken dich zu verhängnisvollen Rache- bzw. Heimzahlungsaktionen führen könnten. Auf den Punkt gebracht: Du musst deinen Kopf von allem, was nichts mit dem Vertrauen zu Gott zu tun hat, ausmisten.

Anschließend musst du den in deinem Kopf gewonnen Platz dazu nutzen, deinen Glauben zu stärken!

Den Glauben: 
 

  • Dass es nichts außer Gott gibt und keinen anderen als Gott!
  • Das alles, was auf dieser Welt geschieht, den Willen Gottes widerspiegelt!
  • Das alles zu deinem Guten ist!

Doch der Hauptschritt für die Beseitigung oder Erlangung einer Sache muss das Gebet sein. Ein Gebet, in dem du dich mit Gott über alles unterhältst.

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