„Nasso“ auf einen Blick

Inhaltsangabe - Abschnitt für Abschnitt + Erläuterungen zur Haftarah und Psalm 67 – Segen vom Ewigen

5 Min.

ORD Redaktion

gepostet auf 06.04.21

Inhaltsangabe – Abschnitt für Abschnitt

 
 
1. Abschnitt (4:21 – 4:37)
 
„… Nasso et-rosch bnei Gerschon gam-hem lebeit awotam lemischpechotam.“ – „… Nimm die Zahl auch der Söhne Gerschons nach Stammeshäusern und Familien auf.“

 

In der längsten Paraschah der Torah, Nasso, werden die Aufgaben der Gerschon-Familie beschrieben, nämlich die Wandteppiche, die Gefäße und Decken des Mischkans (des Heiligtums / des Stiftszeltes) zu tragen, wann immer das Volk in der Wüste aufbricht und weiterzieht.
 
Zuvor aber beauftragt G´tt Moscheh, jeden zwischen 30 und 50 Jahren in der Gerschon-Familie zu zählen. Es folgt eine ähnliche Zählung der Merori-Familie und die Torah beschreibt auch deren Aufgaben. Sie sollen die großen Einzelteile des Mischkans tragen, wie z.B. die Querträger, Wände, Säulen, etc.
 
 
2. Abschnitt (4:38 – 4:49)
 
Die Torah gibt uns die Summen der gezählten Familienmitglieder von Gerschon und Merori. Die Gerschon-Familie hat 2.630 und die Merori-Familie 3.200 Mitglieder. Moscheh, Aharon und die Prinzen der Israeliten sollen alle Lewi‘im zwischen 30 und 50 Jahren zählen und kommen zusammen auf 8.580 Menschen.
 
 
3. Abschnitt (5:1 – 5:10)
 
G´tt befiehlt Moscheh, jeden, der rituell unrein geworden ist, aus dem Lager der Israeliten bzw. aus bestimmten Bereichen 1) des Lagers zu entfernen.

 

Die Torah erwähnt hier die drei Arten von ritueller Unreinheit: Zara‘at (Aussatz), Zaw (an Ausfluss leidend) und Tamé Met (durch den Kontakt mit einer Leiche). Die mit Verunreinigten mussten – je nach Art der Unreinheit – entweder das Lager ganz verlassen und außerhalb wohnen, bis sie wieder rein waren, oder wurden lediglich aus dem Bereich des Mischkans bzw. dem Lager der Lewiten verbannt.
 
Der Abschnitt schließt mit der Erwähnung einer Art Ausgleichszahlung durch jene ab, die gesündigt haben.
 
 
4. Abschnitt (5:11 – 6:27)
 
Es werden die Gesetze der „Sota“ 2) (eine Ehefrau, die der Untreue verdächtigt wird, muss zuvor ordnungsgemäß verwarnt werden. Eine Verdächtigung allein genügt nicht), von „Nasir“ (jemand, der gelobt, sich bestimmter Dinge [z.B. Alkohol] zu enthalten) und von „Birkat Kohanim“ (der Priestersegen
im Tempel) beschrieben.
 
 
5. Abschnitt (7:1 – 7:41)
 
Dieser Abschnitt bis hin zum Anfang der folgenden Sidra sind auch die Tora-Abschnitte, die an den acht Tagen von Channukah gelesen werden.
 
An dem Tag, an dem das Mischkan fertiggestellt wurde, wird das ganze Inventar eingeölt und geweiht. Die Stammesanführer spendeten sechs Wagen und zwölf Ochsen für das Stiftszelt, um es zu transportieren. Die Lewiten-Familien bekamen je nach Aufgabe (siehe 1. Abschnitt) eine bestimmte Anzahl von Wagen zugeteilt.
 
Die folgenden sechs P’sukim sind praktisch identisch. Die Namen der Stammesanführer werden aufgelistet und es wird beschreiben, welche Spenden an Gold- und Silberkesseln sowie Opfertiere sie an den Tagen der Einweihung (Channukah) des Mischkans abgaben.
 
 
6. Abschnitt (7:42 – 7:71)
 
Am sechsten Tag der Einweihung bringt der Stamm Gad seine Spenden, am siebten Tag die Anführer des Stammes Ephrajim, am achten Tag die des Stammes Menascheh und das Lager von Rachel Imeinu, der Stamm Binjamin, am neunten Tag. Am zehnten Tag schließlich bringt der Stamm Dan aus dem Norden seine Opfer zum Mischkan.
 
 
7. Abschnitt (7:72 – 7:89) / Maftir (7:87 – 7:89)
 
Am elften Tag spendet der Stamm Ascher und am zwölften Tag der Stamm Naftali. Anschließend werden die Spenden aller zwölf Stämme nochmals aufgeführt: „Sot Channukat haMisbe‘ach…“ – „Dies waren die Weihegaben für den Altar…“
 
Als Moscheh zum Ohel Mo’ed, dem Stiftszelt, kommt, um zu G’tt zu sprechen, hört er G‘ttes Stimme aus dem Bereich hinter dem Kaporet (dem Vorhang des Aron haKodesch) und zwischen den Cherubim her.
 
 
Anmerkungen
 
1.   Laut Raschi trug sich das in diesem Abschnitt beschriebene an dem Tag zu, als das Mischkan zum ersten Mal aufgebaut wurde. Er erklärt dazu, dass es drei Lager um das Mischkan gab. Der erste Bereich war das Mischkan selbst, das zweite Lager was das der Lewiten (Lewiim) um das Mischkan herum und das dritte Lager war der äußerste Ring, das Lager der Israeliten.
Raschi: Rabbiner Schlomo ben Jizchak, geboren im Jahr 1040 in Troyes, Frankreich; gestorben am 5. August 1105 ebenda, ist bis heute einer der bedeutesten und maßgeblichen Talmud-Kommentatoren des hohen Mittelalters. Seine Kommentare werden noch heute in den meisten Ausgaben mit abgedruckt. Im Jahr 1055 ging Raschi zunächst nach Mainz und dann nach Worms, um dort an den Jeschiwot zu studieren, die zu den bedeutendsten in Europa gezählt wurden. Um 1064/65 kehrte er nach Troyes zurück, wo er als Winzer und Weinhändler arbeitete.
 
2.   „Sota“: Wenn eine Frau ihrem Ehemann gegenüber untreu ist, ohne dass es dafür einen Beweis gibt, oder wenn ein Mann seine Ehefrau der Untreue unberechtigterweise verdächtigt, so soll er sie im Beisein von Zeugen davor warnen, sich mit einem bestimmten Mann sehen zu lassen. Diese Warnung ist Grundvoraussetzung für die Anwendung dieses Gesetzes. Eine Verdächtigung allein, selbst wenn Ehebruch stattgefunden haben sollte, genügt nicht, die Bedingungen von Sota zu erfüllen, wenn nicht vorher eine Warnung ausgesprochen wurde! Bei der Prozedur der Sota gehen der Ehemann und seine Frau zum Priester des Beit haMikdasch und bringen ein Speiseopfer dar. Der Kohen stellt ein Getränk aus Wasser, Erde und dem aufgelösten Text dieses Tora-Abschnittes her. Die Frau muss nun schwören, die Wahrheit zu sagen und wird darauf hingewiesen, dass die Einnahme dieses Getränkes bei einem evtl. Meineid ernsthafte nachteilige Auswirkungen hat.
 
 
Haftarah: Schoftim 13:2 – 13:25
 
Die Haftarah berichtet über die „Nasir“-Gesetze (siehe auch 4. Abschnitt der Paraschah), die Vorschriften für das Gelöbnis, wenn man sich bestimmter Dinge enthalten möchte. Ein berühmter, obwohl untypischer, Nasir war Schim’on. Er wurde von G’tt durch einen Engel „beauftragt“ und war Nasir von Geburt an – für sein ganzes Leben. Normalerweise wird man ein Nasir durch einen freiwilligen Schwur, an den man dann lediglich einen Monat gebunden war.
 
Die äußerliche Erscheinung – ungeschorenes Haar – sollte dabei der sichtbare Beweis der inneren Heiligkeit sein. In Schim’ons Fall war sein Nasiräertum von wundertätigen Leistungen und heldenhaften Erfolgen gegen die Philister begleitet, welche zu jener Zeit Israels Hauptgegner waren.
 
Der Engel instruiert Schim’ons Mutter (die Frau von Mano’ach aus dem Stamme Dan), wie sie sich verhalten soll, wenn sie schwanger wird. Sie darf keinen Wein trinken und nichts Unreines (tamé) essen
(1).
 
 
Anmerkung:
 
1.   Heutzutage ist die Einstellung, dass eine Frau in der Schwangerschaft keinen Alkohol trinken sollte, um ihrem Kind keinen Schaden zuzufügen, allgemein akzeptiert.
 
 
Psalm 67 – Segen vom Ewigen
 
Es ist uns nicht schwer gefallen, herauszufinden, was die Zuordnung von Psalm 67 zum Wochenabschnitt Nasso determiniert hat: Eine Anspielung auf den Wortlaut des Priestersegens springt sofort ins Auge.
 
Die Tora schreibt den Kohanim vor, was sie sagen sollen:
 
 
„Es segne dich der Ewige und behüte dich. Der Ewige lasse dir leuchten sein Antlitz und sei dir gnädig. Der Ewige wende sein Antlitz dir zu und gebe dir Frieden!“ (Bamidbar 6, 24 – 26). Wie aus dem ersten der hier zitierten Verse klar hervorgeht, kommt der Segen vom Ewigen; die Kohanim sprechen nur ein Gebet um Gottes Segen. Diese Tatsache unterstreicht Vers 27: „Und sie sollen meinen Namen legen auf die Kinder Israel, und ich werde sie segnen.“ Wen wird der Ewige segnen? Die Israeliten (siehe Rabbiner Hertz zu dieser Stelle).
 
Die oben erwähnte Anspielung finden wir im zweiten Vers des Psalmes: „Gott sei uns gnädig und segne uns, er lasse leuchten sein Antlitz gegen uns.“ Rabbiner Hirsch übersetzt:
„Gott gewähre uns geistige Begabung und segne uns, erleuchte sein Angesicht bei uns.“ In seinem Kommentar lesen wir: „Geistige Begabung ist überall der erste nationale Wunsch in der jüdischen Brust – so ja auch in der ersten Bitte der Schmone Esre – und dann erst der Wunsch nach materiellem Segen.“
 
Aber sicherlich ist auch der materielle Segen von großer Bedeutung. Gerade Psalm 67 haben einige Exegeten den Charakter eines Ernte-Dankliedes zugeschrieben:
„Die Erde gab ihr Gewächs; Gott, unser Gott segnet uns“ (Vers 7).
 
Der Psalmist verleiht der Hoffnung Ausdruck, dass der sichtbar werdende Segen alle Völker dazu führen möge, Gott zu huldigen:
 
 
„Dass man auf Erden erkenne deinen Weg, unter allen Völkern deine Hilfe! Die Völker danken dir, Gott, die Völker danken dir alle“ (Verse 3 und 4). Und der Psalm endet: „Gott segne uns, und ihn verehre alle Welt!“ (Vers 8) .
 
 

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