„Noach“ auf einen Blick

Inhaltsangabe - Abschnitt für Abschnitt + Erläuterungen zur Haftarah und Psalm 23 - Was lehrt uns die Sintflut?

5 Min.

ORD Redaktion

gepostet auf 05.04.21

Inhaltsangabe – Abschnitt für Abschnitt

 

 

1. Abschnitt (6:9 – 6:22)
 
„Eleh Toldot Noach Noach isch zadik…“ – „Dies sind die Nachkommen Noachs – Noah war ein gerechter Mann…“ 
 
Im ersten Abschnitt gibt G´tt Noach detaillierte Anweisungen für das Bauen einer "Teiwah" (Arche) und Anweisungen für das Laden der Arche mit zwei Lebewesen jeder Art, um den Fortbestand jeder Art zu sichern. Siehe auch Anmerkung 1)
 
 
2. Abschnitt (7:1 – 7:16)
 
Der zweite Abschnitt enthält weitere Vorkehrungen gegen der Flut: Noach soll sieben Paare von jedem koscheren Tier in die Arche mitnehmen, von den unreinen aber nur ein Paar. Noach und seine Söhne, seine Frau und die Frauen seiner Söhne und alle erforderlichen Tiere gehen in die Arche. Siehe auch Anmerkung 2)
 
 
3. Abschnitt (7:17 – 8:14)
 
Der dritte Abschnitt beschreibt die Mabul (Flut). Es regnete 40 Tage und 40 Nächte. Das Wasser steigt auf eine Höhe von ca. 6,86 m über den Gipfel der höchsten Berge und bedeckt die Erde für 150 Tage. Die Flut tötet alle Tiere, Kriechtiere und Geflügel (aber nicht die Fische). Alles Leben auf der Erde stirbt – ausgenommen Noach und die, die mit ihm in der Arche sind. Schließlich geht das Wasser zurück und die Arche kommt auf dem Berg Ararat zum stehen. Siehe auch Anmerkung 3)
 
 
4. Abschnitt (8:15 – 9:7)
 
G´tt spricht zu Noach, dass alle die Arche verlassen sollen. Noach errichtet einen Altar und bringt G´tt ein Opfer dar. G´tt sagt, dass er nie wieder alles töten wird, wie er mit der Flut getan hat. ER segnet Noach und seine Söhne und spricht: "pru urwu" – "Seid fruchtbar und vermehrt Euch“. 
 
G´tt gibt den Menschen die Erlaubnis, Fleisch zu essen; aber nicht das Fleisch eines lebenden Tieres. Auch wird hier das Verbot zu Morden gegeben. 
 
Diese Gesetze sind ein Teil der sieben Noachidischen Gesetze, die auf die gesamte Menschheit zutreffen. Diese sind:
 
  1. Glaube an G´tt und bete keine Götzen an
  2. Achte G´tt und preise ihn, lästere nicht seinen Namen
  3. Achte menschliches Leben und morde nicht
  4. Achte die Familie
  5. Achte die Rechte und das Eigentum anderer
  6. Schaffe ein Gerichtssystems und übe Gerechtigkeit
  7. Achte alle Geschöpfe und iss nicht das Fleisch eines lebendigen Tieres
 
 
5. Abschnitt (9:8 – 9:17)
 
Da Noach fürchtet, dass seine Nachkommen in einer weiteren Flut umkommen könnten, verspricht ihm G´tt, die Welt nicht nochmals mit einer Flut zu zerstören. Als Zeichen dieses Versprechens erschafft G´tt den Regenbogen.
 
 
6. Abschnitt (9:18 – 10:32)
 
Noach legt einen Weinberg an und macht Wein von den Trauben und wird betrunken. Er schläft nackt ein und wird (nach einem Kommentar von Raschi) von seinem Sohn Cham – der nicht wollte, dass Noach einen vierten Sohn zeugt – kastriert. Als Noach aufwacht und realisiert, was geschehen ist, verflucht er Chams Enkel Kanaan und segnet seine beiden anderen Söhne Schem und Jefet. Dieser Abschnitt zählt anschließend die Nachkommen von Noachs drei Söhnen nach der Flut auf.
 
 
7. Abschnitt (11:1 – 11:32) / Maftir (11:29 – 11:32)
 
Als nächstes folgt die Schilderung des Turmbaus von Bawel, durch den die Menschen versuchen, den Himmel zu erreichen, um mit G´tt zu kämpfen. G´tt verwirrt sie, indem er ihnen unterschiedliche Sprachen gibt, so dass sie sich untereinander nicht verstehen und somit auch den Turm nicht bauen können. Am Ende dieses Abschnittes werden die Nachkommen Schem‘s aufgelistet, darunter auch Terach, der Vater von Awram (der später den Namen Awraham erhält). Awram heiratet Sarai (später „Sarah“), aber sie haben keine Kinder.
 
 
Anmerkungen
 
  1. Raschi merkt an, dass Noach 120 Jahre gebraucht hat, um die Arche zu bauen, so dass die Menschen ihn dabei sehen und ihn nach dem Grund fragen konnten. Noach hat sie vor der Flut gewarnt, so dass sie sich die Möglichkeit zur Umkehr bekamen.
  2. Laut Raschi nahm Noach die koscheren Tiere später, um davon G´tt zu opfern.
  3. Nachfolgend eine Chronologie der Flut nach Meinung des Talmudgelehrten Raw Elieser: 

 

  • 17. Cheschwan: Noach betritt die Arche, es beginnt zu regnen. 
  • 27. Kislew: Der Regen endet nach vierzig Tagen; während der folgenden 150 Tage schwillt das Wasser weiter an bis etwa 6,89 m über den Gebirgsspitzen. 
  • 1. Siwan: Das Wasser beruhigt sich und sinkt langsam. 
  • 17. Siwan: Das Kiel der Arche setzt auf dem Gipfel des Berges Ararat auf. 
  • 1. Aw: Die Gebirgsspitzen brechen durch die Oberfläche des Wassers. 
  • 10. Elul: 40 Tage nachdem die Bergspitzen aus dem Wasser herausragen, öffnet Noach ein Fenster der Arche und schickt einen Raben los.
  • 17. Elul: Noach sendet zum ersten Mal eine Taube aus. 
  • 23. Elul: Er sendet ein zweites Mal eine Taube aus. Sie kehrt mit einem Olivenzweig in ihrem Schnabel zurück. 
  • 1. Tischrei: Dritter Sendung der Taube. Das Wasser ist vollständig abgeflossen. 
  • 27. Cheschwan: Der Boden ist völlig getrocknet. Noach verläßt die Arche. Die Gesamtzeit, die Noach in der Arche verbrachte: 365 Tage, also ein Sonnenjahr bzw. ein Jahr und 11 Tage nach dem Mondkalender.
 
 
Haftarah: Jeschajahu 51:1 – 55:5
 
Jeschajahu zieht einen Vergleich zwischen der Vereinbarung, die G´tt über Noach mit der ganzen Menschheit schloss und den Versprechen an das Volk Israel über des Volkes Zukunft. Genauso, wie G´tt versprach, die Erde nicht mehr mit einer Flut zu bedecken, wird er auch das Volk Israel in Zukunft nicht bestrafen.
 
 
Was lehrt uns die Sintflut?
 
Im Wochenabschnitt „Noach“ lesen wir über eine große Flut (hebr.: Mabul), die nur wenige  überlebt haben:  „Es erstarrte alles Fleisch, was auf Erden auftritt, an Vogel und Vieh und Waldtier und an allem auf der Erde kriechenden Gewürm; und alle Menschen. Alle, deren Antlitz der Hauch des Lebensgeistes war, von allem was sich auf dem Trockenen befindet, starben. Und es löste alles Selbständige auf, das  auf der Fläche des Erdbodens war, vom Menschen bis Vieh, Gewürm und Vogel des Himmels; sie wurden von der Erde weggelöscht, und nur Noach und was bei ihm in der Arche war blieb übrig“ (Bereschit 7, 21-23).
 
Das hebräische Wort „Mabul“ kommt in diesem Wochenabschnitt ein Dutzend Mal vor; sonst findet sich dieses Hauptwort in der Bibel nur noch in Psalm 29: “Der Ewige thronte über der Sintflut, der Ewige wird als König für immer thronen“ (Vers 10). Diese Erwähnung der Flut war für die Zuordnung von  Psalm 29 zum  Wochenabschnitt Noach ausschlaggebend.
 
Es mag stimmen, dass der deutsche Begriff Sintflut etymologisch nicht mit Sünde in Verbindung gebracht werden sollte (siehe tenachon, S. 38). Aber zweifellos war der Mabul nach dem Bericht der Tora eine göttliche Strafe: „Und die Erde war verdorben vor Gott, und die Erde war voll Gewalt“ (Bereschit 6, 11). Nach Raschi bezieht sich „verdorben“ auf Unzucht und Götzendienst und „Gewalttat“ auf Raub. Bemerkenswert ist ein Kommentar zu Gottes Ankündigung:
 
“Das Ende alles Fleisches ist vor mich gekommen, denn die Erde ist voll von Gewalttat durch sie, und so bin ich im Begriff, sie mit der Erde zu verderben“ (Bereschit 6, 13). Raschi kommentiert: „Das Urteil über sie wurde erst durch Gewalttaten besiegelt.“ Man kann den Schluss ziehen, dass Götzendienst und verbotene sexuelle Beziehungen das Urteil nicht besiegelt haben.
 
Die Mabul-Episode ist lehrreich. Sie beweist, dass der Schöpfer seine Welt nicht sich selbst überlässt. Als ein bestimmtes Maß des Unrechts überschritten war, hat der Ewige in die Geschichte eingegriffen und dem schändlichen Treiben ein Ende bereitet. Durch den Untergang der Übeltäter wurde Gottes Königtum sichtbar gemacht.
 
 
Klicken Sie bitte hier, um die Webseite der ORD zu besuchen.

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

Danke fuer Ihre Antwort!

Ihr Kommentar wird nach der Genehmigung veroeffentlicht.

Fuegen Sie einen Kommentar hinzu.