„WaJeschew“

Inhaltsangabe - Abschnitt für Abschnitt + Erläuterungen zur Haftarah und Psalm 112 - Kennzeichen der Gottesfürchtigen

4 Min.

ORD Redaktion

gepostet auf 05.04.21

Inhaltsangabe – Abschnitt für Abschnitt

 

 

1. Abschnitt (37:1 – 37:11)

 

"WaJeschew Ja'akow beErez megurei awiw beErez Kena'an" – "Und Ja'akow wohnte in dem Land, wo sein Vater sich aufgehalten hatte (1), im Lande Kena'an".

Als Jossefs Brüder bemerken, dass dieser von ihrem Vater Ja’akow bevorzugt wird, fangen sie an, Jossef zu hassen. Jossef träumt, dass die Getreidegarben seiner Brüder sich vor der seinen verbeugen. Und auch Sonne, Mond und elf Sterne verbeugen sich in einem Traum vor ihm. Als er seinen Brüdern davon erzählt, steigert sich deren Eifersucht und Haß auf Jossef.
 
 

2. Abschnitt (37:12 – 37:22)
 
Israel (Ja’akow) sendet Jossef zu seinen Brüdern, welche in Schechem (2) Schafe hüten, damit er ihm berichtet, wie es ihnen und den Schafen ergeht. Auf der Suche nach seinen Brüdern spricht ihn ein Fremder (3) an und weist ihm den richtigen Weg zu seinen Brüdern.
 
Seine Brüder sehen ihn kommen und beschließen, Jossef umzubringen und in einen Brunnen zu werfen. Re‘uwen will das verhindern und schlägt vor, Jossef nicht umzubringen, sondern lebend in den (ausgetrockneten) Brunnen zu werfen.
 

3. Abschnitt (37:23 – 37:36)
 
Jehudah aber überzeugt seine anderen Brüder (außer Re‘uwen), Jossef stattdessen an die Jischmaeliten zu verkaufen, welche ihn nach Ägypten mitnehmen. Als Re‘uwen zum Brunnen zurückkommt und Jossef verschwunden ist, zerreißt er vor Kummer seine Kleidung.
 
Um ihren Vater Ja’akow zu täuschen, schicken sie ihm Jossefs Umhang, den sie mit dem Blut eines Ziegenbocks beschmiert haben. Ja’akow nimmt nun an, dass Jossef tot ist und trauert um ihn. In Ägypten angekommen, verkaufen die Jischmaeliten Ja’akow an einen ägyptischen Beamten, einem Gefängniswächter, am Hofe des Pharaos.
 

4. Abschnitt (38:1 – 38:30)
 
Jehudah, einer der zwölf Söhne Ja’akows, heiratet und bekommt drei Söhne. Der älteste Sohn namens Er stirbt früh und sein Bruder Onan nimmt dessen Witwe Tamar zur Frau (5). Auch Onan stirbt bald darauf und Jehudah widerstrebt es, Tamar seinem dritten Sohn zur Frau zu geben. Tamar aber wird schwanger und Jehudah muss zugeben, dass er der Vater der Zwillinge mit Namen Parez (Peretz) und Sarach (Serach) ist.
 

 

5. Abschnitt (39:1 – 39:6)
 

Jossef lebt im Haus des ägyptischen Beamten und G´tt war mit ihm. Er ist sehr erfolgreich, wird bald zum persönlichen Diener ernannt und ist damit für alle Besitztümer seines Herrn verantwortlich. Die Frau des Ägypters versucht mehrmals, Jossef zu verführen, aber ohne Erfolg. Bei einem erneuten Versuch behält sie seinen Umhang zurück und bezichtigt ihn der versuchten Vergewaltigung. Daraufhin wird Jossef in einen Kerker eingesperrt.
 

7. Abschnitt / Maftir (40:1 – 40:2)
 
Der Mundschenk und der Bäcker des Pharaos fallen in Ungnade und werden zu Jossef in den Kerker gebracht. Eines Nachts haben die beiden einen Traum und erzählen Jossef davon. Der Mundschenk sieht im Traum einen Weinstock mit drei Reben, die Trauben hervorbringen. Im Traum nimmt er die Beeren und gießt ihren Saft in Pharaos Becher.
 
Jossef deutet den Traum: die drei Reben stehen für drei Tage, nach denen der Mundschenk wieder in sein Amt zurückkehrt und wieder wie vorher für den Pharao arbeitet.
 
Jossef bittet den Mundschenk für die Deutung darum, an ihn zu denken und sich für ihn einzusetzen, wenn er wieder frei ist.
Auch der Bäcker hat einen Traum: er trägt drei Körbe mit Brot für den Pharao auf seinem Kopf. Das Brot aber fressen Vögel weg. Die Deutung Jossefs: Pharao wird den Bäcker hängen und ihn den Vögeln überlassen.
 
Und in beiden Fällen geschieht, wie es Jossef gedeutet hat. Der Mundschenk aber denkt nicht mehr an Jossef und vergisst ihn.

 

Anmerkungen
 

  1. Chewron (Hebron)
  2. Schechem: Siehe auch Bereschit 12:6, 33:18 und 48:22. Die Stadt Schechem liegt etwa 77 km nördlich von Chewron.
  3. Fremder: laut Ibn Esra handelt es sich um einen Reisenden. Andere Quellen halten ihn für den Engel Gawriel (Targum Jonathan; Raschi).
  4. Raschi: "´Es war in jener Zeit …´ Warum ist dieser Abschnitt hier eingeschaltet und unterbricht den Abschnitt von Jossef? Um zu lehren, dass ihn seine Brüder von seiner Würde absetzten, als sie das Leid ihres Vaters sahen, indem sie sprachen: ´du hast gesagt, wir sollen ihn verkaufen; hättest du gesagt, wir sollen ihn zurückbringen, so hätten wir auch auf dich gehört.´ (Bereschit Rabbah)."
  5. Die sogenannte „Leviratsehe“, hebräisch: „Jibum“: stirbt ein Mann kinderlos, so heiratet sein Bruder die Witwe. Siehe auch D‘warim 25:5 und Ruth 1:15. Es gibt die Meinung, dass die Leviratsehe von Jehudah eingeführt wurde (Bereschit Rabbah 85).

 

Haftarah: Amos 2:6 – 3:8

Amos beklagt sich über das Volk Israel, weil es einen Zadik (Gerechten) für Geld und einen Armen für ein paar Schuhe verkauft hat. G´tt hat die starke Nation der Emoriter zerstört und ihr Land nach dem Auszug aus Ägypten an Israel gegeben. ER macht nichts, ohne seine geheimen Pläne seinen Dienern zu enthüllen.

Psalm 112 – Kennzeichen der Gottesfürchtigen

 

Psalm 112, der sowohl dem Wochenabschnitt Wajeschew als auch dem Wochenabschnitt Behar zugeordnet worden ist, beschreibt das Leben eines gottesfürchtigen, pflichtgetreuen Menschen. Schon der erste Vers hebt einen charakteristischen Zug hervor: 

„Selig der Mann, der den Ewigen fürchtet, sehr Lust hat an seinen Geboten!“ Im Talmud (Avoda Sara 19 a) steht folgende Auslegung: Er hat Freude an der Ausübung der Gebote und nicht an den mit ihnen zu gewinnenden Lohn. Der Talmud merkt an, dass wir dieselbe Lehre auch in einer Mischna finden: „Antigonos aus Sochno pflegte zu sagen: Seid nicht wie Diener, die ihrem Herren dienen, um Lohn zu erhalten, sondern seid wie Diener, die den Herrn bedienen nicht in der Absicht, Lohn zu empfangen“(Sprüche der Väter 1,3).
 
Zu den Kennzeichen des Gottesfürchtigen gehört das Gottvertrauen: 
 
„Vor böser Nachricht fürchtet er nicht, fest ist sein Herz, vertrauensvoll in Gott. Gestützt fühlt sich sein Herz, er fürchtet nicht, sodass er ruhig auf seine Feinde schaut“ (Verse 7 und 8).
 
Rabbiner Hirsch kommentiert:
 
Diese Gemütsruhe kennt nur ein gottesfürchtiger, gegen Gott und Menschen pflichtgetreuer Mensch.“
 
Ein Musterbeispiel gelebter Gottesfurcht finden wir im Wochenabschnitt Wajeschew. Josef, den unsere Weisen als einen Zaddik (Gerechten)   bezeichnen (siehe z. B. Joma 35 b), ließ sich von Potifars Frau nicht zur Sünde verleiten:
 
„ So war es, nach diesen Vorgängen, da hob die Frau seines Herren ihre Augen zu Josef auf und sprach: Lege dich zu mir! Er weigerte sich und sprach zu der Frau seines Herren: Siehe, mein Herr weiß neben mir um nichts, was im Hause vorgeht, und alles, was ihm ist, hat er in meine Hand gegeben; in diesem Hause ist niemand größer als ich; nicht das Geringste hat er mir vorenthalten außer dich, insofern du seine Frau bist: Wie soll ich nun eine so große Schlechtigkeit begehen, und mich gegen Gott versündigen“ (Bereschit 39,7 – 9).
 
Wie Raschi erklärt, war Ehebruch schon den Nachkommen Noachs verboten worden (siehe auch Nachmanides zu dieser Stelle).
 

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