Vom Esel lernen

Wenn solch eine einfache Kreatur wie eine Eselin trotz Schlägen und Herabsetzung die Wahrheit ans Licht bringen kann, dann stelle dir vor, wie wir als Menschen dazu fähig sind…

4 Min.

Rabbiner Lazer (Elieser Rafael) Brody

gepostet auf 01.07.20

“Und die Eselin sah den Engel von HaSchem und drängte sich an die Wand und drückte den Fuß Bileams an die Wand, und er schlug sie noch einmal. Und der Engel von HaSchem ging weiter und trat an einen engen Ort, dass kein Weg zum Ausweichen war zur Rechten oder zur Linken. Und die Eselin sah den Engel von HaSchem und legte sich nieder unter Bileam; da erglühte Bileams Zorn, und er schlug die Eselin mit dem Stock. Da öffnete HaSchem den Mund der Eselin und sie sprach zu Bileam…”

5. Buch Moses – Parascha Balak – Kapitel 22 – Vers 25-28

 

 

Mache Dich niemals klein!

 

 

Weißt du nicht, dass du eine Seele hast, die ein winziger Funke von Haschem ist? Hast du jemals darüber nachgedacht? Dies bedeutet, dass dein Potenzial unbegrenzt ist. Und da Haschem nichts ohne Zweck tut, hast du die weitreichenden Auswirkungen verstanden? Es bedeutet, dass die Welt ohne dich nicht existieren oder funktionieren kann! Sonst hätte Haschem dich nicht gebraucht und dich nicht erschaffen. Denke nicht, dass ich nur versuche, dir ein gutes Gefühl über dich selbst zu geben. Diese einfache Feststellung beruht auf den drei Hauptprinzipien der Emuna, die mein geliebter Lehrer Rav Shalom Arush beleuchtet hat:

 

 

1. Alles kommt von Haschem

2. Alles, was Haschem tut, ist für das ultimative Wohl

3. Alles, was Haschem tut, geschieht zu einem bestimmten Zweck.

 

 

Ich weiß, dass du trotzdem immer noch an dich selbst zweifelt. "Rabbiner Lazer versucht nur, mir ein gutes Gefühl zu geben. Mein lieber Freund, warum bezweifelst du, dass Haschem dir in dieser Welt eine einzigartige Mission gegeben und dir mit Talenten gesegnet hat, um deine Mission hier erfolgreich zu erfüllen? So wird es ganz klar in der Tora geschrieben.

 

 

In Perek Schira, das auch als “Lied des Universums” bekannt ist, sagt der Esel: "Für dich, Haschem, ist die Größe und die Macht und der Triumph und die Herrlichkeit für alles im Himmel und auf Erden deine. Für dich, Haschem, ist die Monarchie und die Souveränität über jeden Führer." [1] Die Menschen bewundern sich, wie der Esel es verdient hat, Haschem so hoch zu loben? Dies ist der Vers, den wir alle in unseren Schabbat Gebeten in der Synagoge sagen, wenn wir die Tora feierlich aus dem Aron Hakodesch (dem heiligen Schrein) herausholen und zur Bima (Podium) bringen. Doch dies sind die Worte, die dem Wiehern des Esels zugrunde liegen! Wie kann das sein?

 

 

Rebbe Chaim ben Attar erklärt [2], dass Bilaam ein Betrüger und überhaupt kein Prophet war. Er war ein erfahrener Astrologe, der in die Sterne blickte und sah, was in Zukunft sein würde. Zum Beispiel sah er, dass Balak dazu bestimmt war, der König von Moab zu sein. Deswegen ging er zu Balak und segnete ihn als solchen. Balak war dann von der Kraft von Bilaams "Segen" überzeugt. Doch als Haschem einen Engel schickte, um Bilaam abzuschrecken, sah er den Engel nicht. Aber der Esel konnte den Engel sehen! Der Esel, der in der Schöpfung kein besonders hohes Statusniveau hat, ist derjenige, der ausgewählt wurde, um Bilaam zu entlarven und den Namen von Haschem heiligen!

 

 

Jesaja, der Prophet, wählte den Esel aus, um das Volk Israel zu tadeln, als er sagte: “Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt es nicht, und mein Volk versteht es nicht.” [3] Der heilige Prophet sagt dem jüdischen Volk, dass sie ihre Augen öffnen und von einem Esel lernen müssen. Autsch!

 

 

Die Gemara erzählt, dass Rebbe Pinchas ben Yairs Esel dazu bereit war, sich zu verhungern, anstatt etwas zu essen, bei dem der “Maasser” nicht richtig entfernt worden war. [4] („Du sollst gewiss den Zehnten geben.“ Die Tora verlangt vom jüdischen Bauern, ein Zehntel seines Ertrages den Leviten und den Armen zu geben. Dieser Zehnte heißt “Maasser”. Landwirtschaftliche Produkte aus Israel werden koscher unter der Voraussetzung, dass der “Maasser” richtig beiseite gelegt wurde.). Wie oft werfen wir Dinge in unseren Mund rein, ohne vorher sorgfältig zu prüfen, ob sie zweifellos koscher sind?

 

 

Was können wir dann von der Eselin in der Parascha Balak lernen?

 

 

Wenn solch eine scheinbar einfache Kreatur den Namen von Haschem auf großartige Weise heiligen kann, können wir das auch! Wenn solch eine glanzlose Kreatur trotz Schlägen und Herabsetzung die Wahrheit ans Licht bringen kann, dann stelle dir vor, wie wir als Menschen dazu fähig sind! Wenn eine einfache Eselin den Willen ihres Schöpfers so genau erfüllen kann, dann können wir es sicherlich auch!

 

 

König David wurde der Autor von Perek Schira [5], weil er die Sprache jeder Schöpfung (Mineralien, Pflanzen, Tiere und natürlich Menschen) verstehen konnte. Er wusste, wie jede Schöpfung Haschem diente und lernte daher von jeder Schöpfung. Im Tora-Teil dieser Woche gibt uns Haschem die große Ehre, in die Rede der Eselin eingeweiht zu sein und zu sehen, wie erstaunlich sie Haschem diente. Wenn die Eselin es schafft, können wir das natürlich auch!

 

 

Glaubst du immer noch, dass dir die Kraft fehlt, um deine Mission in dieser Welt zu erfüllen? Du bist mit einer angeborenen Stärke ausgestattet, die keine andere Schöpfung besitzt: eine heilige Seele, die ein winziger Funke von Haschem ist. Das hat ein Esel nicht. Sicher, er hat seine grundlegende tierische Seele “Nefesch”. Aber er hat keine “Neschama”, unsere heilige Seele, die direkt aus Haschem stammt. Mein lieber Freund, mit deiner Neschama kannst du alles erreichen, was du dir wünschst. Frage es einfach einen Esel. 

 

 

* * * *

[1] 1. Chronik 29:11 

“Dein, HERR, ist die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Hoheit. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. Dein, HERR, ist das Reich, und du bist erhöht zum Haupt über alles.”

 

[2] Ohr HaChaim, Bamidbar, 22:6

 

[3] Jesaja 1:3

“Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt es nicht, und mein Volk versteht es nicht.”

 

[4] Talmud, Chulin, Seite 7

 

[5] Perek Schira (“Lied des Universums”)

 

 

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