Wajeschew-Psalm 112

Psalm 112, der sowohl dem Wochenabschnitt Wajeschew als auch dem Wochenabschnitt Behar zugeordnet worden ist, beschreibt das Leben eines gottesfürchtigen, pflichtgetreuen Menschen.

2 Min.

Prof. Dr. Yizhak Ahren

gepostet auf 05.04.21

Wajeschew-Psalm 112

Kennzeichen der Gottesfürchtigen

 

Psalm 112, der sowohl dem Wochenabschnitt Wajeschew als auch dem Wochenabschnitt Behar zugeordnet worden ist, beschreibt das Leben eines gottesfürchtigen, pflichtgetreuen Menschen. Schon der erste Vers hebt einen charakteristischen Zug hervor: „Selig der Mann, der den Ewigen fürchtet, sehr Lust hat an seinen Geboten!“ Im Talmud (Avoda Sara 19 a) steht folgende Auslegung: Er hat Freude an der Ausübung der Gebote und nicht an den mit ihnen zu gewinnenden Lohn. Der Talmud merkt an, dass wir dieselbe Lehre auch in einer Mischna finden: „Antigonos aus Sochno pflegte zu sagen: Seid nicht wie Diener, die ihrem Herren dienen, um Lohn zu erhalten, sondern seid wie Diener, die den Herrn bedienen nicht in der Absicht, Lohn zu empfangen“ (Sprüche der Väter 1,3).
 
Zu den Kennzeichen des Gottesfürchtigen gehört das Gottvertrauen: „Vor böser Nachricht fürchtet er nicht, fest ist sein Herz, vertrauensvoll in Gott. Gestützt fühlt sich sein Herz, er fürchtet nicht, sodass er ruhig auf seine Feinde schaut“ (Verse 7 und 8). Rabbiner Hirsch kommentiert: „Diese Gemütsruhe kennt nur ein gottesfürchtiger, gegen Gott und Menschen pflichtgetreuer Mensch.“
 
Ein Musterbeispiel gelebter Gottesfurcht finden wir im Wochenabschnitt Wajeschew. Josef, den unsere Weisen als einen Zaddik (Gerechten)   bezeichnen (siehe z. B. Joma 35 b), ließ sich von Potifars Frau nicht zur Sünde verleiten: „ So war es, nach diesen Vorgängen, da hob die Frau seines Herren ihre Augen zu Josef auf und sprach: Lege dich zu mir! Er weigerte sich und sprach zu der Frau seines Herren: Siehe, mein Herr weiß neben mir um nichts, was im Hause vorgeht, und alles, was ihm ist, hat er in meine Hand gegeben; in diesem Hause ist niemand größer als ich; nicht das Geringste hat er mir vorenthalten außer dich, insofern du seine Frau bist: Wie soll ich nun eine so große Schlechtigkeit begehen, und mich gegen Gott versündigen“ (Bereschit 39,7 – 9). Wie Raschi erklärt, war Ehebruch schon den Nachkommen Noachs verboten worden (siehe auch Nachmanides zu dieser Stelle).

 

 

Der Autor ist Psychologe und hat an der Universität Köln gelehrt.

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

Danke fuer Ihre Antwort!

Ihr Kommentar wird nach der Genehmigung veroeffentlicht.

Fuegen Sie einen Kommentar hinzu.