Lernen, lernen, lernen

Er war einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Mussar-Bewegung (jüdische Ethik), seine wichtigste Aufgabe sah er ...

2 Min.

Rabbiner Abraham Itzchak Radbil

gepostet auf 17.03.21

Rabbiner Eliyahu Dessler und die Mussar-Bewegung
 
Er hat in einem kleinen litauischen Städtchen gelernt und später in einer kleinen englischen Gemeinde gelehrt – und wurde zu einem der großen geistigen Führer seiner Generation: Rabbiner Eliyahu Eliezer Dessler. Er war einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Mussar-Bewegung (jüdische Ethik), seine wichtigste Aufgabe sah er im Aufbau des durch den Holocaust zerstörten spirituellen Lebens des jüdischen Volkes.

1891 wurde Eliyahu Dessler im weißrussischen Homel geboren. Sein Vater, Rabbiner Dov Ber Dessler, war Schüler des Gründers der Mussar-Bewegung, Rabbiner Simcha-Zisel Ziwa, der auch als Saba mi Kelm bekannt ist. Dov Ber Dessler war gleichzeitig Toralehrer seines Sohnes Eliyahu. Als wohlhabender Mann unterstützte er viele Toragelehrte finanziell, ebenso die Jeschiwa in Kelm. Auch selbst verbrachte er viel Zeit mit Lernen: So stand er jeden Schabbat um Mitternacht auf, um sich bis zum Morgengebet dem Torastudium zu widmen. Mit neun Jahren bereits schloss sich ihm sein Sohn dabei an.

Ab dem zwölften Lebensjahr lernte

Eliyahu Dessler in der Jeschiwa von Kelm. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges kehrte er in seine Heimatstadt zurück. 1918 ging er wieder nach Kelm und heiratete dort ein Jahr später die Tochter des Rosch Jeschiwa, des Leiters des Lehrhauses.

Die junge Familie verbrachte einige Zeit in den USA. 1927 ging sie nach England, Dessler trat eine Stelle als Rabbiner an einer Londoner Synagoge an. Abends unterrichtete er in der jüdischen Schule.

1942 wurde er zu einem der Gründer des Kollels, einem jüdischen Lehrhaus für verheiratete Männer, in Gateshead. Dort versammelte er bedeutende Toragelehrte, die vor den Nazis aus Osteuropa nach England geflohen waren, und machte es zu einem wichtigen Zentrum jüdischen Lernens. Später konnten weitere religiöse Institutionen durch seien Einsatz ihre Arbeit aufnehmen. Rabbiner Dessler war in dieser Zeit viel unterwegs: Zwei bis drei Tage in der Woche lehrte er in London, reiste dann nach Gateshead, unterrichtete dort und fuhr nach dem Schabbat wieder zurück nach London, mit einem kurzen Halt in Manchester, wo bereits eine Gruppe von Schülern auf ihn wartete. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass als Resultat seiner Arbeit das jüdische Leben in England aufzublühen begann.

1948 zog Rabbiner Dessler nach Israel, wo er die Stelle des Maschgiachs der Jeschiwa Ponewitsch – heute eines der führenden Lehrhäuser weltweit – annahm. Mehrmals wöchentlich unterrichtete er dort die Mussar-Lehre, an freien Tagen reiste er nach Jerusalem, wo er mit Gleichgesinnten ein Mussar-Zentrum eröffneten.

 

Im Jahre 1954 verließ Rabbiner Dessler diese Welt in Folge eines Herzinfarktes. Etwa tausend seiner Schriften und Lehren, die seine Schüler aufschrieben, wurden in Michtav Me’Eliyahu zusammengefasst, zur ersten Jahrzeit 1955. Heute zählt dieses Buch zu einem der wichtigsten Werke der Mussar-Bewegung.

 

 

Der Autor ist Rabbiner in Osnabrück und Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD). Mehr Infos finden Sie auf dem Blog von Rabbi Abraham Itzchak Radbil.

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