Hinter Gittern

Ein großer Teil der Menschen, die sich sozusagen in Freiheit befinden, sind in Wirklichkeit Gefangene ihrer selbst ...

5 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 06.04.21

Auszug aus dem Buch von Rabbi Shalom Arush: “Began Ha´Emuna“ (Dieses Buch ist auch auf Deutsch unter dem Titel “Im Garten des Glaubens“ erhältlich)

 

Im Gefängnis vor Freude tanzen und lachen 

 
Ein Mensch, dessen Glaubensprüfung es ist, im Gefängnis zu sitzen, muss sich trotz der ohne Zweifel schwierigen Glaubensprüfung darüber im Klaren sein, dass sich alles zum Guten wendet, sobald er die in ihm steckende Eigenschaft stärkt, alles mit Liebe zu akzeptieren. Das eben Gesagte lernten wir aus der Geschichte des gerechten Josefs. Als man den gerechten Josef völlig unschuldig ins Gefängnis warf, nahm er das über ihn ungerecht gefällte Urteil mit Liebe und einer überaus großen Freude an. Unsere Weisen lehrten diesbezüglich bereits an Hand des Satzes:
 
„Und Gott war mit Josef, und er war ein Mann, dem alles gelang.“ (1. Buch Moses, Kapitel 39, Vers 2)
 
Das heißt, er sprang vor Freude herum und tanzte, so wie es tatsächlich seine Art war, auch im Gefängnis. Aufgrund seines Glaubens, dass alles zum Guten ist und er immer glücklich war, fuhr er den Erfolg ein, dass der Gefängnisleiter auf ihn aufmerksam wurde. Josef beeindruckte den Gefängnisleiter so sehr, dass dieser sich dazu entschloss, ihm die Hauptverantwortung über alle Gefängnisinsassen zu übergeben. So wie es geschrieben steht:
 
„Der Kerkermeister sah, dass ihm nicht das Geringste fehlte, da Gott mit ihm war, und alles was er tat, ließ Gott gelingen.“ (1. Buch Moses, Kapitel 23, Vers 23)
 
Mit anderen Worten, er hatte im Gefängnis freie Hand, und als die Dauer der von Gott bestimmten Haftzeit sein Ende nahm, kam er ganz schnell auf einen hohen Posten. So wie es geschrieben steht:
 
„Da sandte Pharao hin zum Kerker, dass man Josef rufe; mit hektischer Eile ließen sie ihn aus dem Kerker und er schor sich ab und wechselte seine Kleider und kam vor Pharao.“ (1. Buch Moses, Kapitel 41, Vers 14)
 
Also unmittelbar nach seiner Gefängnisentlassung bestimmte Pharao ihn zum alleinigen Führer Ägyptens, zur damaligen Zeit das mächtigste Imperium der Welt!
 
 
Kommt und seht die Kraft, die im Glauben steckt!
 
Josef hätte auf alle Fälle die von Gott bestimmte Inhaftierungszeit absitzen müssen. Wenn er das über ihn gefällte Urteil nicht durch den Glauben an Gott angenommen hätte, wäre er in Selbstmitleid gestürzt und hätte den ganzen Tag voller Trübsal und Bitterkeit herumgejammert und seine Unschuld beteuert, und dies wiederum hätte ihn ins dunkle Loch der Traurigkeit fallen lassen. Gott hätte ihn darauf hin umgehend mit der Folge verlassen, dass der Gefängnisleiter nicht auf ihn aufmerksam geworden wäre. Deswegen kann niemand wissen, wie sich sein weiterer Gefängnisaufenthalt gestaltet hätte. Vielleicht hätte man ihm noch einige Jahre aufgebrummt oder die anderen Insassen hätten ihn missbraucht, ermordet oder dergleichen – Gott behüte. Kurz gesagt hätte er aufgrund seines seelischen und körperlichen Leidens die Hölle durchlebt, und darüber hinaus versteht es sich von selbst, dass er unter keinen Umständen die außergewöhnlich hoch positionierende Aufgabe erlangt hätte, die er durch seinen Glauben an Gott erlangte.
 
Es sind einige Geschichten bekannt, in denen man erzählt, das weise sowie gerechte Menschen aufgrund unterschiedlicher Ereignisse in ein Gefängnis gesperrt wurden. Allerdings nutzten diese die Zeit zu ihrem Vorteil aus, indem sie jede Sekunde versuchten, sich Gott trotz ihrer Misslage anzunähern. Einige von ihnen schafften es sogar in der Zeit ihrer Inhaftierung ein Buch zu verfassen.
 
Diese Tatsachen können jeden Menschen in allen Lebensgebieten einen positiven Schub geben, um ihre Probleme zu bewältigen. Man muss einfach nur wissen:
 
Bei allem, was einem Menschen widerfährt, geht die Entscheidung Gottes voran.
 
Deshalb muss man Stärke zeigen, indem man alles mit Liebe akzeptiert und weiß, alles ist zum Guten. Wer sich dementsprechend verhält, wird mit Sicherheit beobachten können, wie sich alle seine Probleme zum Guten wenden. So wie es heißt:
 
„Vom Fresser kam Speise und aus dem Starken kam Süßes.“
 
Der Gründer und Erschaffer der Wurzel der jüdischen Mystik, also der Kabbala, Rabbi Schimon bar Jochai sagte diesbezüglich:
 
„Wenn das Volk Israel die von Gott verhängte Strafe (vierzig Jahre lang vor ihrem Einzug in das Heilige Land in der Wüste zu wandern) mit Liebe akzeptiert hätte, also die vierzig Jahre in der Wüste voller Glauben an Gott, Freude und Glücksgefühl marschiert wäre, ohne ständig herumzumeckern, zu nörgeln und sich zu beschweren, dann hätten sie am Ende des vierzigjährigen Marsches – gemeinsam mit Moses – in das Heilige Land einmarschieren dürfen, und dies wäre die Erlösung der ganzen Welt und damit für die gesamte Menschheit gewesen.“
 
Man darf an dieser Stelle nicht vergessen, dass bei allen hier aufgeführten Beispielen von weisen sowie gerechten Menschen die Rede war, wie z.B. Josef dem Gerechten, der gegenüber Gott aufgrund seiner Gebots- und Verbotseinhaltungen eine weiße Weste hatte, und dennoch unschuldig in den Kerker geworfen wurde. Er hat dies nie als ungerecht empfunden oder sich darüber beschwert, im Gegenteil er hat immer alles mit Liebe akzeptiert. Deshalb versteht es sich doch von selbst, dass ein Mensch, der nicht ganz frei von Schuld ist und nicht ausnahmslos gerecht, sich entsprechend verhalten muss.
 
 
„Wen Gott liebt, den bestraft Er“ (Salomos Sprüche, Kapitel 3, Vers 12)
 
Jeder Mensch muss wissen, dass Gott ihn liebt! Des Weiteren kann Er uns immer und überall – völlig unabhängig von Zeit und Ort – hören. Nicht damit genug, Er wartet ja regelrecht darauf, dass ein Mensch zu Ihm betet und mit Ihm spricht. Wenn ein Mensch jeden Tag mit Gott spricht, zu Ihm betet, sich für jede Sünde entschuldigt und sich seinen Mitmenschen gegenüber wohltätig zeigt, dann wird Gott ihn von jeder schrecklichen Lage befreien. Dies gilt für jeden Menschen, auch für die, die im Gefängnis sitzen. Gott wird dem Menschen, der die Entscheidungsgewalt besitzt, den unschuldigen Gefangenen aus dem Gefängnis zu entlassen ins Herz legen, ihn zu entlassen, so wie er es bei Josef dem Gerechten getan hat. Darüber hinaus muss ein Mensch daran glauben, dass Gott Gefangene befreit und Er unzählige Wege kennt, um ihn aus seiner Gefangenschaft zu erlösen.
 
An dieser Stelle muss man anmerken, dass man am Himmelsgericht sofortige Anklage über einen Gefängnisinsassen erhebt, der seine Zeit nicht ausnutzt, um seinen Glauben an Gott auszubauen, also zu beten, dieses Buch zu studieren, usw. Weshalb? Da bei einem Gefängnisinsassen alle notwendigen Voraussetzungen dafür gegeben sind, weil er zum einem sehr viel Freizeit hat und er sich zum anderen weder um Essen noch um Geld sorgen muss.
 
Kurz gesagt, Gott hat ihm die bestmöglichen Konditionen gegeben, um sich den Glauben an Ihn zu erarbeiten.
 
Für einen Menschen, der über einen gesunden Menschenverstand verfügt und insbesondere der sein Leben nach den Regeln des Glaubens führt, versteht es sich von selbst, dass er sich der Herrschaft der Gefängniswärter stets beugen muss sowie sich seinen Mitinsassen gegenüber immer Gutes benimmt. Des Weiteren versucht ein gläubiger Mensch, die Sündenbegehung von Mensch zu Mensch zu vermeiden. Dies wiederum führt dazu, dass er in den Augen seiner Mitmenschen äußerst angenehm wirkt – d.h. also in den Augen seiner Freunde, seiner Mitinsassen, seiner Gefängniswärter usw. -, und dies, weil er jeden Menschen mit ehrerbietendem Respekt entgegnet.
 
Das makellose Verhalten des Inhaftierten wird ihm zu guter Letzt äußerst nützlich sein, da man dies am Himmelsgericht dazu verwendet um ihn so schnell wie möglich aus dem Gefängnis zu befreien. Die Zeit, die er absitzen muss, bis man ihn tatsächlich entlässt, vergeht für ihn dann wie im Fluge und er empfindet den Gefängnisaufenthalt als angenehm, so als ob er gar nicht hinter Gittern sitzen würde. Dieses Gefühl haben uns bereits etliche Menschen mitgeteilt, die aus unterschiedlichen Gründen ins Gefängnis kamen. Sie berichteten uns, dass sie in der Zeit der Inhaftierung zum Glauben an Gott fanden und ihnen diese Lebensbereicherung sehr half, ihr Schicksal mit guten Augen zu betrachten. Dies wiederum half ihnen, den Alltag hervorragend zu bewältigen.
 
 
Unsere Weisen lehren uns: „Welcher Mensch ist frei? Der an Gott glaubt!“
 
Ein großer Teil der Menschen, die sich sozusagen in Freiheit befinden, sind in Wirklichkeit Gefangene ihrer selbst, da sie ihren Begierden nach Geld sowie sonstige Leidenschaften hinterherlaufen. Im Gegensatz dazu gibt es einige Menschen, die im Gefängnis gefangen sitzen und dennoch handelt es sich bei ihnen um wahrhaftig freie Menschen. Der Grund dafür ist, dass sie den Glauben an Gott fanden. Deshalb spielt es für sie keine Rolle mehr, wo sie sich befinden, da es für sie keinen Unterschied macht, ob sie zu Hause sitzen oder im Gefängnis oder sonst wo. Sie haben nur eines im Sinn, ihrem Schöpfer zu dienen und dies kann man überall.

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