Im Namen der Gerechtigkeit

... Polizist, Richter, Strafzettelschreiber, hinter Gittern ... ohne das Recht und die Gesetze würden wir uns in einem Tohuwabohu wiederfinden ...

6 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 06.04.21

Auszug aus dem Buch von Rabbi Schalom Arusch: “Began Ha´Emuna“ (Dieses Buch ist auch auf Deutsch unter dem Titel “Im Garten des Glaubens“ erhältlich)

 
 
Polizist 
 
Die Arbeit, die die Polizisten leisten, ist nicht nur sehr wichtig, sondern auch unverzichtbar für das ganze Land. Sie sorgen für Recht und Ordnung und damit bewahren sie uns vor sehr viel Unheil. Eine außergewöhnliche Weltpersönlichkeit wies schon damals darauf hin, als er sagte: „Bete für das Wohl der Regierung, denn wenn man sich nicht vor ihr fürchten würde, würde einer den anderen bei lebendigem Leib verschlingen!“
 
Mit anderen Worten würden wir uns ohne das Recht und die Gesetze in einem Tohuwabohu wiederfinden. Hieraus kann man entnehmen, welche große Verantwortung auf den Schultern der Polizisten liegt, und deshalb liegt der Schwierigkeitsgrad der für sie zu durchlaufenen Glaubensprüfungen in der gleichen Größenordnung.
 
Die hauptsächliche Glaubensprüfung, die ein Polizist zu überstehen hat ist, seine Staatsgewalt nicht grausam auszunutzen. Deshalb muss er wissen, Gott hat ihm diesen Posten erteilt, damit er die Grausamkeit und seine Begierde nach Macht, die in ihm steckt, austilgt. Daher muss er lernen, seine Staatsgewalt dem Willen Gottes zu unterwerfen, d.h. für Recht und Ordnung zu sorgen, allerdings ohne dabei einem einzigen Menschen grausam zu behandeln, geschweige denn zu quälen.
 
Beispiel:
 
Ein Polizist forderte einen Autofahrer auf, am Seitenstreifen zu halten. Der Grund dafür war eine begangene Überschreitung der Straßenverkehrsordnung. Nun muss der Polizist einen kühlen Kopf bewahren. Also darf er auf die betroffene Person nicht aggressiv, frech oder grob zugehen, da dies in der Regel nur dazu führt, dass sie sich ebenso frech und grob verhält. Daher muss er mit ehrerbietendem Respekt auf die angehaltene Person zugehen, und sie mit einer sanft beruhigenden Stimme ansprechen. Diese Verhaltensweise entnehmen wir auch aus dem Sammelwerk der Sprüche des Königs Salomon, der sagte: „Eine weiche Zunge bricht Knochen“ (Sprüche Salomons, 25. Kapitel, Satz 15)
 
Folglich entgegnet er dem Fahrer mit einem freundlichen Gesichtsausdruck und spricht zu ihm: „Guten Tag, wie geht es Ihnen? Ich möchte vorab klarstellen, dass ich überhaupt nichts Persönliches gegen Sie habe. Ich habe Sie nur angehalten, weil Sie die zulässige Fahrgeschwindigkeit überschritten haben. Sie müssen sich immer vor Augen halten, dass Sie sich aufgrund eines Fahrens mit erhöhter Geschwindigkeit selbst gefährden und darüber hinaus auch noch die Insassen ihres Wagens sowie die restlichen Teilnehmer am Straßenverkehr. Deshalb bitte ich Sie, dass Sie mir Ihren begangenen Fehler ganz ehrlich eingestehen und dass Sie meine Entscheidung gemäß des Gesetzes akzeptieren.“
 
Auch wenn ein Polizist theoretisch das Recht auf seiner Seite hat, einem Menschen eine Geldbuße in hoher Summe aufzubrummen oder ihm sogar ein Fahrverbot zu erteilen, so muss er trotzdem versuchen, verständnisvoll und barmherzig zu sein. Polizisten, die einen Teil oder einige Prozente der von ihnen erteilten Geldbußen als Prämie erhalten, dürfen sich dadurch keineswegs in ihren Handlungen beeinflussen lassen. Im Gegenteil, sie müssen daran glauben, dass Gott ihnen am Neujahrsbeginn festgelegt hat, welche Summe ihre jährlichen Einnahmen betragen. Deshalb spielt es überhaupt keine Rolle, ob sie fleißig Strafzettel verteilen oder nicht, da ihr Einkommen feststeht und darüber hinaus Gott viele Wege hat, um das von Ihm bestimmte Geldbudget an den Mann zu bringen. 
 
 
Richter  
 
Die Arbeit der Richter ist sehr wichtig für das Volk, da man – wie bereits gesagt – ohne Gesetz, Recht und Ordnung kein normales Leben auf dieser Welt führen kann. Jede Person, die über einen gesunden Menschenverstand verfügt, ist sich darüber im Klaren, dass sich die Richter aufgrund ihrer äußerst großen Verantwortung sowie ihrer starken Beeinflussungskraft, stets in einer sehr großen Gefahr befinden.
 
Alle Richter müssen wissen, einzig und alleine Gott spricht über die ganze Welt Urteil. Deshalb muss sich jeder Richter intensiv mit Gebeten an Gott wenden und Ihn darum bitten, dass er niemals ein falsches Urteil fällen wird, da das Leben anderer Menschen von seiner Entscheidung abhängig ist. Deshalb darf sich ein Richter nicht leichtsinnig, übereilt oder grausam verhalten. Im Gegenteil, er muss die ihm gegebene Macht dazu nutzen, je nach Fall zu helfen oder zu erziehen mit dem Ziel, dass der vor ihm sitzende Mensch sein Verhalten von Grund auf verbessern kann. Ein Richter muss also im Fall einer Strafverhängung darauf achten, dass der Verurteilte in dem Urteilsspruch eine deutlich erzieherische Botschaft erkennen kann, die ihm wiederum helfen wird, sein Leben in den Griff zu bekommen. 
 
 
Strafzettelschreiber 
 
Jeder Mensch hat die Pflicht, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um keinen Menschen zu kränken oder zu verärgern. Strafzettelschreiber, deren Arbeit für die Bürger sehr wichtig ist, da durch sie eine gewisse Ordnung im städtischen Straßenbild sowie ein flüssiger Straßenverkehr ohne Störungen ermöglicht wird, müssen ihrer Arbeit mit außergewöhnlich hohem Verständnis sowie mit absoluter Anständigkeit nachgehen. Denn wenn sie sich bei ihrer Arbeit strickt an das trockene Gesetz halten, ohne einen Hauch von Verständnis aufzubringen, laufen sie dadurch Gefahr, sich selbst einen großen Schaden zuzufügen, aufgrund der etlichen Kränkungen und Verärgerungen, die sie dabei verursachen. Dies gilt insbesondere, wenn sie einem Menschen ohne Notwendigkeit einen Strafzettel verpassen, wie z.B.:
  • Eine Person stellt seinen Pkw nur für einige Minuten, ohne das irgendein Fußgänger behindert wird, an der Straßenseite ab. Doch ein Strafzettelschreiber macht sich sofort – ohne Verständnis aufzubringen – an die Arbeit und verpasst dem “Verkehrssünder“ völlig übertrieben einen Strafzettel. Und dies nur, weil eine Person seinen Pkw vor dem Eingang einer Boutique oder dergleichen, nur um etwas abzugeben oder abzuholen, kurz abgestellt hat.  
  • Ein Strafzettelschreiber beobachtet, wie eine Person seinen Pkw in einem nicht klar erkennbaren Halteverbot abstellt. Anstatt ihn darauf aufmerksam zu machen, versteckt er sich oder geht an ihm vorbei, so als ob alles in Ordnung wäre. Sobald sich diese Person vom Fahrzeug entfernt hat springt er wie ein Tiger zur Tat und hängt ihm einen Strafzettel an die Windschutzscheibe…
Fazit:
 
Ein Mensch, dessen Lebensführung vom Glauben an Gott geprägt ist, ist sich darüber im Klaren, dass es im Himmel ein Gericht und einen Richter gibt. Des Weiteren weiß er, über alle seine Handlungen und Tätigkeiten muss er Rechenschaft ablegen, und wird für jede von ihm begangene Sünde bestraft. Im Gegensatz dazu ist ihm klar, dass ein guter Charakterzug alles andere übertrifft und er für jede gute Tat die er tätigt einen unbeschreiblichen guten Lohn erhalten wird, weil er dem Sinn, Zweck und Grund seiner Erschaffung gerecht wurde. Er findet mittels seines Glaubens an Gott immer den goldenen Weg und deshalb hat er sich nicht in den Strom der Grobheit, Frechheit, Missachtung, Lächerlichmachung usw. ziehen lassen. Er hat sein Herz zum Himmel gerichtet, und all seine Taten mit dem Glauben an Gott und mit dem Willen zu helfen ausgeführt. Zu solch einem Menschen bleibt nur noch eines zu sagen: Auf dieser Welt wird er immer glücklich sein und in der kommenden Welt wird es ihm erst so richtig gut gehen.  
 
 
Gott befreit Gefangene und Gefesselte 
 
Jeder Gefängnisinsasse befindet sich in einer Glaubensprüfung. Folglich muss sich jeder hinter Gittern sitzende Mensch darüber im Klaren sein, dass seinem Einsitzen das einzig und alleinige Urteil Gottes voraus ging, mit dem Zweck, ihm seine begangenen Sünden zu erlassen. Daher darf er keinem Menschen die Schuld für seine unangenehme Lage in die Schuhe schieben, d.h. nicht dem Richter, nicht dem Ankläger, nicht dem Staatsanwalt, nicht dem der ihn angezeigt hat, usw.
 
Es gibt auch einige Gefängnisinsassen, die unschuldig hinter Gittern sitzen. In der Regel sind diese Menschen voll mit Zorn und Bitterkeit, da sie nicht nachvollziehen können, weshalb ihnen das Schicksal so unglücklich mitspielen konnte. Allerdings, wenn sie der Wahrheit tatsächlich ins Auge blicken würden, könnten sie dadurch äußerst schnell an Hand ihrer begangenen Sünden erkennen, was die Beweggründe Gottes waren, ihnen diese Strafe aufzuerlegen. Deshalb würden sie sich allesamt geständig zeigen und zugeben, dass es sich bei ihrer Inhaftierung nicht um einen Irrtum handelte, da man am Himmelsgericht bestens darüber informiert ist was sie taten und was nicht. Deshalb bekam jeder von ihnen was ihm gebührt. Aufgrund dessen müssen sie das Urteil Gottes mit Liebe akzeptieren und sich bei Ihm für ihre begangenen Sünden entschuldigen.
 
Die Tatsache, dass ein Mensch einen Urteilsbescheid in seinen Händen hält, muss ihn nicht in die Verzweiflung fallen lassen, da ein reuiger Sünder mit dem Glauben an Gott, mit Gebeten und Wohltaten jedes bereits gefällte Urteil verändern kann. Folglich muss sich solch ein Mensch einen Tagesplan erstellen, in dem er jeden Tag mit Gott spricht und zu Ihm betet mit der Bitte, dass Er ihn aus seiner Gefangenschaft erlöse.
 
Es ist zwingend notwendig, dass ein Mensch sich reuig für seine begangenen Sünden bei Gott entschuldigt und Ihm verspricht, sein Verhalten von Grund auf zu verändern, sodass er nicht mehr sündigen wird. Und solange er nicht zum Glauben mit voller Überzeugung an Gott gefunden hat, muss er so viele Gebete wie möglich an Gott richten.
 
Er muss Gott ständig darum bitten
  • dass Er barmherzig zu ihm sei;
  • dass Er mit ihm nicht streng nach den Buchstaben des Gesetzes verfahren wird;
  • dass Er ihm helfe, seinen bösen Trieb zu beherrschen;
  • dass Er ihm Kraft und Weisheit gibt, und den richtigen Weg weist, sodass er von nun ab, bei allem was er tut, Seinen Willen erfüllt;
  • dass Er von ihm alles Böse fernhält; und
  • dass Er ihn vor schlechten Freunden bewahrt.
Und so muss er mit seinen eigenen, einfach formulierten Worten weiter verfahren.
 
Anmerkung:
 
Das Verhalten, möglichst viele Gebete an Gott zu richten, ist nicht nur spezifisch in diesem beschriebenen Fall ratsam. Es ist bei jeder Sache oder Problem äußerst ratsam, seine ganze Kraft und Zeit in das Gebet an Gott zu investieren. 

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